Der mündige Patient (PDF) - Mukoviszidose e.V.
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Spektrum-Thema: <strong>Der</strong> <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong><br />
Mitarbeit des <strong>Patient</strong>en ist wichtig<br />
Mein Name ist Thomas, ich bin Ende Mai<br />
doppellungentransplantiert worden. Nach<br />
langem Hadern und beinahe etwas zu spät<br />
hat es dann doch noch mit der Listung geklappt.<br />
Ich habe mich früher nie viel mit<br />
der Thematik meiner Erkrankung auseinandergesetzt.<br />
Man inhalierte, machte<br />
Schleimsekretion und etwas Sport, Hauptsache,<br />
Bewegung. Vor zehn Jahren dann,<br />
als es etwas schlechter wurde, begann<br />
man regelmäßig in die Ambulanz zu fahren<br />
(einmal im Quartal) und sich über die<br />
dazugehörigen intravenösen Antibiotika-<br />
Maßnahmen zu informieren. Man las über<br />
Antibiogramme und Wirkweisen unterschiedlicher<br />
Antibiotika sowie deren Verträglichkeit.<br />
Das war mir vom Wissen und<br />
Tun eigentlich ausreichend. Vor ungefähr<br />
fünf Jahren sagte meine Ambulanzärztin<br />
dann, ich solle mich mal ganz langsam mit<br />
dem Gedanken auseinandersetzen, ob eine<br />
Lungentransplantation für mich in Frage<br />
käme. Da wusste ich, dass die Zeit gekommen<br />
war, sich intensiv mit dem Thema<br />
auseinanderzusetzen. Ich las viel Positives,<br />
etwas über Mittelwerte und Statistiken,<br />
aber auch Negatives. Die Seite von Udo<br />
Grün, Mukoland, wurde jedoch zu einem<br />
treuen Begleiter für mich in dieser unsicheren<br />
Zeit. Ich schätze die sehr sachliche,<br />
kompetente und neutrale Beschreibung<br />
seiner Berichte, ohne etwas zu verschönern<br />
oder zu verschlimmern. Einfach neutral<br />
halt. Viele gute Tipps, auch rund um den<br />
Alltag, und mit seiner Disziplin Vorbild<br />
für andere.<br />
Trotz immer mehr Informationen, die man<br />
sich zusammentrug, wollte die Sicherheit<br />
meiner Entscheidung nicht kommen. Für<br />
mich stand nie zur Debatte, ob ich mich<br />
transplantieren lassen will. Es gab nur die<br />
Frage nach dem richtigen Zeitpunkt, wann<br />
man sich listen lassen sollte. Nach einigen<br />
großen Einbrüchen der gesundheitlichen<br />
Situation war mir dann zum Glück<br />
klargeworden, dass die Zeit nun da ist.<br />
Ich bin zwar erst frisch transplantiert und<br />
noch nicht zu Hause, aber ich bereue es nicht.<br />
Weder den Eingriff selbst, noch die einge-<br />
hende Information, die ich mir angeeignet<br />
habe. Ich scheue es nicht, Dinge zu hinterfragen,<br />
die mir unklar sind, umso wichtiger<br />
wird einem dann auch, wie wichtig Mitarbeit<br />
und pünktliche Tabletteneinnahme<br />
sind. Keiner geht diesen Weg gerne, aber<br />
man kann viel dazu beitragen, dass er gut<br />
verläuft. <strong>Der</strong> Rest ist Vertrauen in die Ärzte.<br />
Mir ist im Leben oft aufgefallen, dass Ärzte<br />
im Allgemeinen einen informierten <strong>Patient</strong>en<br />
schätzen, jedoch darf man nicht zu<br />
gut informiert sein, das kommt nicht gut<br />
an. Ideal ist, wenn der Arzt das Gefühl<br />
hat, er weiß in jeder Situation mehr als<br />
der <strong>Patient</strong> (was nicht immer der Fall ist).<br />
Ich schätze es an einem Arzt sehr, wenn<br />
sie/er den <strong>Patient</strong>en mit einbindet in ein<br />
Gespräch, Fragen auch kritischer Natur<br />
zulässt und einem erklärt, warum etwas<br />
„so“ ist. Ärzte, die einfach sagen, das<br />
müssen Sie jetzt nehmen, und Fragen<br />
nicht mögen („wofür bekomme ich das?“,<br />
„Gibt es in diesem Fall auch nebenwirkungsärmere<br />
Präparate?“), produzieren<br />
meiner Meinung nach ungewollt Ängste<br />
oder Unsicherheiten. Zum Glück gibt es<br />
ja unterschiedliche Menschen, so dass ich<br />
bisher eigentlich immer gut mit meinem<br />
Gegenüber über Fragen reden konnte.<br />
Ausnahmen bestätigen leider die Regel.<br />
Ich möchte mich auf diesem Weg besonders<br />
bei meiner Frau bedanken, die in der<br />
Zeit, in der es mir schlecht ging, immer für<br />
mich da war und oft auch ein Auge zugedrückt<br />
hat, als ich wieder Informationen in<br />
mich aufsog wie ein Schwamm. Die Situation<br />
hat uns noch mehr zusammengeschweißt,<br />
und ich hoffe, nun etwas zurückgeben zu<br />
können von dem, was mir zuteil wurde.<br />
Thomas Mielke (CF, 38 Jahre)<br />
Thomas und seine Frau am<br />
Tag der Hochzeit.