Bosnien-Herzegowina - MGFA
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Vom christlichen Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert<br />
verstrickte die europäischen Großmächte in immer größere Auseinandersetzungen,<br />
weil sie bei der Au�eilung der »Erbmasse«<br />
unterschiedliche Interessen verfolgten. Es war nun nicht mehr<br />
die militärische Stärke der Osmanen, sondern der politische und<br />
militärische Druck der europäischen Großmächte, der Österreich<br />
im Frieden von Sistowa (1791) zwang, auf einen Teil seiner<br />
Eroberungen zu verzichten.<br />
Die ökonomischen und sozialen Strukturen <strong>Bosnien</strong>s veränderten<br />
sich im 17. und 18. Jahrhundert. Muslimische Handwerker,<br />
Kaufleute und Händler schlossen sich den Janitscharen<br />
(vgl. S. 20) an, um deren Privilegien zu genießen. Diese wiederum<br />
engagierten sich mehr im Handel und Handwerk, als dem<br />
Kriegshandwerk nachzugehen. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts<br />
entstand eine serbisch-orthodoxe Kaufmannscha�, was auch zu<br />
einem Erstarken der orthodoxen Kirchengemeinden in Mostar<br />
und Sarajevo führte. Spannungen bestanden zwischen dem orthodoxen<br />
Klerus und den Katholiken bzw. den seit dem 13. Jahrhundert<br />
in diesem Raum tätigen Franziskanermönchen. Die<br />
Quellen zeugen von den Versuchen des orthodoxen Patriarchen,<br />
die Katholiken zur Übernahme des orthodoxen Ritus und zur<br />
Entrichtung der damit verbundenen Abgaben zu zwingen. Die<br />
kirchenpolitischen Auseinandersetzungen spiegeln jedoch nicht<br />
das Verhältnis unter den Gläubigen wider. Katholiken, Orthodoxe<br />
und Muslime ha�en zwar entsprechend ihrer jeweiligen<br />
Religionszugehörigkeit teilweise unterschiedliche Wertvorstellungen<br />
und Traditionen. Dennoch kann nicht von einem Gegeneinander,<br />
sondern zumindest von einem Nebeneinander der<br />
unterschiedlichen Religionen und Ethnien angehörenden Menschen<br />
gesprochen werden. Sowohl die muslimische als auch die<br />
nichtmuslimische Bevölkerung <strong>Bosnien</strong>s ha�en jedoch unter den<br />
Auswirkungen einer Krise zu leiden, von der das osmanische<br />
Militär- und Verwaltungssystem befallen war. Sie drückte sich in<br />
der Eintreibung überhöhter Steuern und Abgaben ebenso wie in<br />
Übergriffen marodierender Soldaten aus, die o� lange und nicht<br />
selten vergeblich auf ihren Sold warten mussten. Neben den aus<br />
den Reihen der ländlichen Bevölkerung rekrutierten Einheiten<br />
gefährdeten auch die Janitscharen die Sicherheit in der Provinz.<br />
Markus Koller und Konrad Clewing<br />
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