Bosnien-Herzegowina - MGFA
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II. Strukturen und Lebenswelten<br />
Tito-Ära am Leben geblieben. In der zweiten Häl�e der 1960er<br />
Jahre forderten kroatische, montenegrinische und mazedonische<br />
Intellektuelle offen mehr kulturelle Rechte. Als während der Protestdemonstrationen<br />
des »Kroatischen Frühlings« 1971 der Ruf<br />
nach einem selbstständigen kroatischen Nationalstaat laut wurde,<br />
brach eine der schwersten inneren Krisen Jugoslawiens seit<br />
1945 aus. Aber Tito gelang es, die Autonomiebestrebungen der<br />
Kroaten mit harter Hand vorläufig unter Kontrolle zu bringen.<br />
Die nach dem Tode Titos 1980 eingeleitete Liberalisierung<br />
des politischen Systems gab den nationalistischen Bewegungen<br />
neuen Au�rieb. 1981 kam es zu blutigen Unruhen im Kosovo,<br />
als die Albaner die Anerkennung ihrer Provinz als siebte Republik<br />
forderten, während Vertreter der Serben die Diskriminierung<br />
durch die Albaner anprangerten. 1983 wurden die Verfasser<br />
einer »Islamischen Deklaration«, unter ihnen der spätere bosnische<br />
Präsident Alija Izetbegović, zu mehrjährigen Gefängnisstrafen<br />
verurteilt, weil sie angeblich auf jugoslawischem Boden<br />
einen islamischen Staat errichten wollten.<br />
In Kroatien gründete der ehemalige General und Historiker<br />
Franjo Tudjman, der 1967 wegen seines Engagements für die<br />
kroatische Nationalbewegung aus der Kommunistischen Partei<br />
ausgeschlossen worden war und später wegen staatsfeindlicher<br />
Aktivitäten mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte, 1989 die national<br />
orientierte Partei Kroatische Demokratische Gemeinscha�<br />
(Hrvatska demokratska zajednica, HDZ), mit der er 1990 die<br />
ersten freien Wahlen Kroatiens gewann. In Serbien trieb Slobodan<br />
Milošević, der zweiten Häl�e der 1980er Jahre an die Spitze<br />
der serbischen Kommunisten getreten war, den Nationalismus<br />
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picture-alliance/dpa