Der mündige Patient (PDF) - Mukoviszidose e.V.
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Spektrum-Thema: <strong>Der</strong> <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong><br />
Für die eigene Gesundheit einsetzen<br />
Ich bin 34 Jahre alt und CF-<strong>Patient</strong>in.<br />
Durch mehrere Umzüge bin ich schon mit<br />
so einigen Ärzten in Kontakt gekommen<br />
und habe eher das Gefühl, dass meine eigene<br />
Meinung mehr gefürchtet als geschätzt<br />
wird! Es ist oft ein Kampf um die richtige<br />
medizinische Behandlung, und in Situationen<br />
körperlicher Schwäche (während<br />
eines Infekts) ist man oft geneigt, einfach<br />
nachzugeben, um einer Konfrontation mit<br />
dem Arzt aus dem Weg zu gehen.<br />
Zum Glück habe ich es bisher durchhalten<br />
können, denn wenn ich mich in den letzten<br />
Jahren einfach „fallen gelassen“ hätte,<br />
würde ich jetzt nicht mehr hier sitzen! Die<br />
Ärzte hatten mich 2003 schon aufgegeben,<br />
aber durch meinen Behandlungsplan und<br />
meine Kämpfernatur (meine Joggingschuhe<br />
standen als Motivation neben meinem<br />
Bett) habe ich nach vier Wochen die Klinik<br />
wieder verlassen können (lebend!). Dass<br />
nicht jeder CF-<strong>Patient</strong> nach „Schema F“<br />
behandelt werden kann, ist bei den meisten<br />
Ärzten wohl noch nicht angekommen.<br />
Denn wenn man mit eigenen Vorschlägen<br />
kommt und das Wissen über den eigenen<br />
Körper mit einbringen will, wird das meist<br />
ignoriert.<br />
Ich habe mich seit meinem 18. Lebensjahr,<br />
als ich von zu Hause auszog, mit meiner<br />
Krankheit intensiver beschäftigen müssen<br />
und kenne meinen Körper ganz genau. Ein<br />
Arzt, der mich alle paar Monate sieht (meist<br />
in schlechtem Zustand), kann meiner Meinung<br />
nach nicht genau einschätzen, wie<br />
und was sich jetzt verändert hat. Dass man<br />
jedes Mal mit der Krankengeschichte bei<br />
Adam und Eva anfangen muss, zeigt dies<br />
deutlich. Bekommt man in der Transplantationsambulanz<br />
dann jedes Mal einen anderen<br />
Arzt vor die Nase gesetzt, fragt man<br />
sich schon, wie derjenige den Zustand zum<br />
letzten Termin vergleichen soll (außer mich<br />
zu fragen, wie es das letzte Mal war).<br />
Die wie ich finde, notwendige Auseinandersetzung<br />
mit meiner Krankheit, den dazugehörigen<br />
Blutwerten, Lufu-Befunden<br />
und Ähnlichem hat mich im Laufe der<br />
Jahre zu einem Experten für mich selbst<br />
gemacht! Da kann kein Arzt mithalten,<br />
und deshalb finde ich es wichtig, dass die<br />
Meinung und Vorschläge des <strong>Patient</strong>en in<br />
die Behandlungsmethoden des Arztes mit<br />
einfließen sollten. Es geht schließlich um<br />
meine Gesundheit!<br />
Eher gefürchtet als gewollt<br />
Meine Tochter ist zehn Jahre alt, wir leben<br />
seit achteinhalb Jahren mit der Diagnose.<br />
Mal besser, mal schlechter. Dieses Jahr war<br />
bisher kein gutes Jahr für uns. Wir hatten<br />
unsere erste Heim-IV laufen, am zweiten<br />
Tag landeten wir stationär in der Klinik.<br />
Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der gerne<br />
die Zusammenhänge und Hintergründe<br />
versteht, auch in anderen Bereichen bin<br />
ich kritisch: Ich kann nur Verstandenes<br />
auch richtig und konsequent umsetzen.<br />
Im Falle des Ärzteteams um meine Tochter<br />
ist das Ganze nicht so einfach. Auf der<br />
einen Seite wird ziemlich viel Wissen vorausgesetzt,<br />
wodurch z.B. unsere Heim-IV<br />
geplatzt ist, auf der anderen Seite hat man<br />
sehr häufig das Gefühl, ein „Zeitdieb“<br />
zu sein.<br />
Muko-Familien sind, denke ich, sehr spezielle<br />
<strong>Patient</strong>en. Es geht nicht um eine Krank-<br />
Wenn etwa erst nach einer Woche erfolgloser<br />
i.v.-Therapie nach Arztschema auf<br />
meinen Vorschlag eingegangen wird, hat<br />
man wertvolle Zeit verloren! Ich muss es<br />
schließlich ausbaden, wenn eine Therapie<br />
nicht anschlägt, weil der Arzt mich wieder<br />
mal ignoriert hat! Individuelle Nebenwirkungen<br />
und unverträgliche Medikamente<br />
eingeschlossen.<br />
Man muss aber wirklich wissen, von was<br />
man redet – und es dauert Jahre, bis man<br />
sich auskennt im Werte-Dschungel. Ich<br />
habe inzwischen einen wundervollen Lungenfacharzt<br />
(Danke Dr. R.!), der mit mir<br />
zusammen eine Behandlungsstrategie entwirft<br />
und offen für Vorschläge von mir ist!<br />
Deshalb bin ich in den letzten drei Jahren<br />
immer stabiler geworden und hoffentlich<br />
noch weit von einer Transplantation entfernt.<br />
Auch wenn es Kraft und Nerven kostet (auf<br />
beiden Seiten), es lohnt sich, sich für seine<br />
Gesundheit einzusetzen, denn ich will so<br />
richtig alt werden!<br />
S.B.<br />
heit, die man durchstehen muss, und danach<br />
ist alles gut. Die Krankheit wird erst<br />
mit dem Tod besiegt sein, der Kampf ist<br />
verloren – wenn man alles gut gemacht hat,<br />
eher später als früher, dennoch wird man<br />
verlieren. Man ist einfach nicht mehr bereit,<br />
drei Stunden auf einem Flur der Klinik<br />
auf einen Arzt zu warten, der dann keine<br />
Zeit hat, eine Verschlechterung („aber so<br />
schlimm ist es ja gar nicht“) zu besprechen.<br />
Ich denke, dass <strong>mündige</strong> <strong>Patient</strong>en sehr