PS 02/2016
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<strong>02</strong><br />
FEBRUAR<br />
<strong>2016</strong><br />
SCHRÄG-<br />
LAGE<br />
Getestet & gemessen:<br />
SO SCHAFFEN SIE DAS AUCH!<br />
Aprilia RSV4 RF<br />
Kawasaki H2R<br />
357 KM/H-<br />
SPEEDTEST<br />
LESERWAHL <strong>2016</strong><br />
1. PREIS<br />
DUCATI 959 PANIGALE<br />
Und weitere Preise im Wert<br />
von über 20 000 Euro<br />
TECHNIK-<br />
SPEZIAL<br />
TUNE-UP:<br />
FAHRWERK<br />
UND<br />
ELEKTRONIK<br />
NEUE<br />
HIGHTECH-<br />
SUPERBIKES<br />
Deutschland € 4,20<br />
Österreich € 4,80; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,90; Dänemark DKR 47,00;<br />
Italien € 5,60; Slowenien € 5,60;<br />
Spanien € 5,60<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
DUCATI<br />
Monster 1200 R<br />
HONDA<br />
CRF 1000 L Africa Twin<br />
KTM<br />
1290 Super Duke GT
INHALT 2/<strong>2016</strong><br />
Fotos: 2snap, Ducati; Titelfotos: jkuenstle.de, Ducati, fact, Honda, andreasriedmann.at, KTM<br />
86<br />
Die heißen Duelle im Moto2-Grand Prix mutieren immer<br />
mehr zum Markencup von Kalex. <strong>PS</strong> beleuchtet, was<br />
hinter dem Siegeszug des deutschen Chassis-Herstellers steckt<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Neuer X-lite Racing-Helm; EICMA-<br />
Exoten; <strong>PS</strong>-Gewinnspiel, neue Bekleidungsteile;<br />
Renn-Kalender <strong>2016</strong>;<br />
Superbike-WM in Deutschland<br />
TEST<br />
10 PREMIERE<br />
Neuer Metzeler-Slick<br />
12 FAHRBERICHT<br />
KTM 1290 Super Duke GT<br />
16 VERGLEICHSTEST<br />
Lader gegen Superbike: Kawasaki<br />
H2R, Aprilia RSV4 RF<br />
26 PREMIERE<br />
Honda CRF 1000 L Africa Twin<br />
30 TECHNIK<br />
Superbikes <strong>2016</strong>: Hintergrund<br />
38 TEST<br />
Schräglage: Wo das Limit ist und<br />
wie man es erreicht<br />
56 ZONKOS ATTACKE<br />
Ducati Monster 1200 R<br />
SERVICE<br />
64 TUNE-UP<br />
Suzuki GSX-S 1000 Tsurugi: Fahrwerk,<br />
Räder, Elektronik im Tracktest<br />
74 LESERFRAGEN TECHNIK<br />
Drift-Hilfe: Setup und Fahrtechnik<br />
SPORT<br />
82 PITLANE-NEWS<br />
86 MOTO2-GRAND PRIX<br />
Reportage: Die Kalex-Dominanz<br />
96 SPORT-NEWS<br />
RUBRIKEN<br />
76 MARKT<br />
81 LESERBRIEFE<br />
84 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
50<br />
LESERWAHL <strong>2016</strong><br />
Bei der <strong>PS</strong>-Leserwahl gibt es<br />
eine nagelneue Ducati und weitere<br />
tolle Preise zu gewinnen<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
Impeto nennt sich das<br />
neue, 160 <strong>PS</strong> starke<br />
Naked Bike von Bimota.<br />
Wer mehr Power<br />
möchte, bekommt bald<br />
eine mit Kompressor<br />
Foto: Bimota<br />
Foto: Horex<br />
EICMA-NACHL<br />
MAILAND Nachdem wir in <strong>PS</strong> 01/<strong>2016</strong><br />
die wichtigsten und vor allem sportlichsten<br />
Neuheiten für <strong>2016</strong> ausführlich vorgestellt<br />
haben, erfüllen wir in diesem<br />
Heft die Chronistenpflicht in Sachen Exoten.<br />
Definitiv dazu gezählt werden muss<br />
Bimota. Die kleine Manufaktur aus Rimini<br />
war noch nie Mainstream, ist aber<br />
in den letzten Jahren unter ihren neuen<br />
Besitzern noch weiter aus dem Fokus<br />
herausgefallen. Nachdem die BB3, das<br />
Bimota-Superbike mit dem BMW-Vierzylinder,<br />
eigentlich kläglich daran scheiterte,<br />
dass BMW – aus welchen Gründen<br />
auch immer – keine Motoren mehr liefert,<br />
bietet Bimota das Bike jetzt als Kit<br />
an. Wer einen BMW-Motor bringt und<br />
21 000 Euro dazu, bekommt eine BB3<br />
aus Rimini. Als echte Neuheit stellte Bimota<br />
aber die Impeto mit dem 160-<strong>PS</strong>-<br />
Twin der Ducati Diavel vor. Dabei handelt<br />
es sich um ein kantiges und sehr edel<br />
wirkendes Naked Bike, das außerdem<br />
bald schon mit Kompressor angeboten<br />
werden soll. Diese Motorenvariante sollen<br />
auch andere Bimota-Modelle künftig<br />
bekommen. Einen Preis gibt es für die<br />
Impeto noch nicht. Wieder da ist die<br />
Achs schenkellenkung, denn auch der<br />
Protagonist der Tesi, Pierluigi Marconi,<br />
kehrte als Chefingenieur zurück. Neuestes<br />
Modell: die RaceCafe mit luftgekühltem<br />
Ducati-800er der Scrambler.<br />
Rossi setzt Márquez vor die Tür<br />
ALS NACHKLAPP ZUM SAISONFINALE STELLTE<br />
VALENTINO ROSSIS MERCHANDISE-IMPERIUM<br />
VR46 DEN VERTRIEB SÄMTLICHER MARC MÁR-<br />
QUEZ-ARTIKEL EIN. DAMIT MUSS DER SPANI-<br />
ER, DEM ROSSI WM-SABOTAGE VORWIRFT,<br />
NUN EINEN NEUEN ANBIETER SEINES MER-<br />
CHANDISE SUCHEN. VR46 VERTREIBT NAHEZU<br />
ALLE FANARTIKEL DER MOTOGP-FAHRER.<br />
Foto: 2snap<br />
Foto: Polizei Bayern<br />
4 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Schön gemacht ist<br />
Benellis Scrambler Leoncino<br />
(rechts), der mit einem neuen<br />
500er-Twin kommen soll<br />
ESE<br />
Horex stellte die angekündigte Black<br />
Edition des VR6-Naked Bikes aus, die<br />
wie der silberne Vorgänger auf 33 Stück<br />
limitiert ist. Besonderheiten sind neben<br />
der dunklen Optik der neue Auspuff,<br />
der Monositz und das Rahmenteil mit<br />
Lenkkopf aus Karbon. Dafür muss man<br />
aber bereit sein, 68 500 Euro hinzulegen.<br />
Wir hoffen, schon bald ein Exemplar der<br />
unter 3C Carbon entstandenen Horex<br />
VR6 fahren zu können.<br />
Auf die Silver<br />
Edition folgte<br />
in Mailand die<br />
Horex VR6 Black<br />
Edition als bulliger<br />
Mono-Seater<br />
Benelli zeigte ebenfalls neue Modelle,<br />
die unterstreichen sollten, dass der chinesische<br />
Eigner Qianjiang mit der Traditionsmarke<br />
aus Pesaro auch Europa<br />
wieder im Visier hat. Neben einer „kleinen<br />
Multistrada“ kommt mit der Tornado<br />
3<strong>02</strong> ein 35-<strong>PS</strong>-Straßensportler. Eine Augenweide<br />
ist der Scrambler Leoncino,<br />
mit dem Benelli einen neuen 48-<strong>PS</strong>-<br />
Zweizylinder vorstellt. Die neuen Benellis<br />
sollen ab Mitte <strong>2016</strong> verfügbar sein.<br />
Foto: Benelli<br />
EDITORIAL<br />
VOLLES ROHR<br />
Winterpause? Wo denken Sie hin, liebe<br />
Leser. Wir von <strong>PS</strong> sind zwölf Monate<br />
im Jahr nahezu ununterbrochen<br />
in Sachen sportliches Motorradfahren<br />
unterwegs, und so haben wir schon<br />
direkt vor Weihnachten beispielsweise<br />
den Sprinter gepackt und sind auf<br />
die herrliche Rennstrecke von Paul<br />
Ricard im südfranzösischen Le Castellet<br />
gepilgert. Dort haben die Kollegen<br />
mit Rennfahrer Arne Tode eine<br />
brennende Frage in der Redaktion<br />
endgültig geklärt: Kann die Kompressor-Kawasaki<br />
einem Superbike das<br />
Fell über die Ohren ziehen? Dazu bedarf<br />
es freilich einer angemessenen<br />
Piste. Allzu eng und kurvig darf<br />
es nicht zugehen, sonst wäre der<br />
Vergleich schon auf dem Papier<br />
entschieden gewesen. Aber mit<br />
Data- Recording und offen stehenden<br />
Drosselklappen wurde das Ganze zu<br />
einem spannenden Test, der einem<br />
schon beim Lesen den Winter austreibt.<br />
Genauso wie die Schräglagen-<br />
Analyse, für die die Kollegen Volkmar<br />
Jacob und Messexperte Karsten<br />
Schwers die Physik bis ins letzte Detail<br />
bemühten, sowohl verschiedene<br />
Bike-Konzepte als auch Reifentypen<br />
testeten und unzählige Eckpunkte<br />
in Sachen Schräglage zusammentrugen.<br />
Wer da nicht Lust auf mehr<br />
Motorradfahren und sportliche<br />
Zweirad-Action bekommt, wurde vermutlich<br />
schockgefrostet. Vielleicht<br />
helfen die vielen anderen Themen<br />
auch beim Auftauen. Auf dass es bald<br />
wieder losgehen kann!<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
WIEDERHOLUNGSTÄTER<br />
REKORDVERDÄCHTIG<br />
Ein 26-jähriger Motorradfahrer wurde im Münchner<br />
Richard-Strauss-Tunnel in einem Zeitraum von wenigen<br />
Wochen insgesamt 26-mal „geblitzt“. Im Tunnel ist die<br />
zulässige Höchstgeschwindigkeit üblicherweise 60 km/h,<br />
aber der Pilot war stets schneller unterwegs und fuhr<br />
dort mit bis zu 116 km/h. Die einzelnen Verstöße wurden<br />
in einer einzigen Anzeige zusammengefasst, weshalb dem<br />
Fahrer jetzt ein Bußgeld von 4180 Euro, 47 Punkte beim<br />
Zentalregister in Flensburg und somit ein Entzug der<br />
Fahrerlaubnis drohen. Die Moral von der Geschichte: Auch<br />
wenn Geschwindigkeitsübertretungen von Motorrädern<br />
an stationären Radarkontrollen problematisch bleiben,<br />
ein Hobby sollte man daraus auf keinen Fall machen.<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SZENE<br />
NEWS<br />
DER<br />
SCHMEICHLER<br />
Ultra“, ist allerdings jetzt viel<br />
größer geworden. Doch sowohl<br />
dieses Flaggschiff der Marke als<br />
auch die etwas günstigere Version<br />
mit der Duroplast-Schale haben<br />
jetzt ein neues Futter, das aus<br />
speziellen Aktivkohle-Fasern<br />
besteht. X-lite nennt diese neue<br />
Stoff-Technologie „Carbon Fitting“.<br />
Sie soll die Schweißverdunstung<br />
unter dem Helm erheblich verbessern<br />
und für einen wesentlich besseren<br />
Wärmeaustausch unter Rennbedingungen<br />
sorgen. Tatsächlich hatten<br />
wir das Gefühl, dass das neue Innenleben<br />
des 8<strong>02</strong> RR in etlichen harten Runden<br />
die Schweißbildung im Helm sehr<br />
gut aufnehmen kann. In Verbindung mit<br />
der nach wie vor sehr guten Belüftung<br />
ließ sich der Helm über die gesamte<br />
Distanz sehr angenehm tragen. Das<br />
Helmfutter war darüber hinaus beim<br />
nächsten Turn weit weniger nass als<br />
noch beim schon sehr guten Vorgängermodell,<br />
das im <strong>PS</strong>-Helmtest (Heft<br />
04/2013) den zweiten Platz belegt hatte<br />
und dank des guten Preis-Leistungs-<br />
Verhältnisses als Kauftipp empfohlen<br />
wurde.<br />
Fotos: Friedrich Weisse, Nolan<br />
Dass Nolan, respektive X-lite als<br />
Sportlinie der italienischen Marke,<br />
mit dem 8<strong>02</strong> RR einen neuen waschechten<br />
Rennhelm für die Saison<br />
<strong>2016</strong> bringen werde, haben wir bereits<br />
im vergangenen Sommer parallel<br />
zu unserem exklusiven Casey<br />
Stoner-Interview vermeldet. Jetzt<br />
konnte <strong>PS</strong> den Racing-Helm in Almeria<br />
testen. Äußerlich hat sich bis<br />
auf die Dekors eigentlich nichts geändert.<br />
Die Auswahl bei der leichteren<br />
Karbon-Variante, dem „Carbon<br />
MOTORRAD-Katalog <strong>2016</strong><br />
SÄMTLICHE IN DEUTSCHLAND KÄUFLICHEN MASCHI-<br />
NEN AUF EINEN BLICK, DAZU ROLLER, 125ER,<br />
TUNING-BIKES, CROSSER UND DIE WICHTIGSTEN<br />
HÄNDLER- UND HERSTELLER-ADRESSEN. DAMIT IST<br />
DER NEUE MOTORRAD-KATALOG AUCH IN DIESEM<br />
JAHR WIEDER DIE PFLICHTLEKTÜRE FÜR MOTOR-<br />
RADFANS. 8,50 EURO IM ZEITSCHRIFTENHANDEL.
Foto: Aprilia<br />
Werksmaterial für alle<br />
UNTER DEM KÜRZEL RSV4 FW BIETET<br />
APRILIA EIN INDIVIDUELL DURCH<br />
DAS WERK AUFGEBAUTES SUPER-<br />
BIKE FÜR PROFI- UND HOBBY-RACER<br />
AN. FW STEHT DABEI FÜR „FACTORY<br />
WORKS“. DAHINTER STECKT DIE<br />
RSV4 RR, DIE ALS PLATTFORM FÜR<br />
UMBAUTEN DIENT, DIE MIT KIT-<br />
KABELBÄUMEN UND WEITEREM<br />
„WERKSMATERIAL“ FÜR SÄMT-<br />
LICHE RENNSERIEN AUSGE-<br />
STATTET WERDEN – SCHULUN-<br />
GEN FÜR MECHANIKER UND<br />
FAHRER EINGESCHLOSSEN.<br />
SUPERBIKE-WM <strong>2016</strong><br />
ZURÜCK AM LAUSITZRING<br />
Die kommende Superbike-Saison wird einige Neuerungen<br />
bringen. Nicht genug damit, dass die WM-Serie nach zwei<br />
Jahren Abstinenz endlich wieder ein Rennwochenende in<br />
Deutschland fährt (16. bis 18. September am Lausitzring),<br />
auch der Zeitplan ändert sich nachhaltig. So findet der erste<br />
von zwei Läufen jetzt bereits am Samstag um 13 Uhr statt.<br />
Die Superpole, das Qualifying der Klasse in zwei Durchgängen,<br />
ist am Vormittag. Race 2 startet dann am Sonntag<br />
ebenfalls um 13 Uhr. Neben den Big Bikes ist mit den<br />
Supersport-, den Superstock 1000- und den Nachwuchsserien-Rennen<br />
damit für pralles Racing an zwei Tagen<br />
gesorgt. Tickets für den deutschen WM-Lauf am Lausitzring<br />
gibt es unter www.lausitzring.de<br />
Foto: World SBK<br />
RÜCKRUF YAMAHA YZF-R1<br />
NEUES GETRIEBE<br />
Yamaha ruft alle neuen R1-Modelle inklusive der R1M<br />
mit den Fahrgestellnummern JYARN321000000301<br />
bis JYARN321000003245, JYARN322000000301 bis<br />
JYARN322000000933, JYARN326000000301 bis<br />
JYARN326000001167 und JYARN327000000301<br />
bis JYARN327000000446 in die Werkstätten. Unter<br />
Umständen kann es laut Yamaha zu einem<br />
Bruch der Getriebezahnräder des zweiten,<br />
dritten oder vierten Gangs kommen.<br />
Yamaha gibt als Grund für den<br />
möglichen Bruch die Konstruktion<br />
und die Materialwahl der<br />
Bauteile an. In diesem Zusammenhang<br />
werden bei<br />
allen genannten Maschinen<br />
die Getriebe getauscht.<br />
Alle Besitzer sollten sich<br />
umgehend mit ihrer<br />
Vertragswerkstatt in<br />
Verbindung setzen.<br />
Foto: fact<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 7
SZENE<br />
NEWS<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ MARZOCCHI VERKAUFT++<br />
Nach monatelangem Hin und<br />
Her hat der US-Eigner Tenneco<br />
der Übernahme des Traditions-Fahrwerksherstellers<br />
Marzocchi durch den Zulieferer<br />
VRM zugestimmt. Jetzt zieht<br />
der Gabel-Produzent zwei Kilometer<br />
weiter ins VRM-Werk<br />
von Bologna. Alle 70 Angestellten<br />
werden übernommen und<br />
weitere ehemalige Techniker<br />
eingestellt. Marzocchi baut<br />
auch Rahmen und Motorteile,<br />
unter anderem für Ducati.<br />
Foto: TW Steel<br />
Quick Micks Uhr<br />
TW STEEL BRINGT EINE<br />
MICK DOOHAN-UHR MIT<br />
48-MM-EDELSTAHLGEHÄU-<br />
SE UND SCHWARZEM<br />
SILIKONBAND HERAUS.<br />
DER QUARZ-CHRONO-<br />
GRAPH (WASSER-<br />
DICHT BIS 10 BAR)<br />
KOSTET 599 EURO.<br />
++ DORTMUND MIT <strong>PS</strong>++<br />
<strong>PS</strong> wird gemeinsam mit dem<br />
Schwesterblatt MOTORRAD auf<br />
der Messe in Dortmund vom<br />
3. bis 6. März in den Westfalenhallen<br />
vertreten sein.<br />
++ EICMA <strong>2016</strong> ++<br />
Kaum ist die Mailänder Messe<br />
2015 vorbei, gibt es schon die<br />
Daten für <strong>2016</strong>. Die Tore für die<br />
Neuheiten öffnen sich demnach<br />
vom 8. bis 13. November.<br />
Allerdings findet in diesem<br />
Jahr auch die INTERMOT statt,<br />
die bereits vom 5. bis 9. Oktober<br />
in Köln die ersten Neuheiten<br />
für 2017 zeigen wird.<br />
++ FJR AUFGEPEPPT ++<br />
Der Sporttourer FJR 1300 von<br />
Yamaha wird nach langer Zeit<br />
jetzt doch entstaubt. Dafür<br />
bekam der Vierzylinder sogar<br />
einen sechsten Gang. Deshalb<br />
wurde das Getriebe umgestellt,<br />
von gerade auf schräg<br />
verzahnt, wodurch es schmaler<br />
baut und der sechste Gang<br />
im gleichen Motorgehäuse<br />
Platz findet.<br />
Foto: Fischer<br />
Foto: Schmidt<br />
KALENDER FÜR <strong>2016</strong> Von Facecatcher (www.facecatcher.com) gibt es einen großformatigen<br />
Hochglanz-Kalender (DIN-A2) mit wunderschönen Aufnahmen von der<br />
Isle of Man TT für 39 Euro. HighsidePR (www.highsidePR.com) bietet mit „Champions“<br />
einen DIN-A3-Kalender mit den Meistern des Jahres 2015 von Markus Reiterberger<br />
über Johnny Rea, John McGuinness bis Jorge Lorenzo – Preis 25 Euro.<br />
GEWINNSPIEL<br />
Foto: Börner<br />
++MOTORSPORT-STUDIUM ++<br />
An der FH Kaiserslautern kann<br />
seit diesem Jahr im Fachbereich<br />
BWL berufsbegleitend<br />
der Studiengang Motorsport-<br />
Management studiert werden.<br />
Infos: http://mba.bw.hs-kl.de/<br />
fernstudiengang/<br />
mba-motorsport-management<br />
RÜCKBLICK 2015<br />
Den spannenden Saisonrückblick<br />
zum MotoGP-Jahr 2015 gibt es bei<br />
<strong>PS</strong> jetzt zu gewinnen. Wir verlosen<br />
je zwei DVDs und Blu-Rays mit den<br />
Auto grammen der Kommentatoren<br />
Alex Hofmann und Eddie Mielke.<br />
Drei Stunden packenden Rennsport<br />
plus Extras kann gewinnen, wer bis<br />
zum 9. Februar eine E-Mail mit<br />
„Alex&Eddie“ im Betreff an ps@<br />
motorpresse.de schickt. Wer sich<br />
nicht aufs Losglück verlassen möchte,<br />
bestellt unter www.ps-online.de<br />
im Shop.<br />
8 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
NEUHEITEN<br />
PUT IT ON<br />
HELD Eine komplett<br />
neue, ab März verfügbare<br />
Rennkombi<br />
bietet der deutsche<br />
Hersteller Held unter<br />
dem Namen „Full<br />
Speed“. Der Einteiler<br />
besteht aus Känguru-<br />
Leder und ist komplett<br />
mit SAS-TEC-<br />
3D-Protektoren ausgestattet.<br />
Von der<br />
Stange sind drei<br />
Farbvarianten erhältlich:<br />
Grün/Schwarz,<br />
Rot/Schwarz und<br />
Schwarz/Weiß. Bei<br />
Maßkombis sind<br />
weitere Farben verfügbar.<br />
Größen 48 bis<br />
60, auch Damengrößen,<br />
ab 1799 Euro<br />
www.held.de<br />
RUKKA Für Sportfahrer<br />
etwa mit zweiteiliger<br />
Lederkombi<br />
empfielt sich der<br />
verlängerte Rückenprotektor<br />
„LB“ von<br />
Rukka, der den Steiß<br />
schützt, wenn der<br />
Rückenprotektor<br />
sonst am Reißverschluss<br />
der Jacke<br />
endet. Er wird wie ein<br />
Nierengurt getragen.<br />
Hinten sitzt ein großer<br />
CE-zertifizierter<br />
Protektor drin. Größen<br />
S-XL, 69,95 Euro,<br />
www.rukka.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
ALPINESTARS Eine<br />
wetterfeste Jacke<br />
für Sportfahrer bietet<br />
Alpinestars mit der<br />
neuen „Enforce“.<br />
Neben wasserfestem<br />
Drystar-Futter verfügt<br />
die Enforce über<br />
ein langärmliges,<br />
herausnehmbares<br />
Thermalfutter und<br />
bietet trotzdem mit<br />
den Protektoren und<br />
Protektorentaschen<br />
sowie den Abrieb-<br />
Caps die gewünschten<br />
Eigenschaften<br />
einer echten Sportjacke.<br />
S bis 4XL,<br />
329,95 Euro,<br />
www.alpinestars.<br />
com<br />
RUKKA Für diejenigen,<br />
die ganz schnell<br />
in diesem Jahr angreifen<br />
wollen, können<br />
wir die Unterwäsche<br />
Wisa N2S von<br />
Rukka wärmstens<br />
empfehlen. Gerade<br />
für noch sehr kalte<br />
Tage und frostige<br />
Morgenstunden<br />
eignet sich die mit<br />
Windstopper-Membran<br />
beschichtete,<br />
warme Wäsche.<br />
Allerdings hat Wisa<br />
auch ihren Preis.<br />
Hose wie Langarm-<br />
Oberteil kosten je<br />
129,95 Euro.<br />
www.rukka.com<br />
Foto: Delius Klasing<br />
Curves goes USA<br />
BISHER GAB ES DAS SCHÖN GEMACHTE FOTO- UND KARTEN-<br />
WERK CURVES NUR ÜBER EUROPÄISCHE BERGSTRASSEN. IM<br />
NEUESTEN BAND GEHT ES IN DIE BERGE NACH KALIFORNIEN.<br />
DELIUS KLASING, 15 EURO<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 9
PREMIERE<br />
METZELER RACETEC RR SLICK<br />
WILD<br />
Mit dem Racetec RR Slick<br />
weitet Metzeler sein Angebot<br />
in der RR-Familie<br />
speziell für engagierte<br />
Hobby-Racer aus. Gegenüber dem Racetec<br />
RR ist der Neue, wie der Name<br />
schon sagt, ein profilloser Rennstreckenreifen,<br />
der von der Performance<br />
etwas unter dem Diablo Superbike des<br />
Mutterkonzerns Pirelli angesiedelt ist.<br />
Dafür soll der Racetec Slick pro Satz<br />
auch knapp 50 Euro günstiger angeboten<br />
werden (vorn: 138 Euro, hinten je<br />
nach Größe 179 bzw. 198 Euro). „Dazu<br />
kommt“, so Metzeler-Rennsport-Manager<br />
Björn Lohmann, „dass der Slick auf<br />
höhere Haltbarkeit ausgelegt ist und<br />
damit dem Hobby-Piloten über einen<br />
langen Renntrainingstag oder auch<br />
Rennen hinweg keine Probleme bereiten<br />
dürfte.“ Haltbarkeit war eines der<br />
obersten Ziele bei der Entwicklung<br />
dieses Slicks.<br />
<strong>PS</strong> testete die neue Metzeler-Pelle<br />
einen Tag lang auf der Rennstrecke in<br />
Almeria. Dabei zogen wir vorne die Mischung<br />
K1 auf und starteten bei noch<br />
etwas kühlen Temperaturen hinten in<br />
der Größe 200/60 mit der härteren K2-<br />
Version. Das Grip-Niveau gefiel uns auf<br />
Anhieb. Die Eigenschaften besonders<br />
des Vorderreifens überzeugten uns<br />
ebenfalls, denn auf der selektiven Strecke<br />
mit dem engen und unübersichtlichen<br />
Infield ließ der Reifen geradezu<br />
alles mit sich machen, lenkte ohne<br />
jeglichen Widerstand ein und verzieh<br />
über die blinden Kuppen auch Nachbremser<br />
in tiefer Schräglage ohne jegliches<br />
Aufstellmoment. Die Eigendämpfung<br />
des Reifens ist vorn durch die<br />
Verwendung von Aramid im Null-Grad-<br />
Stahlgürtel der Karkasse auf sehr hohem<br />
Niveau, ohne es auf der Bremse<br />
an der nötigen Steifigkeit fehlen zu lassen.<br />
Zielgenauigkeit und Spurtreue,<br />
aber auch ein gutmütiger Grenzbereich<br />
machen diesen Reifen sicher zu einem<br />
ganz heißen Kandidaten für Supersport-Freaks.<br />
Allerdings wies der K2 hinten nach<br />
drei Turns kein astreines Laufbild mehr<br />
auf, worauf die Metzeler-Techniker<br />
reagierten und die Ergebnisse nach<br />
Mailand zur Konzernmutter übermittelten.<br />
Der Grund für diese Auffälligkeit<br />
steckt wohl in der angedachten Fertigung<br />
per „NBM“-Verfahren (New Building<br />
Machine), bei dem statt der komplett<br />
in einem breiten Streifen aufgetragenen<br />
Mischung mehrere kleinere<br />
Stränge Gummi um den Reifen gelegt<br />
werden. Die raspelscharfe sandige<br />
10 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
E PELLE<br />
Der neueste Slick von<br />
Metzeler ist ein ganz<br />
heißer Kandidat für<br />
Supersport-Freaks und<br />
soll mit langer Haltbarkeit<br />
glänzen.<br />
Text: Uwe Seitz<br />
Fotos: Metzeler, F. Weisse<br />
Piste mit den vielen schnellen Kurvenausgängen<br />
hat dieses Phänomen vermutlich<br />
noch verstärkt.<br />
Perfekt zeigte sich dagegen dann<br />
der Slick-Hinterreifen in der weicheren<br />
K1-Mischung, die grundsätzlich ohne<br />
NBM auskommt. Zwei Einzelturns und<br />
einen 40-minütigen Doppelturn steckte<br />
der Racetec Slick auch bei sinkenden<br />
Temperaturen am Abend weg wie<br />
nichts, lieferte noch einmal ein deutlich<br />
höheres Grip-Niveau ab als der K2 und<br />
erlaubte es uns, die Traktionskontrolle<br />
der Testmaschine BMW S 1000 RR im<br />
Slick-Modus auf Stufe zwei herunterzu -<br />
regeln. So hob die 1000er gern das Vorderrad<br />
am Kurvenausgang ohne auch<br />
nur einen heftigen Rutscher. Die gute<br />
Nachricht für Hobby-Racer: Während<br />
des gesamten Tests beließen wir die<br />
Fahrwerkseinstellungen im Serienzustand,<br />
denn Metzeler propagiert den<br />
Slick als problemlosen und gutmütigen<br />
Angreifer für schnelle bis sehr schnelle<br />
Piloten, die ohne große Setup-Experimente<br />
auf gute Rundenzeiten kommen<br />
wollen. Das halten wir nach dem kompakten<br />
Testtag schon einmal für gelungen.<br />
Damit ist der Racetec RR Slick eine<br />
hervorragende Ergänzung im Reigen<br />
der echten Rennstreckenreifen.<br />
Für Rennstreckenneulinge und Hobby-Racer<br />
ohne große Rennambitionen<br />
gibt es außerdem noch den Racetec RR<br />
CompK Slick, den wir in Almeria leider<br />
nicht zur Verfügung hatten. Einen Vergleich<br />
der RR-Slicks mit der direkten<br />
Konkurrenz nehmen wir uns für eine<br />
der nächsten Ausgaben fest vor. Der<br />
Reifen wird ab Mitte Januar in den Größen<br />
120/70 (vorn) und 180/60 oder<br />
200/60 (hinten) ausgeliefert.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 11
FAHRBERICHT<br />
KTM 1290 SUPER DUKE GT<br />
Zu wissen, ganz viel zu<br />
können, aber nichts zu<br />
müssen, hat seinen Reiz.<br />
