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Bosnien-Herzegowina - MGFA

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I. Historische Entwicklungen<br />

nenherrscha� ha�e sich eine teilweise starke Verbindung der<br />

Franziskaner mit den südslawischen Nationalbewegungen entwickelt.<br />

Des weiteren versuchte vor allem die ungarische Seite,<br />

eine faktische Erweiterung des Bistums von Djakovo (Kroatien)<br />

um die besetzten Gebiete zu verhindern. Die Angst in der ungarischen<br />

Reichshäl�e, dass dem magyarischen mit einem kroatisch<br />

geführten slawischen Teil innerhalb der Doppelmonarchie<br />

ein ernstha�er Konkurrent erwachsen würde, war durchaus berechtigt;<br />

die Stärkung des katholischen Glaubens trat dagegen in<br />

den Hintergrund. Dies zeigt die Zunahme von nationalen Einzelinteressen<br />

in der Endphase des Vielvölkerreichs.<br />

Die serbisch-orthodoxe Kirche ha�e erhebliche Bedeutung<br />

für die serbische Nationalideologie. Sie war darum nur schwer<br />

in das Kirchensystem Österreich-Ungarns einzugliedern. Das<br />

Verhältnis der beiden Systeme zueinander wurde für <strong>Bosnien</strong>-<br />

<strong>Herzegowina</strong> in einem Abkommen mit dem Ökumenischen Patriarchen<br />

in Konstantinopel (Istanbul) vom 28. März 1880 geregelt.<br />

So wie der österreichische Kaiser mit dem Heiligen Stuhl<br />

das Recht ausgehandelt ha�e, die katholischen Bischöfe einzusetzen,<br />

so konnte er nun auch die serbisch-orthodoxen Metropoliten<br />

ein- und absetzen. Zu den drei Metropolien mit Sitzen<br />

in Sarajevo, Mostar und Tuzla wurde im Jahr 1900 zusätzlich die<br />

Metropolie Banja Luka–Bihać gegründet. Die Metropoliten erhielten<br />

ihre Besoldung wie die katholischen Bischöfe aus Wien.<br />

Die österreichisch-ungarische Verwaltung subventionierte sowohl<br />

den Bau katholischer als auch orthodoxer Kirchen, so dass<br />

allein zwischen 1879 und 1897 in den besetzten Provinzen 151<br />

orthodoxe Kirchen und Klöster errichtet wurden.<br />

Mit diesen und anderen Maßnahmen sollte die serbische<br />

Orthodoxie in <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong> vom jungen serbischen<br />

Nationalstaat abgekoppelt werden. Dies erwies sich als fast unmögliches<br />

Unterfangen, war doch die serbisch-orthodoxe Kirche<br />

während der Osmanenherrscha� zum Kristallisationspunkt<br />

des Serbentums geworden. Kennzeichnend für die Position der<br />

Doppelmonarchie war, dass die österreichisch-ungarische Verwaltung<br />

nicht den Begriff »serbisch-orthodox«, sondern »griechisch-orthodox«<br />

oder später nur »orthodox« (pravoslavno) verwendete<br />

und als Eigenbezeichnung erlaubte. Erst 1905 erreichte<br />

das nationalbewusste serbische Bürgertum, dass die bosnisch-<br />

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