HÖRTEST-GUTSCHEIN - Dortmunder & Schwerter Stadtmagazine
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Zusammengestellt von:<br />
Manfred Gockel<br />
Quellen:<br />
Institut für<br />
Zeitungsforschung Dortmund,<br />
Stadtarchiv Dortmund,<br />
Julius Heinze,<br />
Beiträge zur Geschichte<br />
der Stadt Hörde<br />
Zu Beginn unserer weiteren Zeitreise<br />
lassen Sie uns kurz einen Satz von<br />
J.W. Schulte (Pastor in Hörde) aus<br />
seiner „Chronik der Stadt Hörde“ aus<br />
dem Jahr 1836 zitieren : „Jede Zeit<br />
hat ihr Gutes und Böses, und die<br />
beste ist die, in welcher die meiste<br />
Gottesfurcht, Menschenliebe, Gerechtigkeit<br />
und Thätigkeit herrschen.<br />
Gewiß hat sich der äußere Zustand<br />
dieser Stadt und der Gemeinden in<br />
derselben gehoben, und es findet<br />
darin ein geregeltes und geordnetes<br />
Wesen statt. Traurige Zeiten hat es<br />
auch in Hörde gegeben. Mögen sie<br />
nie wiederkehren! Möge Gott ferner<br />
gnädig walten über dieser Stadt.<br />
Beim Stöbern in alten Zeitungen und<br />
Berichten fallen häufig interessante<br />
Meldungen ins Auge, die nicht gerade<br />
in diese Region passen. Gleichwohl<br />
kommt man an diesen nicht<br />
unbedingt vorbei, so auch nicht an<br />
der nachfolgenden:<br />
Die älteste Frau Deutschlands, die<br />
119 Jahre alte Holzarbeiterswitwe<br />
Josefine Eder, feierte am gestrigen<br />
Dienstag im Hause ihrer Enkeltochter,<br />
in einem kleinen Bauernanwesen<br />
in Spitzendorf , Gemeinde Wissmannsberg,<br />
Station Kalteneck der<br />
Waldbahn Passau-Preyhung, ihren<br />
Geburtstag. Die greise Matrone wurde<br />
im Alter von 50 Jahren Witwe;<br />
von ihren drei Kindern ist nur noch<br />
eine Tochter am Leben, die auch<br />
schon im 86. Lebensjahr steht. Die<br />
Enkelin, bei der Frau Eder wohnt,<br />
ist 38 Jahre alt. Die Greisin hört<br />
und sieht noch recht gut, auch der<br />
Appetit ist ein guter, doch hat das<br />
Denkvermögen bei ihr in der letzten<br />
Zeit nachgelassen.<br />
26.2.1854<br />
Anblasen des ersten Hochofens<br />
im <strong>Dortmunder</strong> Raum beim Hörder<br />
Bergwerk – und Hüttenverein.<br />
1.3.07<br />
Die neuen Eisenbahnfahrkarten wie<br />
sie nach der Personentarifreform zur<br />
Einführung gelangen werden, liegen<br />
jetzt im Muster vor. Die Farben<br />
für die verschiedenen Klassen bleiben<br />
bestehen, ebenso behalten die<br />
Schnellzugkarten den senkrechten<br />
Mittelstrich von roter Farbe. Für den<br />
Übergang aus Personen – und Eilzügen<br />
in zuschlagpflichtige Schnellzüge<br />
hat der Reisende eine Zuschlagkarte<br />
zu lösen, diese ist von weißer<br />
Farbe und für die drei Klassen dadurch<br />
gezeichnet, dass sie einen<br />
breiten Mittelstreifen von gelber,<br />
grauer und brauner Farbe trägt. Die<br />
Preise der Zuschlagkarten bemessen<br />
sich nach folgenden Zonen: bis 75<br />
Klm., bis 150 Klm. Und über 150<br />
Klm. Die Militärfahrkarten gelten<br />
für Eil- und Personenzüge, die Soldaten<br />
können somit demnächst die<br />
zuschlagfreien Schnellzüge benutzen.<br />
Wesentlich ist ferner noch, daß<br />
sich auf der Personenfahrkarte die<br />
Nummer der Gepäckzone befindet,<br />
wodurch den Abfertigungsbeamten<br />
die Berechnung der Gepäckfracht erleichtert<br />
wird, während der Reisende<br />
