Fresh Start! - Landessportverband für das Saarland
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38 TISCHTENNIS<br />
Ein einziger Ball. Nur ein einziger Ball fehlte dem 1. FC Saarbrücken Tischtennis zum Einzug ins Finale der Champions League. Man könnte auch<br />
sagen, es waren Zentimeter, die über Sieg und Niederlage entschieden. Geht der Schmetterball von Bojan Tokic statt knapp neben die Platte einfach<br />
an die Kante, ist die Partie entschieden. Das gleiche passiert, wenn Gegner Alexander Shibaev seinen wilden Gegentopspin eben nicht so sauber<br />
trifft, <strong>das</strong>s er <strong>für</strong> Tokic unerreichbar wird.<br />
Text: Sascha Sprenger<br />
Foto: Ruppenthal<br />
Ein einziger Ball<br />
fehlte dem 1. FCS TT<br />
Die Beteiligten werden mehrere solcher<br />
Szenen nennen können, wenn sie sich an<br />
<strong>das</strong> Halbfinal-Rückspiel in Jekaterinburg<br />
erinnern. 3:0 hatte der FCS <strong>das</strong> Hinspiel<br />
gewonnen bei 9:5 Sätzen – völlig überraschend,<br />
wenn man bedenkt, <strong>das</strong>s die Russen<br />
mit weit höherem Etat agieren und<br />
drei Weltklasse-Spieler in ihren Reihen<br />
haben. Doch die Regel, <strong>das</strong>s Geld auch<br />
Erfolg kaufen kann, wurde zumindest in<br />
Saarbrücken außer Kraft gesetzt.<br />
In Jekaterinburg hatte der FCS taktisch<br />
eigentlich wieder alles richtig gemacht:<br />
Joao Monteiro traf im Eröffnungseinzel auf<br />
den Weltklasse-Abwehrspieler Hou Yingchao,<br />
den er im Hinspiel bezwingen konnte.<br />
Dieses Mal hatte der Chinese mit 3:1 die<br />
Nase knapp vorne. Danach traf wie<br />
erwähnt Bojan Tokic auf Alexander Shibaev.<br />
Der war vom FCS als einziger Schwachpunkt<br />
angesehen worden – wenn man <strong>das</strong><br />
bei der Nummer 42 der Weltrangliste überhaupt<br />
so sagen kann. Doch der Plan schien<br />
aufzugehen: Der Slowene im FCS-Dress<br />
gewann die ersten beiden Sätze deutlich.<br />
Der dritte ähnelte einem Blackout, als<br />
Tokic erst bei 0:10 seinen ersten Punkt<br />
machte. Doch er berappelte sich wieder<br />
und erkämpfte sich im vierten Satz bei<br />
10:7 drei Matchbälle. „Da sitzt Du einfach<br />
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2/2012<br />
<strong>Fresh</strong><br />
am <strong>Start</strong>!<br />
Im Hinspiel des Champions-League-Halbfinalspiels gegen Jekaterinenburg war die Welt des 1.<br />
FCS TT noch in Ordnung. Das Team um Bastian Steger siegt mit 3:0. In Russland jedoch folgte<br />
die Ernüchterung. Die Saarländer verloren mit 0:3 und schieden aus.<br />
nur hilflos draußen und hoffst: Mach<br />
irgendwie diesen einen Punkt“, gab Bastian<br />
Steger später einen Einblick in sein<br />
Gefühlsleben. Doch es klappte nicht. Shibaev<br />
wehrte die Matchbälle ab und war von<br />
da an im Aufwind. Die Stimmung in der<br />
Halle tat ein Übriges dazu, <strong>das</strong>s am Ende<br />
auch Steger gegen Ex-Europameister<br />
Michael Maze zwar dran war, aber drei Sätze<br />
nacheinander mit 9:11 verlor. Unter<br />
dem Strich stand ein 0:3 bei 3:9 Sätzen –<br />
aber auch die Gewissheit, <strong>das</strong>s sich der FCS<br />
TT nichts vorzuwerfen hat.<br />
„Im Normalfall verläuft dieses Spiel ja völlig<br />
anders. Normal wäre gewesen, <strong>das</strong>s wir<br />
<strong>das</strong> Heimspiel vielleicht 3:2 gewinnen oder<br />
knapp verlieren. Wenn <strong>das</strong> 3:2 und dann in<br />
Russland 1:3 ausgeht, redet darüber niemand,<br />
weil <strong>das</strong> ein logischer Verlauf gewesen<br />
wäre“, erklärt FCS-Coach Matthias<br />
Landfried. „Dass wir es nach einem 3:0<br />
noch abgeben, ist natürlich bitter und die<br />
Mannschaft war dementsprechend<br />
geknickt. Aber wer uns vor der Saison<br />
gesagt hätte, <strong>das</strong>s wir Halbfinale Champi-<br />
ons League spielen – <strong>das</strong> hätten wir mit<br />
Kusshand genommen.“<br />
Einer der großen Träume ist also ausgeträumt.<br />
Und doch bleibt dem FCS weiter<br />
die Chance, eine durch den nationalen<br />
Pokalsieg ohnehin schon fantastische Saison<br />
noch zu toppen: In der Bundesliga<br />
steht der FCS unangefochten an der Spitze<br />
und hat sich bereits <strong>für</strong> <strong>das</strong> Halbfinale um<br />
die Meisterschaft qualifiziert. „Das Finale<br />
ist unser großes Ziel“, sagt Landfried deutlich.<br />
Und weiter: „Nur im Halbfinale sein,<br />
<strong>das</strong> zählt am Ende nichts. Wir wollen mindestens<br />
deutscher Vizemeister werden.“<br />
Nur Understatement? Eher weniger, denn<br />
da ist immer noch Borussia Düsseldorf mit<br />
Timo Boll. Der Titelverteidiger wird nach<br />
einigen Verletzungssorgen im April wohl<br />
wieder in voller Besetzung und Topform<br />
spielen können. Und dann ist er <strong>das</strong> Maß<br />
aller Dinge – in der Bundesliga wie in<br />
Europa. Aber wer weiß – vielleicht schafft<br />
es der FCS Tischtennis ja noch einmal,<br />
eigentlich eherne Regeln außer Kraft zu<br />
setzen. �