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Der mündige Patient (PDF) - Mukoviszidose e.V.

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Terminabsprache mit anschließendem Be-<br />

such der CF-Ambulanz).<br />

Um wirksam einwilligen zu können, muss<br />

der <strong>Patient</strong> einwilligungsfähig sein. Das<br />

heißt, er muss in der Lage sein, die geplante<br />

Behandlung in ihrer Gesamtheit zu verstehen.<br />

Das ist auch eine Frage der Vermittlung,<br />

also inwieweit der Arzt in der Lage ist,<br />

sich auf den jeweiligen <strong>Patient</strong>en sprachlich<br />

und emotional einzustellen. Bei Kindern<br />

<strong>Mukoviszidose</strong> ist eine Erkrankung, bei<br />

der es immer wieder und an vielen Stellen<br />

darum geht, einen „gesunden Mittelweg“<br />

zu finden. Das gilt für die Hygiene, für die<br />

Therapie-Compliance und meiner Meinung<br />

nach auch für die Mündigkeit.<br />

Natürlich ist es für uns <strong>Patient</strong>en gut,<br />

richtig und wichtig, informiert zu sein: zu<br />

wissen, was welche Therapie bewirkt und<br />

warum sie wichtig ist. Natürlich wäre es<br />

prima, wenn man so gut informiert wäre,<br />

dass man mit seinem behandelnden Arzt<br />

auf Augenhöhe über Therapieoptionen diskutieren<br />

und dann selbst die Entscheidung<br />

darüber treffen könnte, wie man vorgehen<br />

möchte. Und natürlich gibt einem mehr<br />

Wissen ein größeres Gefühl von Kontrolle<br />

und Selbstbestimmung in einer Situation,<br />

in der der Körper chronisch tut, was er<br />

will – und nicht was man sich wünschen<br />

würde, was im Hinblick auf psychische Gesundheit<br />

nicht zu verachten ist.<br />

Und doch: Wir tun schon so viel. Wir machen<br />

Therapie, wir machen Sport, wir verbringen<br />

Zeit mit Arztbesuchen, und wir<br />

wollen ja nebenher auch noch ein bisschen<br />

und Jugendlichen oder betreuten Personen<br />

werden die gesetzlichen Vertreter, das sind<br />

Eltern oder vom Vormundschaftsgericht<br />

bestellte Betreuer, einbezogen.<br />

Für diesen zusammengehörigen kommunikativen<br />

Prozess hat sich im Amerikanischen<br />

der Begriff „Informed Consent“ durchgesetzt,<br />

der inzwischen, übersetzt mit „informierte<br />

Einwilligung“, auch in Deutschland<br />

verwendet wird.<br />

Mündigkeit ist ein hoher Anspruch<br />

leben. Deshalb ist es zunächst grundsätzlich<br />

viel verlangt, von uns <strong>Patient</strong>en auch<br />

noch Mündigkeit in Krankheitsdingen zu<br />

fordern, wie es Medizinsoziologen oder<br />

mitunter auch die Selbsthilfebewegung<br />

tun. Ich finde, dass jeder auch das Recht<br />

haben muss zu sagen: „Nein, das ist mir zu<br />

viel Krankheit, ich möchte mich auf meinen<br />

Arzt verlassen können und mich nicht<br />

selber informieren müssen!“ Das mag insgesamt<br />

zu einer etwas weniger guten Therapie<br />

führen, aber dafür eben zu mehr Zeit<br />

und Raum für andere, schönere Dinge.<br />

An Stelle von Forderungen wünsche ich<br />

mir daher, dass sowohl Ärzte – in Form<br />

von Geduld und der Bereitschaft, auf<br />

Themen, die vom <strong>Patient</strong>en kommen,<br />

einzugehen – als auch und vor allem die<br />

Selbsthilfe, zu deren Kernprinzipien der<br />

„<strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong>“ klassisch gehörte, zu<br />

einem Klima beitragen, das uns <strong>Patient</strong>en<br />

in unseren Bemühungen aktiv fördert und<br />

unterstützt. Dazu zählt für mich, bezogen<br />

auf die Selbsthilfe, natürlich das Angebot<br />

von Bildung in Krankheitsdingen, aber<br />

auch das aktive Leben von Strukturen,<br />

die Mündigkeit fördern und unterstützen,<br />

Spektrum-Thema: <strong>Der</strong> <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong><br />

So sehr diese Entwicklung zur Anerkennung<br />

der Mündigkeit des <strong>Patient</strong>en auch zu<br />

begrüßen ist, darf nicht vergessen werden,<br />

dass der Arzt auch dem Fürsorgeprinzip<br />

verpflichtet ist. Ein <strong>mündige</strong>s Handeln<br />

stellt hohe Ansprüche an den <strong>Patient</strong>en,<br />

und nicht alle <strong>Patient</strong>en sind immer willens<br />

oder fähig, diesen Ansprüchen gerecht<br />

zu werden. Doch dieses Thema wird im<br />

folgenden Artikel behandelt.<br />

Birgit Dembski<br />

zum Beispiel indem dafür Sorge getragen<br />

wird, dass den <strong>Patient</strong>en die Beteiligung<br />

an wichtigen vereinsinternen Grundsatzentscheidungen<br />

möglichst leicht gemacht<br />

wird, dass um diese Beteiligung geworben<br />

wird. Mündigkeit als (medizin)soziologische<br />

Idee darf in der Selbsthilfebewegung<br />

nicht in Vergessenheit geraten!<br />

Kathrin Bremer<br />

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