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Ungenutzt und ungeliebt - Verein für Natur

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Rotes Höhenvieh des VNV im NSG „Auf der Wiemecke“ bei Marsberg Foto: V. Falkenstein<br />

Die „Roten“ pflegen wieder<br />

Kulturlandschaft -<br />

Das VNV-Projekt „Rotes Höhenvieh“<br />

Der VNV betreibt – wie die meisten anderen <strong>Natur</strong>schutzverbände Mitteleuropas – überwiegend nicht <strong>Natur</strong>schutz<br />

im eigentlichen Sinn, sondern Kulturschutz. Denn die Sauerländer Landschaft mit ihren vielfältigen Lebensräumen,<br />

um dessen Erhalt sich der VNV bemüht, ist ein Produkt der über die Jahrh<strong>und</strong>erte stattgef<strong>und</strong>enen,<br />

kleinbäuerlichen Wirtschaftsweise. Das Sauerland ist eine Kulturlandschaft, entstanden erst durch die Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

lange Nutzung durch den Menschen <strong>und</strong> sein Weidevieh. Diese Kulturlandschaft ist geprägt durch vielfältige,<br />

kleinräumige Strukturen <strong>und</strong> spezielle Lebensräume, die einer Vielzahl unterschiedlicher Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

einen Überlebensraum bieten.<br />

Im Rahmen der historischen Landwirtschaft<br />

entwickelten sich im Laufe der<br />

Zeit Nutztiere die sich an diese Landschaften<br />

<strong>und</strong> deren Nahrungsangebote<br />

anpassten. Die Weideflächen entwickelten<br />

sich zu blühenden Oasen, denn viele<br />

Pflanzen, z. B. verschiedene Orchideenarten,<br />

Enziane <strong>und</strong> Kräuter, kamen besonders<br />

gut mit den dort herrschenden<br />

Bedingungen (magere, offene Standorte,<br />

besonders viel oder wenig Bodenfeuchte)<br />

zurecht. Im Zuge solcher Pflanzen<br />

konnten dann Tierarten diese Lebensräume<br />

besiedeln, die sich, wie viele<br />

Insekten, auf solche Pflanzen als Nahrung<br />

spezialisiert haben.<br />

Als dann die Mechanisierung in das<br />

bäuerliche Leben Einzug hielt, brauchten<br />

die Landwirte keine Tiere mehr, die<br />

Spanndienste leisteten. Die Fahrkühe, die<br />

den Wagen oder den Pflug gezogen hatten,<br />

waren „out“. Kühe sollten nur noch<br />

Milch oder nur noch Fleisch liefern. Dies<br />

konnten die einfarbig roten Landschläge,<br />

klassische Dreinutzungsrinder, nicht leisten<br />

<strong>und</strong> wurden eingekreuzt oder abgeschafft<br />

<strong>und</strong> durch hochgezüchtete,<br />

neue Rinderrassen ersetzt.<br />

Das einfarbig rote <strong>und</strong> mit einem hellen<br />

Flotzmaul versehene „Rote Höhenvieh“,<br />

eine sich im Sauerland über Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

hin entwickelte Rinderrasse,<br />

war an die rauen Mittelgebirgslagen<br />

angepasst: klein, zäh <strong>und</strong> kräftig. Es hat,<br />

wie auch Ziegen <strong>und</strong> Schafe, unsere<br />

Weidelandschaft geprägt.<br />

Mit dem Verschwinden dieser alten<br />

Haustierrasse wurden die nassen oder<br />

mageren Flächen nicht mehr als Viehweide<br />

genutzt <strong>und</strong> sie verbuschten. Denn <strong>für</strong><br />

Hochleistungsrinder sind extreme Standorte<br />

nicht geeignet. Die Folge war, dass<br />

mit der Nutzungsaufgabe oder durch<br />

bodenverbessernde Maßnahmen (Düngung,<br />

Drainage) die artenreichen Lebensräume<br />

wie magere Bergwiesen <strong>und</strong><br />

Feuchtwiesen verschwanden <strong>und</strong> weiter<br />

IRRGEISTER 1/2006 35

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