Bosnien-Herzegowina - MGFA
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Der jugoslawische Nachfolgekrieg 1991–1995<br />
tion wurde noch Ende 1991 dann auch von der Europäischen<br />
Gemeinscha� (EG) übernommen. Zu diesem Zeitpunkt ha�en<br />
serbische bewaffnete Verbände bereits rund ein Dri�el Kroatiens<br />
in die »Serbische Republik Krajina« (Republika Srpska Krajina) integriert.<br />
Im kroatischen »Heimatkrieg« zwischen Mi�e 1991 und<br />
Anfang 1992 wurden 220 000 Kroaten aus den von Serben beanspruchten<br />
Regionen Ostslawoniens und der Krajina vertrieben.<br />
Im Januar 1992 kam es zum Waffenstillstand. Die UNO rückte<br />
mit Friedenstruppen in die von Serben kontrollierten Gebiete<br />
ein. Im Frühjahr und Sommer 1995 vertrieb die kroatische<br />
Armee jedoch in einer militärischen Blitzaktion bis zu 200 000<br />
Serben aus Kroatien, die »Serbische Republik Krajina« brach zusammen.<br />
Nach internationalen Verhandlungen richtete die UNO<br />
in Ostslawonien eine Übergangsverwaltung ein. Mit Ende dieses<br />
Mandats erlangte Kroatien am 15. Januar 1998 die volle Souveränität<br />
über sein gesamtes Staatsgebiet.<br />
Eskalation des Krieges in <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong><br />
Anders als von den deutschen Diplomaten erho�, führte die<br />
Internationalisierung der Jugoslawienkrise nicht zum Ende der<br />
Konflikte. Als am 6. April 1992 auch die kleine Vielvölkerrepublik<br />
<strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong> als unabhängiger Staat anerkannt<br />
wurde, entfaltete sich ein humanitäres Drama ungeahnten Ausmaßes.<br />
Innerhalb der Republik wiederholten sich die Prozesse,<br />
die zuvor den Zusammenbruch des jugoslawischen Bundesstaates<br />
bewirkt ha�en: <strong>Bosnien</strong> zerfiel in ethnisch definierte Parteien,<br />
Institutionen und bewaffnete Verbände. Dies spiegelte die<br />
vielschichtige Zusammensetzung der Bevölkerung: Gemäß der<br />
Erhebung von 1991 erklärten sich von 4,37 Millionen Menschen<br />
43,5 Prozent als Bosniaken (Muslime), 31,2 Prozent als Serben<br />
und 17,4 Prozent als Kroaten; als Jugoslawen bezeichneten sich<br />
5,5 Prozent. Die restlichen 2,4 Prozent verteilten sich auf Angehörige<br />
von zwanzig weiteren Nationalitäten und Religionsgemeinscha�en.<br />
Die politische Desintegration <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong>s begann<br />
bereits mit Einführung des Mehrparteiensystems, das<br />
– im Widerspruch zur geltenden Verfassung – zu ethnischer<br />
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