Bereit für die lange Tour,<br />
aber auch fit für die eine<br />
oder andere Kurvenhatz –<br />
das macht an. <strong>PS</strong>-Stunter<br />
Jo Bauer fand in der<br />
KTM 1290 Super Duke<br />
GT den Schmelztiegel<br />
für Sport und Tour.<br />
Text: Jo Bauer; Fotos: KTM<br />
SCHMELZ<br />
TIEGEL<br />
12 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Schon sehr bald soll die in<br />
Richtung Tourentauglichkeit<br />
getrimmte KTM Super<br />
Duke GT den sehr sportlichen<br />
Tourern wie zum Beispiel der<br />
BMW S 1000 XR ans Leder. Die<br />
Vorgehensweise ist gerade bei<br />
diesen beiden Modellen sehr<br />
ähnlich: Man nehme das sehr<br />
potente Naked Bike und spendiere<br />
ihm vor allem eine hohe<br />
Scheibe und Koffer. Doch während<br />
die BMW auch bei den<br />
Federwegen gewaltig zulegte,<br />
stattet KTM den Tourenableger<br />
der nackten Super Duke vor<br />
allem elektronisch deutlich<br />
umfangreicher aus.<br />
Für die Fotos des KTM-<br />
Booklets durfte ich die GT<br />
fahren und damit schon<br />
mal erste Eindrücke der<br />
genetisch veränderten<br />
1290 Super Duke R in die<br />
Redaktion tragen. Na dann, los!<br />
Soll die Super Duke in der GT-Version<br />
mal zeigen, was sie kann.<br />
Entspannt, das umschreibt das<br />
Grundgefühl auf der neuen GT wohl<br />
am besten. Schon nach den ersten<br />
Metern in der kalten Bergwelt der<br />
Dolomiten wird klar: Es hat sich im<br />
Vergleich zur bekannten Super Duke R<br />
einiges getan. Die Sitzposition ist gleich<br />
noch mal relaxter. Der Lenker ist beispielsweise<br />
etwas näher an den Piloten<br />
herangerückt. Dadurch sitzt man aufrechter<br />
und lässiger – und das auch<br />
noch mit Griffheizung. Kurventanz mit<br />
warmen Händen – auch cool.<br />
Viel neue Elektronik in der GT<br />
Viele Neuerungen holten die Ingenieure<br />
aus der Elektronik-Trickkiste. MSC<br />
(Motorrad-Stabilitäts-Kontrolle) und<br />
Schräglagen-C-ABS inklusive schräglagenabhängiger<br />
Traktionskontrolle<br />
und Tempomat sind neu. Dahinter<br />
verbergen sich durchaus sinnvolle<br />
elektronische Helferlein, die mittelbar<br />
und im Ernstfall unmittelbar zum<br />
Wohle des Reiters eingreifen.<br />
Fernab dieser Hightech werten<br />
auch so einfache Dinge wie ein schön<br />
berechenbarer Reifen, der Pirelli Angel<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 13
DATEN<br />
KTM<br />
1290 SUPER DUKE GT<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-75-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
127 kW (173 <strong>PS</strong>) bei 8870/<br />
min*, 144 Nm bei 6500/min*, Bohrung/<br />
Hub: 108,0/71,0 mm, 1301 cm³, Verdichtung:<br />
13,2:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
56-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,1 Grad, Nachlauf: 107 mm, Radstand:<br />
1482 mm, Ø Gabel innenrohr: 48 mm,<br />
Federweg v./h.: 125/156 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Schwimmsätteln<br />
vorn, 240-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(ohne Benzin) ca. 212 kg*,<br />
Tankinhalt: 23 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
k.A.<br />
* Herstellerangabe<br />
GT, die neue KTM auf. Denn ihrem<br />
Einsatzspektrum entsprechend und<br />
bei solch realistischen Szenarien wie<br />
schattigen Temperaturen am frühen<br />
Morgen oder Abstechern hoch in<br />
Richtung Baumgrenze außerhalb des<br />
Hochsommers zeigt die GT-KTM der<br />
Super Duke R eine lange Nase.<br />
Unter Idealbedingungen lässt sich<br />
die GT ähnlich der Super Duke R sportlich<br />
den Berg hinauf- und natürlich<br />
wieder hinabscheuchen. Dabei stellt<br />
sich das neue elektronische Fahrwerk<br />
auf die verschiedenen Situationen immer<br />
wieder ein. Auch eine Schlechtwegstrecke<br />
kostet nicht gleich den<br />
Halt der Plomben. Ruhig bügelt die GT<br />
mit dem aufwendigen Fahrwerk über<br />
Kanten und Wellen.<br />
Sollte die Super Duke R an mir<br />
vorbeifliegen, dann liegt es nur daran,<br />
dass ich durch die Unmengen an Einstellmöglichkeiten<br />
abgelenkt bin. Denn<br />
weder auf der Bremse, noch in Schräglage<br />
oder beim Beschleunigen muss<br />
ich eigentlich mit der GT nachgeben.<br />
Gut, sie hat etwas mehr Gewicht auf<br />
den Rippen, aber bei echt sportlichem<br />
Anbremsen dürften die Bremspunkte<br />
nicht übel ausfallen. Insgesamt liegen<br />
die bisher bekannten Fahrwerksdaten<br />
der GT im Gegensatz etwa zur BMW XR<br />
praktisch deckungsgleich auf denen<br />
des Naked Bikes. Selbst bei den Federwegen<br />
gibt KTM trotz des neu verbauten,<br />
semiaktiven Fahrwerks die gleichen<br />
Werte wie bei der 1290 Super<br />
Duke R an.<br />
Der V2-Motor ist ein<br />
Spaßgarant<br />
Das potente, 173 <strong>PS</strong> starke V2-Herz<br />
schlägt in beiden Modellen. Allerdings<br />
bekommt die GT bis zur Serienreife<br />
noch einen Schaltautomaten, den wir<br />
uns schon an der Super Duke R gewünscht<br />
hätten. Beim Fotomodell kam<br />
ich allerdings noch nicht in den Luxus<br />
der elektronischen Schalthilfe – die<br />
KTM-Techniker arbeiten aber daran.<br />
Die Traktionskontrolle haben ebenfalls<br />
beide KTMs, sie wurde für das jeweilige<br />
Fahrzeug entsprechend adaptiert.<br />
Neu im Vergleich zur R-Super Duke ist<br />
das Kurven-ABS der GT, das es bisher<br />
nur in den Adventure-Modellen gab.<br />
Will man es quer treiben, dann lassen<br />
sich diese ganzen Hilfen natürlich<br />
immer noch ausschalten. Leider, genau<br />
wie bei der Nackten, etwas umständlich<br />
– man muss<br />
dazu nämlich mit<br />
der Fuhre stehen<br />
bleiben.<br />
14 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
01 <strong>02</strong><br />
03<br />
04 Der große Twin aus der Super Duke R<br />
gehört zu den absoluten <strong>PS</strong>-Lieblingen. In der<br />
GT behielt der 1301 cm³ große Antrieb seinen<br />
feisten Punch. Eventuell wurde auf dem Weg<br />
zum Hinterrad anders<br />
übersetzt<br />
01 Das semiaktive Fahrwerk bügelt Kanten schön weg, passt sich<br />
kaputten Straßen an und stemmt sich besonders an der Gabel bei<br />
harten Anker-Attacken erfolgreich gegen zu tiefes Abtauchen<br />
<strong>02</strong> Über Hubsensoren an der Front und am Heck stellt sich<br />
das Fahrwerk automatisch auf entsprechende Beladung oder<br />
Soziusbetrieb ein<br />
03 Display und Funktionsweise der elektronischen Helferlein<br />
sind identisch mit denen der nackten Schwester Super Duke R<br />
Dann gibt es dafür puren Fahrspaß<br />
ohne Elektronikhilfen für alle, die es<br />
gern selbst in die Hand nehmen, und<br />
der geile Motor zeigt ungefiltert, was<br />
er draufhat. Fette Drifts gehen dank<br />
AntiHopping-Kupplung prima von der<br />
Hand. Und dank der ausgewogenen<br />
Balance macht‘s erstaunlichen Spaß –<br />
trotz des großen 23-Liter-Tanks und<br />
leicht gefüllter Koffer.<br />
Klar, die neue GT bringt aufgrund<br />
des aufwendigen Fahrwerks, der Verkleidung<br />
und bei vollem Tank ein paar<br />
Kilo mehr auf die Wagge als die Super<br />
Duke R. Aber das Handling der wuchtigeren<br />
Super Duke-Variante ist wirklich<br />
gut, und das zusätzliche Gewicht gegenüber<br />
der Nackten spielt bei der<br />
Fahrbarkeit kaum eine Rolle.<br />
Der Motor scheint irgendwie<br />
mit mehr Ruhe ans Werk zu<br />
gehen. Ob da die KTM-Ingenieure<br />
eventuell die Übersetzung doch<br />
einen Zahn kürzer gewählt haben<br />
oder es einfach nur am komfortablen<br />
Sitz liegt, konnte ich in den<br />
wenigen freien Fahrminuten leider<br />
nicht eruieren.<br />
Aber ein kurzer Zwischensprint<br />
mit über 200 km/h war schon mal drin.<br />
Die Erkenntnis: kein Pendeln trotz angebauter<br />
Koffer! Die Verkleidungsscheibe<br />
lässt<br />
sich während der Fahrt in<br />
der Höhe verstellen und<br />
bietet für mittelschnelles<br />
Dahin cruisen genug<br />
Fläche, um die Schultern<br />
und den Kopf des<br />
GT-Piloten zu entlasten.<br />
Alle meine Eindrücke<br />
gelten jedoch mit einem<br />
gewissen Vorbehalt, denn<br />
das Fotobike entsprach noch<br />
nicht ganz dem Serienstand.<br />
Aber die vielen Veränderungen<br />
in Richtung Tour stehen<br />
der GT hervorragend. Zudem<br />
hat KTM die sehr sportliche Grundphilosophie<br />
der Super Duke gekonnt<br />
auf die GT-Version übertragen. Der<br />
Motor und das Fahrverhalten sind für<br />
mich ganz großes Kino – die Neue<br />
bietet reichlich Spaß und Punch in<br />
allen Lebenslagen.<br />
Gute Detaillösungen für<br />
die Optik<br />
Richtig gut hat mir in dem Zusammenhang<br />
gefallen, dass der Kofferträger<br />
nach abgebauten Koffern kaum zu<br />
erkennen ist und man deshalb keinen<br />
04<br />
Mega-Halter augenkrampfverdächtig<br />
spazierenfahren muss. Das Montieren<br />
ist außerdem unkompliziert und<br />
schnell erledigt. Zukunftsweisend sind<br />
das Tag fahr licht und das neigungsabhängige<br />
Kurvenlicht.<br />
Endgültig wird <strong>PS</strong> das Licht aufgehen,<br />
wenn die 1290 Super Duke GT<br />
im finalen Trimm präsentiert wird.<br />
Das wird wohl noch ein paar Wochen<br />
dauern, aber ich würde jetzt schon<br />
behaupten wollen, dass Sport und Touring<br />
in einem einzigen Motorrad noch<br />
nie so nah beisammen lagen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 15
LEISTUNG<br />
16 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
VERGLEICHSTEST<br />
APRILIA RSV4 RF VS.<br />
KAWASAKI H2R<br />
Die brutale Kawasaki<br />
H2R kann man fast<br />
nirgends ausfahren.<br />
Wir haben einen Ort<br />
gefunden und lassen die<br />
Bodenrakete dort gegen<br />
Aprilias Handlingwunder<br />
RSV4 RF antreten.<br />
Gewalt gegen Präzision –<br />
wer macht das Rennen?<br />
Text: Tobias Münchinger<br />
Fotos: jkuenstle.de
SDRUCK<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 17
Zweihundertfünfzig, zweihundertsechzig<br />
... boom! Klar, irgendwann<br />
muss das Monster<br />
ja aufholen. Etwa auf halber<br />
Länge der legendären Mistralgeraden<br />
von Le Castellet ist es so weit: Links<br />
von der Aprilia katapultiert die H2R<br />
vorbei, brüllend wie ein Star Wars-Tie-<br />
Fighter im Anflug auf sein wehrloses<br />
Opfer. Nur wenige Strecken ermöglichen<br />
der Kompressor-Kawasaki so<br />
leichtes Spiel mit einem kampfstarken<br />
Superbike. Hier auf dem südfranzösischen<br />
Circuit Paul Ricard stimmen<br />
die Voraussetzungen dafür. Die hochmoderne<br />
Anlage wartet in der Langfassung<br />
mit knapp sechs Kilometern<br />
Piste auf. Laut Data-Recording entfallen<br />
allein 1,9 Kilometer davon auf die Mistralgerade.<br />
Für den Piloten der Über-<br />
Kawa ausreichend, um das Terror-Bike<br />
auf maximalen Speed zu bringen und<br />
den sechsten Gang voll auszudrehen,<br />
bis in den Begrenzer hinein. Die Sache<br />
hat nur einen Haken: Irgendwann ist<br />
selbst die längste Gerade zu Ende.<br />
Dann nimmt die flinke Aprilia RSV4 RF<br />
wie ein Bluthund die Verfolgung auf.<br />
Wer hat am Ende die Nase vorn, Dampfhammer<br />
oder Präzisionswerkzeug?<br />
Noch einmal kurz zur Erinnerung:<br />
Im Modelljahr <strong>2016</strong> ruft Kawasaki für<br />
die H2R sage und schreibe 53000 Euro<br />
auf. Sie ist darüber hinaus nur in sehr<br />
begrenzter Stückzahl verfügbar. Fahren<br />
kann man sie fast nirgends. Zum einen<br />
besitzt sie keine Straßenzulassung, zum<br />
anderen überschreitet sie mit über 130<br />
gemessenen Dezibel (unser Messgerät<br />
streicht bei 130 dB die Segel) die zuläs-<br />
RSV4 RF<br />
01 In den schön gezeichneten Tank passen 18,5 Liter Sprit. Seine Formgebung<br />
erlaubt einen sauberen Knieschluss und klasse Seitenhalt<br />
<strong>02</strong> Das Cockpit der RSV4 RF unterscheidet zwischen einer Normal- und<br />
einer Racing-Anzeige. Im „Race-Cockpit“ werden Gang und Rundenzeit groß,<br />
die Geschwindigkeit kleiner unten links eingeblendet<br />
03 Clever gelöst: Während der Fahrt lässt sich die Traktionskontrolle per<br />
Plus- (Daumen) und Minusschalter (Zeigefinger) justieren<br />
04 Italienisches Design ist einfach geil! Oder möchte wirklich jemand beim Anblick<br />
dieses Hecks widersprechen?<br />
05 Rennsport in Serie: Steuerkopf und Schwingendrehpunkt sind variabel<br />
03<br />
01 <strong>02</strong> 04<br />
18 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
05
„DER MENSCH IST EIN<br />
GEWOHNHEITSTIER.<br />
MIT DER POWER LERNT<br />
MAN UMZUGEHEN“<br />
Arne Tode<br />
01 03<br />
01 Reifenwärmer runter und<br />
nochmals schnell die Einstellungen<br />
checken. Gegen Ende des<br />
Tages wird die Zeit knapp, die<br />
Testcrew muss sich ranhalten<br />
<strong>02</strong> Auf der Rennstrecke ist der<br />
Benzinverbrauch ein nahezu irrelevantes<br />
Kriterium. Dennoch will die<br />
H2R nur den hochoktanigen, teuren<br />
Stoff. Und davon nicht zu knapp!<br />
03 Techniker Karsten sucht Platz<br />
für das Data-Recording<br />
<strong>02</strong><br />
20 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
sigen Geräuschwerte auf den meisten<br />
Rennstrecken um ein Vielfaches. Apropos<br />
Überschreitung. Mit ihren deklarierten<br />
326 <strong>PS</strong> inklusive Staudruck-<br />
System lässt die H2R alle „normalen“<br />
Supersportler eh wie Kinderspielzeug<br />
aussehen. Wer so viel Power auf zwei<br />
Rädern nicht gewohnt ist, stellt seine<br />
Neurotransmitter auf eine harte Probe.<br />
Für unser kleines Duell braucht<br />
es deshalb einen abgebrühten Piloten.<br />
Quasi einen Han Solo der Motorradwelt,<br />
oder einfach jemanden wie Ex-Moto2-<br />
Fahrer Arne Tode. Er hatte in der Vergangenheit<br />
schon das Vergnügen, MotoGP-Maschinen<br />
testen zu dürfen. Man<br />
könnte sagen, sein Hirn ist bereits auf<br />
aberwitzige Motorleistung kalibriert.<br />
Somit hinein ins Geschehen. Arne<br />
checkt erst den Charakter der Kawa<br />
aus und lässt sie zurückhaltend in die<br />
Kurven laufen. In den ersten Runden<br />
fällt es nicht schwer, die H2R einigermaßen<br />
zu distanzieren. Spät bremsen,<br />
die Aprilia hart in die Kurven drücken<br />
und ganz früh wieder ans Gas gehen.<br />
Superbike-Gebaren vom Feinsten:<br />
nimm das, schwarz-grünes Ungetüm!<br />
Aber je mehr sich der ehemalige<br />
Moto2-Pilot auf die Kawasaki einschießt,<br />
desto heikler gerät die Lage<br />
für den <strong>PS</strong>ler auf der RSV4. Nicht<br />
die Kurvenkombinationen sind das<br />
Problem, sondern die Geraden. Dort<br />
zieht die H2R ab, als gäbe es kein<br />
Morgen. Auf der Aprilia liefert ein<br />
rascher Blick ins Cockpit den Beweis:<br />
Ja, du beschleunigst gerade Vollgas<br />
aus der Kurve heraus. Nein, du kannst<br />
absolut nichts dagegen tun, dass du<br />
gleich aufgeschnupft wirst. Der super<br />
Sound des V4 geht leider ebenfalls<br />
völlig unter. Trotz Ohrenstöpsel hört<br />
man die wütende H2R herannahen.<br />
Wenn beide Motorräder zeitgleich auf<br />
eine Zwischengerade feuern, macht<br />
die Kawa erst einmal Meter ohne Ende.<br />
Im Sattel der RSV4 fühlt sich das an<br />
wie in einem dieser Albträume, in dem<br />
man vor etwas wegrennen möchte,<br />
aber nicht vorwärts kommt.<br />
Lagebesprechung in der Box. Arne<br />
meint, die H2R sei weniger spektakulär,<br />
als er sich das vorgestellt hatte.<br />
Wie bitte? Als der <strong>PS</strong>ler verdutzt dreinschaut,<br />
fügt er noch hinzu: „Aber es<br />
macht verdammt viel Spaß, richtig geil!“<br />
Zunächst klingt es verrückt, aber Arne<br />
Tode hat mit seiner Aussage tendenziell<br />
recht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier,<br />
und wenn man genügend Zeit mit<br />
der Bodenrakete verbringt, freundet<br />
man sich damit an. Wichtig ist, extrem<br />
PLUS UND MINUS: DAS DATA-RECORDING GIBT AUFSCHLUSS<br />
RUNDENZEITEN<br />
Durch die Unterteilung der Strecke in<br />
vier Abschnitte lässt sich ablesen, an<br />
welchen Stellen Zeit gewonnen beziehungsweise<br />
verloren wird.<br />
Sektion eins weist lediglich eine Schikane<br />
direkt nach Start/Ziel auf. Die<br />
deutlich agilere Aprilia RSV4 RF kann<br />
ihre Handlichkeit zu ihrem Vorteil ausspielen.<br />
Obwohl die Kawasaki H2R mit<br />
viel höherer Geschwindigkeit angeflogen<br />
kommt, lässt sich das Superbike<br />
hier rascher durchprügeln und setzt<br />
sich hauchdünn, um 0,05 Sekunden,<br />
vor die Kawasaki H2R.<br />
In Sektion zwei sieht es für die Aprilia<br />
noch besser aus. Zuerst muss stark,<br />
an der Spitzkehre sogar noch stärker<br />
abgebremst werden. 1,41 Sekunden<br />
Zeitvorteil für die RSV4 RF.<br />
2<br />
1<br />
APRILIA RSV4 RF KAWASAKI H2R<br />
ZEIT ZEIT ZEITDIFFERENZ<br />
Aprilia RSV4 RR<br />
Sektion Sektionszeit Gesamtzeit Sektionszeit Gesamtzeit Sektionszeit Gesamtzeit<br />
Kawasaki H2R<br />
1 23,12 sec 23,12 sec 23,17 sec 23,17 sec +0,05 sec +0,05 sec<br />
2 26,78 sec 49,90 sec 28,19 sec 51,36 sec +1,41 sec +1,46 sec<br />
3 20,63 sec 1.10,53 min 18,68 sec 1.10,04 min -1,95 sec -0,49 sec<br />
4 58,33 sec 2.08,86 min 1.00,34 min 2.10,38 min +2,01 sec +1,52 sec<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Sektion 1 Sektion 2 Sektion 3 Sektion 4<br />
1130 m 1950 m<br />
3470 m<br />
5700 m<br />
337 km/h<br />
291 km/h 305 km/h<br />
269 km/h<br />
Aprilia RSV4 RF<br />
Kawasaki H2R<br />
0<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000<br />
Wegstrecke in m<br />
Aber dann dreht sich der<br />
Spieß um. Zwar schießt die Aprilia<br />
mit höherem Speed auf die lange<br />
Mistralgerade hinaus. Doch auf der<br />
1520 Meter langen Messstrecke gibt<br />
die H2R den Ton an, macht 1,95 Sekunden<br />
gut und setzt sich um 0,49<br />
Sekunden vor die RSV4 RF. Während<br />
der langen Geradeausfahrt kommt die<br />
H2R auf „echte“ 336 km/h (Tacho 357<br />
km/h), die RSV4 RF auf maximal 305<br />
km/h (Tacho über 330 km/h). Würden<br />
beide Bikes gleichzeitig am Scheitelpunkt<br />
auf die Mistralgerade beschleunigen,<br />
hätte die<br />
Kawa an ihrem Topspeed-Punkt<br />
160 Meter<br />
Vorsprung auf die Aprilia.<br />
Showdown in Sektion vier. Die lange<br />
Rechts geht mit dem Superbike deutlich<br />
schneller als mit dem Kompressor-Dampfhammer.<br />
Ab dort lässt sich<br />
die Aprilia die Butter nicht mehr vom<br />
Brot nehmen und gewinnt vor allem<br />
4<br />
im Linksbogen vor der Spitzkehre<br />
ordentlich Zeit. Wieder auf Start/Ziel,<br />
befindet sich die RSV4 RF 1,52 Sekunden<br />
vor der H2R.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 21<br />
3
NINJA<br />
H2R<br />
01<br />
konzentriert zu fahren. Teilweise meint<br />
man, im vierten Gang beim leichten<br />
Umlegen von links nach rechts noch<br />
Wheelspin zu spüren. Die Traktionskontrolle,<br />
die noch aus der letzten ZX-10R<br />
stammt, arbeitet bei leichter Schräglage<br />
okay. In tieferen Schräglagen möchte<br />
man sich angesichts der H2R-Power<br />
nicht mehr darauf verlassen. Ein entspannter<br />
Moment der Unachtsamkeit<br />
liegt nicht drin. Aufgrund des Kompressors<br />
und der knackigen Übersetzung<br />
schiebt der Motor von unten heraus<br />
mächtig an, geht aber auch hart ans<br />
Gas. Kaum zu glauben, dass hier „nur“<br />
998 cm³ Hubraum drinstecken. Ab<br />
7000/min macht das Gerät noch dickere<br />
Backen und rennt bis 14000/min wie<br />
<strong>02</strong><br />
22 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
ein wütender Stier. Als die Mistralgerade in<br />
Sichtweite kommt, passiert Folgendes: Das<br />
Flügelrad des Kompressors rotiert bei Volllast<br />
mit 130000 Umdrehungen pro Minute.<br />
Über das Ram-Air zieht sich der Lader 200<br />
Liter Luft pro Sekunde rein, baut 2,4 Bar<br />
Druck auf und lässt den Reihenvierer weit<br />
über 300 km/h marschieren, als wollte das<br />
Schiff zum Sprung in den Hyperraum ansetzen.<br />
So hohe Kräfte muss ein Motor erst<br />
einmal aushalten. Die Techniker implantierten<br />
den Treibsatz nicht nur aus optischen<br />
Gründen in einen Gitterrohrrahmen. Er bietet<br />
neben einem passenden Verhältnis aus<br />
Steifigkeit und Flexibilität auch zusätzliche<br />
Kühlung durch den Fahrtwind.<br />
Mit einem harten Schlag schaltet der<br />
Quickshifter vom Vierten in den Fünften.<br />
Es vergehen nur gefühlte Bruchteile von<br />
Sekunden, dann ist der Sechste dran. Bam,<br />
bam, bam! Bei Tacho 357 km/h läuft die<br />
H2R in den Begrenzer. Zum Glück bremst<br />
das Vieh ähnlich gut, wie es beschleunigt.<br />
Nicht spektakulär, Arne? Bis zur Erleuchtung<br />
in dieser Frage braucht es schon<br />
die eine oder andere Runde. Aber kein<br />
Eindruck schlägt knallharte Daten.<br />
Bevor unser Ex-Racer mit Data-Recording<br />
ausrücken kann, bekommt die Kawa<br />
einen neuen Hinterreifen. Ihre Power<br />
mordet die Gummis wie Jack the Ripper<br />
einst die Rotlicht-Damen in London.<br />
357 km/h nach Tacho. . .<br />
Die Testcrew steht an der Boxenmauer<br />
und beobachtet, wie die H2R Runde um<br />
Runde dreht. Kaum einmal gerät der<br />
Schrei hals außer Hörweite. Später proto-<br />
03<br />
01 Das Verdichterrad des Kompressors rotiert bei Volllast mit 9,2-facher Kurbelwellendrehzahl.<br />
Damit es den Motor nicht zerreißt, musste er extra dickwandig gebaut werden<br />
<strong>02</strong> Auf fast jeder Rennstrecke gibt es einzuhaltende Lautstärkegrenzen. Die bitterböse<br />
Kawasaki H2R sprengt sie allesamt mit Leichtigkeit<br />
03 Bei zunehmender Drehzahl leuchtet der entsprechende Zahlenwert rot auf.<br />
Das sieht nicht nur schick aus, sondern ist auch noch super ablesbar<br />
04 Form follows function: Ausnahmsweise stimmt der Spruch mal, denn ohne die<br />
speziell gestalteten Flügel hätte die H2R zu wenig Anpressdruck<br />
05 Space-Design: Bei Geschwindigkeiten von weit über 300 km /h ist man froh über den<br />
„Sitzkeil“ am Steiß. Man hofft dann inständig, er möge jetzt nur nicht abbrechen<br />
04<br />
05<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 23
280<br />
270<br />
260<br />
250<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
280<br />
270<br />
260<br />
250<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Kawasaki H2R<br />
2<strong>02</strong>,0 kW (275 <strong>PS</strong>) bei 13 400/min<br />
154 Nm bei 12 000/min<br />
Aprilia RSV4 RF<br />
149,4 kW (203 <strong>PS</strong>) bei 13 700/min<br />
115 Nm bei 10 700/min<br />
10<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
kolliert Arne, dass er vor allem den<br />
zweiten Gang niemals ausdreht. „Dort<br />
liegt einfach zu viel Leistung an, das<br />
Ansprechverhalten ist sehr aggressiv<br />
und es zieht dir eventuell das Hinterrad<br />
weg. Besser den Dritten nehmen,<br />
einen möglichst sauberen Strich fahren<br />
Drehmoment in Nm<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
„Nur“ 275 <strong>PS</strong>? Jenseits der<br />
300 km/h mobilisiert die<br />
Kawasaki H2R heftige Kraftreserven.<br />
Ihre volle Leistung<br />
kann sie allerdings erst entfalten,<br />
sobald ein bestimmtes<br />
Druckverhältnis durch die<br />
passende Windgeschwindigkeit<br />
hergestellt wird. Auf dem<br />
Prüfstand kommt es dazu<br />
nicht. In jedem Fall geht die<br />
H2R aufgrund des Laders<br />
schon bei 4000/min wie Sau<br />
und nimmt aggressiv Gas an.<br />
Ab 7000/min stürmt die Maschine<br />
dem Begrenzer bei<br />
etwa 14000/min regelrecht<br />
entgegen. Die Aprilia RSV4<br />
RF erscheint mit ihren satten<br />
