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Bosnien-Herzegowina - MGFA

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Von Dayton nach Europa?<br />

einer seiner Vorgänger, Carlos Westendorp, 1998/1999 gescheitert<br />

war, andere, wie Wolfgang Petritsch und Paddy Ashdown<br />

von 1999–2005, fast alle wichtigen Gesetze des Landes und der<br />

Entitäten per Dekret erlassen und Hunderte von Amtsträgern aus<br />

ihren Funktionen entfernt ha�en. Dies zeigt eindrucksvoll das<br />

Ringen der IG um die Suche nach dem »archimedischen Punkt«,<br />

mit dessen Hilfe <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong> mit Gewalt in die europäische<br />

staatliche »Normalität« gehebelt werden sollte. Dazu<br />

passen die derzeit immer konkreter werdenden Überlegungen,<br />

die Entscheidung des Lenkungsausschusses vom Juni 2006 (s.o.)<br />

wieder rückgängig machen und die Arbeit eines Hohen Repräsentanten<br />

mit starken Eingriffsbefugnissen fortsetzen zu wollen.<br />

Christian Schwarz-Schilling hat bereits seinen vorzeitigen Rückzug<br />

angekündigt – auch ein stillschweigendes Eingeständnis,<br />

dass <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong> bis heute nicht in der Lage ist, seine<br />

Geschicke selbst zu lenken.<br />

Ja, Dayton hat das geschaffen, was es erreichen sollte: Das<br />

Land zu befrieden, die Folgen einer humanitären Katastrophe zu<br />

beseitigen, entwicklungsfähige Grundlagen für ein funktionierendes<br />

und rechtsstaatliches Gemeinwesen zu legen und dabei<br />

die voneinander abweichenden Interessen von Kriegsparteien in<br />

eine äußerst komplizierte Balance zu bringen. Dies ist ein Erfolg,<br />

der nicht gering geschätzt werden sollte und auch nicht kleingeredet<br />

werden darf. Er wird jedoch eingeschränkt durch einen<br />

außerordentlich hohen Mi�el- und Personaleinsatz, Ressourcenverschwendung<br />

aufgrund von Verantwortungswirrwarr und<br />

o� auch die gegenläufige Arbeit wichtiger Entscheidungsträger<br />

(UN, EU, OSZE, NATO, Europarat). Ein über Jahre hinweg äußerst<br />

zäher Mi�elabfluss, vor allem der europäischen Hilfsgelder,<br />

sowie starke parallellaufende Einflüsse, besonders der USA,<br />

deren Botscha�er und zeitweise <strong>Bosnien</strong>-Sonderbeau�ragte o�<br />

eine eigene Agenda verfolgten, beeinflussten die Entwicklung<br />

negativ. <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong> war die erste große internationale<br />

»Peace Building«-Aufgabe der IG nach dem Ende des Kalten<br />

Krieges. Man hat aus Fehlern lernen müssen. Der Lernprozess<br />

dauert an, wie andere Krisengebiete heute zeigen.<br />

Ungeschminkte Nüchternheit bei der Bewertung des Erreichten<br />

ist aber zu empfehlen. Von einem »voll funktions- und<br />

arbeitsfähigen« Staatswesen zu sprechen, <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong><br />

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