Humboldt-Blätter 15-2009_Aend - Humboldtianer.de
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Sprache. Doch <strong>de</strong>r Gegensatz von Hel<strong>de</strong>n<br />
und Unhol<strong>de</strong>n lässt sich in je<strong>de</strong>r<br />
Erzählung nur mit Helfern überwin<strong>de</strong>n.<br />
Unscheinbar und doch von großer Be<strong>de</strong>utung<br />
für <strong>de</strong>n Handlungsverlauf sind<br />
die vielgestaltigen Randfiguren für <strong>de</strong>n<br />
eigentlichen Kern <strong>de</strong>r Handlung. Hilfsbereite<br />
Menschen, gute Feen, Gol<strong>de</strong>sel<br />
waren während <strong>de</strong>r Schulzeit in ihrem<br />
persönlichen Umfeld zu fin<strong>de</strong>n. Auch<br />
hier lassen sich nicht nur Eltern, Großeltern,<br />
Freun<strong>de</strong> und Mitschüler i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />
<strong>de</strong>nen Sie mit Sicherheit auf <strong>de</strong>m<br />
Weg bis zur heutigen Feierstun<strong>de</strong> viel<br />
zu verdanken haben, son<strong>de</strong>rn auch Pädagogen<br />
ihrer Schulzeit. Je<strong>de</strong>r Mathematiker<br />
wür<strong>de</strong> sagen: „Die Mengen <strong>de</strong>r<br />
hilfreichen und hin<strong>de</strong>rlichen Faktoren<br />
sind nicht disjunkt.“ Wie im Märchen<br />
ist es auch im richtigen Leben zu einfach,<br />
in Gut o<strong>de</strong>r Böse, Gewinner o<strong>de</strong>r<br />
Verlierer und Hilfsbereit o<strong>de</strong>r Egoistisch<br />
einzuteilen.<br />
Mag für Sie mit <strong>de</strong>m Abitur ein persönliches<br />
„Märchen“ in Erfüllung gegangen<br />
sein, so liegen die Wurzeln <strong>de</strong>r Reifeprüfung<br />
in ganz sinnvollen und pragmatischen<br />
Erwägungen.<br />
28<br />
Die zweite Antwort:<br />
Abitur hat Tradition<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts strömten<br />
in Preußen die Söhne <strong>de</strong>s aufstreben<strong>de</strong>n<br />
Bürgertums an die Universitäten,<br />
um <strong>de</strong>m Militärdienst zu entgehen.<br />
Als Soldat erwartete sie keine große<br />
Zukunft. Mit einem Studium dagegen<br />
genoss man großes Ansehen. Für die<br />
Aufnahme an <strong>de</strong>r Hochschule genügte<br />
ein einfaches Empfehlungsschreiben <strong>de</strong>s<br />
Lehrers. Damit begab sich <strong>de</strong>r fertige<br />
Gymnasiast zur Universität seiner Wahl,<br />
wur<strong>de</strong> vom Dekan eine halbe Stun<strong>de</strong> auf<br />
Lateinisch interviewt und war dann in<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen ein gut bezahlen<strong>de</strong>r<br />
Stu<strong>de</strong>nt. Die Universitäten füllten sich,<br />
das Niveau sank.<br />
Die preußische Regierung reagierte: „Es<br />
ist daher beschlossen wor<strong>de</strong>n, dass<br />
künftig alle von öffentlichen Schulen<br />
zur Universität abgehen<strong>de</strong>n Jünglinge<br />
schon vorher auf <strong>de</strong>r von ihnen besuchten<br />
Schule (...) öffentlich geprüft wer<strong>de</strong>n,<br />
und nachher ein <strong>de</strong>tailliertes<br />
Zeugniß über ihre bey <strong>de</strong>r Prüfung befun<strong>de</strong>ne<br />
Reife o<strong>de</strong>r Unreife zur Universität<br />
erhalten sollen...“ So heißt es im<br />
Abiturreglement von 1788, mit <strong>de</strong>m<br />
Preußen als erstes <strong>de</strong>utsches Land das<br />
Abitur einführte.<br />
In <strong>de</strong>n Folgejahren wur<strong>de</strong> die I<strong>de</strong>e einer<br />
Zugangsprüfung für die Universität<br />
weiterentwickelt, unter an<strong>de</strong>rem von<br />
Wilhelm von <strong>Humboldt</strong>, <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r<br />
preußischen Kultus- und Bildungsverwaltung.<br />
Nach seinen I<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong> 1812<br />
das Abitur neu gestaltet und erstmals<br />
genau festgelegt, welche Inhalte überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. Die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s<br />
Abiturs (eine öffentliche Prüfung an <strong>de</strong>r<br />
besuchten Schule auf <strong>de</strong>r Basis verwaltungsrechtlicher<br />
Vorschriften) hat sich<br />
bis heute bewährt und gilt noch immer<br />
als zentrale Zulassungsvoraussetzungen<br />
für die Universitäten und Hochschulen.<br />
So steht es auch auf Ihren Zeugnissen<br />
vermerkt.