203 <strong>PS</strong> dagegen richtig sanft,<br />
wobei der V4-Motor seine<br />
Leistung linear und bestens<br />
dosierbar abgibt.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
und präzise Gas aufziehen!“ Dann<br />
schildert er ein weiteres Phänomen:<br />
„Mir fehlt das Feedback auf der Bremse,<br />
was bestimmt auch am Gewicht<br />
des Motorrads liegt. Seine Masse<br />
schiebt. Du weißt nicht so richtig, was<br />
das Vorderrad macht. Es verzahnt<br />
sich nicht optimal mit dem Asphalt<br />
und bekommt Schlupf.“ Übrigens hat<br />
Arne das ABS an der H2R deaktiviert.<br />
Weiter erklärt er: „Der Trick ist, dass<br />
Kawasaki H2R<br />
2<strong>02</strong>,0 du kW dich (275 einfach <strong>PS</strong>) bei 13trauen 400/minmusst, später<br />
154 und Nm dann bei 12 000/min noch härter zu bremsen.<br />
Der Reifen baut dann mehr mechanischen<br />
kW (203 Grip <strong>PS</strong>) auf. bei 13 Sobald 700/mindas funktionier-<br />
Aprilia RSV4 RF<br />
149,4<br />
115 te, Nm kam bei 10 ich 700/min insgesamt besser mit dem<br />
Motorrad klar.“<br />
Mit der H2R muss man einfach<br />
mehr arbeiten und sie bei den Hörnern<br />
packen. Sicher, auf der Geraden fährt<br />
man durch die schiere Power Zeit heraus.<br />
Der Rest entscheidet sich aber<br />
vor allem auf der Bremse am Kurveneingang.<br />
Arne weiter: „Wenn man richtig<br />
hart bremst, kommt das Heck leicht<br />
und schön kontrollierbar quer.“ Eine<br />
Eigenschaft, die sich wahrscheinlich<br />
auch dem Flex des Gitterrohrrahmens<br />
zuschreiben lässt. Auf die letzten Zehntel<br />
will der Ex-Racer trotzdem nicht<br />
gehen, dafür verhält sich die H2R im<br />
Grenzbereich nicht transparent genug.<br />
Dann der Umstieg auf die Aprilia.<br />
Arne war sich im Vorfeld sicher, er<br />
würde mit dem Superbike die schnellere<br />
Zeit fahren. Sein verschwitztes Antlitz<br />
verrät aber, dass es ganz so leicht<br />
nicht gewesen sein kann. Der erste<br />
Kommentar: „Kompliment an Aprilia,<br />
was für ein unfassbar gutes Motorrad!“<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
0 100<strong>02</strong>000300040005000600070008000900010000 11000 12000 13000 14000 15000<br />
FAZIT<br />
APRILIA RSV4 RF Auf den Geraden tütet die<br />
1. mächtige Kawasaki H2R die Aprilia gnadenlos ein,<br />
daran gibt es nichts zu rütteln. Dennoch gelingen<br />
die schnelleren Rundenzeiten mit der RSV4 RF. Sie ist<br />
ein Musterbeispiel eines Präzisionsinstruments,<br />
dessen Motorleistung sich zu 100 Prozent in Speed<br />
ummünzen lässt. Das Handling? Ein Gedicht! Praktisch<br />
mit zwei Fingern am Lenker dirigiert man die<br />
Maschine in die Kurve. Letztendlich liegt es an ihrer<br />
Ausgewogenheit und dem phänomenalen Feedback,<br />
dass der Fahrer den einzig limitierenden Faktor<br />
darstellt. Das Motorrad selbst zeigt auf der Rennstrecke<br />
so gut wie keine Schwächen.<br />
KAWASAKI H2R Ganz ehrlich: Wir lieben die<br />
2. Kompressor-Kawa! Ihre anspruchsvolle Technik<br />
und die krasse Spitzenleistung machen sie zu einem<br />
aufreizenden Spielzeug, von dessen Gebrauch jeder<br />
Pilot noch seinen Enkeln erzählen wird. Ein Ritt auf ihr<br />
prägt sich unauslöschlich ins Gedächtnis ein. Okay, sie<br />
hinkt in diesem Vergleich der Aprilia einen Tick hinterher.<br />
Aber im Gegensatz zur RSV4 RF wurde die H2R<br />
auch nicht dafür entwickelt, die Superbike-WM zu<br />
gewinnen. Vor allem zeigt die Maschine, was für spannende<br />
Motorräder mit Kompressor wir in Zukunft noch<br />
erwarten dürfen. Dann vielleicht sogar straßenzulässig,<br />
etwas leichter zu fahren und vor allem günstiger.<br />
24 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Ein Blick auf die Zeiten verdeutlicht,<br />
was er damit meint. Die RSV4 RF<br />
schenkt der H2R bis zu 1,52 Sekunden<br />
auf die Runde ein. Woran liegt´s? „Die<br />
Sitzposition ist der Hammer!“, lobt Arne.<br />
„Du verwächst mit der Maschine, was<br />
ein irres Feedback für Vorder- und Hinterrad<br />
erzeugt. Mit der RSV4 lasse ich<br />
es im Gegensatz zur H2R in die Kurve<br />
reinlaufen und spüre sofort, dass es<br />
geht. In der nächsten Runde mache ich<br />
dasselbe noch mal einen Tick schneller,<br />
und es geht immer noch. Weil die<br />
Aprilia so bremsstabil ist, kann ich viel<br />
später ankern als mit der Kawa.“<br />
Ihre Fahrbarkeit macht die RSV4<br />
extrem schnell. Der Pilot bleibt locker<br />
und kann sich auf das Wesentliche<br />
konzentrieren. Dank des weichen<br />
Ansprechverhaltens des V4 und der<br />
sauberen Leistungsentfaltung ohne<br />
Lastwechsel fallen alle Hemmungen,<br />
so richtig am Kabel zu ziehen. Laut<br />
Arne steckt in der RSV4 außerdem die<br />
beste Serienelektronik, die er kennt.<br />
Auf einem kleineren Kurs mit kürzeren<br />
Geraden würde der Zeitunterschied<br />
zur Kawa sicher noch prägnanter ausfallen.<br />
Den „Haben-Wollen-Faktor“<br />
kann der gewaltigen H2R trotzdem<br />
keine Rundenzeit dieser Welt streitig<br />
machen. Skeptisch? Ein Schluck<br />
Leistungsdruck ändert alles!<br />
Für die Superbike-<br />
WM brauchst du<br />
die Aprilia RSV4<br />
RF. Aber für den<br />
andersartigen<br />
Kick auf jeden Fall<br />
die Kawa H2R!<br />
DATEN<br />
APRILIA<br />
RSV4 RF<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-65-Grad-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 148 kW (201 <strong>PS</strong>) bei 13000/min*,<br />
115 Nm bei 10500/min*, Bohrung/Hub:<br />
78,0/52,26 mm, 999 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
48-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
63,5 Grad, Nachlauf: 110 mm,<br />
Radstand: 1435 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17,<br />
Testbereifung: Bridgestone V<strong>02</strong>-Slicks<br />
(medium), 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
138,5 kW (188 <strong>PS</strong>) bei 296 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />
0 –200 km/h: 7,4 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,0 s; 100 –150 km/h: 4,3 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
305 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2055/735/1150 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 847/875 mm, Lenkerbreite:<br />
735 mm, 207 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 51,1/48,9 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnittstestverbrauch: k.A.,<br />
Tankinhalt 18,5 Liter, Reichweite: k.A.<br />
KAWASAKI<br />
H2R<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor mit Kompressor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 228 kW (310 <strong>PS</strong>)<br />
bei 14 000/min*, 165 Nm bei 12 500/min*,<br />
Bohrung/Hub: 76,0/55,0 mm, 998 cm³,<br />
Verdichtungsverhältnis: 8,3:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
50-mm-Drosselklappen,<br />
hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
64,9 Grad, Nachlauf: 108 mm, Radstand:<br />
1450 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
43 mm, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
120/135 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70<br />
ZR 17, hinten: 190/65 ZR 17, Testbereifung:<br />
Bridgestone V01-Slicks (medium),<br />
330-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 250-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
185,3 kW (252 <strong>PS</strong>) bei 300 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,1 s; 0 –150 km/h: 4,7 s;<br />
0 –200 km/h: 6,5 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 6,3 s; 100 –150 km/h: 4,5 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
337 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2070/770/1160 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 830/830 mm, Lenkerbreite:<br />
730 mm, 218 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 52,8/47,2 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnittstestverbrauch: k.A.,<br />
Tankinhalt 17,0 Liter, Reichweite: k.A.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 30 mm,<br />
Druckstufe: 7 K offen, Zugstufe: 8 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 13 mm, Druckstufe:<br />
16 K offen, Zugstufe: 22 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
21490 Euro (inkl. Neben kosten)<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 26 mm,<br />
Druckstufe: 10 K offen, Zugstufe:<br />
12 K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 20 mm, Druckstufe:<br />
1 U offen (high), 6 K offen (low),<br />
Zugstufe: 1,5 U offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
53000 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
PREMIERE<br />
HONDA CRF 1000 L AFRICA TWIN<br />
WIEDER<br />
GEBURT<br />
Text: Gert Thöle; Fotos: Honda<br />
Vor knapp drei Jahrzehnten brachte<br />
Honda die Africa Twin. Nun kommt die<br />
moderne Version der Legende. Eine<br />
Maschine, die den breiten Bereich<br />
zwischen Reise und Offroad abdecken<br />
will – nur Sport ist nicht ihr Ding.<br />
26 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Sportliche Dynamik konnte<br />
man der Africa Twin Anfang<br />
der 1990er-Jahre gewiss nicht<br />
vorwerfen. Sie bewegte sich<br />
damals zwar äußerst zuverlässig und<br />
unprätentiös, doch eher phlegmatisch<br />
vorwärts. Was bei schlappen 50 <strong>PS</strong><br />
aus anfangs 650 cm 3 Hubraum ja auch<br />
wenig wundert. Und doch wurde die<br />
Africa Twin von Anfang an gefeiert,<br />
wird heute von ihren Anhängern als<br />
Legende bezeichnet. Die Gründe dafür:<br />
Es lag an ihren touristischen Qualitäten,<br />
an ihrem Wüsten- und Abenteuer-<br />
Image, und an ihrem Nimbus der Unzerstörbarkeit.<br />
An all das möchte das neue Modell<br />
nahtlos anknüpfen. Leistung ist auch<br />
heute nicht das Thema: 95 <strong>PS</strong> aus<br />
einem Liter Hubraum sind fast doppelt<br />
so viel wie 1988 beim Erstaufschlag,<br />
hauen heute aber keinen Wheelie-<br />
Akrobaten aus den Socken. Um Bestleistungen<br />
ging es Honda auch beim<br />
aktuellen Modell sicher nicht. Stattdessen<br />
soll die Africa Twin ein echter<br />
Allrounder für Straße und Gelände<br />
werden. Das bedeutet also Endurotypische<br />
Bereifung mit 18 und 21 Zoll<br />
Radgröße, lange Federwege und ein<br />
schlankes Outfit.<br />
Von den Eckdaten her erscheint<br />
sie bieder, im Detail finden sich jedoch<br />
technische Schmankerl. Insgesamt 32<br />
Patente hat Honda bei der CRF 1000 L<br />
realisiert. Der Parallel-Twin besitzt<br />
eine Kurbelwelle mit 270 Grad Hubzapfenversatz,<br />
soll damit den Charakter<br />
eines 90-Grad-V-Motors bekommen.<br />
Und er steuert seine Ventile wie die<br />
Crosser über kompakte Unicam-Köpfe.<br />
Die Einlassventile werden also direkt<br />
über Tassenstößel betätigt, die Auslassventile<br />
über Gabelkipphebel. Zwei<br />
Ausgleichswellen sollen dafür sorgen,<br />
dass der Motor so sanft läuft wie die<br />
Erstausgabe.<br />
Die zivilisierten Manieren hat<br />
sie von den Ahnen geerbt<br />
So erinnern schon die ersten Meter<br />
bei der Präsentation in Südafrika nahe<br />
Kapstadt an die alte Kultmaschine. Butterweich<br />
und ganz sauber dosierbar<br />
läuft der Twin in allen Drehzahlbereichen.<br />
Schon knapp über Standgas liefert<br />
er ein solides Drehmomentplateau.<br />
Die Stärke ist sicher der mittlere Bereich.<br />
Er dreht zwar bereitwillig aus,<br />
bringt aber nichts. Oben gibt sich auch<br />
die moderne Africa Twin zugeknöpft.<br />
Besonders sportlich ist diese Charak-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 27
teristik jedenfalls nicht. Soll sie auch<br />
gar nicht sein, touristische Qualitäten<br />
im Alltag und auf Touren waren das<br />
vorrangige Ziel. Das Sechsganggetriebe<br />
und die leichtgängige Slipper/<br />
Assist-Kupplung arbeiten mit Hondatypischer<br />
Perfektion.<br />
Alternativ steht eine DCT-Automatik-Version<br />
zur Wahl, die die Gänge seidenweich<br />
schaltet. Auch das Anfahren<br />
funktioniert deutlich besser als bei<br />
allen bisherigen DCT-Ausbaustufen. Die<br />
Schaltstrategie lässt sich über diverse<br />
Modi beeinflussen. Im manuellen Modus<br />
werden die Gänge über Schaltpaddel<br />
am linken Lenkerende gewechselt.<br />
Leider wiegt die DCT-Version beachtliche<br />
zehn Kilo mehr. Auch hat man<br />
immer den Eindruck, dass in der Doppelkupplung<br />
etwas Leistung veschwindet.<br />
Was möglicherweise auch daran<br />
liegt, dass die Gänge des DCT-Getriebes<br />
ein wenig länger übersetzt sind.<br />
Für das Gewicht der Schaltversion<br />
gibt Honda 232 Kilogramm an. Kein Rekord,<br />
aber ein akzeptabler Wert. Zumal<br />
die Konstrukteure alle Register zogen,<br />
um die Massen um den Schwerpunkt<br />
zu versammeln. Das spürt man im<br />
Handling durchaus. Schon im Stand<br />
wirkt die CRF recht gut ausbalanciert.<br />
Auch hilft die trotz langer Federwege<br />
sehr gemäßigte Sitzhöhe. Bei niedrigen<br />
Geschwindigkeiten bewegt sich die<br />
Africa Twin leichtfüßig und folgt exakt<br />
den Lenkwünschen des Fahres. Bei<br />
höheren Geschwindigkeiten braucht<br />
sie allerdings recht viel Kraft zum<br />
Einlenken, was an den Kreiselkräften<br />
des großen 21-Zoll-Vorderrads liegt.<br />
Typisch Enduro eben. Dazu gehören<br />
auch die langen Federwege, die<br />
viel Bewegung ins Fahrzeug bringen,<br />
aber auch für einen hervorragenden<br />
Fahrkomfort sorgen. Gabel und Federbein<br />
besitzen Einstellrädchen für die<br />
Dämpfung, ein paar Klicks bringen hier<br />
enorme Unterschiede. An der weichen<br />
Grundabstimmung der Federung ändert<br />
das natürlich nichts.<br />
Für Touren also hervorragende<br />
Anlagen. Dazu kommt die bequeme<br />
Ergonomie, ein trotz kleiner Scheibe<br />
guter Windschutz. Und nicht zuletzt<br />
eine gute Reichweite: Mit „nur“ 19 Liter<br />
Tankinhalt sollen locker 400 Kilometer<br />
drin sein, sofern man sich am Gasgriff<br />
zurückhalten kann.<br />
Aber das sollte gelingen, denn zum<br />
Heizen verleitet die sanfte Africa Twin<br />
nun wirklich nicht. Daher ist es auch<br />
kein ernsthafter Kritikpunkt, dass die<br />
Bremse nicht gerade den Biss eines<br />
Sportankers besitzt. Für eine Notbremsung<br />
muss man schon recht heftig am<br />
Hebel ziehen. Wer das schafft, kommt<br />
dann in den Genuss des gut regelnden<br />
Zweikanal-ABS, bei dem sich der hintere<br />
Kanal bei Bedarf abschalten lässt.<br />
Offroad erstaunt die<br />
DCT-Getriebeautomatik<br />
Womit wir im Gelände wären, dort<br />
macht das hinten deaktivierte ABS<br />
wirklich Sinn. Auch die etwas grob eingreifende,<br />
in drei Stufen variierbare<br />
Traktionskontrolle lässt sich dort abschalten.<br />
Für Ausflüge in unbefestigtes<br />
Terrain bringt die Africa Twin die substanziellen<br />
Voraussetzungen mit: recht<br />
viel Bodenfreiheit, viel Federweg, ein<br />
DATEN<br />
HONDA<br />
AFRICA TWIN<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 70,0 kW (95 <strong>PS</strong>) bei<br />
7500/min*, 98 Nm bei 6000/min*, Bohrung/Hub:<br />
92,0 x 75,1 mm, 998 cm³, Verdichtung:<br />
10,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung<br />
(Anti-Hopping), Sechsganggetriebe,<br />
O-Ring-Kette<br />
FAHRWERK<br />
Brückenrahmen aus Stahl, Lenkkopfwinkel:<br />
62,5 Grad, Nachlauf: 113 mm,<br />
Radstand: 1575 mm, Ø Gabelinnenrohr:<br />
45 mm, Federweg v./h.: 230/220 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Speichenräder mit Alu-Felgen, 2.15 x<br />
21/4.00 x 18, Reifen vorn: 90/90-21, hinten:<br />
150/70-18, 310 mm-Einzelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsattel vorn,<br />
256-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten, Traktionskontrolle<br />
(optional), ABS (optional)<br />
GEWICHT<br />
Gewicht vollgetankt 228¹1/232²/242³ kg<br />
Tankinhalt: 18,8 Liter<br />
GRUNDPREIS<br />
11805 Euro 1 /12405 Euro²/13525 Euro³<br />
(zzgl. NK)<br />
*Herstellerangabe; 1 ohne ABS; ²inkl. ABS und<br />
Traktionskontrolle; ³inkl. ABS, Traktionskontrolle<br />
und Doppelkupplungsgetriebe<br />
28 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
gutes Lenkverhalten durch das schmale<br />
Vorderrad, ein großer Lenkeinschlag<br />
für verwinkelte Passagen und eine<br />
schlanke Sitz-Tank-Kombination.<br />
Eine echte Überraschung ist im<br />
Gelände die DCT-Version. Dank automatischer<br />
Kupplungsbetätigung kann<br />
man den Motor nie abwürgen, der<br />
Leistungseingriff ist über den Gasgriff<br />
easy kontrollierbar. Ohne Schalten und<br />
Kuppeln tun sich selbst gestandene<br />
Gelände-Profis in schwierigen Passagen<br />
leichter. Ein Gravity-Schalter sorgt<br />
zudem dafür, dass die Automatik sich<br />
an Steigungen und Gefällen anpasst.<br />
Fazit: Dass die Africa Twin keine<br />
Sportmaschine ist, war eh klar. Als<br />
touristisches Abenteuerspielzeug kann<br />
sie hingegen auf ganzer Linie überzeugen.<br />
In jeder Faser ist ihr der Spirit<br />
der alten Kultmaschine anzumerken.<br />
Nach entbehrungsreichen Jahren für<br />
Fans der Marke kommt nun endlich<br />
wieder eine Maschine mit hervorragender<br />
Qualität bis ins Detail, der man rein<br />
gar nichts vorwerfen kann – eben eine<br />
echte Honda.<br />
01<br />
01 Links am Lenker kann der Bordcomputer<br />
umgeschaltet und über eine<br />
Taste die Traktionskontrolle während<br />
der Fahrt verändert werden<br />
<strong>02</strong> Sieht schön aus, das dunkle<br />
Display ist aber nicht immer gut<br />
erkennbar, obwohl die Anzeigen<br />
umfangreich und übersichtlich sind<br />
03 Der elektronische, hydraulische<br />
und mechanische Aufwand für das<br />
Doppelkupplungsgetriebe ist enorm<br />
<strong>02</strong><br />
03
JAHRGANG<br />
In diesem Jahr schicken sich Suzuki und Kawasaki an, die Superbike-Welt mit<br />
ihren neuen Bikes durcheinanderzuwirbeln. Dazu steht neue Technik ins Haus,<br />
die sich <strong>PS</strong> etwas näher angesehen hat.<br />
TECHNIK<br />
SUPERBIKE-ENTWICKLUNGEN
Die Jagd auf BMW geht weiter.<br />
<strong>2016</strong> wollen Suzuki und Kawasaki<br />
der Benchmark aus<br />
Bayern an die Lederhose<br />
und haben sich dazu einiges einfallen<br />
lassen. Dazu zählt die Fahrbarkeit der<br />
neuen Superbikes genauso wie die<br />
schiere Leistungsausbeute von 200 <strong>PS</strong><br />
plus. Allerdings müssen die Hersteller<br />
auch die Zeichen der Zeit mit in die<br />
Entwicklung einbeziehen, und dazu gehört<br />
Euro 4 etwa mit strengen Abgasnormen.<br />
Damit alles am Ende passt,<br />
waren offensichtlich ein paar neue<br />
Technik-Tricks erforderlich, die wir<br />
hier ein wenig beleuchten.<br />
Los geht‘s mit dem Vierzylinder-<br />
Screamer von Suzuki. Um einen möglichst<br />
hohen Füllungsgrad und damit<br />
ein kräftiges Drehmoment und höchste<br />
Leistung zu erreichen, sollten die Ventile<br />
eines Viertakt-Hochleistungsmotors<br />
so lange als möglich geöffnet sein. Andererseits<br />
muss der Motor fein und<br />
sauber auf den Gasbefehl ansprechen<br />
und im unteren Teillastbetrieb, also bei<br />
ganz gering geöffnetem Gasgriff, ruckfrei<br />
und rund laufen. Deshalb suchen<br />
die Motorenkonstrukteure nach dem<br />
besten Kompromiss und im Falle der<br />
neuen Suzuki GSX-R 1000 nach mechanischen<br />
Lösungen, um Power und Laufkultur<br />
zu vereinen.<br />
<strong>2016</strong><br />
Von Werner Koch, Ralf Schneider und Tobias Münchinger<br />
Fotos: Yamaha, Koch, <strong>PS</strong>-Archiv<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 31
SUZUKI-MOTORENTECHNIK IM DETAIL<br />
Trotz Nachfrage hüllt man sich bei Suzuki<br />
bezüglich der neuen Technik in Schweigen.<br />
Bis auf wenige oberflächliche Informationen<br />
und Fotos war über die variable Ventilsteuerung<br />
der <strong>2016</strong>er-GSX-R 1000 nichts in<br />
Erfahrung zu bringen. Also machten sich<br />
die Techniker der <strong>PS</strong>-Redaktion über das<br />
vorhandene Material her und sortierten die<br />
einzelnen Bauteile zu einer Funktionsskizze<br />
zusammen. Das rein mechanische Verstellsystem<br />
der Suzuki reduziert zwar den Kosten-<br />
und Materialaufwand, kann jedoch<br />
nicht durch eine elektronische Regelung an<br />
den Last- und Drehzahlbereich angepasst<br />
werden, wie das zum Beispiel bei Ducatis<br />
hydraulischem DVT-System der Fall ist.<br />
NIEDRIGE DREHZAHL<br />
Ventilhub<br />
VARIABLE VENTILSTEUERUNG SUZUKI GSX-R 1000/<strong>2016</strong><br />
Einlass hohe Drehzahl<br />
Einlass niedere Drehzahl<br />
Auslass<br />
0/OT 180/UT 360/OT<br />
540/UT 720/OT<br />
Kurbelwellenwinkel in Grad<br />
Ventilüberschneidung<br />
HOHE DREHZAHL<br />
Tellerfeder wenig<br />
vorgespannt<br />
Tellerfeder stark<br />
vorgespannt<br />
Kettenrad ~22°<br />
Kettenrad ~22°<br />
Nockenwelle<br />
Fliehkraft-Kugel bei<br />
wenig U/min<br />
Druckplatte ~0°<br />
Nockenwelle<br />
Druckplatte ~0°<br />
Fliehkraft-Kugel<br />
bei hohen U/min<br />
Die Fliehkraft-Kugeln (blau) werden durch den konischen Verlauf<br />
der Nuten und den Druck der Tellerfedern (gelb) auf dem<br />
kleineren Durchmesser der Druckplatte gehalten. Die zwölf<br />
Kugeln stellen auch den Kraftschluss zwischen der Einlass-<br />
Nockenwelle und dem drehbar gelagerten Kettenrad her.<br />
Durch die Fliehkraft bei höheren Touren schieben sich<br />
die Kugeln (rot) gegen die Kraft der Tellerfedern nach<br />
außen. In Verbindung mit den schräg eingefrästen Nuten<br />
verdreht sich das Kettenrad um rund 13 Grad auf<br />
der Nockenwelle, das entspricht 26 Kurbelwellengrad.<br />
Über die Ventilsteuerzeiten lassen<br />
sich neben der Dauerhaltbarkeit (ruckfreie<br />
Betätigung, möglichst geringe Beschleunigungen<br />
und Flächenpressungen)<br />
auch die Motorcharakteristik sowie<br />
die Abgas- und Verbrauchswerte<br />
massiv beeinflussen. Als Faustregel<br />
gilt: Kurze Steuerzeiten und geringe<br />
Ventilüberschneidung erzeugen ein<br />
breites Drehmomentband bei geringem<br />
Verbrauch. Lange Steuerzeiten, große<br />
Ventilhübe und lange Überschneidungen<br />
garantieren hingegen hohe Spitzenleistung<br />
bei erhöhtem Verbrauch<br />
und eingeschränkter Alltagstauglichkeit.<br />
Dabei entweicht durch den offenen<br />
Gaswechsel (Ventilüberschneidung<br />
im oberen Totpunkt) mehr oder<br />
weniger viel Frischgas in den Auspuff,<br />
und damit gelangen die giftigen Kohlenwasserstoffverbindungen<br />
in die<br />
Umwelt. Speziell beim Kaltstart sowie<br />
bei niedrigen Drehzahlen und geringer<br />
Last (wenig Gas) kann die leistungsfördernde<br />
Überschneidung den Rundlauf<br />
des Motors beeinträchtigen.<br />
Und so regelt Suzuki bei der kommenden<br />
GSX-R 1000 den Gaswechsel<br />
dem Trend entsprechend über die im<br />
Automobilbau übliche Technik der variablen<br />
Ventilsteuerung. In diesem Fall<br />
handelt es sich um eine sogenannte<br />
Phasenverstellung, um die Überschneidung<br />
bei niedrigen Drehzahlen zu verkürzen.<br />
Die eigentlichen Steuerzeiten,<br />
also die Länge der Ventilöffnung gemessen<br />
in Kurbelwellengrad, werden<br />
dabei aber nicht angetastet. Man verschiebt<br />
lediglich den Beginn und das<br />
Ende der Steuerzeiten in gleichem Maße<br />
(Phasenverschiebung). Eine genaue<br />
Beschreibung der neuen Technik oder<br />
32 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
1<br />
4<br />
5<br />
2<br />
3<br />
1 Kettenrad, drehbar<br />
auf den Nockenwellen<br />
gelagert und<br />
mit schrägen Nuten<br />
versehen 2 Druckplatte<br />
