Der mündige Patient (PDF) - Mukoviszidose e.V.
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<strong>Der</strong> <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong>: Fluch oder Segen …?!<br />
Auf der Internetseite des Bundesgesund-<br />
heitsministeriums steht unter dem Be-<br />
griff „<strong>mündige</strong>r <strong>Patient</strong>“ u. a. folgendes:<br />
… Das Gesundheitssystem braucht den<br />
<strong>mündige</strong>n, eigenverantwortlichen und aufgeklärten<br />
<strong>Patient</strong>en. Deshalb ist die Stärkung<br />
der Rechte und Einflussmöglichkeiten<br />
der <strong>Patient</strong>en/-innen ein zentrales Anliegen<br />
der Gesundheitspolitik, denn ein <strong>mündige</strong>r<br />
<strong>Patient</strong> ist in der Lage mitzuhelfen, die Qualität<br />
im Gesundheitswesen weiter zu verbessern<br />
…<br />
Aufgrund einer Notfallsituation lag ich<br />
auf der Intensivstation eines heimatnahen<br />
Krankenhauses, welches bis dato noch keinen<br />
CF-ler behandelt hatte. <strong>Der</strong> Assistenzarzt<br />
bestand sofort auf einer Bronchoskopie,<br />
der ich nicht zustimmte. <strong>Der</strong> Oberarzt<br />
hörte mir später in aller Ruhe zu und hielt<br />
auf meinen Wunsch hin Rücksprache mit<br />
der Ambulanz in Hannover. Er zeigte Verständnis<br />
für mich und meine Situation.<br />
Ich begann mit einer IV-Antibiose. Warum<br />
bekomme ich 200 mg Tobramycin? Bekommen<br />
Sie sonst mehr? Ja. Die Folge: Die<br />
Dosierung wurde erhöht.<br />
Die zeitliche IV-Gabe war eher unregelmäßig.<br />
Ich musste mehrmals darauf hinweisen,<br />
dass es so nicht geht. Das Pflegepersonal<br />
reagierte unterschiedlich. Ich vermute<br />
fast, sie waren angenervt von mir („DIE<br />
schon wieder!“) Ich erinnere mich: Als ich<br />
die Krankenschwester vorsichtig darauf<br />
aufmerksam machte, dass das Meronem<br />
nicht in die Vene läuft, sondern vorbei (das<br />
Pflaster war quasi getränkt!), gab sie mir<br />
deutlich zu verstehen: Nein, das kann nicht<br />
sein. Vielleicht schwitzen sie. ICH weiß,<br />
wann ICH schwitze, und das ist nicht der<br />
Fall. Meine Wortwahl und mein Tonfall<br />
waren immer höflich. Mein Gedanke war:<br />
<strong>Der</strong> nächste Schichtwechsel kommt und ist<br />
hoffentlich entspannter in seiner Tätigkeit.<br />
Neues Personal – neues Glück!<br />
Ich könnte hier noch einige Episoden aus<br />
vergangenen Jahren niederschreiben. Zum<br />
Beispiel die „Sie können ja auch drogenabhängig<br />
sein“-Episode. Ich hatte alles dabei<br />
für einen neuen Zugang bei meiner Heim-<br />
IV. Da ist nun eine <strong>Patient</strong>in, die sagt, was<br />
sie möchte. Im Nachhinein glaube ich,<br />
diese Situation kannte der Arzt überhaupt<br />
nicht. Er war überfordert.<br />
Was sagt man zu einem Arzt, der vor einem<br />
steht und zitiert: <strong>Mukoviszidose</strong> ist mir<br />
durchaus bekannt. Zusätzlich haben Sie<br />
CF. Wie äußert sich das Krankheitsbild?<br />
Tja, da erscheint es mir doch extrem wichtig,<br />
ein <strong>mündige</strong>r <strong>Patient</strong> zu sein.<br />
Mein Fazit: Ich glaube, bei Ärzten (und<br />
beim Pflegepersonal als erster Ansprechpartner)<br />
kommt es neben dem medizinischen<br />
Fachwissen immer auch auf den<br />
Charakter an: auf den Menschen im blütenweißen<br />
Outfit. Einige sind sehr besonnen<br />
und hören einem besorgten CF-ler zu<br />
– trotz sicher vorhandenen Zeitmangels.<br />
Dann legen sie den medizinischen Stand-<br />
Spektrum-Thema: <strong>Der</strong> <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong><br />
Anne Holtmann<br />
punkt dar. Wichtig für mich ist, dass es<br />
verständlich ist. Von einem Arzt erwarte<br />
ich nun einmal Aufklärung und Hilfe.<br />
Dann ist im Idealfall eine Vertrauensbasis<br />
gegeben, und ein Arzt-<strong>Patient</strong>en-Verhältnis<br />
mit gesundheitlichem Erfolg für mich<br />
kann entstehen. Einige Ärzte sind es hingegen<br />
nicht gewohnt, dass man als chronisch<br />
kranker <strong>Patient</strong> in einem gewissen Maße<br />
informiert ist und Behandlungen hinterfragt.<br />
Es muss erlaubt sein, Fragen zu stellen.<br />
Es geht um mich. Trotzdem brauche<br />
ich Ärzte. Ich habe kein Medizinstudium<br />
absolviert.<br />
Anne Holtmann<br />
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