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Der mündige Patient (PDF) - Mukoviszidose e.V.

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Leserbriefe<br />

Leserbriefe zur Präimplantationsdiagnostik<br />

Zur Stellungnahme der Arbeitsgemein-<br />

schaft Erwachsene mit CF (muko.info<br />

2/2011 S. 16) erreichten uns mehrere<br />

Leserbriefe, die wir hier gekürzt widergeben.<br />

Sie zeigen, wie heterogen das<br />

Meinungsbild sogar unter CF-<strong>Patient</strong>en<br />

selbst ist. Wegen dieser unterschiedlichen<br />

Meinungen auch unter Vereinsmitgliedern<br />

hat sich der Vereinsvorstand in<br />

der politischen Diskussion nicht auf eine<br />

Seite geschlagen.<br />

Die Entscheidung zur PID hat mich<br />

(46 Jahre, <strong>Mukoviszidose</strong>) sehr erschüttert.<br />

Nicht nur der Einstieg in die Selektion eines<br />

werdenden Lebens nach rein organischen<br />

Maßstäben, sondern insbesondere die Ansicht,<br />

ein Leben mit CF wäre lebensunwert,<br />

ist ein unglaublicher Vorgang. Das ist eine<br />

sehr egozentrische Sichtweise, die allein<br />

auf der Erfüllung persönlichen Lebensglückes<br />

der Eltern basiert. Ich kann das<br />

in Bezug auf Krankheiten nachvollziehen,<br />

bei denen zu 100 % feststeht, dass ein Kind<br />

nicht lebensfähig sein wird. Aber dies auf<br />

Krankheiten auszuweiten, bei denen man<br />

– wie bei der CF – nach aktuellem Forschungsstand<br />

eine doch beachtliche Steigerung<br />

von Lebensqualität und Lebensdauer<br />

erreicht hat, zeigt, in welcher Gesellschaft<br />

wir leben. Zutiefst bedauerlich finde ich,<br />

dass sich der Muko e.V. als Verband nicht<br />

hinter die Betroffenen stellt und sich nicht<br />

zu Wort meldet. Ich empfinde mein Leben<br />

trotz aller Einschränkungen als sehr<br />

lebenswert. Es sind für mich nicht nur die<br />

medizinischen Belange, die das Leben mit<br />

CF schwer machen, letztlich sind es oft der<br />

Umgang mit uns Betroffenen innerhalb<br />

der Gesellschaft, das fehlende Zutrauen<br />

in unseren Wert als Menschen und mangelnde<br />

Unterstützung. Das Verständnis der<br />

Gesellschaft für Behinderte wird weiter<br />

abnehmen. Ein Leben mit CF scheint ein<br />

unwertes Leben zu sein: Gegen diesen Eindruck<br />

werden wir uns nun alle stemmen<br />

müssen – zusätzlich!<br />

Peer Ziegler<br />

Ich lebe mit <strong>Mukoviszidose</strong> und bin un-<br />

bedingter Befürworter der PID. Sollte<br />

ich eines Tages mit meiner Partnerin den<br />

schweren Weg einer künstlichen Befruchtung<br />

gehen, würde ich unbedingt eine<br />

PID wünschen. Man muss übrigens keine<br />

Angst haben, dass mit einer Zulassung und<br />

Anwendung der PID keine Mukos mehr<br />

geboren werden: Bei natürlich verlaufenden<br />

Zeugungen wird weiterhin auf 2000<br />

Kinder ein Muko-Kind geboren, denn bei<br />

natürlicher Zeugung spielt PID keine Rolle,<br />

das vergessen die Gegner des Verfahrens.<br />

Auch das Argument der PID-Gegner,<br />

Eltern wünschten sich Designer-Kinder<br />

und würden Auslese betreiben, ist unsinnig.<br />

<strong>Der</strong> Weg der künstlichen Befruchtung<br />

ist ein harter, steiniger und vor allem sehr<br />

teurer. Somit betreibt der Gesetzgeber seit<br />

Langem die schärfste (finanzielle) Auslese.<br />

Matthias Gibtner, Berlin<br />

Ich habe selbst <strong>Mukoviszidose</strong> und wün-<br />

sche mir mit meinem Mann ein Kind (seit<br />

sieben Jahren). Wir sind gerade mittendrin,<br />

über künstliche Befruchtung nachzudenken,<br />

da ich auf natürlichem Weg nicht<br />

schwanger werde. Wir haben, trotz meiner<br />

Muko, von vornherein beschlossen, dass<br />

wir jedes Kind lieben werden, egal welche<br />

Erkrankung es letztendlich haben könnte.<br />

Das gezeugte Leben (gleich auf welchem<br />

Weg) hat ein Recht auf das Leben! Aufgrund<br />

meiner Muko weiß ich, was auf das<br />

Kind gegebenenfalls zukommen könnte.<br />

Ein Sortieren von Embryonen finde ich<br />

fatal, egal für welchen Zweck. Leben muss<br />

immer lebenswert sein, ganz gleich was für<br />

genetische „Defekte“ vorhanden sind.<br />

Anja<br />

Ich lebe mit <strong>Mukoviszidose</strong> und bin erst<br />

mit 25 diagnostiziert worden, obwohl ich<br />

schon sechs Jahre richtig krank war. Ich<br />

hatte manchmal, als ich auf der Intensivstation<br />

lag, kurz den Gedanken aufzugeben.<br />

Für mich war das eine einzige Qual,<br />

da ich vorher ein ganz normales Leben geführt<br />

habe. Als ich dann die Diagnose bekam,<br />

wurde mir schlagartig bewusst, dass<br />

ein „normales“ Leben nie wieder möglich<br />

sein wird. Glücklicherweise bin ich ein positiv<br />

denkender Mensch, der den Kopf nicht<br />

in den Sand steckt. Aber ganz ehrlich, das<br />

möchte ich keinem Kind antun! Mein Partner<br />

und ich wünschen uns seit vier Jahren<br />

ein Kind. Die Angst, ein krankes Kind zu<br />

bekommen, war bei uns beiden immer präsent.<br />

Wir haben uns immer auch die Frage<br />

gestellt, wie es wohl sein wird, selbst krank<br />

zu sein und dann noch ein krankes Kind<br />

zu haben. Von daher war ich sehr erleichtert,<br />

als die PID in bestimmten Fällen erlaubt<br />

wurde. Wir werden diese Möglichkeit<br />

auf jeden Fall wahrnehmen und sind sehr<br />

dankbar dafür!<br />

Maria Kruczek

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