mit radial angeordneten<br />
Nuten<br />
3 Zwei Tellerfedern,<br />
die gegen die Fliehkraft<br />
arbeiten 4<br />
Anlaufscheibe zwischen<br />
Nockenwelle<br />
und drehbarem Kettenrad<br />
5 Leichte<br />
Einzel-Schlepphebel<br />
zur Ventilbetätigung<br />
WINKELVERSTELLUNG ÜBER FLIEHKRAFT<br />
Drehrichtung<br />
Verstellwinkel der<br />
Ventilüberschneidung<br />
zirka 13 Grad<br />
Bei der Ventilüberschneidung im<br />
oberen Totpunkt sind für einen kurzen<br />
Moment Ein- und Auslassventil geöffnet.<br />
Dies bewirkt bei hohen Drehzahlen<br />
eine gute Strömung/Füllung, sorgt<br />
aber „untenrum“ für schlechte Abgaswerte<br />
und erhöhten Verbrauch<br />
Am <strong>2016</strong>er-Suzuki-Motor sollen die<br />
elektronisch gesteuerten Klappen<br />
in den Interferenzrohren zwischen<br />
Zylinder 1 und 4 sowie 2 und 3 mehr<br />
Drehmoment und Höchstleistung<br />
garantieren. Die Anlage besteht aus<br />
federleichten Titanrohren<br />
Eine ausgeklügelte Mechanik aus Fliehkraft-Kugeln und dem Kettenrad mit seinen<br />
schräg angebrachten Nuten ergibt eine Winkelverstellung von rund 13 Grad,<br />
gemessen an der Nockenwelle. Da die Kugeln auch die Kraftübertragung zwischen<br />
Kettenrad und Druckplatte übernehmen, werden die Kugeln durch diese<br />
zusätzliche Kraft in höheren Drehzhlen nach außen verschoben.<br />
gar Steuerzeiten oder ein Leistungsdiagramm<br />
wollen die Suzuki-<br />
Techniker gegenwärtig nicht herausrücken,<br />
und so basieren unsere<br />
Angaben bislang auf der Analyse<br />
der gezeigten Bauteile, Hypothesen<br />
und Erfahrungswerten.<br />
Ein Grund für die neue Ventilsteuerung<br />
der GSX-R 1000 dürfte wohl auch<br />
in den zukünftigen, verschärften Euro<br />
4-Abgasvorschriften zu suchen sein.<br />
Zumal Suzuki beim Rüstungswettlauf<br />
nicht hinten anstehen möchte. 200 <strong>PS</strong><br />
plus müssen schon sein, wenn man<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 33
TECHNIK<br />
Obere Federauflage,<br />
Vorspannmechanismus<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
Closed Cartridge<br />
Ausgleichsbehälter<br />
Trennkolben<br />
03<br />
Shims und Ventile zur<br />
Dämpfungseinstellung<br />
01 Schnittmodelle von Gabeln sind mindestens so schwer<br />
zu lesen wie ein kompliziertes Labyrinth. Deshalb sind hier<br />
die wichtigsten Baugruppen extra bezeichnet <strong>02</strong> Hier noch<br />
einmal im Detail der aufgeschnittene Anguss am Gabelfuß,<br />
in dessen Innerem die Dämpfung „gemacht“ wird. Jeweils<br />
separat für die Ein- und Ausfederbewegung und von außen<br />
einstellbar. 03 Oben im Gabelstopfen sitzt die Einstellschraube<br />
für die Federvorspannung. Hoffentlich gibt es<br />
dafür einen speziellen Schlüssel; wer mit einem normalen<br />
Schraubendreher rangeht, hat den Kopf schnell vermurkst<br />
den Anschluss zur Konkurrenz von<br />
Aprilia, BMW, Ducati und Yamaha nicht<br />
verlieren möchte.<br />
Beim Suzuki-Motor regelt die Fliehkraftverstellung<br />
(siehe Kasten mit Grafiken<br />
auf Seite 32) nur die Phasenverschiebung<br />
auf der Einlassnockenwelle.<br />
Dabei wird der Öffnungszeitpunkt bei<br />
niedrigen Drehzahlen um zirka 13 Grad<br />
nach hinten verschoben. Mit dem Effekt,<br />
dass die Frischgase erst einströmen,<br />
wenn das Auslassventil nahezu<br />
komplett geschlossen ist. Dadurch<br />
wird verhindert, dass ein Teil der<br />
Frischgase ungenutzt durch das Auslassventil<br />
verschwindet. Steigt die<br />
Drehzahl an, verdreht die Fliehkraftverstellung<br />
die Einlassnocken stufenlos in<br />
Richtung eines früheren Öffnungszeitpunkts,<br />
was mehr Ventilüberschneidung<br />
bedeutet. <strong>PS</strong> vermutet, dass ab<br />
etwa 5000/min die Phasenverschiebung<br />
beendet ist und die Nocken ab<br />
dieser Drehzahl mit der dafür optimalen<br />
Überschneidung für höchste Leistung<br />
und Drehmoment sorgen. Nimmt<br />
die Drehzahl wieder ab, reduziert sich<br />
34 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
auch die Überschneidung. Diese Technik<br />
ist damit die erste ihrer Art in<br />
einem Superbike.<br />
Nicht mehr ganz neu ist dagegen<br />
die sogenannte indirekte Ventilsteuerung<br />
mit Schlepphebeln anstatt der<br />
bislang verbauten Tassenstößel, die<br />
als direkte Ventilbetätigung bezeichnet<br />
wird. Neben Suzuki bedienen sich<br />
auch BMW und KTM dieser Technik.<br />
Und auch für Suzuki ist sie nicht wirklich<br />
neu, denn sie fand bereits bei verschiedenen<br />
GSX-R-Motoren der 80erund<br />
90er-Jahre Anwendung. Im Gegensatz<br />
zu den damaligen Ausführungen<br />
sind die aktuellen Bauteile dramatisch<br />
leichter und durch eine extrem verschleißfeste<br />
und reibungsarme DLC-<br />
Beschichtung (Diamond like Carbon)<br />
sehr robust.<br />
Die Ventilsteuerung via Schlepphebel<br />
baut in der Summe der oszillierenden<br />
Bauteile leichter als bei vergleichbaren<br />
Tassenstößel-Motoren. Kleiner<br />
Nachteil: Durch die Kreisbewegung des<br />
Schlepphebels auf dem Ventilschaft<br />
entsteht dort eine Querkraft, die das<br />
Ventil in seiner Führung verschränkt<br />
und somit den Verschleiß erhöht.<br />
Bessere Fahrbarkeit durch<br />
neues Fahrwerk<br />
Wie Kawasaki bei der neuen ZX-10R<br />
setzt Suzuki bei der nächsten GSX-R<br />
1000 eine neu entwickelte Showa-Gabel<br />
ein. Präsentiert wurde sie unter<br />
der schwer nachvollziehbaren Bezeichnung<br />
„Balance free front fork“ bereits<br />
im November 2014. Es handelt sich um<br />
eine symmetrisch aufgebaute Gabel, an<br />
der zuerst die Ausgleichsbehälter auffallen.<br />
Wie bei den bisher sehr exklusiven<br />
Racing-Stoßdämpfern enthalten sie<br />
eine Stickstofffüllung, die über einen<br />
Trennkolben die Ölfüllung unter Druck<br />
setzt. Ein wichtiger Schritt im Streben<br />
nach gleichmäßiger, reproduzierbarer<br />
Dämpfungswirkung.<br />
Seit der Erfindung der Öldämpfung<br />
von Federbewegungen ist der kontrollierte<br />
Fluss des Dämpferöls das zentrale<br />
Thema. Ideal wäre es, wenn die<br />
Dämpferkomponenten – Hydraulikkolben,<br />
Shimpakete und Ventile – gleichmäßig<br />
und laminar vom Öl durchströmt<br />
würden. Also ohne dass es Wirbel<br />
und kleine Hohlräume (Kavitation)<br />
bildet oder an Kanten den freien Querschnitt<br />
unkontrolliert verengt. Dies<br />
sollte bei stark unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
und in einem<br />
weiten Temperaturbereich gewährleistet<br />
sein. Auch sollte keine Luft ins Öl<br />
gelangen, die durch ständige leichte<br />
Federbewegungen, Stöße und Vibrationen<br />
Bläschen bildet. Dämpferöl, das<br />
durch Luft- oder Kavitationsblasen<br />
aufgeschäumt wurde, bewirkt in kaum<br />
fassbar rascher Folge den Wechsel<br />
zwischen Dämpfungswirkung und deren<br />
völligem Zusammenbruch. An, aus,<br />
an, aus, an, aus.<br />
Es ist leicht vorstellbar, dass das<br />
gesamte Federungssystem eines Motorrads<br />
inklusive den Rädern und den<br />
Reifen dabei nicht mehr dem Verlauf<br />
der Bodenwellen, sondern einem wahren<br />
Chaos von Störeinflüssen folgt.<br />
Ganz abgesehen davon, dass die Reaktion<br />
auf Stöße der Fahrbahn wegen<br />
der Massenträgheit, der mechanischen<br />
Reibung und nicht zuletzt der hydraulischen<br />
Dämpfungswirkung selbst<br />
ohnehin stets mit mehr oder weniger<br />
Verzögerung, im Fachterminus<br />
Hysterese, erfolgt.<br />
Wer diesen Begriff mit Hysterie in<br />
Verbindung bringt, irrt zwar im Sinn<br />
der Wortbedeutung, hat aber eine sehr<br />
treffende Beschreibung für ein überfordertes<br />
Dämpfungssystem gefunden: Es<br />
reagiert hysterisch auf eine Vielzahl<br />
sich überlagernder Impulse. Bei Kurvenfahrt<br />
äußert sich das meist durch<br />
das unkontrollierbare, hochfrequente<br />
Trampeln des betroffenen Rads, das<br />
sogenannte „Chattering“. Je nach Fahrzustand<br />
können aber noch weitaus<br />
mehr unliebsame Folgen von Dämpfungshysterie<br />
auftreten. „Wild pumpendes<br />
Heck, Durchschlagen, das macht<br />
dir alle Arten von Ärger, die du nicht<br />
brauchen kannst“, fasst ein Fahrwerksspezialist<br />
zusammen.<br />
Neben dem Gasdruck, der bei der<br />
neuen Showa-Gabel dem Aufschäumen<br />
des Öls entgegen wirkt, soll auch<br />
die geschlossene Dämpferkartusche<br />
zum gleichmäßigen Ölfluss beitragen.<br />
Nach dem Vorbild der TTX-Dämpfer<br />
und -Gabeln von Öhlins wird die Dämpferkartusche<br />
auch bei der Showa-<br />
Gabel von einem zweiten Rohr ummantelt<br />
– TTX steht für „Twin-Tube-Technology“.<br />
Zwischen den beiden Rohren<br />
fließt das bei Federbewegungen mal<br />
in die eine, mal in die andere Richtung<br />
verdrängte Öl in einem geschlossenen<br />
Kreislauf. Es kommt nicht mehr mit<br />
Luft in Berührung. Und ebenso wie<br />
beim TTX-System arbeitet in der Kartusche<br />
ein simpler Kolben, der das Öl<br />
nur hin- und herschiebt.<br />
Die Dämpfercharakteristik wird bei<br />
der Showa-Gabel in einem zweiten Seitenzweig<br />
bestimmt: In dem Anguss,<br />
der getrennt für Ein- und Ausfederdämpfung<br />
die beiden Dämpferkolben<br />
mit Shims sowie den Einstellmechanismus<br />
enthält.<br />
Elektronik der Kawasaki<br />
schließt auf<br />
Über die Elektronik der Suzuki ist noch<br />
kaum etwas bekannt. Allem Anschein<br />
nach wird es zwei GSX-R 1000-Modelle<br />
geben, wobei eine R-Version gerade<br />
bei der Elektronik mit entsprechendem<br />
Das Vorbild: TTX-Gabel von Öhlins.<br />
Die Ausgleichsbehälter sind nicht<br />
unbedingt notwendig für diese<br />
Technik, in Motocross-Gabeln setzen<br />
die Techniker dafür auch innenliegende<br />
Gummibehälter ein.<br />
Externe Behälter nehmen zwar<br />
mehr Platz in Anspruch, dienen<br />
aber im Nebenjob als zusätzliche<br />
Kühlfläche. Weil die Öhlins-Techniker<br />
das Dämpfungssystem und die<br />
Ausgleichsbehälter in einem Anguss<br />
untergebracht haben, wirkt<br />
ihre Gabel eleganter<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 35
01<br />
<strong>02</strong><br />
01 Über den Kippschalter am linken Lenkerstummel lässt sich die neue Traktionskontrolle<br />
variieren und wohl auch abschalten <strong>02</strong> Von Bosch stammt das Herzstück<br />
der neuen Kawasaki-Regelelektronik, die sogenannte IMU (Inertial Measurement<br />
Unit). Sie wird gern als „fünfachsige“ Regeleinheit bezeichnet. Kawasaki-<br />
Techniker sprechen hingegen von einem „sechsachsigen“ System in der neuen<br />
ZX-10R, meinen damit aber keine geometrische Einheit, sondern einen zusätzlichen<br />
Regelwert, die Gierrate. Diese wird von einem hauseigenen System erfasst<br />
03<br />
36 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
03 Die Bosch-IMU sitzt bei der neuen<br />
Kawasaki ZX-10R oben auf der Airbox<br />
und liefert die Daten für die Regelung<br />
über die ECU 04 Die Optik des Displays<br />
hat sich bei der neuen ZX-10R<br />
nicht geändert. Lediglich die Anzeige<br />
der Traktionskontrolle geht jetzt bis<br />
Stufe fünf. Laut Projektleiter Matsuda<br />
hat die Entwicklung am Motor, dem<br />
Chassis und der Elektronik alle Entwicklungsreserven<br />
aufgefressen.<br />
„Wir haben kein Geld für kosmetische<br />
Upgrades ausgegeben, nicht einmal<br />
für ein neues Dashboard. Ich habe<br />
alle Ressourcen in die Rundenzeiten<br />
und die Performance gesteckt“<br />
04<br />
Preisunterschied zur Basis dann über<br />
sämtliche aktuelle Helferlein wie Traktions-,<br />
Launch- und Wheelie-Kontrolle<br />
etc. verfügen müsste.<br />
Bei Kawasaki ist da schon mehr bekannt<br />
geworden, denn ein australischer<br />
Testfahrer konnte der neuen ZX-10R im<br />
Vorfeld der internationalen Pressevorstellung<br />
bereits die Sporen geben. Der<br />
erfahrene Mann lobt das Superbike in<br />
den höchsten Tönen. Von ihm ist das<br />
Zitat „Ich kenne kein Serien-Sportmotorrad,<br />
das näher an eine WM-Maschine<br />
herankommt als dieses“ im Umlauf.<br />
Insbesondere das Zusammenspiel von<br />
Mechanik und Elektronik hat es dem<br />
Kollegen aus Down Under angetan.<br />
Gegenüber <strong>PS</strong> verriet Yoshimoto<br />
Matsuda, Projektleiter der neuen Superbike-Waffe,<br />
Kawasakis Entwicklungsansatz<br />
beim Thema Fahrassistenzen.<br />
Denn diesen galt bei der Entwicklung<br />
des neuen Motorrads natürlich ein<br />
Großteil der Aufmerksamkeit. Matsuda<br />
betont, dass die Elektronik in erster<br />
Linie Motor und Chassis dabei unterstützen<br />
muss, den mechanischen Grip<br />
der Maschine zu erhöhen. Nur so wird<br />
ein Superbike letztendlich schnell.<br />
Aber nur Piloten, die dazu noch volles<br />
Vertrauen in das Material setzen,<br />
sind ganz schnelle Piloten. Deshalb<br />
wurde die Traktionskontrolle der neuen<br />
Zehner von einem „Reaktionssystem“,<br />
wie Matsuda das nennt, hin zu<br />
einem „Feedbacksystem“ entwickelt.<br />
Zwar hat bereits die Ninja von 2011<br />
eine dreistufige Traktionskontrolle aufzuweisen.<br />
Doch hinkt dieses „Reaktionssystem“<br />
den Schlupfkontrollen aktueller<br />
Superbikes mittlerweile deutlich<br />
hinterher. Die S-KTRC (Sport Kawasaki<br />
Traction Control) des alten Modells<br />
überwacht die Raddrehzahlen und vergleicht<br />
diese unter Berücksichtigung<br />
der aktuellen Beschleunigung mit der<br />
Gasgriffstellung. Beim Überschreiten<br />
der im System hinterlegten Toleranzwerte<br />
wird über die Zündung Leistung<br />
zurückgenommen.<br />
Im Vergleich zu den aktuellsten<br />
Systemen in der BMW S 1000 RR, der<br />
Aprilia RSV4 oder der Yamaha YZF-R1<br />
mit Gyrosensortechnik greift diese Art<br />
der TC sehr grob ins Geschehen ein.<br />
Abflüge sind so wesentlich wahrscheinlicher.<br />
Der australische Kollege<br />
berichtet beim neuen Modell dagegen<br />
von extrem unauffälligem Regelverhalten,<br />
auch in Vollgaspassagen. Was ist<br />
also geschehen? Auch in der neuen<br />
ZX-10R steckt nun Sensortechnik von<br />
Bosch. Die IMU (Inertial Measurement<br />
Unit) misst die Beschleunigung entlang<br />
der Längs-, Quer- und Vertikalachsen.<br />
Außerdem erfasst das 40 Gramm leichte<br />
Bauteil Roll- und Nickrate. Die Gierrate<br />
(Schlingern, Driften, Ausbrechen<br />
des Hinterrads) wird dagegen vom<br />
Steuergerät mit einer von Kawasaki<br />
selbst geschriebenen Software berechnet.<br />
Der Hersteller selbst spricht von<br />
der „sechsten Achse“ seiner neuen TC.<br />
Kawasaki verfolgt damit einen ähnlichen<br />
Ansatz wie schon Yamaha bei<br />
der aktuellen R1: Die Hardware stammt<br />
vom Zulieferer, aber die Feinabstimmung<br />
und ein weiterer Regelwert sind<br />
hausgemacht.<br />
Alle fünf Millisekunden fragt das<br />
System relevante Daten zum Fahrzustand<br />
ab und reguliert das Fahrverhalten<br />
über die Zündung und die elektronischen<br />
Drosselklappen. Es arbeitet in<br />
fünf Stufen und ist abschaltbar. Damit<br />
sollte Kawasaki nun mindestens auf<br />
dem Niveau der Konkurrenz angekommen<br />
sein.<br />
Kein echtes Racing-ABS in<br />
Sicht<br />
Beim ABS ist Matsuda wesentlich konservativer,<br />
was seine Einschätzung in<br />
Sachen Racing speziell bei Kawasaki<br />
angeht. „Ein Sportmotorrad wird niemals<br />
ohne Fahrer fahren“, so der Techniker.<br />
„Bremsen bedeutet bei einem<br />
Sportler nicht nur Anhalten, sondern<br />
mit der Bremse kreiert der Fahrer auch<br />
die Lenkbarkeit mit progressiver und<br />
degressiver Kontrolle des Bremsdrucks<br />
und dem initialen Bremsen. Deshalb ist<br />
der Fahrer ein fundamentaler Teil. Er<br />
muss das Limit der Reifen verstehen:<br />
beim Einlenken, in der Kurvenmitte und<br />
am Ausgang. Und er muss diese Möglichkeiten<br />
wie auch die des Motorrads<br />
maximal ausschöpfen. Das alles in einer<br />
komplexen Rennsituation – ich denke<br />
deshalb nicht, dass die gegenwärtige<br />
ABS-Technologie für jegliche Form von<br />
Racing geeignet ist,“ sagt Matsuda in<br />
Bezug auf die aktuelle Kawasaki ZX-<br />
10R. Diese wird zwar ein ABS haben,<br />
das sich im Gegensatz zur bisherigen<br />
Zehner jedoch abschalten lässt. Das<br />
System wird sicher beim einen oder<br />
anderen Regeneinsatz auf der Rennstrecke<br />
gute Dienste leisten, ist aber für<br />
echte Rennsituationen nicht gedacht.<br />
Dennoch ist am neuen Kawasaki-<br />
Superbike sehr viel passiert und es<br />
spricht einiges dafür, dass die neue<br />
ZX-10R mit den vielen Verbesserungen<br />
an Elektronik, Motor und Chassis wieder<br />
einen Treffer im Herzen der Hobby-<br />
Racing-Szene landet. <strong>PS</strong> tritt Ende Januar<br />
für Heft 03/<strong>2016</strong> zum Testride auf<br />
der GP-Strecke in Sepang an – dann<br />
gibt es die endgültige Auflösung.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 37
TEST<br />
ALLES ÜBER SCHRÄGLAGE<br />
Vollstoff durch Kurven zu<br />
brennen, ist definitiv die aufregendste<br />
Sache unseres<br />
Lieblingshobbys. Schräg,<br />
schräger, am schrägsten:<br />
Was geht mit welchem<br />
Bike und warum?<br />
Text: Volkmar Jacob und Karsten Schwers<br />
Fotos: fact (15), 2snap (5), Archiv (4),<br />
markus-jahn.com (1), Thomas Schiffner (1),<br />
KTM (1), xfase.com (1)<br />
Illustrationen: Wolfgang Müller<br />
WAHN<br />
38 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
SPÜRE DEN<br />
SINN<br />
<strong>PS</strong><br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
2/<strong>2016</strong> 39
47°<br />
57 km/h<br />
Im Sumo-Stil ist die<br />
Fahrzeugschräglage<br />
mit 57 Grad<br />
wesentlich höher als<br />
die kombinierte<br />
(51 Grad). Grund:<br />
Der Körperschwerpunkt<br />
befindet sich<br />
weit außerhalb der<br />
Mittelachse. Das<br />
schlanke und leichte<br />
Bike im Verbund mit<br />
der vorteilhaften Ergonomie<br />
ermöglicht<br />
diesen Fahrstil.<br />
Slides und aufsetzende<br />
Elemente<br />
zeugen vom Limit<br />
46°<br />
62 km/h<br />
57°<br />
62 km/h<br />
Aufrecht sitzend sind<br />
Fahrzeugschräglage<br />
und kombinierte<br />
Schräglage (Bike mit<br />
Fahrer) grundsätzlich<br />
identisch. Wie<br />
die anderen Fahrstile<br />
unten zeigen, sind<br />
mit der Husky 51<br />
Grad kombinierte<br />
Schräglage und 62<br />
km/h möglich. Der<br />
Tester fühlt sich aber<br />
mit der ungewohnten<br />
Sitzposition nicht<br />
wohl und kreiselt daher<br />
nur mit 47 Grad<br />
und 57 km/h<br />
HUSQVARNA SUPERMOTO 701<br />
Hier beträgt die Differenz<br />
zwischen<br />
Fahrzeugschräglage<br />
(46 Grad) und kombinierter<br />
Schräglage<br />
(51 Grad) nur fünf<br />
Grad. Das bedeutet,<br />
der Pilot bringt seinen<br />
Körperschwerpunkt<br />
nicht in gleichem<br />
Maß nach innen,<br />
wie er es beim<br />
Drücken nach außen<br />
schafft. Gelänge das,<br />
dann fiele die kombinierte<br />
Schräglage<br />
höher aus. Und mit<br />
ihr der Kurvenspeed<br />
Geht es um Superlative, kursieren<br />
oft die wildesten Zahlen:<br />
das schnellste, stärkste,<br />
teuerste Bike, und so weiter.<br />
Ganz ähnlich verhält es sich bei der<br />
Schräglage. Akteuren aus den verschiedensten<br />
Motorsport-Disziplinen<br />
werden mitunter abenteuerliche Neigungswinkel<br />
angedichtet. Manchmal<br />
gilt das auch für jene des besten Kumpels<br />
oder gar die eigenen. Doch wer<br />
fährt wirklich wie schräg? Wo liegen<br />
die Grenzen? Und welche Unterschiede<br />
bestehen bei Serienbikes? Um das<br />
zu klären, scheuchten wir vier Maschinen<br />
aus unterschiedlichen Gattungen –<br />
Supermoto, Naked Bike, Cruiser und<br />
Superbike – um eine Kreisbahn; haben<br />
gemessen, geprüft und uns zusätzlich<br />
bei Experten umgehört. Außerdem prügelten<br />
wir einen waschechten Qualifying-Gummi<br />
aus der Superbike-WM um<br />
die Radien und checkten den Unterschied<br />
zu einem sportlichen Serienreifen.<br />
Willkommen in der faszinierenden<br />
Welt der Schräglage!<br />
Wozu Schräglage?<br />
Am Anfang steht die Frage nach dem<br />
Warum: Wozu benötigt ein Einspurfahrzeug<br />
bei Kurvenfahrten überhaupt<br />
Schräglage? Antworten liefert die Physik.<br />
Weil bei dieser Übung Fliehkräfte<br />
(Zentrifugalkräfte) entstehen, die diese<br />
Fahrzeuge ohne Schräglage einfach<br />
nach außen umkippen lassen würden.<br />
In Schräglage wirkt die nach innen<br />
verlagerte Gewichtskraft von Pilot und<br />
Maschine den Fliehkräften entgegen.<br />
Die Höhe von Kraft und Gegenkraft<br />
hängt vom Kurvenradius und der Geschwindigkeit<br />
ab: Je kleiner der Radius<br />
und/oder je schneller die Fuhre, desto<br />
größere Schräglagen sind nötig. Im<br />
Grunde verdanken wir den Kurvenspaß<br />
also der Physik – sie lebe hoch!<br />
Wie schräg geht’s?<br />
Bei sportlichen Bikes mit reichlich<br />
Schräglagenfreiheit hängt das maßgeblich<br />
von der Haftreibung ab. Haftreibung?<br />
Darunter versteht man jene<br />
Kraft, die ein Gleiten sich berührender<br />
Körper verhindert. In unserem Fall<br />
setzt sich die Haftreibung aus Reifen<br />
und Asphalt zusammen. Der kraftradelnde<br />
Volksmund spricht hierbei lieber<br />
von Grip, was deutlich greifbarer<br />
klingt. Die Höhe der Haftreibung zwischen<br />
Reifen und Asphalt wird mit dem<br />
Reibungskoeffizient µ (sprich: mü)<br />
bezeichnet. Bei ordentlichen Reifen auf<br />
guten Landstraßen entspricht µ = 1.<br />
Bei diesem Wert begrenzt die Physik<br />
die theoretische Schräglage auf 45<br />
40 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
REIFENBREITE UND SCHWERPUNKTLAGE<br />
effektive Schräglage<br />
Fahrzeugschräglage<br />
Schwerpunkt<br />
Je schräger, desto schneller? Nicht unbedingt. Zumindest nicht<br />
bei Maschinen mit verschiedenen Reifenbreiten und unterschiedlich<br />
hohem Gesamtschwerpunkt von Bike und Fahrer. Beide Parameter<br />
beeinflussen die Schräglage. Um die Thematik zu verdeutlichen,<br />
sind die Grafiken der beiden Motorradtypen etwas überzogen<br />
dargestellt. Die linke Skizze zeigt eine Maschine mit schmalem<br />
Reifen und hohem Schwerpunkt. Rechts das Bike mit fetter Walze<br />
und tiefem Schwerpunkt. Bei identischer Kurvengeschwindigkeit<br />
benötigt die linke Maschine deutlich weniger Fahrzeugschräglage.<br />
Wie kommt‘s? Je schmaler der Pneu, desto geringer fällt der Abstand<br />
von der Reifenmitte (gelbe Linie = Längsachse des Bikes) zur<br />
Reifenschulter aus. Zieht man vom Reifenaufstandspunkt eine Linie<br />
durch den Schwerpunkt, fällt der Winkel zur Längsachse vergleichsweise<br />
gering aus. Die Längsachse bildet immer auch die<br />
Fahrzeugschräglage ab. Ein hoher Schwerpunkt verkleinert den<br />
Winkel zur Längsachse ebenfalls. Umgekehrt bildet ein breiter<br />
Reifen und/oder ein tiefer Schwerpunkt einen größeren Winkel, die<br />
Fahrzeugschräglage steigt. Da die Geschwindigkeit der gezeichneten<br />
Bikes identisch ist, ist auch die effektive Schräglage (gestrichelte<br />
Linie) gleich. Die Fahrzeugschräglagen unterscheiden sich<br />
dagegen deutlich. In der Praxis bedeutet das: Wenn die Husqvarna<br />
701 und die Ducati Diavel mit 50 km/h um die Kreisbahn (Durchmesser<br />
55 Meter) zirkeln, benötigt die Husky nur 38 Grad Fahrzeugschräglage,<br />
die Duc dagegen mit 41 Grad drei Grad mehr.<br />
KURVENKÜNSTLER<br />
Der extreme Fahrstil des<br />
frisch gebackenen MotoGP-<br />
Weltmeisters Jorge Lorenzo<br />
verdeutlicht noch einmal<br />
den Unterschied zwischen<br />
der reinen Fahrzeugschräglage<br />
