Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur
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ehrenamtlichen <strong>Natur</strong>schutz. Neben einer<br />
Aushorstung durch Falkner war die<br />
Missachtung des Kletterverbots eine<br />
ständige Bedrohung. Schon ein Kletterer<br />
in der weiteren Nistplatzumgebung<br />
hätte die Ursache sein können, dass das<br />
Wanderfalkenpaar nicht zur Brut schritte<br />
oder Eier bzw. Jungvögel während<br />
solcher Störung unterkühlten.<br />
1989 begann das Paar aber trotz Balz<br />
nicht mit der Brut, da das junge Männchen<br />
noch nicht fortpflanzungsfähig war.<br />
Der Erfolg kam im Folgejahr: 1990<br />
flogen erstmals seit 1964 wieder<br />
Jungfalken, <strong>und</strong> gleich drei Vögel, am<br />
Bornstein aus! Die Bewachung durch<br />
den VNV dauerte in jenem Jahr vom<br />
13.03. bis zum 10.06.<br />
Bis 1999 wurde eine solche Bewachung<br />
in jeweils ähnlichen Zeiträumen<br />
durchgeführt. Die in der Regel zwei Bewacher<br />
waren in einem Wohnwagen untergebracht.<br />
Von 1989 bis 1999 wurden<br />
ca. 48.000 Bewachungsst<strong>und</strong>en von ehrenamtlichen<br />
<strong>Natur</strong>schützern aus ganz<br />
Deutschland geleistet. Die gesamte Organisation<br />
lag ausschließlich beim VNV<br />
<strong>und</strong> war eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit,<br />
zumal von 1993 bis 1999 noch<br />
ein zweiter Wanderfalken-Brutplatz von<br />
uns bewacht wurde.<br />
Seit 2000 gibt es keine Dauerbewachung<br />
durch den VNV mehr. Aber<br />
nach wie vor werden die Bruchhauser<br />
Steine durch örtliche VNV’ler intensiv<br />
kontrolliert. Von 1991 bis 2004 wurden<br />
20 Jungfalken beringt, um über Ringwiederf<strong>und</strong>e<br />
zu wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zu gelangen.<br />
Die Wiederbesiedlung der Bruchhauser<br />
Steine <strong>und</strong> weiter Teile Deutschlands<br />
durch Uhu <strong>und</strong> Wanderfalke ist eine Erfolgstory<br />
des <strong>Natur</strong>schutzes <strong>und</strong> kam nur<br />
durch massiven Einsatz von Tausenden<br />
<strong>Natur</strong>schützern in ganz Deutschland zustande.<br />
An den Felsen Vorrang <strong>für</strong><br />
den <strong>Natur</strong>schutz!<br />
Schon seit 1921 liefen Bemühungen,<br />
die Bruchhauser Steine unter <strong>Natur</strong>schutz<br />
zu stellen. Eine Ausweisung als<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiet (NSG) erfolgte aber<br />
erst 1951. Das Beklettern der Felsen<br />
wurde verboten.<br />
Immatures Wanderfalkenweibchen<br />
Foto: B. Zoeller<br />
Später wurde allerdings dem Eigentümer<br />
erlaubt, Erlaubnisscheine zum<br />
Beklettern der Felsen an Sektionen des<br />
Deutschen Alpenvereins (DAV) auszugeben.<br />
Fortan nutzten zahlreiche Sportkletterer<br />
die <strong>Natur</strong>felsen <strong>für</strong> ihr Hobby<br />
– mit sehr negativen Auswirkungen gerade<br />
<strong>für</strong> solche Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten,<br />
<strong>für</strong> deren Erhalt das Schutzgebiet ausgewiesen<br />
wurde. Beispielsweise wurden<br />
das Bleiche Habichtskraut (Hieracium<br />
pallidum) <strong>und</strong> das Lotwurzblätterige<br />
Habichtskraut (Hieracium onosmoides),<br />
beides Felsarten an ihrer nordwestlichen<br />
Verbreitungsgrenze, während des<br />
Kletterbetriebs deutlich seltener.<br />
Bereits von 1984 an bemühte sich der<br />
VNV darum um eine Änderung der Ver-<br />
Eine Schulklasse aus Bruchhausen informiert sich<br />
bei den Wanderfalkenbewachern<br />
Foto: V. Falkenstein<br />
IRRGEISTER 1/2006 27