dadurch kontrollieren kann, ob eine<br />
richtige Berechnung stattgefunden<br />
hat.<br />
2.3.07<br />
Stefan Lepinski und Michael Zwietschewski<br />
misshandelten den Ignatz<br />
Walkowski, ihren Mitarbeiter,<br />
und zwar am 18. Dezember v.J. auf<br />
dem Hörder Werk. Der Angeklagte<br />
Lepinski machte wiederholt die<br />
Bemerkung, dass der Misshandelte<br />
und einige Leute, die gegen ihn aussagten,<br />
einen großen Mund gehabt<br />
und ihn mit „Auffressen“ gedroht<br />
hätten. Die dem Walkowski zugefügten<br />
Verletzungen wurden ihm mit<br />
„Hinkelmännern“ und Bierflaschen<br />
an Kopf und Arm beigebracht, und<br />
waren derartig, dass der Misshandelte<br />
heute noch arbeitsunfähig ist.<br />
Indessen soll er selbst nach Aussage<br />
mehrer er Zeugen, die Schuld an der<br />
Entstehung des Streites haben. Die<br />
Verhandlung, die recht wenig Interesse<br />
bot, dauerte zwei Stunden,<br />
und endete mit der Verurteilung der<br />
Angeklagten zu je 4 Monaten Gefängnis.<br />
4.3.07<br />
In der Nacht vom 11. zum 12. Januar<br />
wurde der Witwe Reinecke von<br />
hier ein Pferd mit Geschirr und einer<br />
Laterne aus dem Stalle gestohlen.<br />
Der freche Dieb konnte noch nicht<br />
ermittelt werden. Der Hehler aber,<br />
der das Pferd zum Verkauf bringen<br />
wollte, wurde ermittelt und heute<br />
zur Verantwortung gezogen, es war<br />
der Metzgermeister Gustav Hülsenbusch<br />
von hier. H.bot am Tage<br />
nach dem Diebstahl, 12 Januar,<br />
dem Wittener Pferdehändler Lübbert<br />
das Pferd zu einem geringen Preis<br />
zum Verkauf an. Der Pferdehändler<br />
schöpfte Verdacht gegen den Angeklagten<br />
und benachrichtigte die Kriminalpolizei,<br />
die H. noch während<br />
des Handels verhaftete und über<br />
die Herkunft des Pferdes verhörte.<br />
Hierbei verwickelte sich H. in die allergrößten<br />
Widersprüche, wollte das<br />
Pferd von einem Wirt Sonnenschein<br />
aus Kamen zum Verkauf erhalten<br />
haben, eine Angabe, die durch sofortige<br />
telephonische Anfrage in<br />
Kamen als vollkommen erfunden<br />
festgenagelt wurde. Des Diebstahls<br />
konnte H. nicht überführt werden,<br />
er wurde aber der Hehlerei für schuldig<br />
befunden und zu drei Monaten<br />
Gefängnis verurteilt.<br />
8.3.07<br />
Ein brauner Bär verursachte gestern<br />
Morgen auf dem Wochenmarkt einen<br />
großen Schrecken. „Meister<br />
Petz“ gehörte zum Bestande einer<br />
größeren Menagerie, die schon angekommen<br />
ist, um auf der Kirmes<br />
ihre Vorstellung zu geben. Das Tier<br />
hatte seine Kette zerrissen, die Tür<br />
des Käfigs zertrümmert und lief mit<br />
lautem Gebrüll über den Marktplatz.<br />
Alle rannten in wilder Panik auseinander<br />
und suchten Schutz in den<br />
umliegenden Häusern. Meister Petz<br />
hatte Appetit, er machte sich an<br />
den Stand eines Bäckers heran und<br />
verschlang schnell ein großes Brot.<br />
Unterdessen hatte der Budenbesitzer<br />
den Verlust gemerkt und rückte<br />
mit seinen Leuten dem Ausreißer<br />
auf den Pelz. Gutwillig folgte der<br />
braune Geselle nicht, nach längerer<br />
Jagd rannte er sich in einem Toreingang<br />
fest, wo man ihn wieder einfangen<br />
konnte. Das Publikum konnte<br />
sich erst langsam wieder beruhen<br />
und viele hatten es vorgezogen, den<br />
Markt zu verlassen.