und der kombinierten<br />
Schräglage. Die obere Linie<br />
läuft mittig durch die<br />
Längsachse der Yamaha<br />
und damit exakt durch den<br />
Fahrzeugschwerpunkt.<br />
Da Lorenzo weit unterhalb<br />
seiner Maschine hängt,<br />
verlagert sich der Gesamtschwerpunkt<br />
nach innen.<br />
Dadurch steigt die kombinierte<br />
Schräglage (untere<br />
Linie, 66 Grad) und ermöglicht<br />
höhere Kurventempi.<br />
Dieser scharfe Fahrstil hat<br />
sich in den letzten Jahren<br />
bei den besten Piloten voll<br />
etabliert<br />
62°<br />
Fahrzeugschräglage<br />
kombinierte Schräglage<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 41
01 Die Fahrzeugschräglagen<br />
ermittelten<br />
wir unter<br />
anderem mit der<br />
Gyro-Sensorik von<br />
Daten-Spezialist 2D.<br />
<strong>02</strong> Daten erfassen,<br />
abgleichen, in Formeln<br />
packen, rechnen:<br />
Dieser Spezialtest<br />
erforderte viel<br />
Auswertungsarbeit<br />
<strong>02</strong><br />
01<br />
Grad. Wer schräger fährt, Gas gibt oder<br />
bremst, rutscht garantiert ins Off. Dennoch<br />
sind auch größere Schräglagen<br />
möglich. Warum? Weil sich sehr griffige<br />
Reifen mit sehr rauem Asphalt stark<br />
verzahnen, was den Grip erhöht. Besonders<br />
auf Rennstrecken lassen sich<br />
damit atemberaubende Schräglagen<br />
realisieren. MotoGP-Piloten und auch<br />
die Jungs aus der Superbike-WM<br />
schaffen bis zu satten 62 Grad Fahrzeugschräglage.<br />
Bei extremem Hanging-off<br />
liegt die effektive Schräglage<br />
sogar noch etwas höher. Wie bitte?<br />
Verschiedene Schräglagen?<br />
Schräglage ist nicht gleich<br />
Schräglage<br />
Zur Erklärung ist ein klein wenig Theorie<br />
nötig. Grundsätzlich unterscheidet<br />
man zwischen drei Schräglagen. Nennen<br />
wir die erste effektive Schräglage.<br />
Sie ist ein theoretischer Wert und errechnet<br />
sich aus der Kurvengeschwindigkeit<br />
und dem Kurvenradius. Sie gilt<br />
unumstößlich für jedes Bike und jeden<br />
Piloten. Die effektive Schräglage bezieht<br />
sich allerdings auf unendlich schmale<br />
Reifen (entspricht einer dünnen Linie).<br />
Nun zur Praxis. Dazu stellen wir uns<br />
eine senkrecht stehende Maschine von<br />
SEITENFÜHRUNGSKRAFT UND SCHRÄGLAGE<br />
45°<br />
SCHRÄGLAGE<br />
60°<br />
SCHRÄGLAGE<br />
Fliehkraft<br />
Fliehkraft<br />
Schwerkraft<br />
Seitenführungskraft<br />
Seitenführungskraft<br />
Schwerkraft<br />
Normalkraft<br />
Normalkraft<br />
Schwerpunkt<br />
In Kurven will die Fliehkraft das Motorrad nach außen schieben.<br />
Das Rezept dagegen: Schräglage. Sie verlagert die Gewichtskraft<br />
von Fahrer und Maschine nach innen. Doch warum rutscht das<br />
Motorrad dabei nicht weg? Weil die Seitenführungskraft, also die<br />
Verzahnung des Reifens mit dem Asphalt, genauso groß ausfällt<br />
wie die Fliehkraft. Geht es schneller ums (gleiche) Eck, ist mehr<br />
Schräglage gefordert. Dadurch steigt die Fliehkraft und mit ihr<br />
die nötige Seitenführungskraft. Doch irgendwann setzt die Physik<br />
Grenzen. Die maximal mögliche Seitenführungskraft lässt sich<br />
über den sogenannten Reibungskoeffizienten μ bestimmen. Trockene,<br />
griffige Landstraßen im Verbund mit ordentlichen Straßenreifen<br />
bieten einen Wert von μ = 1. Das genügt für Schräglagenwinkel von<br />
maximal 45 Grad (Bild 1, links). In diesem Fall ist die Fliehkraft so<br />
groß wie die Gewichtskraft von Fahrer und Maschine. Um in den<br />
Bereich von mehr als 45 Grad Schräglage vorzustoßen, müssen<br />
sich Reifen und Fahrbahn zunehmend formschlüssig verzahnen. In<br />
Bild 2 ist die Fliehkraft ungefähr 1,7-mal so groß wie die Gewichtskraft.<br />
Würde die Seitenführungskraft diese Kraftspitze nicht ausgleichen,<br />
wäre der Abflug programmiert. Werte wie μ = 1 sind nur<br />
mit sehr haftfreudigen Reifen und griffigem Asphalt möglich.<br />
42 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
hinten vor. Vom Aufstandspunkt des<br />
Hinterreifens ziehen wir mittig eine<br />
senkrechte Linie durch das Bike. Diese<br />
Linie führt durch den Reifenaufstandspunkt<br />
und den Schwerpunkt. Grundsätzlich<br />
hängt die Schräglage auch immer<br />
mit dem Schwerpunkt zusammen.<br />
Stellen wir das Bike nun auf den Seitenständer.<br />
Im Gegensatz zu unserem unendlich<br />
schmalen Reifen verlagert sich<br />
der Reifenaufstandspunkt etwas zum<br />
Rand. Klar soweit? Gut. Je schräger<br />
wir die Maschine stellen, desto weiter<br />
wandert dieser Punkt nach außen zur<br />
Reifenschulter. Ziehen wir die Linie nun<br />
vom neuen Aufstandspunkt durch den<br />
Schwerpunkt, verläuft sie nicht mehr<br />
mittig durch das Bike, sondern bildet<br />
einen Winkel. Um diesen Winkel fährt<br />
unser Bike schräger als ein Fahrzeug<br />
mit unendlich schmalen Reifen. Die<br />
Skizzen auf Seite 41 veranschaulichen<br />
den Unterschied zwischen diesen beiden<br />
Linien. Diese Schräglage ist die<br />
Nummer zwei, wir nennen sie bezeichnenderweise<br />
Fahrzeugschräglage.<br />
Auf sie beziehen wir uns auch bei den<br />
Winkelangaben auf den Fotos.<br />
MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo<br />
zeigt uns ebenfalls auf Seite 41 den Unterschied<br />
zwischen der Fahrzeugschräglage<br />
und der dritten Schräglage.<br />
Mit seinem extremen Hanging-off liegt<br />
der Mallorquiner wesentlich schräger<br />
in der Kurve als sein Untersatz. Unter<br />
der obligatorischen Berücksichtigung<br />
der Schwerpunktlagen ergibt sich die<br />
Nummer drei, die kombinierte Schräglage.<br />
Bei einer maximalen Fahrzeugschräglage<br />
von 62 Grad liegt diese bei<br />
den wildesten Burschen bei rund 66<br />
Grad – absoluter Wahnsinn!<br />
Was schaffen Serienbikes?<br />
Nun steigen wir selbst in den Ring.<br />
Unser Fuhrpark besteht aus der brandneuen<br />
Husqvarna 701, einer Ducati<br />
Diavel, der BMW S 1000 R und der<br />
Honda Fireblade. Sämtliche Bikes jagen<br />
wir in drei verschiedenen Fahrstilen<br />
um die Kreisbahn: aufrecht sitzend,<br />
drückend und mit Hanging-off. Da jeder<br />
Stil einen anderen Gesamtschwerpunkt<br />
von Fahrer und Maschine bildet,<br />
ändern sich auch die Schräglagenwinkel<br />
– jene vom reinen Fahrzeug ebenso<br />
wie die kombinierte. Das Data-Recording<br />
ermittelt dabei die jeweiligen<br />
Kurvenspeeds. Welcher Stil liefert das<br />
höchste Tempo?<br />
Beginnen wir mit der Husky. Als<br />
Erstes brennen wir aufrecht sitzend um<br />
die Kreisbahn (Durchmesser: 55 Meter)<br />
und tasten uns an die Reifenhaftgrenze<br />
heran. Da bei diesem Stil der Pilot und<br />
Ein gutes Beispiel für<br />
unterschiedliche<br />
Tempi bei identischer<br />
Schräglage liefert die<br />
Ducati Diavel. Da ihre<br />
Schräglage durch<br />
aufsetzende Teile<br />
begrenzt ist, zirkelt<br />
man mit jedem Fahrstil<br />
gleich schräg<br />
(41 Grad Fahrzeugschräglage)<br />
um die<br />
Kreisbahn. Bei aufrechter<br />
Sitzhaltung<br />
verläuft der Schwerpunkt<br />
mittig durch<br />
Fahrer und Maschine.<br />
Tempo: 50 km/h<br />
Hanging-off ist<br />
bei einem Cruiser<br />
zwar nicht der übliche<br />
Fahrstil, doch<br />
im Vergleich zum<br />
Drücken ist er um<br />
Welten besser! Der<br />
Gesamtschwerpunkt<br />
von Fahrer und<br />
Maschine wandert<br />
stark nach unten,<br />
was der Fuhre mit 53<br />
km/h ihren höchsten<br />
Speed beschert<br />
41°<br />
50 km/h<br />
DUCATI DIAVEL<br />
41°<br />
47 km/h<br />
41°<br />
53 km/h<br />
Für aussagekräftige<br />
Testergebnisse machen<br />
wir (fast!) alles:<br />
Dieser Fahrstil sieht<br />
nicht nur schlimm<br />
aus, er fühlt sich auf<br />
solch einem Bike<br />
auch furchtbar an.<br />
Bei der ungewohnten<br />
Haltung hat es<br />
ein wenig gedauert,<br />
bis die Rasten aufgesetzt<br />
haben.<br />
Der nach außen gewanderte<br />
Gesamtschwerpunkt<br />
begrenzt<br />
die Geschwindigkeit<br />
auf 47 km/h<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 43
47°<br />
59 km/h<br />
BMW S 1000 R<br />
Mit 47 Grad Schräglage und 59 km/h beim Hanging-off lassen sich sportliche Nakeds nicht so leicht die Butter vom Brot<br />
nehmen. Sportliche Sohlen, ein straffes Fahrwerk und gutes Feedback sind dafür Voraussetzung<br />
das Bike eine Linie mit der Längsachse<br />
bilden und der Schwerpunkt wieder<br />
genau durch diese Linie läuft, sind<br />
Fahrzeug- und kombinierte Schräglage<br />
identisch: 47 Grad. Als Tempo spuckt<br />
das Messgerät 57 km/h aus.<br />
Nun drücken wir die 701 im typischen<br />
Sumo-Stil in Schräglage. Das<br />
Resultat: 57 Grad Fahrzeugschräglage<br />
und 62 km/h Speed – für Serienreifen<br />
sehr beachtliche Werte. Leichte Slides<br />
und aufsetzende Anbauteile (Fußraste,<br />
Schalthebel und Seitenständer) markieren<br />
das Limit. Die kombinierte<br />
Schräglage aus Fahrzeug und Pilot beträgt<br />
51 Grad. Die Differenz von sechs<br />
Grad ist die höchste des gesamten<br />
Vergleichs und resultiert aus dem geringen<br />
Gewicht des Fahrzeugs, seiner<br />
schmalen Bauart und der für diesen<br />
Fahrstil ausgelegten Ergonomie: hoher<br />
und breiter Lenker, schmaler Sitz, tiefe<br />
Rasten. Bei „normalen“ Maschinen fällt<br />
der Unterschied deutlich geringer aus.<br />
Beim Hanging-off liegen die Geschwindigkeit<br />
und die kombinierte<br />
Schräglage exakt auf gleichem Niveau<br />
wie beim Drücken: 62 km/h, 51 Grad.<br />
Da der Pilot in diesem Fall weit unterhalb<br />
der Husky kauert, fällt die reine<br />
Fahrzeugschräglage mit 46 Grad folgerichtig<br />
geringer aus. Fürs reine Kur-<br />
DER KAMMSCHE KREIS<br />
In Kurven überträgt ein Reifen verschiedene Kräfte, die der Kammsche Kreis darstellt:<br />
Seitenkräfte, damit das Motorrad nicht aus der Kurve rutscht, und Umfangskräfte beim<br />
Bremsen und Beschleunigen. Braust ein Fahrer mit maximaler Schräglage durch die<br />
Kurve (äußerster linker und äußerster rechter Punkt im Kammschen Kreis), sind die Seitenkräfte<br />
voll ausgereizt. Der Reifen kann jetzt keine Umfangskräfte mehr übertragen.<br />
Gibt der Pilot in dieser Situation Gas oder geht auf die Bremse, riskiert er einen Crash.<br />
Der grüne Pfeil zeigt eine Situation in mittlerer<br />
Schräglage, die zirka 50 Prozent<br />
der Seitenführungskraft der Reifen<br />
beansprucht. Die möglichen<br />
85 %<br />
Umfangskräfte liegen dann<br />
bei etwa 85 Prozent dessen,<br />
was ohne Schräglage<br />
möglich wäre. Der<br />
rote Pfeil stellt eine<br />
Situation in fast maximaler<br />
Schräglage dar.<br />
99 Prozent der Seitenkräfte<br />
werden<br />
Seitenkräfte<br />
10%<br />
genutzt. Fordert der<br />
Pilot nun mehr als 10<br />
Prozent der auf einer<br />
Geraden möglichen<br />
Umfangskräfte ab, geht<br />
er zu Boden. Achtung:<br />
Der Winkel eines Pfeils<br />
gegen die Senkrechte entspricht<br />
nicht dem Schräglagenwinkel<br />
des Motorrads!<br />
Rechtskurve Linkskurve<br />
Der ist jeweils abhängig vom Zusammenspiel<br />
von Belag und Reifen.<br />
Umfangskräfte<br />
Nasskreis<br />
Trockenkreis<br />
beschleunigen bremsen<br />
44 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
DAS SPIEL ZWISCHEN ASPHALT UND GUMMI – EIN DRAHTSEILAKT<br />
Mikrorauigkeit<br />
Rennstrecke<br />
Griffige<br />
Landstraße<br />
Glatte<br />
Landstraße<br />
Extrem<br />
glatter Belag<br />
Makrorauigkeit<br />
Die sogenannte MIKRORAUIGKEIT (rot), deren<br />
Rautiefe zwischen 0,001 und 0,1 Millimetern liegen<br />
kann, verbessert die Haftung speziell bei Nässe entscheidend,<br />
während die MAKRORAUIGKEIT (grün)<br />
zwischen 0,1 und 10 Millimetern angesiedelt ist und<br />
überwiegend die grobe Verzahnung bei trockener<br />
Straße verbessert.<br />
Die REIFENAUFSTANDS-<br />
FLÄCHE , der sogenannte<br />
Latsch (rot), stellt den Kontakt<br />
zwischen Straße und<br />
Motorrad her. Die Skizze<br />
zeigt einen 180er-Sportreifen<br />
mit spitzer Reifenkontur<br />
in 48 Grad Schräglage.<br />
Aus etwa 38 Quadratzentimetern<br />
Kontaktfläche<br />
ergibt sich die Seitenführungskraft<br />
des Reifens.<br />
Meist hat gerade einmal ein<br />
Reifenteil in der Größe einer<br />
Kreditkarte Bodenkontakt.<br />
Makrorau und<br />
mikrorau<br />
Makroglatt<br />
und mikrorau<br />
Makrorau und<br />
mikroglatt<br />
Makroglatt und<br />
mikroglatt<br />
Die Straße sieht rau wie eine Raspel aus. Trotzdem ist sie für Motorrad fahrer<br />
unter Umständen glatt wie Schmierseife – besonders bei Nässe.<br />
Das liegt daran, dass grobe Oberflächen nicht gleich guten Grip bedeuten.<br />
Das Feine dazwischen, die Mikrostruktur, ist entscheidend. Ideal ist ein Belag,<br />
bei dem sich zwischen den groben Steinen feinste Steine in der richtigen<br />
Höhe befinden, sodass der Reifen maximal mit der Straße ver bunden ist.<br />
Ein Rennbelag wird deshalb aus Bitumen mit unterschiedlich großen Steinchen<br />
gemischt. Achtung: Auf frisch geteerten Straßen über lagert Bitumen besonders<br />
die Mikorauigkeit. Es dauert einige Wochen, bis der Belag ausgewaschen<br />
ist und guten Grip bieten kann.<br />
Seitenkraft<br />
Seitenkraft<br />
Bei zu niedrigen Reifentemperaturen kann es bei speziellen Gummimischungen,<br />
zum Beispiel für den Sporteinsatz, zum Glasverhalten kommen.<br />
Der Gummi ist zu hart, um sich mit der rauen Oberfläche zu verzahnen (blau).<br />
Erst mit steigender Temperatur bildet die warme Lauf fläche des Reifens (rot)<br />
einen nahezu formschlüssigen Kontakt zur Straße.<br />
58°<br />
STEILWAND<br />
Durchs berühmt-berüchtigte<br />
Karussell der<br />
Nordschleife holpert<br />
man mit zirka 58 Grad<br />
Schräglage. Wegen der<br />
Überhöhung der Kurve<br />
beträgt die echte Fahrzeugschräglage<br />
(gemessen<br />
zur horizontalen<br />
Linie) jedoch nur ungefähr<br />
33 Grad. Subjektiv<br />
fühlt es sich freilich viel<br />
schräger an. Unabhängig<br />
davon hat man in<br />
diesem Abschnitt jedes<br />
Mal Angst, seine Plomben<br />
zu verlieren<br />
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01 Die Fireblade<br />
scheuchten<br />
wir auf unterschiedlichen<br />
Reifen<br />
um die Bahn.<br />
<strong>02</strong> Sämtliche<br />
Daten sind im<br />
Rechner, die Knieschleifer<br />
aufgearbeitet<br />
und das<br />
Team bestens gelaunt.<br />
Das Driving<br />
Center in Paul Ricard<br />
bot beste Arbeitsbedingungen<br />
03 Waschechter<br />
Qualifier-Slick<br />
SCX von Pirelli.<br />
Zu erkennen an<br />
den vier goldgelben<br />
Streifen<br />
04 Don‘t worry:<br />
Wir behandeln<br />
Bikes immer<br />
pfleglich. Na ja,<br />
äh, fast immer...<br />
01<br />
<strong>02</strong> 03 04<br />
SCHRÄGLAGEN UND GESCHWINDIGKEITEN<br />
Welches Bike fährt mit welchem Stil wie schräg und wie schnell?<br />
Die Tabelle bietet eine Übersicht. Spitzenreiter ist die Fireblade auf<br />
waschechten Qualifiern aus der Superbike-WM: 55 Grad Schräglage<br />
(kombiniert) und 65 km/h. Witzig: Rechnet man Marc Márquez‘<br />
Schräglage von 66 Grad (ebenfalls kombiniert) auf unsere Kreisbahn<br />
hoch, würde er mit satten 78 km/h um den Radius brennen.<br />
Da müssen wir wohl noch ein bisschen üben... Schlusslicht bildet<br />
die in der Schräglage begrenzte Diavel. Die Husqvarna ist mit Han-<br />
HONDA FIREBLADE BMW S 1000 R DUCATI DIAVEL<br />
Fahrzeugschräglage/kombinierte<br />
Schräglage<br />
Geschwindigkeit<br />
Fahrzeugschräglage/kombinierte<br />
Schräglage<br />
Geschwindigkeit<br />
Fahrzeugschräglage/kombinierte<br />
Schräglage<br />
Geschwindigkeit<br />
Fahrstil<br />
Aufrecht 45°/45° 55 km/h 46°/46° 56 km/h 41°/41° 50 km/h<br />
Drücken 46°/43° 53 km/h 47°/44° 54 km/h 41°/38° 47 km/h<br />
Hanging-off 48°/51° 61 km/h 47°/50° 59 km/h 41°/44° 53 km/h<br />
Pirelli SBK Qualifier 53°/55° 65 km/h – – – –<br />
Marc Márquez 62°/66° 78 km/h – – – –<br />
46 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
ventempo ist es also egal, ob der Pilot<br />
unterhalb des Bikes hängt oder selbiges<br />
in die Ecken drückt. Dennoch<br />
bringt Drücken bei Sumos Vorteile.<br />
Der Pilot kann das Bike besser kontrollieren<br />
und es beispielsweise bei Slides<br />
leichter abfangen. Die Fotoserie auf<br />
Seite 40 zeigt die unterschiedlichen<br />
Fahrstile.<br />
Sonderfall Cruiser & Co.<br />
Weiter oben haben wir gelernt, dass<br />
bei sportlichen Bikes der Grip die<br />
Schräglage begrenzt. Bei Maschinen<br />
mit geringer Bodenfreiheit bestimmen<br />
dagegen aufsetzende Teile das Limit.<br />
Ein gutes Beispiel hierfür bildet die<br />
Ducati Diavel. Bei rund 41 Grad schleifen<br />
die Fußrasten über den Asphalt.<br />
Da dieser Wert bei allen drei Fahrstilen<br />
identisch ist, können wir die Kurventempi<br />
wunderbar vergleichen. Aufrecht:<br />
50 km/h, Drücken: 47 km/h, Hanging-off:<br />
53 km/h. Warum unterschiedliche<br />
Geschwindigkeiten? Das liegt am<br />
(Gesamt-) Schwerpunkt. Beim Hangingoff<br />
sitzt er am tiefsten, wodurch günstigere<br />
Hebel wirken, die höhere Tempi<br />
ermöglichen. Nun wissen wir auch,<br />
warum Profi-Racer in Kurven so tief<br />
neben ihrem Bike hängen: alles eine<br />
Frage größtmöglicher Kurvenspeeds.<br />
Diese physikalische Begebenheit<br />
ermöglicht MotoGP-Piloten auch, am<br />
Kurvenausgang stärker zu beschleunigen<br />
als auf der Geraden. Auf ebener<br />
Strecke entspricht die maximale Beschleunigung<br />
ungefähr der Erdanziehungskraft<br />
(= 9,81 m/s² = 1 g). Insider<br />
sprechen bei einer Schräglage von 45<br />
Grad von Beschleunigungen bis zu 1,2<br />
g. Ein unfassbarer Wert! Wir erinnern<br />
uns: 45 Grad auf der Landstraße sind<br />
nur im Rollmodus, also ohne Beschleu-<br />
REIBWERTE UND SCHRÄGLAGEN<br />
REIBWERT*<br />
FAHRZEUG-<br />
SCHRÄGLAGE<br />
Rennstrecke/MotoGP-Reifen ~1,9 62°<br />
Rennstrecke/Hypersportreifen ~1,4 55°<br />
Landstraße rau/Straßenreifen ~1,0 45°<br />
Landstraße normal/Straßenreifen ~0,8 39°<br />
Nasse Landstraße/Straßenreifen ~0,5 27°<br />
Nasser Zebrastreifen/Straßenreifen ~0,3 17°<br />
Eis/Straßenreifen ~0,08 4,5°<br />
Die Höhe der<br />
Haftreibung<br />
(„Grip“) wird mit<br />
dem Reibwertkoeffizient<br />
µ bezeichnet.<br />
Je höher<br />
sie ausfällt,<br />
desto größere<br />
Kräfte können<br />
übertragen werden.<br />
Das gilt für<br />
die Umfangskraft<br />
(beschleunigen und bremsen) genauso wie für die Seitenführungskraft, die für Schräglagen<br />
nötig ist. Der Reibwert auf Landstraßen beträgt ungefähr µ = 1. Daraus errechnet sich<br />
eine Schräglage von 45 Grad. Auf nasser Straße liegen die Werte bei µ = 0,5 und 27 Grad.<br />
Die obere Grenze markiert die Rennstrecke mit µ = 1,9, auf der maximal 62 Grad Fahrzeugschräglage<br />
möglich sind. Auf Eis (µ = 0,08 ) geht fast nichts: Bei 4,5 Grad ist Sense.<br />
53°<br />
65 km/h<br />
*Berechnungsgrundlage neutrale Schräglage<br />
Zweimal Honda, zweimal Nummer 93, aber deutlich unterschiedliche Schräglagen.<br />
Während sich der Hobbyist oben tapfer um einen schrägen Auftritt bemüht,<br />
zimmern Cracks wie Marc Márquez atemberaubende Schräglagen auf den Asphalt<br />
ging-off genauso schnell wie im typischen<br />
Sumo-Stil (Drücken): 62 km/h. Folgerichtig<br />
sind auch die kombinierten Schräglagen<br />
(Fahrer mit Bike) identisch.<br />
HUSQVARNA 701 SUPERMOTO<br />
Fahrzeugschräglage/kombinierte<br />
Schräglage<br />
Geschwindigkeit<br />
62°<br />
47°/47° 57 km/h<br />
57°/51° 62 km/h<br />
46°/51° 62 km/h<br />
– –<br />
– –<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 47
Der neunfache<br />
Champion Valentino<br />
Rossi hat seinen<br />
Fahrstil in den letzten<br />
Jahren zwar<br />
umgestellt, doch so<br />
extrem unter der<br />
Kiste wie die Kollegen<br />
Márquez und Lorenzo<br />
hängt er nicht.<br />
Die Fahrzeugschräglage<br />
ist mit 62 Grad<br />
identisch, die kombinierte<br />
liegt dagegen<br />
minimal darunter<br />
Pirelli ist bekanntermaßen<br />
langjähriger<br />
Alleinausrüster der<br />
Superbike-WM. Laut<br />
den Italienern fahren<br />
die Burschen dort<br />
die gleichen Schräglagen<br />
wie in der<br />
MotoGP – 62 Grad.<br />
Für seriennahe Bikes<br />
erstaunliche Werte.<br />
Der neue Weltmeister<br />
Jonathan Rea<br />
auf Kawasaki, zeigt<br />
wie‘s geht<br />
62°<br />
62°<br />
SUPERBIKE, MOTO GP<br />
50°<br />
Bis zu 50 Grad Neigungswinkel<br />
im<br />
Nassen lassen sich<br />
laut dem ehemaligen<br />
Reifenausrüster<br />
Bridgestone mit Regenpellen<br />
erzielen.<br />
Damit fahren die<br />
MotoGP-Piloten im<br />
Regen schräger, als<br />
es trockene Landstraßen<br />
hergeben.<br />
Natürlich hängt das<br />
auch von den Wassermassen<br />
ab. Steht<br />
die Suppe auf der<br />
Piste, müssen auch<br />
diese Jungs vom Gas<br />
FÜR SPEZIALISTEN<br />
F =<br />
flieh<br />
F<br />
gegen<br />
tan =<br />
µ = tan<br />
m⋅v²<br />
r<br />
= tan ⋅ m⋅ g<br />
v²<br />
r ⋅ g<br />
F: Kraft; m: Fahrzeugmasse; v: Geschwindigkeit;<br />
r: Kurvenradius; : Schräglagenwinkel;<br />
g: Erdbeschleunigung<br />
Die Fliehkraft (F flieh) heißt korrekt Zentrifugalkraft.<br />
Sie ist eine Trägheitskraft, die<br />
bei Dreh- und Kreisbewegungen auftritt<br />
und von der Rotationsachse nach außen<br />
gerichtet ist. Sie setzt sich aus der Geschwindigkeit<br />
(v), der Masse (m) und dem<br />
Radius (r) zusammen, den ein Körper beschreibt.<br />
Die Kraft steigt, wenn die Masse<br />
oder die Geschwindigkeit zunimmt oder<br />
der Kurvenradius kleiner wird. Um ein<br />
Einspurfahrzeug in Schräglage zu halten,<br />
bedarf es einer Gegenkraft (F gegen). Setzt<br />
man beide Formeln gleich, kann die effektive<br />
Schräglage des Fahrzeuges ermittelt<br />
werden. Der notwendige Reibungskoeffizient<br />
(µ) kann ebenfalls über den Schräglagenwinkel<br />
errechnet werden.<br />
nigen oder Bremsen, möglich. Die<br />
Mördergummis der MotoGP, griffiger<br />
Racing-Asphalt und massive Cojones<br />
der Piloten sind Voraussetzung für<br />
solche Manöver. Zum Vergleich: Mit<br />
seriennahen Bikes und Hypersportreifen<br />
auf gutem Rennstreckenbelag<br />
sind bei 40 Grad Schräglage Beschleunigungen<br />
von zirka einem g möglich.<br />
Welchen Unterschied machen<br />
Qualifier?<br />
Nach den beiden Besonderheiten<br />
Supermoto und Cruiser schwingen wir<br />
uns mit der Fireblade auf einen gängigeren<br />
Maschinentyp. Die Honda bietet<br />
zwar reichlich Bodenfreiheit (Angstnippel<br />
der Fußrasten entfernen!), kann<br />
aber logischerweise nicht mit den<br />
erwähnten Vorteilen einer Supermoto<br />
aufwarten: zweckmäßige Ergonomie,<br />
geringes Gewicht, schmale Bauform.<br />
Welche Ergebnisse liefert die Blade?<br />
Zunächst ziehen wir mit den Serienreifen<br />
– Bridgestone S20 in Sonderspezifikation<br />
„G“ – um die Kreisbahn. Wie<br />
erwartet, liefert sie mit Hanging-off<br />
ihren höchsten Kurvenspeed: 61 km/h.<br />
Die Fahrzeugschräglage beträgt 48<br />
Grad, die kombinierte deren 51. Um<br />
48 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
die Werte der einzelnen Maschinen zu<br />
ver gleichen, empfehlen wir die Übersichts<br />
tabelle auf Seite 46.<br />
Nun wird es spannend. Die Qualifier<br />
aus der Superbike-WM sind vorgeheizt,<br />
los geht’s. Einfach unglaublich,<br />
wie die Gummis kleben und welches<br />
Feedback sie liefern! Immer tiefer tauchen<br />
Pilot und Maschine in Schräglage,<br />
die Pirellis gieren geradezu danach.<br />
Erst als sich die Blade sehr leicht anfühlt<br />
– ein untrügliches Zeichen des<br />
