Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur
Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur
Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Für Brilon wurde sie von SCHMITZ<br />
(1897) noch vom Flozberg angegeben.<br />
Dieser Standort ist jedoch schon Anfang<br />
des Jahrh<strong>und</strong>erts einem Steinbruchbetrieb<br />
zum Opfer gefallen. Auch die<br />
F<strong>und</strong>orte bei Bielefeld, wo die gelegentlich<br />
auch in Gärten angepflanzte Art früher<br />
mehrfach beobachtet wurde, sind<br />
längst erloschen. Um so wichtiger ist der<br />
Schutz des letzten verbliebenen Wuchsortes<br />
<strong>für</strong> Westfalen.<br />
Weitere Besonderheiten am Iberg sind<br />
z. B. die Erd-Segge (Carex humilis<br />
LEYSS.), der Salomonsiegel<br />
(Polygonatum odoratum (MILL.)<br />
DRUCE) <strong>und</strong> die Zwerg-Mispel<br />
(Cotoneaster integerrinus MEDIK.).<br />
Am gleichen Felsen sowie an einem<br />
weiteren Kalkfelsen bei Canstein wächst<br />
das Gabelige Habichtskraut<br />
(Hieracium bifidum HORNEM.). Die<br />
F<strong>und</strong>orte, die einzigen in Nordrhein-<br />
Westfalen, liegen an der nordwestlichen<br />
Verbreitungsgrenze dieser typischen<br />
Felspflanze. Sie wurden erst 1988 entdeckt<br />
(GOTTSCHLICH & RAABE 1991).<br />
An den Kalkfelsen bei Canstein wurde<br />
2005 als einziger F<strong>und</strong>ort <strong>für</strong> NRW<br />
der Geöhrte Braunstielige Streifenfarn<br />
(Asplenium trichomanes, ssp.<br />
hastatum (CHRIST) S.JESS.) nachgewiesen.<br />
Ein weiterer Felsen mit einer sehr seltenen<br />
Flora ist der Lüchtenberg bei<br />
Padberg. Es kommen einige Pflanzenarten<br />
vor, die hier ihre nordwestlichste<br />
Verbreitung erreichen. Neben dem Bleichen<br />
Schafschwingel (Festuca pallens<br />
HOST) konnte in diesem Jahr als einziger<br />
Standort in NRW die Erbsenwicke<br />
(Vicia pisiformis L.) von Werner Schubert<br />
<strong>und</strong> Prof. Türk nachgewiesen werden.<br />
Eine weitere Besonderheit ist der<br />
Farnbastard zwischen Nordischem<br />
Streifenfarn <strong>und</strong> der Mauerraute<br />
(Asplenium x murbeckii ).<br />
Almequellen<br />
An den Almequellen bei Brilon-Alme<br />
finden wir eine weitere Besonderheit der<br />
heimischen Flora. Im Frühjahr blühen<br />
hier große Bestände des Pyrenäen-Löffelkrautes<br />
(Cochlearia pyrenaica DC.).<br />
Auch diese Pflanze ist an diesem Ort als<br />
Eiszeitrelikt zu verstehen. Es ist heute<br />
das einzige Vorkommen in Nordrhein-<br />
Westfalen. In Deutschland ist die Pflanze<br />
vor allem in Bayern verbreitet.<br />
Bleikuhlen bei Blankenrode/Wäschebachtal<br />
Der historische Abbau von Zinn <strong>und</strong><br />
Blei hat an den alten Bergwergstandorten<br />
die Böden der Halden vergiftet. Diese<br />
Böden sind <strong>für</strong> die meisten Pflanzen<br />
unbesiedelbar. Nur wenige Arten konnten<br />
<strong>für</strong> sich Strategien entwickeln, auf<br />
solchen Standorten zu wachsen. Hier hat<br />
sich eine ganz spezielle, bemerkenswerte<br />
Flora <strong>und</strong> Vegetation über einen langen<br />
Zeitraum entwickelt.<br />
Die größte Besonderheit der Flora<br />
Westfalens stellt das prächtige Westfälische<br />
Galmeiveilchen (Viola<br />
guestfalica NAUENB.) dar. Es ist ein<br />
Endemit, der nur an den Bleikuhlen bei<br />
Blankenrode <strong>und</strong> im angrenzenden östlichsten<br />
Hochsauerlandkreis im Wäschebachtal<br />
vorkommt. Lange Zeit wurde die<br />
Pflanze als Varietät oder Unterart eines<br />
anderen Stiefmütterchens angesehen.<br />
Erst vor einigen Jahren wurde festgestellt,<br />
dass es sich um eine eigene Art<br />
handelt.<br />
Der endemische Bastard der Elternarten<br />
des Galmeiveilchens <strong>und</strong> des<br />
Ackerstiefmütterchens konnte ebenfalls<br />
an den beiden Standorten nachgewiesen<br />
werden (Viola x preywischiana<br />
NAUENB.).<br />
Erbsenwicke Foto: R. Götte<br />
Der Verantwortung <strong>für</strong> diese große<br />
Anzahl an floristischen Besonderheiten<br />
im HSK ist sich der VNV bewusst <strong>und</strong><br />
wird sich auch in Zukunft aktiv <strong>für</strong> die<br />
Förderung <strong>und</strong> den Erhalt der Lebensräume<br />
einsetzen.<br />
Richard Götte<br />
Pyrenäen-Löffelkraut Foto: R. Götte<br />
IRRGEISTER 1/2006 17