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Bosnien-Herzegowina - MGFA

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II. Strukturen und Lebenswelten<br />

gebracht werden, den Einmarsch zu stoppen und in die Errichtung<br />

einer Schutzzone (safe area) einzuwilligen. Noch bevor am<br />

16. April 1993 die UN-Resolution 816 über die Errichtung von<br />

Schutzzonen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet<br />

wurde, trafen französische UN-Soldaten in Srebrenica ein<br />

und brachten erste humanitäre Hilfe. Ein vertraulicher Bericht des<br />

UNHCR vom Juni 1993 zeichnete ein dramatisches Bild: Bei der<br />

Enklave Srebrenica handele es sich in Wahrheit um ein geschlossenes<br />

Flüchtlingslager mit mangelha�er Aussta�ung; ca. 50 000<br />

Personen harrten dort aus, die Versorgung reiche aber höchstens<br />

für 15 000.<br />

150<br />

Rolle der UN<br />

Für Srebrenica galt, was für den gesamten Krieg entscheidend<br />

war: dass nämlich den westlichen Mächten und Russland der<br />

gemeinsame Wille für ein Vorgehen gegen Belgrad fehlte. Als<br />

Hauptfolge dieser Politik blieb das Ungleichgewicht zwischen<br />

der einen bewaffneten Kriegspartei und den weitgehend unbewaffneten<br />

Angegriffenen bestehen. Die besondere Lage in Srebrenica<br />

entstand aus einer Panne des »Blitzkrieges« auf dem<br />

ostbosnischen Kriegsschauplatz, wo die serbischen Streitkrä�e<br />

sonst militärisch klar überlegen waren. Das zeigten sie auch gegenüber<br />

den Vertretern der internationalen Organisationen: Das<br />

serbische Militär diktierte die Bedingungen, unter denen humanitäre<br />

Hilfe in die Stadt gelangen konnte; es bestimmte, wie viele<br />

Verwundete ausgeflogen werden dur�en, ja sogar, wo die UN<br />

ihre Schutztruppen stationieren sollten. Aus Sicht der bosnischen<br />

Regierung war das Dilemma der bedrohten ostbosnischen Enklave<br />

bereits bei der ersten Evakuierungswelle im Frühjahr 1993<br />

erkennbar. Naturgemäß wollten alle in Srebrenica eingeschlossenen<br />

Menschen ausgeflogen werden, doch wäre die Stadt dann<br />

nicht mehr zu halten gewesen. Mit den Evakuierungen leisteten<br />

die Vereinten Nationen ungewollt Beihilfe zur »ethnischen Säuberung«,<br />

da hierdurch dem serbischen Kriegsziel ethnisch homogener<br />

Gebiete entsprochen wurde.<br />

In Srebrenica löste im April 1993 ein kleiner kanadischer Verband<br />

von etwa 140 Mann die zunächst eingesetzten Franzosen

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