nahenden Limits –, lassen wir es gut<br />
sein. Das Mess-Equipment bescheinigt<br />
65 km/h und eine Schräglage von<br />
53 Grad (Fahrzeug). Die kombinierte<br />
Schräglage liegt mit 55 Grad zwei Grad<br />
darüber. Eindrucksvolle Werte, doch<br />
bei idealen Bedingungen ginge noch<br />
mehr. Einstellige Asphalttemperaturen,<br />
durchschnittlicher Grip des Belags und<br />
die leicht nach außen hängende Kreisbahn<br />
vereitelten absolute Bestmarken.<br />
Doch vor allem kühlen die Spezialgummis<br />
beim schlichten Kreiseln schnell<br />
ab. Die Reifen brauchen den Druck, der<br />
beim scharfen Bremsen und heftigen<br />
Beschleunigen entsteht, um im idealen<br />
Temperaturfenster zu bleiben.<br />
„Mit Qualifiern fahren die Piloten<br />
nicht schräger als mit Rennreifen“,<br />
erklärt ein Pirelli-Techniker. „Ihr Vorteil<br />
ist, dass sie beim Bremsen und Beschleunigen<br />
in Schräglage mehr Reserven<br />
bieten. Das bringt zirka eine<br />
Sekunde pro Runde.“ Dazu muss man<br />
wissen, dass diese Spezialreifen nach<br />
einer, maximal zwei Runden ihren Geist<br />
aufgeben und in die Tonne wandern.<br />
Nacktfahren als Abschluss<br />
Als Letzte zirkelt die BMW S 1000 R um<br />
die Bahn. Mit ihren sportlichen Pellen<br />
(Pirelli Diablo Rosso Corsa) zieht sie<br />
sich mit 59 km/h im Hanging-off-Stil<br />
und 47 respektive 50 Grad Schräglage<br />
blendend aus der Affäre. Allerdings<br />
setzten hierbei die Angstnippel und<br />
der Schalthebel auf. Dennoch bleibt sie<br />
den Spezialisten Husqvarna 701 und<br />
Honda Fireblade dicht auf den Fersen.<br />
Ein sportliches Naked lässt sich bei<br />
der Kurvensause also nicht ohne Weiteres<br />
abhängen.<br />
Doch wie wird der Normalo zum<br />
Schräglagen-König? Indem er fleißig<br />
übt und sich langsam ans Limit tastet.<br />
Das gelingt am besten unter professioneller<br />
Aufsicht bei einem speziellen<br />
Kurventraining, wie es beispielsweise<br />
das MOTORRAD action team anbietet<br />
(www.actionteam.de). Nur wer souverän<br />
durch die Ecken ballert, spürt<br />
die Magie der Schräglage. Und den<br />
Wahnsinn.<br />
Fallen ohne zu stürzen:<br />
Dieser Artist<br />
schleift mit seiner<br />
Sumo quer über den<br />
Asphalt, richtet sie<br />
dann wieder auf und<br />
fährt weiter. Zu bestaunen<br />
auf Youtube<br />
unter „Supermoto<br />
no limits 2.0“. Wir<br />
haben hier 69 Grad<br />
Schräglage gemessen,<br />
im richtigen<br />
Leben ist jedoch bei<br />
deutlich unter 60<br />
Grad Schluss mit<br />
schräg<br />
Die Eisspeedway-<br />
Jungs wie der mehrfache<br />
Weltmeister<br />
Nikolai Krasnikov<br />
(Foto) brauchen keine<br />
Überhöhungen,<br />
um die schrägsten<br />
Schräglagen des<br />
Planeten zu fahren.<br />
Die Spikes auf den<br />
Reifen bohren<br />
sich tief ins Eis und<br />
ermöglichen Neigungswinkel<br />
von<br />
über 70 Grad –<br />
Verzahnungseffekt<br />
vom Feinsten<br />
69°<br />
SUPERMOTO, MX, EISSPEEDWAY<br />
86°<br />
71°<br />
Ähnliches Prinzip<br />
wie beim Karussell<br />
auf der Nordschleife<br />
(siehe Seite 45),<br />
aber noch extremer.<br />
Der belgische Motocrosser<br />
Jeremy van<br />
Horebeek schießt<br />
mit 86 Grad Bike-<br />
Schräglage um den<br />
Anlieger und rammt<br />
dabei förmlich den<br />
Lenker in den Dreck<br />
– hammerhart! Die<br />
Schräg lage zum<br />
Boden beträgt zirka<br />
37 Grad<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 49
LESERWAHL <strong>2016</strong><br />
Fotos: jkuenstle.de (2), Bilski (1), fact (1), Hersteller<br />
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LESERWAHL <strong>2016</strong><br />
A 125ER<br />
A 001 Aprilia RS4 125 SBK Replica<br />
A 0<strong>02</strong> Daelim Roadwin 125 Fi<br />
A 003 Honda CBF 125<br />
A 004 Honda CBR 125 R<br />
A 005 Kawasaki KLX 125<br />
A 006 KTM 125 Duke<br />
A 007 KTM RC 125<br />
A 008 Kymco CK1 125<br />
A 009 Rieju RS3 125<br />
A 010 Yamaha MT-125<br />
A 011 Yamaha YZF-R 125<br />
B SUPERMOTO/ENDURO<br />
B 012 Aprilia Caponord 1200 Rally<br />
B 013 BMW R 1200 GS<br />
B 014 Ducati Multistrada 1200 Enduro<br />
B 015 Ducati Hypermotard/SP 939<br />
B 016 Honda CRF 1000 L Africa Twin<br />
B 017 KTM Freeride 350<br />
B 018 KTM 690 SMC R<br />
B 019 KTM 1050/1190 Adventure/R<br />
B <strong>02</strong>0 KTM 1290 Super Adventure<br />
B <strong>02</strong>1 Moto Guzzi Stelvio 1200 8V NTX<br />
B <strong>02</strong>2 MV Agusta Rivale 800<br />
B <strong>02</strong>3 Triumph Tiger Explorer/XC<br />
B <strong>02</strong>4 Yamaha XT 660 R<br />
B <strong>02</strong>5 Yamaha XT 1200 Z World Crosser<br />
52 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
C NAKED BIKES<br />
C <strong>02</strong>6 Aprilia Shiver 750 ABS<br />
C <strong>02</strong>7 Aprilia Tuono V4 1100 RR<br />
C <strong>02</strong>8 Benelli TnT R 160<br />
C <strong>02</strong>9 BMW G 310 R<br />
C 030 BMW S 1000 R<br />
C 031 BMW R 1200 R<br />
C 032 BMW K 1300 R<br />
C 033 Ducati Monster 1200 R<br />
C 034 Honda CB 650 F<br />
C 035 Honda NC 750 S<br />
C 036 Honda CB 1000 R<br />
C 037 Kawasaki ER-6n<br />
C 038 Kawasaki Z 300<br />
C 039 Kawasaki Z 800<br />
C 040 Kawasaki Z 1000<br />
C 041 KTM 390 Duke<br />
C 042 KTM 690 Duke/R<br />
C 043 KTM 1290 Super Duke R<br />
C 044 Moto Guzzi Griso 1200 8V<br />
C 045 MV Agusta Brutale 800<br />
C 046 MV Agusta Brutale 1090 R<br />
C 047 Suzuki SV 650<br />
C 048 Suzuki GSR 750 ABS<br />
C 049 Suzuki GSX-S 1000<br />
C 050 Triumph Street Triple R<br />
C 051 Triumph Speed Triple 1050 R<br />
C 052 Yamaha MT-03<br />
C 053 Yamaha MT-07<br />
C 054 Yamaha MT-09<br />
C 055 Yamaha MT-10<br />
C 056 Yamaha XJR 1300<br />
D SPORTLICHE ALLROUNDER<br />
D 057 BMW F 800 GT<br />
D 058 BMW R 1200 RS<br />
D 059 BMW K 1300 S<br />
D 060 Honda VFR 800 F<br />
D 061 Honda CBF 1000 F<br />
D 062 Honda VFR 1200 F<br />
D 063 Kawasaki Z 1000 SX<br />
D 064 Kawasaki ZZR 1400<br />
D 065 KTM 1290 Super Duke GT<br />
D 066 Suzuki GSX-S 1000 F<br />
D 067 Suzuki GSX 1250 FA<br />
D 068 Suzuki Hayabusa 1300 ABS<br />
D 069 Triumph Sprint GT<br />
D 070 Yamaha XJ6 Diversion<br />
D 071 Yamaha Fazer8<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 53
LESERWAHL <strong>2016</strong><br />
E CROSSOVER<br />
E 072 Aprilia Dorsoduro 1200<br />
E 073 Benelli Trek 1130<br />
E 074 BMW S 1000 XR<br />
E 075 Ducati Multistrada 1200 Pikes Peak<br />
E 076 Honda Crossrunner<br />
E 077 Kawasaki Versys 650<br />
E 078 Kawasaki Versys 1000<br />
E 079 MV Agusta Stradale 800<br />
E 080 Suzuki V-Strom 650 XT<br />
E 081 Suzuki V-Strom 1000<br />
E 082 Triumph Tiger 800/XRx<br />
E 083 Triumph Tiger 1050 SE ABS<br />
F SPORTLER BIS 750 CM 3 ³<br />
F 084 Honda CBR 300 R<br />
F 085 Honda CBR 500 R<br />
F 086 Honda CBR 600 RR<br />
F 087 Hyosung GT 650i R<br />
F 088 Kawasaki Ninja 300<br />
F 089 Kawasaki Ninja ZX-6R 636<br />
F 090 KTM RC 390<br />
F 091 MV Agusta F3 675<br />
F 092 Suzuki GSX-R 600<br />
F 093 Suzuki GSX-R 750<br />
F 094 Triumph Daytona 675/R<br />
F 095 Yamaha YZF-R3<br />
F 096 Yamaha YZF-R6<br />
G SPORTLER ÜBER 750 CM 3<br />
G 097 Aprilia RSV4 RR/RF<br />
G 098 BMW S 1000 RR<br />
G 099 Ducati 959 Panigale<br />
G 100 Ducati Panigale R<br />
G 101 Ducati 1299 Panigale/S<br />
G 1<strong>02</strong> Honda Fireblade/SP<br />
G 103 Honda RC 213 V-S<br />
G 104 Kawasaki Ninja ZX-10R<br />
G 105 Kawasaki Ninja H2<br />
G 106 Kawasaki Ninja H2 R<br />
G 107 MV Agusta F3 800<br />
G 108 MV Agusta F4<br />
G 109 Suzuki GSX-R 1000 Concept<br />
G 110 Yamaha YZF-R1M
Name:<br />
WILLKOMMEN<br />
IM CLUB<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 93<strong>02</strong>. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso<br />
erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs.<br />
2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />
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Datum<br />
Unterschrift<br />
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ZONKOS ATTACKE<br />
DUCATI MONSTER 1200 R<br />
Als Ducati 1992 das erste Monster an<br />
den Start rollte, ging ein ehrfürchtiges<br />
Raunen durch die Welt. 23 Jahre später<br />
gibt es das Monster noch immer.<br />
Jetzt sogar mit gewaltigen 160 <strong>PS</strong> und<br />
mörderdicken Krümmerrohren.<br />
Text: Zonko; Fotos: andreasriedmann.at<br />
MONSTE<br />
56 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
R LOVE<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 57
Mit dem Monster<br />
lässt es sich ordentlich<br />
räubern. Vielleicht<br />
gibt es handlichere<br />
Nackt-Vollstrecker,<br />
aber mit<br />
dem Motor und der<br />
Bremse wird sich<br />
keiner so leicht<br />
vorbeischieben –<br />
außer beim Eierbär!<br />
Selbstverständlich war es<br />
urpeinlich. Ich lag auf dem<br />
kühlen Asphalt, das brandneue<br />
Monster neben mir.<br />
Durch eine extrem glückliche Fügung<br />
des Schicksals hatte ich das erste<br />
Monster, das in Europa angemeldet<br />
wurde, direkt vom Ducati-Werk in<br />
Bologna ausfassen dürfen, und einen<br />
Tag später hatte der Spuk schon ein<br />
Ende. Wahnsinn. Frevel. Barbarei.<br />
Aber es ging halt alles so schnell.<br />
Ich riss das urfesche, rote Monster<br />
auf dem Parkplatz im Einser in die Galerie<br />
und freute mich über das herrliche<br />
Drehmoment des Desmo-L2. Alles<br />
war bestens. Bis ich erkannte, dass ein<br />
wheelender Grobmotoriker wie ich, der<br />
durch das Meiden des Kippbereichs<br />
immer schneller werden muss, um<br />
nicht abzustürzen, am Parkplatz nicht<br />
weit kommt. Um es mit Kant zu sagen:<br />
Ohne Raum ist nichts denkbar. Und<br />
der ging mir jetzt einfach aus.<br />
Mit dieser Erkenntnis gesegnet,<br />
reduzierte ich forsch das Gas und landete.<br />
So weit, so gut. Das Verheerende<br />
war nur, dass ich gleich den Anker<br />
werfen musste, weil der Sehsinn wegen<br />
der sich rasch nähernden Bordsteinkante<br />
mit knappem Grünstreifen und<br />
dahinter aufragender Hausmauer Detonationsalarm<br />
meldete. Unter normalen<br />
Umständen hätten die Brembos die<br />
Situation locker entschärft, aber die<br />
Kombination aus kaltem Vorderreifen<br />
und abrupt harschem Bremsbiss<br />
führte dazu, dass die Front blitzartig<br />
wegschmierte und ich mich wie ein<br />
Synchronschwimmer neben dem<br />
Monster über den Asphalt drehte. Na<br />
bravo. Was für eine Niederlage! Ich<br />
selbst hatte zwar keinen Kratzer, aber<br />
mein wahnsinnig fescher Schädel hatte<br />
schambedingt die Farbe des leider ordentlich<br />
ramponierten Monster-Tanks.<br />
Jeder hat eine zweite Chance<br />
Das war 2003. Damals brachte Ducati<br />
das luftgekühlte 1000er-Monster mit<br />
992-cm³-Zweiventilmotor und Doppelzündung<br />
(84 <strong>PS</strong> und 84 Nm). Und jetzt<br />
– zwölf Jahre später – sollte ich meine<br />
zweite Chance bekommen. Graf Seitzmo<br />
hatte in Bologna alles eingefädelt,<br />
das 1200 R-Monster wartete in der<br />
Fabrik in Borgo Panigale auf mich.<br />
Ein Traum! Ducati, ich komme!<br />
Schon 1992 hatte mich das Urmonster<br />
fasziniert. Der Wurf von<br />
Designer Miguel Galluzzi war einfach<br />
genial. Rein von den Werten her war<br />
die M 900 mit dem SS-Zweiventiler<br />
(904 cm³, 67 <strong>PS</strong> und 75 Nm) kein Knaller,<br />
aber die Ausstrahlung der schlanken<br />
Maschine mit dem dominanten<br />
Tank war mörderisch. Ungut war nur,<br />
dass der Motor unterhalb von 3000/<br />
min unwirsch an der Kette rupfte. Das<br />
ruckelte so fürchterlich, dass in der<br />
DRUC<br />
UND<br />
WIE!<br />
58 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Stadt ohne Zuhilfenahme der Kupplung<br />
kein würdiges Vorankommen möglich<br />
war. Erschwerend kam hinzu, dass<br />
Ducati damals Kupplungen verbaute,<br />
die erhebliche Handkraft verlangten.<br />
Da blies es dir in der City die Unterarme<br />
auf wie dem Luis Trenker beim<br />
Durchklettern der Eiger-Nordwand.<br />
Galluzzis großartige Formgebung<br />
wurde von Ducati bis zur S4 RS (2006,<br />
Testastretta mit 130 <strong>PS</strong>) weitergeführt.<br />
Erst dann wandte man sich vom typischen<br />
Gitterrohrrahmen mit dem<br />
schmalen Tank ab und ließ das Monster<br />
etwas barocker erscheinen. Aber wenn<br />
ich auch als alter, sturer Hund, wie man<br />
so sagt, der schlanken Urform etwas<br />
nachweine, war ich doch sehr ergriffen,<br />
als ich jetzt das 1200 R-Monster vor der<br />
Fabrik sah. Wow! Eine Göttin mit der<br />
Aura des Zorns. Schlankes, extrem wohlgeformtes<br />
Heck mit mächtiger 200er-<br />
Walze auf einer geschmiedeten Marchesini-Felge,<br />
voll verstellbares Öhlins<br />
hinten und vorne, 330er-Brembo-Monoblock<br />
von der Panigale, 1198-cm³-Testastretta<br />
mit 58-mm-Krümmerrohren und<br />
dazu das übersichtliche Display hinter<br />
der minimalistisch feschen Bikini-Verkleidung.<br />
Ducati! Monster! Monster Love.<br />
Trotz des feuchten Nebels, der sich<br />
um diese Jahreszeit in Bologna nie verzieht,<br />
war ich Feuer und Flamme. 207<br />
Kilo vollgetankt und 160 <strong>PS</strong> – da müsste<br />
eigentlich gleich der erste Kreisverkehr<br />
eine Offenbarung sein. „Sssonko“,<br />
hörte ich noch eine wunderbar melodiöse<br />
Stimme, „you know the tires are<br />
brandnew!“ Ich packte mein ganzes<br />
Italienisch aus, sagte: „Mille Grazie!“,<br />
schloss das Visier, nickte noch souverän<br />
– so als ob ich alles im Griff hätte,<br />
legte den Einser ein und bollerte raus<br />
Richtung Passo della Futa, eh klar.<br />
Weinte ich vor Glück?<br />
Die Sitzposition passte perfekt. Der<br />
Abstand zwischen Lenker, Sitz und<br />
K?<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 59
Fußrasten war wie ausgemessen für<br />
mich. Großartig war auch, dass ich<br />
meine 43er-Stiefel würdig auf den<br />
Rasten abstellen konnte, ohne vom<br />
Auspuff behindert zu werden. Das hat<br />
mich bisher meistens auf den Monster-<br />
Maschinen gestört.<br />
Auf der Rennstrecke wäre etwas<br />
mehr Vorderrad-Orientiertheit wünschenswert<br />
(Graf Seitzmo hat das<br />
Übermonster bereits auf dem Ascari-<br />
Racetrack abgefeuert – siehe <strong>PS</strong><br />
11/2015), aber im freien Land passte<br />
mir die Geometrie perfekt. Ich fühlte<br />
mich auf Anhieb wohl. Ungut im Nacken<br />
saß mir nur die Ansage mit den<br />
brandneuen Reifen. Bei vier Grad<br />
Außentemperatur und Nebel war der<br />
Pirelli Diablo Supercorsa SP sowieso<br />
nicht erste Wahl, und dann noch neu!<br />
Einmal in der Kurve niesen und gleich<br />
lowsiden – widerliche Vorstellung.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass ich<br />
dem kalten Körper zwar im Abgang<br />
noch den zentralen Satz der Sturzlehre<br />
hätte zurufen können: „Vergiss nicht:<br />
Du bist ein Gummiball!“, aber seine<br />
Antwort kannte: „In der Gefriertruhe<br />
verliert alles an Elastizität!“ Also gab<br />
ich mir selbst das strikte Kommando:<br />
„Don’t schrott, Fetzenschädel!“ Dass<br />
ich nach den ersten zehn sturzfreien<br />
Kilometern in Tränen ausbrach, war<br />
aber nicht Ausdruck des Glücks, sondern<br />
eine Folge der kalten Luft, die<br />
von unten nachhaltig in den Helm zog.<br />
Der Twin vertrieb den Nebel<br />
Dass mir die feuchte Kälte nicht auf die<br />
Moral schlagen beziehungsweise in<br />
sie kriechen konnte, lag vor allem am<br />
wahnsinnig tollen Motor. Was für ein<br />
Monster-Triebwerk! Der Testastretta<br />
mit 1198 cm³ Volumen wurde mittels<br />
erhöhter Verdichtung (13:1), größerem<br />
Krümmerdurchmesser und elliptischen<br />
56-mm-Drosselklappen auf ein extrem<br />
würdiges Niveau gehoben: 160 <strong>PS</strong> bei<br />
9250/min und 131 Nm bei 7750/min.<br />
Göttlich!<br />
Natürlich hat man da eine große<br />
Freude und kann am Stammtisch<br />
mörderisch auftrumpfen. Die direkten<br />
Gegner KTM 1290 Super Duke R, BMW<br />
S 1000 R und Aprilia Tuono V4 1100<br />
RR haben zwar noch etwas mehr Leistung,<br />
aber jeder, dem sich das Motorradfahren<br />
nicht nur über Datenblätter<br />
erschließt, weiß, dass man mit 160 <strong>PS</strong><br />
und 131 Nm in einer vollgetankt 207<br />
Kilo leichten Nackten immer und überall<br />
absolut ausreichend motorisiert ist.<br />
Der Druck, den der Testastretta schon<br />
beim gefühlvollen Drehen des Gasgriffes<br />
erzeugt, ist einfach überwältigend<br />
und in höchstem Maße vereinnahmend.<br />
Die Gasannahme ist brillant, also ruckfrei<br />
weich und voll zugleich, die Leistungsentfaltung<br />
nahezu linear. Von<br />
4000 bis knapp 10 000/min erzeugt der<br />
Twin einen derart gewaltigen Orkan,<br />
dass ich vor Freude in den kalten Helm<br />
brüllte: „Forza Ducati!“<br />
Dann sah ich schon, wie sich die<br />
Sonne ganz zart hinter dem nur mehr<br />
leichten Nebelvorhang zeigte, und ich<br />
wusste genau, was passieren würde:<br />
Noch fünf Kurven weiter rauf auf den<br />
Berg, und wir sind voll in der Sonne!<br />
Go Monster go! Der fließende Moment,<br />
60 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
DATEN<br />
DUCATI<br />
MONSTER 1200 R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile pro<br />
Zylinder, 118 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 9250/min*,<br />
131 Nm bei 7750/min*, Bohrung/Hub:<br />
106,0/67,9 mm, 1198 cm 3 , Verdichtung:<br />
13:1, Zünd-/Einspritzanlage, 56-mm-<br />
Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,7 Grad, Nachlauf: 89 mm, Radstand:<br />
1509 mm, Ø Gabel innenrohr: 48 mm,<br />
Federweg v./h.: 130/159 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x<br />
17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 200/55 ZR 17, 330-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-<br />
Schwimmsätteln vorn, 245-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 207 kg*,<br />
Tankinhalt: 17,5 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
18395 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
01 Design-technisch deutlich gefälliger als bei der<br />
Standard-1200-Monster präsentiert sich das Heck der R<br />
<strong>02</strong> Solange die Sonne nicht direkt auf das Display strahlt,<br />
liefert es sauber ablesbar alle nötigen Informationen. Bei direkter<br />
Sonneneinstrahlung geht dann leider fast nichts mehr<br />
in dem sich die Welt von trüb grau zu<br />
strahlend farbenfroh verändert, ist mit<br />
nichts so toll zu erleben, wie auf einem<br />
Motorrad, das man liebt.<br />
„Touring“ klingt unwürdig<br />
Man könnte annehmen, dass ein 131<br />
Nm starker Motor die Maschine im<br />
Fünfer bei 2000/min angenehm cruisen<br />
lässt und dann einfach bis 200 km/h<br />
durchzieht, aber das liefert der Testastretta<br />
nicht. Wer diese Elastizität vom<br />
Triebwerk fordert, greift am besten zu<br />
einem großvolumigen Vierzylinder, wie<br />
etwa in der Yamaha XJR. Der Monster-<br />
Motor kann zwar auch unterhalb von<br />
3000/min ruckfrei arbeiten, aber richtig<br />
würdig zur Sache geht er erst ab<br />
4000. Da bringen dann feine Bewegungen<br />
im Handgelenk einen mörderfetten<br />
Druck auf die 200er-Walze. Das ist<br />
einfach großartig! Wohl auch deshalb,<br />
weil man das Gefühl hat, dass es eine<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 61
01 Der nochmals an Leistung nachgeladene, 160 <strong>PS</strong><br />
starke 1198er-Testastretta hat großartige Manieren<br />
<strong>02</strong> Vorne Lenkungsdämpfer, hinten schlankes Heck:<br />
Die R-Monster ist das sportlichste Naked , das<br />
aktuell in den Werkshallen in Bologna produziert wird<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
AB IN<br />
DIE<br />
GALERIE<br />
direkte Verbindung von Gasgriff und<br />
Hinterreifen gibt. Dabei ist viel Elektronik<br />
dazwischen: Ride-by-Wire, achtstufige<br />
Traktionskontrolle, drei Riding-<br />
Modi, dreistufiges ABS.<br />
Für meine Attacke am Passo wählte<br />
ich den „Touring“-Modus mit Traktionskontrolle<br />
auf Stufe vier und ABS auf<br />
Stufe zwei. Zwar reißt mich der Begriff<br />
„Touring“ per se nicht nach vorn, sondern<br />
macht mich eher melancholisch<br />
wie einen Fleischfresser der Anblick<br />
einer Salatgurke, aber auf dem Monster<br />
1200 R im freien Land war diese<br />
Programmierung perfekt. „Touring“<br />
bedeutete „Wüten mit überzeugendem<br />
Gefühl von Kontrolle“.<br />
Anfangs war das Vertrauen in die<br />
Harmonie zwischen neuem Reifen<br />
und unbekanntem Asphalt noch nicht<br />
wirklich fest, aber das Wissen um eine<br />
Hightech-Traktionskontrolle ließ mich<br />
relativ entspannt und mutig am Kurvenausgang<br />
einnieten. Stufe vier funktionierte<br />
perfekt! Die Motorsteuerung<br />
nahm gerade so viel Leistung zurück,<br />
dass die Walze nicht ins Rutschen<br />
und Schmieren kam und das Monster<br />
souverän aus den Radien auf die<br />
Zwischengeraden hinausfeuerte. Beeindruckend,<br />
sehr beeindruckend.<br />
Also nicht nur das Schmalz des<br />
Testastrettas, sondern auch das Wunder<br />
der Elektronik. Für mich wird es<br />
62 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
immer ein Wunder bleiben. Wie es<br />
möglich ist, dass im Zusammenspiel<br />
von Sensoren, Chips und Kabeln 200<br />
Impulsinformationen pro Sekunde derart<br />
verarbeitet werden, dass die sich<br />
in ernst zu nehmender Schräglage<br />
befindende Maschine auf Kurs bleibt,<br />
obwohl sie ohne Elektronik längst zum<br />
Highsider angesetzt hätte, werde ich<br />
nie verstehen. Da fehlt mir einfach die<br />
Fantasie oder die nüchterne Logik.<br />
Ist aber nicht tragisch. Würde ich<br />
in meinem Leben nur Sachen verwenden,<br />
die ich verstehe, müsste ich ohne<br />
„Wickie und die starken Männer“ auskommen,<br />
weil sich mir die Technik des<br />
Fernsehers nicht erschließt. Eigentlich<br />
dürfte ich dann nicht einmal das Licht<br />
anschalten. Ja selbst die triviale Tätigkeit<br />
des Gehens müsste ich einstellen.<br />
Was muss denn alles passieren, damit<br />
man einen Fuß vor den anderen setzen<br />
kann ohne das Gleichgewicht zu verlieren?<br />
Zu viel denken ist eh nicht gut.<br />
Da legt‘s einen dann gleich lang.<br />
Der Anker der Monster<br />
Forsch geht der Anker, der von der Panigale<br />
übernommen wurde, zur Sache.<br />
Die beiden 330-mm-Scheiben mit den<br />
Brembo-Monoblocks verzögern das<br />
Übermonster sehr effektiv. Bremskraft<br />
und Dosierbarkeit gehören zum Besten,<br />
das es im Serienbau gibt. Hammer!<br />
Lediglich der erste Biss war mir persönlich<br />
eine Nuance zu harsch, obwohl<br />
er doch deutlich milder war als der<br />
auf der BMW S 1000 R.<br />
In den Regelbereich des ABS (Stufe<br />
zwei) drang ich nicht vor. Graf Seitzmo<br />
hatte auf der Renne mit einem etwas<br />
zu frühen Einsatz des Antiblockiersystems<br />
gehadert, aber hier am Passo war<br />
das kein Thema. Hatte man sich an den<br />
etwas forschen ersten Biss gewöhnt,<br />
war der Anker ein Traum! Dass jemand<br />
die Monster 1200 R im freien Land<br />
ausbremsen wird, ist definitiv nicht gegeben,<br />
es sei denn, ein echter Eierbär<br />
hat sich in den Sattel verirrt.<br />
Kann natürlich immer passieren.<br />
Denn die Ausstrahlung der nackten<br />
Göttin trifft gleichermaßen schnelle<br />
und langsame, fesche und hässliche,<br />
kluge und depperte, flachbrüstige und<br />
vollbusige, dicke und dünne, blonde<br />
und brünette, bärtige und bartlose, einfach<br />
