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Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur

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einmal wackelige Situationen im<br />

wahrsten Wortsinn erlebt haben. Bei<br />

Geseke, Kreis Soest, kam es vor einigen<br />

Jahren tragischerweise sogar zu einem<br />

tödlichen Unfall, als ein <strong>Natur</strong>schützer<br />

beim Kontrollieren eines Schleiereulen-<br />

Nistkastens abstürzte.<br />

Wendehals <strong>und</strong> Hohltaube<br />

Als 1988 der Wendehals – auch er ein<br />

Bewohner des strukturreichen, extensiv<br />

genutzten Offenlandes – zum „Vogel des<br />

Jahres 1988“ gekürt wird, kündigt unser<br />

Vorsitzender Bernhard Koch eine<br />

Nistkasten-Aktion <strong>für</strong> die verbliebenen<br />

10 Wendehals-Reviere im HSK an (KOCH<br />

1988). Der VNV hängte in den Folgejahren<br />

20 Nistkästen <strong>für</strong> den Wendehals<br />

auf. Letztendlich konnte aber nur eine<br />

Wendehals-Brut in einem VNV-Nistkasten<br />

nachgewiesen werden, übrigens der<br />

letzte Brutnachweis der Art im HSK. Die<br />

Brut fand 1991 am Kregenberg statt, einem<br />

VNV-Schutzgebiet bei Marsberg.<br />

Inzwischen ist der Wendehals im HSK<br />

längst ausgestorben; dies hat aber wohl<br />

maßgeblich überregionale Gründe. Nur<br />

noch einzelne Durchzügler werden seitdem<br />

unregelmäßig nachgewiesen.<br />

Auch <strong>für</strong> die Hohltaube wurden, als<br />

die Art noch viel seltener im Sauerland<br />

war als heute, einzelne Nistkästen aufgehängt<br />

<strong>und</strong> in den IRRGEISTERN<br />

1989/2 aus der Reihe „<strong>Natur</strong>schutz Praktisch“<br />

das Artenhilfsprogramm Hohltaube<br />

der Landesanstalt <strong>für</strong> Ökologie,<br />

Landschaftsentwicklung <strong>und</strong> Forstplanung<br />

(LÖLF) nachgedruckt. Inzwischen<br />

sind <strong>für</strong> diese Waldtaube derartige<br />

Artenschutzmaßnahmen erfreulicherweise<br />

nicht mehr erforderlich. Denn sie<br />

hat sich in den vergangenen Jahren im<br />

Sauerland stark ausgebreitet.<br />

Zwei junge Raufußkäuze Foto: A. Kämpfer-Lauenstein<br />

Brutnischen mit Hammer<br />

<strong>und</strong> Meißel<br />

Den o. g. Arten lässt sich mit Nistkästen<br />

helfen, da sie allesamt höhlenbrütende<br />

Vögel sind.<br />

Nachdem der Wanderfalke in den<br />

1970er Jahren in ganz Deutschland<br />

schon nahezu ausgestorben war, kam <strong>für</strong><br />

diesen imposanten Greif Rettung in letzter<br />

Minute. Nach dem Verbot des Eier<br />

schädigenden DDT half ebenfalls gezielter<br />

Artenschutz seinem Überleben: eine<br />

R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Bewachung der letzten<br />

verbliebenen Bruten <strong>und</strong> später,<br />

nachdem sich der süddeutsche Bestand<br />

wieder über die B<strong>und</strong>esrepublik ausbreitete<br />

bzw. immer noch ausbreitet, ein mit<br />

Menschenhand vergrößertes Brutplatzangebot.<br />

Der Wanderfalke besiedelt natürlicherweise<br />

hohe Felswände, wo er in einer<br />

Nische seine Brut großzieht. Da in<br />

den letzten Jahrzehnten im Sauerland<br />

viele Steinbrüche entstanden – eigentlich<br />

gute Bruthabitate, bis auf das Fehlen<br />

von optimalen Brutnischen – lag/liegt<br />

es nahe, dem „Ritter der Lüfte“ darin<br />

witterungsgeschützte Brutnischen anzulegen.<br />

Dies tat in den Jahren 1992, 1993<br />

<strong>und</strong> 1997 Heinz Nickolaus aus<br />

Neckarburken / Baden-Württemberg<br />

vom NABU, inzwischen auch VNV-Mitglied,<br />

auf unsere Bitte hin. In fünf Steinbrüchen<br />

baute er acht Brutnischen <strong>für</strong><br />

Wanderfalken in den Fels (LINDNER 1997,<br />

LINDNER 1998). Eine dieser Nischen im<br />

Stadtgebiet Brilon wurde von 1993 bis<br />

1998 vom Wanderfalken <strong>und</strong> von 1999<br />

bis 2005 vom Uhu zum Brüten genutzt.<br />

Mit dem Aufhängen von Nistkästen<br />

bzw. im Falle der Wanderfalken mit der<br />

Anlage von Brutnischen können wir also<br />

die Populationen seltener Vogelarten<br />

stützen, wenn unsere Landschaft ihnen<br />

noch ausreichenden Lebensraum bietet.<br />

Martin Lindner<br />

Literatur:<br />

BERLEPSCH, H. FRHR. V. (1923): Der gesamte<br />

Vogelschutz – Seine Begründung <strong>und</strong><br />

Ausführung auf wissenschaftlicher, natürlicher<br />

Gr<strong>und</strong>lage. Neudamm.<br />

DÜSTERHAUS, B. (1992): Explosionsartige<br />

Bestandsentwicklung des Rauhfußkauzes<br />

(Aegolius funerus) 1991 in den Höhenlagen<br />

des Schmallenberger Sauerlandes.<br />

Charadrius 28: 142-146.<br />

FRIES, G. (1984): Steinkauz im HSK unmittelbar<br />

vom Aussterben bedroht!! VNV-<br />

INFO 1984/3: 13-14.<br />

FRIES, G. & M. HÖLKER (1985): Nistkästen<br />

melden !!! VNV-INFO 1985/2: 37.<br />

HÖLKER, M. (1986): Die Schleiereule (Tyta<br />

alba). VNV-INFO 1986/3: 14-17.<br />

HÖLKER, M. (1987): Nistkasten-Kontrolle.<br />

IRRGEISTER 4/4: 5.<br />

KÄMPFER-LAUENSTEIN A. & W. LEDERER<br />

(2005): 25 Jahre Raufußkauz im Arnsberger<br />

Wald. IRRGEISTER 22/1+2:8-11.<br />

KOCH, B. (1988): Vogel des Jahres 1988 –<br />

Der Wendehals. IRRGEISTER 5/2: 38-39.<br />

KÖNIG, H. (1985): Erfolgreiche Rauhfußkauzbrut!<br />

VNV-INFO 1985/3: 14.<br />

LEGGE, H. & M. LINDNER (2001): Die Schleiereule<br />

– ein heimlicher Jäger der Nacht.<br />

IRRGEISER 18/2: 10-17.<br />

LINDNER, M. (1997): Brutnischen <strong>für</strong> Wanderfalken<br />

gebaut. IRRGEISTER 15/1: 6.<br />

LINDNER, M. (1998): Bau von Horstnischen<br />

im Hochsauerlandkreis. Jber. AGW-NRW:<br />

11.<br />

VNV(1985): Aktion Wasseramsel. VNV-<br />

INFO 1985/1: 18.<br />

IRRGEISTER 1/2006 47

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