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Bosnien-Herzegowina - MGFA

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I. Historische Entwicklungen<br />

Mit dem Großen Türkenkrieg (1683-1699) begann die Zurückdrängung<br />

des Osmanischen Reiches aus Südosteuropa<br />

durch die Habsburger. Schwerwiegende Auswirkungen sowohl<br />

auf die demographisch-konfessionellen als auch die sozialen<br />

Entwicklungen in dieser Provinz waren die Folge: Der osmanischen<br />

Niederlage vor Wien (1683) folgte der Verlust ungarischer,<br />

kroatischer und dalmatinischer Gebiete, aus denen etwa 130 000<br />

Muslime nach <strong>Bosnien</strong> flüchteten. Außerdem schlossen sich 1697<br />

viele Katholiken dem Rückzug Prinz Eugens von Savoyen an,<br />

der mit österreichischen Truppen zwischenzeitlich bis nach Sarajevo<br />

vorgedrungen war. Der Friede von Karlowitz (Sremski<br />

Karlovci) beendete 1699 den Großen Türkenkrieg. Bald folgten<br />

neue militärische Auseinandersetzungen. Die darauf im Frieden<br />

von Passarowitz 1718 festgelegte Südwestgrenze <strong>Bosnien</strong>s gilt<br />

bis heute. Ein neuerlicher Einfall der Habsburger auf osmanisches<br />

Territorium endete mit der österreichischen Niederlage bei<br />

Banja Luka (1737). Der im anschließenden Friedensschluss von<br />

Belgrad (1739) festgelegte Grenzverlauf entspricht der heutigen<br />

Nordgrenze des Staates <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong>.<br />

18<br />

Gesellscha� im Wandel<br />

In der darauf folgenden 50-jährigen Friedensperiode wuchs die<br />

Bevölkerung von 340 000 auf 600 000, wobei im Zeitraum von<br />

1732 bis 1789 die Zahl der Christen wesentlich schneller anstieg<br />

als die der Muslime. Die katholische Bevölkerung nahm von<br />

30 000 auf 79 000 (163 Prozent) zu, die orthodoxe von 113 000<br />

auf 253 000 (124 Prozent) und die muslimische von 198 000 auf<br />

265 000 (34 Prozent). Die unterschiedliche demographische Entwicklung<br />

von Muslimen und Christen war auch ein Ausdruck<br />

der politischen und militärischen Umstände, die auf diese<br />

Grenzprovinz des Osmanischen Reiches einwirkten und zu<br />

einer Zukun�sangst unter der muslimischen Bevölkerung führten.<br />

Als im Jahre 1788 erneut österreichische Truppen in <strong>Bosnien</strong><br />

einfielen, ließ dieser Krieg bereits Grundrisse des geopolitischen<br />

Spiels um die Balkanländer erkennen, das die politischen und<br />

militärischen Auseinandersetzungen im 19. Jahrhundert bestimmen<br />

sollte. Der jetzt deutliche Verfall des Osmanischen Reiches

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