fast alle Menschen. Die 1200 R ist<br />
eine kampfstarke Maschine, aber vor<br />
allem eines: eine bildschöne Ducati!<br />
Zeigte die Göttin Schwächen?<br />
Nun, die nicht grenzenlose Schräglagenfreiheit,<br />
die den Seitzmo-Grafen<br />
auf dem Racetrack das dicke Krümmerrohr<br />
und den Schalthebel anschleifen<br />
ließ, ist im freien Land absolut ausreichend.<br />
Da wird man nicht aufsetzen.<br />
Der etwas forsche erste Biss ist meiner<br />
Meinung nach auch keine Schwäche,<br />
sondern nur eine Eigenheit, an die man<br />
sich leicht gewöhnen und sich dann<br />
darüber sogar freuen kann.<br />
Nicht hundertprozentig getaugt hat<br />
mir das Getriebe. Abgesehen davon,<br />
dass ich einen Schaltautomaten vermisste,<br />
kam es mir etwas knorrig<br />
vor, und mitunter hatte ich Mühe, den<br />
Leerlauf zu finden. Das heißt aber noch<br />
nichts. Denn die Testmaschine war<br />
aus der Vorserie. Deshalb gibt es auch<br />
noch keine Prüfstands-und Waagedaten<br />
und keine Beschleunigungswerte.<br />
Da müssen wir noch ein wenig warten,<br />
bis die ersten Übermonster ausgeliefert<br />
werden.<br />
Als ich nach Einbruch der Dunkelheit<br />
die beeindruckende Maschine<br />
am Parkplatz des Ducati-Werks abstellte,<br />
hörte ich wieder die melodiöse<br />
Stimme: „Sssonko, I was already worrying.“<br />
Hmm. Ich auch. Der Weg zurück<br />
durch das neblige Bologna war wie<br />
die Irrfahrt des Odysseus. Aber den<br />
Sirenen der Ambulanza konnte ich<br />
locker widerstehen.<br />
FAZIT<br />
„WENN ICH SO ÜBER DAS 1200 R-MONSTER<br />
NACHDENKE …“<br />
… fällt mir Miguel Galluzzi ein, der 1992 das Urmonster erschuf. Die damalige<br />
Formensprache war wie ein wegweisender Aufschrei. Mittlerweile<br />
ist das Monster etwas „dicker“ geworden. Geht in Ordnung, denn die<br />
Leistung hat sich seit damals fast verdoppelt. Der 160 <strong>PS</strong> und 131 Newtonmeter<br />
starke Testastretta ist ein unglaublich beeindruckender Motor<br />
für das nackte Eisen. Die Abstimmung ist so gut gelungen, dass man<br />
die 1200 R auch ohne Traktionskontrolle harsch abfeuern könnte.<br />
Im freien Land muss sich das Übermonster vor keinem Gegner<br />
fürchten, aber sollte man das „R“ als<br />
„Racing“ verstehen und sie kompromisslos<br />
als Rennstreckengerät<br />
einsetzen wollen, wird man<br />
eine leicht geänderte<br />
Krümmerlösung finden<br />
müssen. Als aufrechter<br />
Pirat auf öffentlichen<br />
Straßen dürfte man<br />
einfach nur unglaublich<br />
glücklich und stolz sein.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 63
SERVICE<br />
<strong>PS</strong>-TUNE UP<br />
Der Umbau ist fertig, das Bike enthüllt.<br />
Jetzt geht es richtig in die Praxis:<br />
Funktionstest und Abstimmung, Fahrwerk<br />
und Elektronik, voll durchladen<br />
und gnadenlos verzögern. Da muss die<br />
Tsurugi zeigen, was sie kann.<br />
Text: Jens Hebisch; Fotos: Andreas Feulner<br />
Da ist sie nun also. Die Wiedergeburt<br />
einer Legende. Die<br />
Rückkehr der Katana, die <strong>PS</strong>triplespeed-Tsurugi!<br />
Präsentiert<br />
auf der Essen Motor Show Anfang<br />
Dezember, wird uns und der <strong>PS</strong>-Redaktion<br />
sofort klar: Dieses Eisen kann<br />
nicht auf irgendeiner Showbühne versauern.<br />
Unsere finstere Klinge muss<br />
auf den Track, und zwar schnellstens.<br />
Also ran ans Wetterradar und anschließend<br />
die Pisten des Kontinents abtelefoniert.<br />
Wir merken schnell, zum einen<br />
scheint Petrus ein Tsurugi-Fan zu sein.<br />
Zum anderen hat L‘Anneau du Rhin, die<br />
kleine kultige Rennstrecke kurz hinter<br />
der deutsch-französischen Grenze,<br />
schwer Bock auf „die Kante“ mit dem<br />
markanten Gesicht. Kurzerhand bietet<br />
uns die „Rennleitung aus dem Elsass“<br />
ihren feinen Asphalt zum beherzten<br />
Testen an. Da wird nicht lange überlegt,<br />
da wird das Adventswochenende<br />
einfach zum Tracktest erklärt. Statt<br />
hochprozentigem Glühwein gibt es oktanhaltigen<br />
Brennstoff!<br />
Schnell ist die Tsurugi verstaut,<br />
das Rennequipment verladen und das<br />
größte Messer aus dem Besteckkasten<br />
zwischen die Zähne geklemmt. Doch<br />
halt – wer den ersten Teil des Tsurugi-<br />
TuneUps in <strong>PS</strong> 01/<strong>2016</strong> aufmerksam<br />
gelesen hat, der erinnert sich sicher<br />
auch daran, dass wir noch offene<br />
Punkte auf unserer To-do-Liste haben.<br />
Umgebaut im großen Stil – ja. Aber die<br />
Technik wie Fahrwerk und Elektronik<br />
gehört nachgeschärft.<br />
64 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
FAHRWERK/REIFEN<br />
Hinsichtlich der Federungselemente<br />
ist unser erster Ansprechpartner die<br />
Firma Zupin. Bereits beim vergangenen<br />
TuneUp der GSX-R 1000 hat uns das<br />
Mupo-Material der Fahrwerksexperten<br />
aus Traunreut, welches sie exklusiv<br />
aus Italien importieren, gut gefallen.<br />
Und auch bei der am Markt noch so<br />
neuen GSX-S sind sie damit ganz vorn<br />
dabei, denn so viel Auswahl gibt es für<br />
die GSX-S noch gar nicht.<br />
Für den Tracktest wird die Gabel<br />
von den Zupin-Technikern mit einem<br />
brandneuen Mupo R-EVOlution Cartridge<br />
versorgt. Das Teil ist in Zug- und<br />
Druckstufe sowie der Federvorspannung<br />
voll einstellbar. Optional und gegen<br />
Aufpreis kann man auch noch das<br />
K911-System für das Cartridge mitordern.<br />
Dieses ermöglicht dann sogar<br />
noch die Einstellung der Federrate über<br />
ein ausgeklügeltes System. Das besteht<br />
aus einer Spirale, welche in die Windungen<br />
der Feder eingeschraubt wird<br />
und diese so Stück für Stück versteift.<br />
Außerdem sind zwei neue Federbeine<br />
für die GSX-S im Gepäck. Erstens<br />
die günstige Variante und direkte<br />
Alternative zum eher schlichten Serienfederbein,<br />
das Mupo GT1 mit integriertem<br />
Ausgleichsbehälter. Wie beim<br />
Original ist das Teil in Zugstufe und<br />
Federvorspannung einstellbar, zusätzlich<br />
aber noch in der Länge variabel.<br />
So wird das Anheben des Hecks<br />
ermöglicht, um die Geometrie nach<br />
Wunsch zu verändern. Zweitens<br />
schicken uns die Jungs aus Traunreut<br />
noch die volle Ladung Federbeinperformance<br />
in Form des Mupo AB2.<br />
Dieses kommt mit externem Ausgleichsbehälter.<br />
Dazu ist es in Zug- und<br />
Druckstufe sowie Federvorspannung<br />
voll einstellbar und bietet ebenfalls den<br />
Luxus der variablen Federbeinlänge.<br />
Gegen Aufpreis gönnen wir uns noch<br />
die hydraulische Federvorspannung<br />
via externem Handrad. Haben wir uns<br />
für den öffentlichen Asphalt noch für<br />
die sportliche All-Terrain-Waffe Metzeler<br />
M7RR entschieden, wollen wir beim<br />
ersten Tracktest der finsteren Klinge<br />
aber definitiv nichts anbrennen beziehungsweise<br />
abdriften lassen. Deshalb<br />
packen wir Metzelers aktuellen Superkleber<br />
Racetec RR auf die edlen Rotobox-Karbonfelgen.<br />
Vorne in der K1-,<br />
hinten in der K2-Mischung.<br />
ELEKTRONIK<br />
Die neue GSX-S kommt als erstes Suzuki-Sporteisen<br />
mit einer serienmäßigen<br />
Traktionskontrolle daher und stiehlt<br />
damit dem hauseigenen Hyperraumkiller<br />
GSX-R 1000 doch glatt ein wenig<br />
die Hightech-Show. Zumindest bis Sommer<br />
oder Herbst wird dies wohl noch<br />
so bleiben. Dann kommt Suzukis neues<br />
Superbike ebenfalls mit umfangrei-<br />
Schon die Lampenmaske<br />
mit der kleinen<br />
Verkleidungsscheibe<br />
symbolisiert die<br />
Grundidee des GSX-S-<br />
Umbaus: Katana-Heritage<br />
trifft Hightech,<br />
mit LED-Licht von 4X<br />
LED im original Katana-Plastik<br />
(ganz links).<br />
Obi und Jens diskutieren:<br />
Das Wetter wird<br />
schlecht, welches<br />
Mupo-Federbein muss<br />
es sein? High-End –<br />
ist doch klar!<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 65
RÄDER<br />
chem Elektronikpaket und wird die<br />
hausinterne Messlatte nach oben verschieben<br />
(<strong>PS</strong> berichtete ausführlich in<br />
der letzten Ausgabe darüber).<br />
Wir wollten die Tsurugi aber auch<br />
hier auf ein ganz hohes Niveau heben.<br />
Warum, wird sich der geneigte Leser<br />
fragen. Ist die serienmäßige Traktionskontrolle<br />
mit ihren drei Regelstufen<br />
nicht gut genug? Doch, ist sie. Sie arbeitet<br />
sauber, unauffällig und für ein<br />
Straßen-Naked verlässlich. Trotzdem<br />
bleibt das Bessere des Guten Feind.<br />
Und dieser Feind tritt in Form des<br />
Bazzaz-Systems in den Ring.<br />
Wie schon im Zuge des GSX-R-<br />
TuneUps getestet, bietet die Bazzaz-<br />
Lösung einfach deutlich mehr Individualität<br />
bei der Abstimmung und<br />
lässt einen somit näher an den Grenzbereich<br />
herankommen. Schon Plug<br />
’n’ Play verwendet, arbeitet die TC<br />
auf extrem hohem Niveau. Über das<br />
optional erhältliche und absolut empfehlenswerte<br />
Einstellrädchen für die<br />
Lenkermontage lässt sich die Traktionskontrolle<br />
direkt im Fahrbetrieb<br />
feinjustieren. Und wem das noch nicht<br />
reicht, der kann sich in der leicht verständlichen<br />
und intuitiv zu bedienenden<br />
Software per Laptop oder Tablet<br />
noch intensiver austoben. Möglichkeiten<br />
dafür bietet zum Beispiel die<br />
gangselektive Einstellung der TC. So<br />
findet jeder seine ganz persönliche<br />
Abstimmung. Und das macht schnell!<br />
Berücksichtigt man die weiteren<br />
Inhalte des „Rundum-sorglos-Pakets“<br />
von Bazzaz, nämlich das Fuelsystem<br />
(ähnlich dem Power Commander von<br />
Dynojet) sowie den blitzsauber arbeitenden<br />
Schaltautomat, ist das Teil aus<br />
unserer Sicht derzeit im Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
unschlagbar. Doch bei<br />
aller Begeisterung für die Darbietung<br />
der TC sei wie schon beim Gixxer-Test<br />
darauf hingewiesen: Grobmotoriker<br />
am Gasgriff werden früher oder später<br />
Schmerzen verspüren. Denn dieses<br />
Helferlein setzt immer noch eine halbwegs<br />
runde und vor allem „logische“<br />
Fahrweise voraus. Gas zu, Gas voll auf<br />
– das funktioniert so nicht.<br />
Jetzt aber genug mit dem erhobenen<br />
Zeigefinger. Wir wollen auf die<br />
Piste! Auf dem Weg dorthin legen wir<br />
noch einen kleinen Zwischenstopp zur<br />
Leistungsmessung bei Micron Systems<br />
Eine verdammt heiße Mischung in Sachen Grip und Handling: die Rotobox<br />
RBX2- Vollkarbon-Felge mit dem Metzeler Racetec RR. Die Felge sieht nicht nur<br />
spektakulär aus, sondern spart auch kräftig an den rotierenden Massen.<br />
Vorn fast 40 Prozent, hinten sind es sogar knapp 45 Prozent<br />
in Fürth ein. Lange Gesichter nach dem<br />
ersten Prüfstandslauf: weniger Leistung<br />
als das Serienbike? Und das trotz,<br />
nein wegen des neuen Bazzaz-Fuelmoduls?<br />
Schocker! Armand Mottier, Dauergast<br />
beim <strong>PS</strong>-TunerGP und bekannte<br />
Szenegröße rund um das Thema Prüfstandsabstimmung,<br />
bleibt gelassen und<br />
beruhigt die TuneUp-Crew. „Gebt mir<br />
mal ´ne Stunde, dann kriegen wir das<br />
schon hin.“ Die Stunde kann er haben.<br />
Wegen uns auch die ganze Nacht.<br />
Hauptsache, er richtet das.<br />
Und er bekommt es hin! Eine Stunde<br />
später drückt die Tsurugi nicht<br />
nur wieder locker die Serienleistung,<br />
sondern legt im mittleren und damit<br />
für den Fahrbetrieb so wichtigen Drehzahlbereich<br />
nochmals nach. Potenziellen<br />
Kunden sei noch gesagt, dass der<br />
Bikeshop Lüchow als Bazzaz-Importeur<br />
in Kürze sicherlich ein passendes Mapping<br />
für die GSX-S erstellt haben wird.<br />
Zukünftige Bestellungen werden dann<br />
direkt damit ausgeliefert.<br />
66 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
L‘Anneau du Rhin<br />
im Elsass bot uns<br />
nicht nur beim<br />
Tsurugi-Test optimale<br />
Bedingungen,<br />
sondern ist mit<br />
seiner Lage unweit<br />
von Freiburg oft<br />
Testschauplatz von<br />
<strong>PS</strong>. Vielen Dank an<br />
Madame Schebel<br />
und die Mannschaft<br />
dieser feinen<br />
Strecke. Infos:<br />
www. rheinring.com<br />
DIE STRECKE<br />
L‘Anneau du Rhin. Absolutes Kleinod in<br />
der europäischen Rennsportwelt und<br />
definitiv ein Must-Ride in jedem Hobbyracer-Lebenslauf.<br />
Die kleine, aber äußerst<br />
feine Rennstrecke zwischen Freiburg<br />
und Colmar versprüht ein ganz eigenes<br />
Flair. Kein modernes und riesiges<br />
Fahrerlager oder gewaltige Tribünen.<br />
Nein, wenn man hier in Frankreich von<br />
der kleinen Landstraße abbiegt, findet<br />
man sich im nächsten Moment auf einem<br />
gutshofähnlichen Areal wieder. Die<br />
ehemaligen Stallungen sind zu Garagen<br />
umgebaut, und der Hof ist der Form und<br />
Farbe einer Shell-Muschel nachempfunden.<br />
Und im Garten befindet sich eine<br />
Rennstrecke. Ein wenig surreal das<br />
Ganze, aber äußerst sympathisch. Und<br />
was die Piste angeht: Es gibt perfekten<br />
Asphalt und schöne Kurvenkombina-<br />
FEDERBEINE<br />
Für die GSX-S 1000<br />
haben wir uns die<br />
Federbeine von Mupo<br />
einmal genauer<br />
angeschaut. Die Italiener<br />
bieten bereits<br />
zwei Dämpfer für<br />
das Suzuki-Naked<br />
an. Je nach Fahrkönnen<br />
und Geldbeutel<br />
gibt es eine<br />
einfache und eine<br />
High-End-Variante.<br />
Importeur ist Zupin<br />
in Traunreut<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 67
tionen. Sogar eine beachtliche Highspeed-Gerade<br />
ist dabei, um die volle<br />
Motorpower auszufassen. Genau das<br />
Richtige, um mit der Tsurugi so richtig<br />
die Klinge zu schwingen.<br />
TRACKTEST<br />
Wie fährt sich denn nun die Old-<br />
School-Waffe mit neuester Technologie?<br />
Zunächst einmal echt easy, wie<br />
ELEKTRONIK<br />
Das Bazzaz-System war unsere erste Wahl, da hier das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
stimmt. Neben der Traktionskontrolle mit Einstellrädchen am Lenker verfügt unser<br />
Umbau auch über einen formidablen Schaltautomaten und das Fuel-System<br />
von einer Vierzylinder-Kilo-Suzi auch<br />
nicht anders zu erwarten. Der Motor<br />
hängt sauber und potent am Gas. Die<br />
Sitzposition und die Geometrie mit<br />
dem breiten LSL-Lenker und den ABM-<br />
Rasten muten sportlich an, alles ist<br />
Breiter Lenker,<br />
entspannte<br />
Sitzposition<br />
und<br />
jede Menge<br />
Schräglagenfreiheit,<br />
dazu<br />
Qualm satt –<br />
damit lässt<br />
sich auf der<br />
Tsurugi auch<br />
abseits der<br />
Show-Meile<br />
richtig aufzünden<br />
aber immer noch absolut entspannt.<br />
Fahrwerk und Reifen sind vom ersten<br />
Meter an beste Kumpels. Und die neue<br />
Bremspumpe HC3 von Magura vernichtet<br />
den vom ehemaligen Gixxer-Motor<br />
aufgebauten Vortrieb absolut souverän.<br />
Klingt ja fast schon langweilig.<br />
Abwarten. Denn schließlich haben<br />
wir knappe zwölf Grad auf dem Thermometer<br />
und noch diverse feuchte<br />
Flecken auf dem Asphalt. Nicht zu vergessen,<br />
befindet sich unter dem Hintern<br />
ein Moped aus feinsten Materialien<br />
und Bauteilen, fast bis auf die letzte<br />
Schraube ein Unikat. Und alles jungfräulich!<br />
Ein paar Runden sachtes Eingrooven<br />
müssen schon sein.<br />
Wenig später haben die Reifen Betriebstemperatur,<br />
und auch der letzte<br />
Fuchs ist im Angesicht der Tsurugi<br />
panisch über den Asphalt geflüchtet.<br />
Dann ziehen wir also mal auf! Und<br />
schon zeigt sich der erste große Wurf,<br />
die Bazzaz-TC. Auf dem kalten Asphalt<br />
regelt sie absolut sanft und immer auf<br />
maximalen Vortrieb bedacht, ohne den<br />
Fahrer direkt per Highsider ins Aus zu<br />
katapultieren. Wird das Gestühl weiter<br />
aufgerichtet und die Schräglage verringert,<br />
nimmt die Traktion zu und der<br />
Regelmechanismus lässt nach.<br />
68 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
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Schon bei 5000/min wird mächtig<br />
in der Bude gezündelt. Bei 7000/min<br />
brennt die Hütte schon ordentlich. Und<br />
lässt man den Quirl offen und die Drehzahl<br />
weiter Richtung fünfstellig rotieren,<br />
steht die Behausung bald komplett<br />
in Flammen. Ja, dieser K7-Gixxer-Motor<br />
ist eine Bank! An den richtigen Stellen<br />
durch das Bazzaz-System gezügelt,<br />
steht einer hemmungslosen Leistungsorgie<br />
fast nichts im Weg.<br />
Aber eben nur fast. Denn da kommt<br />
schon die nächste Kurve und damit<br />
das nächste Glücksgefühl. Ein beherzter<br />
Griff in die Bremse ist dank der<br />
HC3-Bremspumpe ein Gedicht. Klasse<br />
Druckpunkt, super Dosierbarkeit und<br />
schiere Verzögerungskraft! Wirkt die<br />
Serienanlage beim Aktivieren der<br />
Beläge etwas fad, bietet das Magura-<br />
Teil in Verbindung mit den fetten Brembo-Kolben<br />
feinste Entschleunigung.<br />
Damit lässt es sich auch bei weniger<br />
perfekten Bedingungen sicher und<br />
souverän bis tief in den Scheitelpunkt<br />
der Kurve hineinbremsen.<br />
Mitverantwortlich für das Gottvertrauen<br />
beim Abtauchen in Schräglage<br />
zeichnet auch das unglaublich sensibel<br />
ansprechende Mupo-Cartridge, ohne<br />
dabei je nervös oder zu soft abgestimmt<br />
zu wirken. Nein, das Teil macht buchstäblich<br />
alles platt und ebnet ein, was<br />
störend auf Linienführung und Radiuswahl<br />
wirken könnte. Satt, präzise und<br />
wie auf den so oft zitierten Schienen<br />
führt die Mupo-Front die Tsurugi durch<br />
die Kurven und bietet maximale Stabilität<br />
bei harten Bremsattacken. Ganz großes<br />
Kino, das auch im Stand betörend<br />
wirkt. Wer angesichts der CNC-Fräskanten<br />
dieser Gabelkappen und Einsteller<br />
nicht glasige Augen bekommt, dem<br />
ist definitiv nicht mehr zu helfen.<br />
Wir tauchen gerade durch den<br />
nächsten langen Radius tief unter dem<br />
Radar hindurch. Die ABM-Rasten geben<br />
maximalen Halt. Gleichzeitig bieten<br />
die kurzen Rastenkörper jede Menge<br />
Bewegungsfreiheit beim Rumturnen<br />
auf den Zehenballen. Der Kurvenaus-<br />
Wer andere Krümmer und<br />
Slip-on-Endschalldämpfer<br />
montiert, aber vor allem TCund<br />
Fuel-Systeme einbaut,<br />
kommt nicht umhin, das<br />
Bike sauber abzustimmen.<br />
Meister auf dem Prüfstand<br />
ist Armand Mottier von<br />
Micron Systems in Fürth.<br />
Obi hat genau hingeschaut<br />
70 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Motorleistung<br />
120<br />
160 <strong>PS</strong>-Tune Up Tsurugi<br />
110 150 (abgestimmt)<br />
112,5 kW (153 <strong>PS</strong>)<br />
140<br />
100<br />
bei 10 800/min<br />
130<br />
112 Nm bei 8900/min<br />
90 120<br />
<strong>PS</strong>-Tune Up Tsurugi<br />
(nicht abgestimmt)<br />
80 110 108,5 kW (148 <strong>PS</strong>)<br />
bei 10 700/min<br />
100 111 Nm bei<br />
70<br />
90 8600/min<br />
60 80<br />
50 70<br />
60<br />
40<br />
50<br />
120<br />
30 40<br />
110<br />
20<br />
30<br />
100<br />
90<br />
20<br />
80<br />
10<br />
70<br />
10<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
GABEL<br />
Zum Leistungs-<br />
Diagramm: Durch<br />
die Abstimmung auf<br />
dem Prüfstand legte<br />
die Tsurugi noch<br />
ein paar <strong>PS</strong> zu. Die<br />
Wellen im Leistungsband<br />
sind im<br />
Fahrbetrieb kaum<br />
spürbar (links).<br />
Bei der Gabel haben<br />
wir das Orginal-<br />
Suzuki-Teil von<br />
Zupin mit einem<br />
Gabel-Cartridge<br />
überarbeiten lassen<br />
50<br />
40<br />
0 100<strong>02</strong>000300040005000600070008000900010000 11000 12000<br />
gang kommt in Sicht, das Gas wird<br />
gespannt und das High-End-Federbein<br />
von Mupo sorgt für maximalen mechanischen<br />
Grip. Auch ordentliche Bodenwellen<br />
können das Federwerk aus<br />
Italien nicht nachhaltig beeindrucken.<br />
Das edle AB2 bügelt sämtliche Falten<br />
zuverlässig aus dem Asphalt. Gerne<br />
hätten wir auch noch etwas zur günstigeren<br />
Federbeinvariante GT1 gesagt,<br />
doch das Wetter machte uns einen<br />
Strich durch die Rechnung. Festhalten<br />
können wir an dieser Stelle jedoch:<br />
Wer hinsichtlich Performance auf der<br />
Strecke einen echten Schritt vorwärts<br />
machen möchte, der sollte sich das<br />
AB2 mal genauer anschauen. Zug- und<br />
Druckstufenabstimmung sind Pflicht<br />
für den Track, und das Mupo-Teil arbeitet<br />
wirklich auf ganz hohem Niveau.<br />
Beim beherzten Zünden um den<br />
Track konnten wir feststellen, dass das<br />
Handling so gar nicht einem Big Bike<br />
entspricht. Kein Wunder, denn die<br />
GSX-S gilt schon im Serientrimm als<br />
recht handlich. Unter Zuhilfenahme<br />
der ultraleichten Rotobox-Karbonfelgen<br />
und in Verbindung mit der breiten<br />
LSL-Segelstange mutiert sie dann zum<br />
absoluten Handling-Junkie. Hier mal<br />
ein paar Zahlen: Die Original-Suzuki-<br />
Felge vorn wiegt 4,46 Kilo, die von<br />
Rotobox schlappe 2,68 Kilo. Hinten ist<br />
der Unterschied noch deutlicher: Originalfelge<br />
mit Kettenrad und -träger<br />
7,22 Kilo, Karbonfelge mit Rotobox-Kettenradträger<br />
und Kettenrad 3,93 Kilo.<br />
Zwei Stunden Dauerballern später<br />
ist klar, dass sich der Big Block wie<br />
eine Triumph Streety bewegen lässt.<br />
Der bloße Gedanke ans Abwinkeln<br />
reicht schon aus, um das Knie über<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 71
Ein absolutes Unikat: die <strong>PS</strong>-triplespeed-<br />
Tsurugi. Wer die vor allem optischen<br />
Umbauschritte wie Lackierung<br />
und Anbauteile nachlesen möchte,<br />
sollte sich <strong>PS</strong> 01/<strong>2016</strong> besorgen<br />
den Asphalt schreddern zu lassen.<br />
Kurskorrekturen? Kein Problem!<br />
Radius enger ziehen? Bitteschön!<br />
Schlussendlich sei noch das letzte<br />
Ass erwähnt, das wir für diese Aktion<br />
aus dem finsteren Ärmel gezogen haben:<br />
die Metzeler Racetec RR. Auf den<br />
Road Racing-Tracks der Insel entwickelt<br />
und bereits mit unzähligen Siegen<br />
geadelt, stellen sie die perfekte Wahl<br />
für diese meteorologischen Bedingungen<br />
dar. Unter perfekten sommerlichen<br />
Konditionen haben wir die neuen Superkleber<br />
schon oft getestet und für<br />
extrem gut befunden. Doch bei diesem<br />
Inselwetter zeigt sich, was die Erfahrung<br />
aus dem britischen Sommer bei<br />
der Entwicklung des Gummis gebracht<br />
hat. Super Grip, aber vor allem mit<br />
glasklarer Rückmeldung im Grenzbereich.<br />
Wenn der Mut mal wieder größer<br />
war als das physikalisch Mögliche,<br />
freut man sich über den breiten Grenzbereich<br />
des Reifens.<br />
FAZIT<br />
Die Tsurugi rennt und brennt. Sie zeigt,<br />
dass sie zwar mächtig Show, aber<br />
vor allem auch verdammt viel Bike ist.<br />
Sie ist eine wahre Fahrmaschine.<br />
Gebaut für die Straße, aber gerade<br />
nach diesem Upgrade auch ein ganz<br />
heißer Tipp für viel Spaß auf dem<br />
Track. Der <strong>PS</strong>-Gedanke in Reinkultur<br />
sozusagen. Und so bleibt uns am Ende<br />
nur übrig, jeden Fahrer einer GSX-S<br />
1000 zu beglückwünschen – denn das<br />
Teil hat mächtig Potenzial.<br />
TEILELISTE FÜR SUZUKI GSX-S 1000-<br />
TSURUGI-UPGRADE<br />
RUBRIK HERSTELLER BEZEICHNUNG PREIS ZULASSUNG BEZUGSQUELLE<br />
Fahrwerk MUPO Gabelumbau mit Cartridge<br />
1195 Euro keine Zulassung www.zupin.de<br />
R-EVOlution<br />
Fahrwerk MUPO Federbein GT1 529 Euro ABE in Vorbereitung www.zupin.de<br />
Fahrwerk MUPO Federbein AB2 935 Euro ABE in Vorbereitung www.zupin.de<br />
Fahrwerk MUPO Hydraulische Federvorspannung<br />
199 Euro – www.zupin.de<br />
für AB2<br />
Reifen METZELER Racetec RR, vorne K1/ – keine Zulassung www.metzeler.com<br />
hinten K2<br />
Elektronik BAZZAZ Z-FI TC inkl. QS und 899 Euro keine Zulassung www.bikeshop-luechow.de<br />
Tractioncontrol<br />
Elektronik BAZZAZ TC Adjust Switch inkl. 149 Euro – www.bikeshop-luechow.de<br />
Map Select-Schalter<br />
Elektronik BAZZAZ Active Light TC-Anzeige 79 Euro – www.bikeshop-luechow.de<br />
Elektronik MICRON SYSTEMS Prüfstandsmessung inkl.<br />
Abstimmung<br />
nach Aufwand – www.micronsystems.de<br />
72 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Europas größte Motorradzeitschrift zeigt, was demnächst auf den<br />
Straßen zu erwarten ist: Die neuen Bikes und Roller des Jahrgangs <strong>2016</strong>.<br />
Im MOTORRAD KATALOG <strong>2016</strong> mit 292 Seiten.<br />
AB 15.12.2015<br />
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TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
WERNER KOCH<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner<br />
„Mini“ Koch tüftelt und bastelt<br />
ständig selbst in seiner eigenen<br />
Werkstatt, und kein Technik-<br />
Thema ist ihm zu verworren.<br />
Und weiß er tatsächlich mal<br />
selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine<br />
Technik-Frage, die<br />
Sie schon lange<br />
umtreibt? Im Forum<br />
behauptet jeder<br />
etwas anderes?<br />
Sie sind mit Ihrem<br />
Latein am Ende?<br />
Dann stellen Sie uns<br />
Ihre Frage. <strong>PS</strong> geht<br />
der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt<br />
die Zusammenhänge<br />
oder fragt die<br />
Experten der Industrie<br />
oder Rennteams.<br />
Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.<br />
de, bitte „Technik“<br />
im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch, Jo Bauer<br />
Fotos: fact, 2snap, jkuenstle.de,<br />
Honda, Koch<br />
TIP<strong>PS</strong> FÜR Q<br />
? <strong>PS</strong>-Leser Jens Speckmaier möchte,<br />
dass sein Motorrad beim Anbremsen<br />
in einen kontrollierten Bremsdrift à la<br />
Moto2 übergeht und fragt: „Gibt es<br />
eine generelle Richtung, die ich beim<br />
Setup oder der Geometrie meines<br />
Motorrads einschlagen muss?“<br />
<strong>PS</strong>-Antwort Driften ist eine sehr<br />
komplizierte Angelegenheit, braucht<br />
extrem viel Übung und kann, wie <strong>PS</strong>-<br />
Driftexperte Jo Bauer verrät, nur über<br />
einigen Bodenkontakt perfektioniert<br />
werden. Deshalb ist der Fahrer wohl<br />
entscheidender als das Motorrad,<br />
weshalb Jo Bauer seine Erfahrungen<br />
hier mit einfließen ließ. Wir haben<br />
zwar noch kein Rennmotorrad gezielt<br />
auf den stabilen Bremsdrift abgestimmt,<br />
aber ein Punkt ist ganz wichtig:<br />
Der Lenkanschlag sollte nicht<br />
zu eng sein, sonst droht schnell ein<br />
brutaler Highsider. Wird der Lenkanschlag<br />
im Drift nämlich erreicht,<br />
lässt sich der Drift über den Lenker<br />
nicht mehr weiter kontrollieren.<br />
Die Lenkgeometrie sollte eher in<br />
Richtung stabil, also flacher Lenkkopfwinkel<br />
und langer Nachlauf getrimmt<br />
werden. Das heißt, das Motorrad vorn<br />
etwas anheben und hinten absenken.<br />
Damit verbessert man die Stabilität,<br />
74 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
UERTREIBER<br />
das Motorrad wird dann bei entlastetem<br />
Hinterrad nicht so zappelig.<br />
Beim Stoßdämpfer hinten könnte<br />
eine Topoutfeder (Foto) helfen, damit<br />
das Hinterrad sanft an Anpressdruck<br />
verliert und nicht abrupt abhebt wie<br />
bei einem kurzen, harten Gummi-<br />
Endanschlag. Ein Serienfederbein am<br />
Sportler damit auszurüsten ist allerdings<br />
kaum möglich, da sich die<br />
Gesamtbaulänge durch die Verwendung<br />
einer Topoutfeder vergrößert.<br />
Wenn keine Rutschkupplung verbaut<br />
ist, verhindert das Anheben des<br />
Standgases eventuell unliebsames<br />
Bremsstempeln. Allerdings beschleu-<br />
Gabel durch die Gabelbrücke<br />
durchstecken, bis der Gabelholm<br />
plan mit der Gabelbrücke<br />
ist (oben). Eventuell<br />
Hinterradbremse entschärfen,<br />
indem eine Feder zwischen<br />
Pumpe und Hebel eingebaut<br />
wird. Wir haben alte<br />
Kupplungs- oder Ventilfedern<br />
verwendet. Damit wird<br />
ein ungewolltes Überbremsen<br />
des Hinterrads reduziert.<br />
Profis gehen den anderen<br />
Weg: Topoutfeder für sanfteren<br />
Anpressdruck (links)<br />
nigt dies das Hinterrad, „zieht“ das<br />
Motorrad gerade und erschwert somit<br />
das Driften. Die einzige wirksame<br />
Technik ist das Ziehen der Kupplung.<br />
Diese ist am Kupplungsschleifpunkt so<br />
zu halten, dass das leicht langsamer<br />
(im Verhältnis zum Asphalt) drehende<br />
Hinterrad „saugend“ auf dem Asphalt<br />
streift – ohne zu stempeln. Je größer<br />
der Ausrückweg der Kupplung, desto<br />
einfacher findet man diesen Punkt.<br />
Der Driftwinkel stellt sich dann über<br />
die Differenz der Hinterrad-Drehzahl<br />
zur gefahrenen Geschwindigkeit ein.<br />
Dies steuert man über die Menge<br />
der Gänge, die man herunterschaltet.<br />
Im Idealfall schaltet man vor dem<br />
Driften so viele Gänge während des<br />
Anbremsens zurück, dass man beim<br />
Beenden des Drifts die perfekte Drehzahl<br />
zum Beschleunigen hat. Je härter<br />
man anbremst und je leichter das<br />
Hinterrad wird, desto besser kann<br />
man das Hinterrad mittels Lenker und<br />
Körperverlagerung steuern.<br />
Thema Hinterradbremse: Fahrer,<br />
die viel über das Hinterrad driften,<br />
verbauen hinten aggressivere Bremsbeläge,<br />
aber vor allem eine thermisch<br />
belastbare Bremsscheibe nebst Zange.<br />
Wichtig ist, dass die Hinterradbremse<br />
wie die Vorderradbremse zu jeder<br />
Zeit das gleiche Feedback erzeugt.<br />
Der Tanz auf der Reifenflanke in voller<br />
Schräglage und im Driftwinkel bedeutet<br />
den Flug ins Aus, wenn die Bremse<br />
ein Eigenleben entwickelt.<br />
Ebenso wichtig beim Driften ist die<br />
Sitzposition. Diese beim Bremsen mittig<br />
belassen, damit sich das Motorrad mit<br />
dem Heck leichter nach außen anstellen<br />
lässt. Wenn man schon neben dem<br />
Motorrad hängt, dreht sich das Bike auf<br />
die Seite, auf der mehr Gewicht lastet –<br />
also nach innen, was beim Drift ja nicht<br />
gewünscht ist. Warum? Weil sich die<br />
abgebremste Fahrzeugmasse am Lenkkopf<br />
abstützt und um diesen Drehpunkt<br />
herum auslenkt.<br />
Man sollte auf der kurvenäußeren<br />
Seite nie voll mit dem Knie im Bike hängen,<br />
wie man das sonst im Hanging-Off<br />
macht. Denn der kleinste Rutscher<br />
wird sich sonst wie ein Katapult auswirken<br />
(Highsider-Gefahr). Ideal ist viel<br />
Druck über den Lenker am Vorderrad.<br />
Dies dient dazu, das Heck zu entlasten,<br />
und zusätzlich über den Druck an der<br />
kurvenäußeren Fußraste den Grip am<br />
Hinterrad und somit die Schrägstellung<br />
des Hinterrads zu steuern.<br />
Klingt alles kompliziert? Ist es auch.<br />
Tatsächlich hat jeder Driftkönig seine<br />
ganz eigenen Tricks, die er perfekt auf<br />
seinen „Style“ abgestimmt hat. Und<br />
nicht zuletzt sind es genau diese Driftmanöver,<br />
die uns Normalos mit offenem<br />
Mund staunen lassen. Deshalb ist<br />
Übung das einzige Mittel, das einen<br />
auch hier zum Meister macht. Und vielleicht<br />
sollte man vor einem Supersportler<br />
lieber mit einer kleinen Supermoto<br />
üben. Erstens macht es einem so ein<br />
Motorrad dank des geringen Gewichts<br />
und der Geometrie deutlich einfacher,<br />
sich am Limit zu bewegen. Und zweitens<br />
wird es nicht gleich so teuer,<br />
wenn man es noch nicht beherrscht.<br />
Denn Hinlegen ist – laut Jo – Pflicht.<br />
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und Zubehör nur Motorräder 20 Jahre +<br />
Private Gratis-Anzeigen erscheinen gedruckt in der gewünschten Kombination, soweit der verfügbare Platz es zulässt. Entscheidend ist die Reihenfolge<br />
des Auftragseingangs. Alle Anzeige erscheinen auf jeden Fall online. Preise für gewerbliche Kleinanzeigen auf Anfrage.<br />
Zusätzlich & kostenlos: motorradonline.de<br />
Dafür bitten wir um folgende Angaben:<br />
Hersteller<br />
Neufahrzeug<br />
Leistung <strong>PS</strong> kW<br />
Kilometerstand<br />
PLZ<br />
Modellbezeichnung<br />
Grundfarbe (z.B. rot)<br />
Erstzulassung: Monat/Jahr<br />
Preis in €<br />
Telefon<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße, Hausnummer (kein Postfach)<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon mit Vorwahl<br />
Mobil<br />
E-Mail<br />
Datum<br />
rechtsverbindliche Unterschrift<br />
<strong>PS</strong> 2/16<br />
dIe nächste AusgABe von Ps<br />
erscheInt Am 10.2.<strong>2016</strong><br />
Anzeigenschluss ist der 21.01.<strong>2016</strong>, 16 Uhr<br />
Bequem Per Internet<br />
www.motorradonline.de/anzeigen<br />
e-mAIl*<br />
motorradmarkt-ga@motorpresse.de<br />
elektronIscher BestellcouPon<br />
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fAx 0711/182-17 83<br />
telefon** 0711/182-188<br />
Post<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH &<br />
Co. KG<br />
<strong>PS</strong>-Markt, D-70162 Stuttgart<br />
* Bitte gewünschte Kombination und Ihre komplette Anschrift angeben. Ihr Farbfoto als JPG- oder TIF-Datei im Querformat. ** Mo.–Do. von 8 –18 Uhr, Fr. von 8 –16 Uhr
LESERPOST<br />
DAUMEN HOCH<br />
Pin-Up Kalender, <strong>PS</strong> 01/<strong>2016</strong><br />
Euer Kalender ist super geworden,<br />
mal was anderes. Ich freue mich schon<br />
auf den Leserbrief einer Moralmutti,<br />
die ihrem Sohn wieder den Kalender<br />
wegnimmt, weil man bei den Models<br />
minimal Haut sieht.<br />
Matthias Tiefenböck über Facebook<br />
Erst mal ein großes Lob. Eure Zeitschrift<br />
finde ich klasse, Eure Artikel<br />
und Vergleiche sind immer sehr unterhaltsam<br />
und abwechslungsreich. Dafür<br />
schon mal einen Daumen nach oben.<br />
Nun zu meinem Anliegen. Ich habe<br />
Euren neuen Pin-Up Kalender durchgeblättert<br />
und bin bei der Abbildung<br />
im Monat Juli an dem X-lite hängen<br />
geblieben. Um welches Modell handelt<br />
es sich hierbei? Ich habe bereits<br />
sämtliche mir bekannten Internetportale<br />
durchsucht, konnte den Helm<br />
aber leider nicht finden. Könnt Ihr<br />
mir dabei helfen?<br />
Ralf Zimmermann per E-Mail<br />
Vielen Dank für die Komplimente.<br />
Wir haben bei Nolan nachgehakt:<br />
Der Juli-Helm im Kalender ist<br />
der neue X-8<strong>02</strong>RR „Cafe Club“,<br />
scratched chrome 97. Die Red.<br />
PRO UND KONTRA<br />
MotoGP-Saisonfinale, <strong>PS</strong> 12/2015 und<br />
01/<strong>2016</strong><br />
Völlig richtig: Rossi hatte keine Schuld,<br />
Strafe hätte es keine geben dürfen.<br />
Er hatte Márquez ja nicht gezwungen,<br />
dort außen zu fahren. Im Nachhinein<br />
ist man immer schlauer, auch ohne<br />
Strafe wäre es kein weiterer WM-Titel<br />
für den Doctor geworden. Weil Ihr aber<br />
den Zidane-Materazzi-Clash angesprochen<br />
habt: Ich erinnere mich, dass<br />
Rossi damals nach einer Zieldurchfahrt<br />
und auf dem Podium ein Materazzi-<br />
Trikot anhatte. Nun ist er selbst in der<br />
Zidane-Situation. Da sollte man ihn<br />
mal fragen, ob er das Materazzi-Trikot<br />
immer noch anziehen würde. Es kommt<br />
alles igendwann auf einen zurück...<br />
Michael Binz per E-Mail<br />
Danke! Danke ! Darum seid ihr die<br />
beste aller Motorradzeitschriften. Der<br />
Bericht war genau so , wie ich es von<br />
einer fachkundigen Presse erwarte.<br />
Kein „Duckmäusern“ vor „Rossi, Rossi<br />
über alles“-Fans, um ja nicht Prügel<br />
zu beziehen. Rossi hat den Titelverlust<br />
selber verschuldet. Einfach mal die<br />
Klappe halten und Rennen fahren wäre<br />
wohl die bessere Variante gewesen.<br />
Auch die Aussagen sogenannter Fans,<br />
welche ständig jammern, Márquez hätte<br />
in die WM-Entscheidung eingegriffen,<br />
finden wir seltsam: Wären zum Beispiel<br />
Márquez und Pedrosa in Valencia<br />
an Lorenzo vorbeigekommen, hätten<br />
sie da nicht auch in die WM-Entscheidung<br />
eingegriffen?<br />
Jürgen und Bettina Thiel per E-Mail<br />
Girls, girls, girls:<br />
Die Mädels im Pin-<br />
Up Kalender haben<br />
den Lesern gefallen.<br />
Die flotten Bikes und<br />
die schicken Helme<br />
aber sicher auch...<br />
Ich abonniere Eure Zeitschrift schon<br />
seit Jahren und freue mich immer wieder<br />
über die nächste Ausgabe. Aber als<br />
ich als Rossi-Fan den Artikel „Schluss<br />
mit lustig“ gelesen habe, bin ich etwas<br />
sauer geworden. Da musste ich doch<br />
lesen, wie das Fahrverhalten von Márquez<br />
im letzten Rennen verteidigt wurde.<br />
Auf dem „Mickey Mouse-Kurs“ wäre<br />
es doch sehr schwer oder fast unmöglich<br />
zu überholen. Da kommt mir doch<br />
die Frage, wie es Rossi vom letzten auf<br />
den vierten Platz geschafft hat. Und<br />
dieser Herr Márquez überholt doch<br />
sonst auch immer und überall, auf<br />
Teufel komm raus. Vale wurde zu Recht<br />
bestraft, aber wo waren denn die Strafen<br />
für Márquez? Er fährt immer auf<br />
Körperkontakt und in der Hoffnung,<br />
die anderen Fahrer ziehen zurück.<br />
Theo Weigel per E-Mail<br />
KEIN RISIKO EINGEHEN<br />
Welche Batterie für Honda Fireblade?<br />
Die Gel-Batterie meiner Honda Fireblade<br />
SC59 hat kürzlich ihren Geist<br />
aufgegeben. Ich habe mir nun eine<br />
Exide-Vliesbatterie von Louis besorgt,<br />
welche für die SC59 vorgeschlagen<br />
wurde. Beim Studium der Gebrauchsanweisung<br />
bin ich auf den Satz gestoßen:<br />
„Ein horizontaler Einbau wird<br />
nicht empfohlen“. Nun, die Batterien<br />
sind in der SC59 leider horizontal<br />
verbaut.Habt Ihr diesbezüglich Erfahrungen<br />
bzw. ist eine horizontal verbaute<br />
Vliesbatterie bei Euch schon<br />
undicht geworden?<br />
Roland Raczek per E-Mail<br />
An Ihrer Stelle würden wir nicht<br />
das kleinste Risiko eingehen, dass<br />
austretende Säure das Motorrad<br />
verätzt. Der Schaden wäre beträchtlich<br />
größer als die Mehrkosten<br />
für eine passende Batterie.<br />
Unser Rat: Wenn Louis vor horizontalem<br />
Einbau warnt, umtauschen.<br />
Im Lauf der Jahre haben wir<br />
den Eindruck gewonnen, dass<br />
Original-Ersatzteilbatterien länger<br />
halten als solche aus dem Zubehör.<br />
Es besteht eine reelle Chance, dass<br />
die Mehrkosten für eine Batterie,<br />
die Sie beim Honda-Händler kaufen,<br />
sich lohnen. Ein Grund dafür<br />
liegt sicherlich darin, dass die Lieferwege<br />
bei einem großen Hersteller<br />
schneller absolviert und besser<br />
kontrolliert werden als bei einer<br />
Zubehörkette. Möglicherweise werden<br />
bei der Produktion auch engere<br />
Toleranzen eingehalten. Die Red.<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
PITLANE<br />
NEWS<br />
Foto: Schäfer<br />
Volle Ränge sind in Bremerhaven<br />
üblich – und die Popularität<br />
nimmt weiter zu<br />
DER FISCH BEISST<br />
Foto: Bartel<br />
BREMERHAVEN Während die nationale<br />
Szene noch im Winterschlaf liegt und<br />
sich einige Akteure vielleicht erst noch<br />
für die passende Rennklasse entscheiden<br />
müssen, wirft das vielleicht kultigste<br />
Rennevent der Republik seine Schatten<br />
voraus. Der Vorverkauf für das Fischereihafen-Rennen<br />
hat begonnen und die<br />
Nennformulare für <strong>2016</strong> können auch<br />
schon online heruntergeladen werden<br />
(www.fischereihafen-rennen.de). Der<br />
Termin steht wie immer längst fest, denn<br />
die Sprints rund um die Fischhallen und<br />
durch die Strohballen finden traditionell<br />
an den Pfingstfeiertagen statt, <strong>2016</strong> also<br />
am 15. und 16. Mai. Wer sich jetzt schon<br />
Karten sichern möchte, kann das Zweitages-Ticket<br />
verbilligt für 30 Euro nun<br />
auch auf der Homepage ordern.<br />
Die Klassen in diesem Jahr:<br />
Klasse 1: Fishtown Superbike Open,<br />
Klasse 2: Fishtown Twins & Triples,<br />
Klasse 3: Fishtown Sidecars Classic,<br />
Klasse 4: Sound of Classics Junior,<br />
Klasse 5: Sound of Classics Senior,<br />
Klasse 6: Superbike Legends,<br />
Klasse 7: Formel 2,<br />
Klasse 8: Superbike Legends,<br />
Klasse 9: Fishtown Sidecars F2 + F3,<br />
Klasse 10: Corsa Speciale,<br />
Klasse 11: Fishtown SuperTwin 650.<br />
Action also von älteren Superbikes im<br />
Wes Cooley-Style über leichte Twins bis<br />
hin zu den modernsten Boliden mit über<br />
200 <strong>PS</strong> in elf Klassen an zwei Tagen.<br />
Bremer haven wäre eine Reise wert.<br />
DLC-AUFTAKT IN HOCKENHEIM<br />
1000 BADISCHE KILOMETER<br />
Foto: dpa<br />
Seit zwei Jahren sind die 1000 Kilometer von Hockenheim<br />
nun auch Auftakt für die Saison des Deutschen Langstrecken-<br />
Cups (DLC). Nach wie vor genießt das Rennen auf der badischen<br />
Rennstrecke am Ostersamstag (26. März) aber den<br />
Ruf des Besonderen, und so darf man gespannt sein, welche<br />
Teams am Hockenheimring wieder antreten. Namhafte<br />
Recken wird es wie im letzten Jahr sicher wieder geben, als<br />
das MGM-Yamaha-Team um IDM-Teamchef Michael Galinski<br />
mit Ex-Supersport-Weltmeister Jörg Teuchert und Vollgas-<br />
Veteran Toni Heiler (Bild unten rechts) den Gesamtsieg<br />
einfuhr. Die Termine für die weiteren fünf DLC-Läufe stehen<br />
ebenfalls schon fest. Infos unter www.dlc-endurance.de<br />
Michael Galinski<br />
gab 2015 auf der<br />
neuen Yamaha R1<br />
alles (oben). Am<br />
Ende holte das<br />
Team der „gereiften“<br />
Männer den<br />
Gesamtsieg bei den<br />
1000 Kilometern<br />
Fotos: Wiessmann<br />
82 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Name:<br />
ERSTE TRAININGSCHANCEN<br />
NORDSPANIEN RUFT<br />
Vom 18. bis 20. Februar bietet das MOTORRAD action team<br />
nach einigen Jahren Pause wieder ein Renntraining auf<br />
der kultigen Strecke von Calafat unweit von Barcelona an.<br />
Das Training kann mit den Angeboten von Bike Promotion<br />
gekoppelt und mit einem Ortstransfer etwa nach Valencia<br />
um weitere drei Tage verlängert werden. Anmeldungen und<br />
Preise unter www.actionteam.de<br />
Fotos: jkuenstle.de, markus-jahn.com<br />
Most Important<br />
After Work Tool<br />
Origineller Wandflaschenöffner<br />
im Retro-Look aus massivem<br />
Metall, am Holzbrett<br />
(18 x 23 x 1 cm) fest verschraubt<br />
und mit vorgebohrten<br />
Löchern zur<br />
Wandbefestigung.<br />
3x <strong>PS</strong> frei Haus<br />
+ Wandflaschenöffner<br />
+ Clubmitgliedschaft<br />
für nur 12,90 €<br />
NORDSCHLEIFE EXKLUSIV<br />
BESONDERER EIFELTRAUM<br />
Traditionell organisiert das action team exklusive Renntrainings<br />
auf der Nordschleife des Nürburgrings. In diesem<br />
Jahr wird es sogar wieder zwei Termine geben. Schon Ende<br />
Mai (31.5./1.6.) geht es in der Eifel los. Anfang Juli (5./6.7.)<br />
können Fans der Grünen Hölle noch einmal ohne Autos und<br />
andere Zweispurfahrzeuge die über 20 Kilometer mit dem<br />
Motorrad in etlichen Runden abspulen. Mit dabei sind auch<br />
die Ring-erfahrenen Instruktoren. Sie zeigen die Ideallinie<br />
auf dem Kurs mit 73 Kurven und 300 Metern Höhenunterschied.<br />
Wer es knackiger mag, kann schon am 22. und<br />
23. April auf der GP-Strecke des Nürburgrings angreifen.<br />
Infos und Preise unter www.actionteam.de<br />
Foto: Gargolov<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 93<strong>02</strong>. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop,<br />
Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
IHRE VORTEILE:<br />
• Retro-Wandflaschenöffner zur Begrüßung<br />
Club-Partner:<br />
<strong>2016</strong><br />
Mitgliedsnummer:<br />
Max Mustermann<br />
1 2 3 4 56 7 8 91 2 3<br />
<strong>2016</strong><br />
• 3 Ausgaben <strong>PS</strong> pünktlich frei Haus • Mitglied im MOTORRAD-HELDEN-Club<br />
Ja, ich möchte <strong>PS</strong> frei Haus im Probeabo testen Bestell-Nr. 1443425<br />
Senden Sie mir die nächsten 3 Ausgaben von <strong>PS</strong> frei Haus zusammen mit dem Retro-Wandflaschenöffner für nur<br />
12,90 € (A: 13,90 €; CH: 24,50 SFr.) zu. Außerdem werde ich für den Zeitraum von 3 Monaten automatisch Mitglied<br />
bei den MOTORRAD-HELDEN. Falls ich nach dem Test keine weiteren Hefte wünsche, kann ich nach Erhalt der<br />
2. Ausgabe beim <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen. Die Clubmitgliedschaft endet dann automatisch.<br />
Ansonsten erhalte ich <strong>PS</strong> weiterhin frei Haus zum Jahrespreis von zzt. nur 50,40 € (A: 54,50 €; CH: 84,– SFr.; weitere<br />
Auslandspreise auf Anfrage) für 12 Ausgaben mit jeder zeitiger Kündigungsmöglichkeit.<br />
Meine persönlichen Angaben: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name, Vorname Geburtsdatum<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ Wohnort<br />
Telefon<br />
Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden,<br />
dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH<br />
& Co. KG Verlagsgesellschaft mit Ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren.<br />
Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte zusätzlich eine GRATIS-Ausgabe.<br />
IBAN<br />
BIC<br />
Geldinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich<br />
mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem<br />
Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />
246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />
an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum Unterschrift für Ihren Auftrag<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
GLEICH ANGEBOT BESTELLEN:<br />
WWW.MOTORRAD-HELDEN.DE/TEST<strong>PS</strong><br />
+49 (0)711 3206-8899 +49 (0)711 182-2550 ps@dpv.de<br />
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Bitte Bestell-Nr. angeben<br />
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
TERMINE FREIES FAHREN<br />
15 Termine, sieben unterschiedliche Rennstrecken: Das beliebte<br />
‚DSK Hugo Emde Freie Fahren‘ findet <strong>2016</strong> seine Fortsetzung.<br />
05. März <strong>2016</strong>........................Hockenheimring „GP-Strecke“<br />
07. April <strong>2016</strong>................................Nürburgring Nordschleife<br />
18. April <strong>2016</strong>..................................................... Bilster Berg<br />
17. Mai <strong>2016</strong>......................Motorsport Arena Oschersleben*<br />
19. Mai <strong>2016</strong>...........................................Spa-Francorchamps<br />
04. Juli <strong>2016</strong>..........................................................Zandvoort<br />
18. Juli <strong>2016</strong>.....................................Bilster Berg Drive Resort<br />
29. Juli <strong>2016</strong>...................................Nürburgring Nordschleife<br />
22. August <strong>2016</strong>...............................Bilster Berg Drive Resort<br />
09. September <strong>2016</strong>.....................................................Assen<br />
29. September <strong>2016</strong>................................Spa-Francorchamps<br />
10. Oktober <strong>2016</strong>........................................... Oschersleben*<br />
31. Oktober <strong>2016</strong>...........................Nürburgring-Nordschleife<br />
05. November <strong>2016</strong>.................................Spa-Francorchamps<br />
12. November <strong>2016</strong>..............Hockenheimring „Kleiner Kurs“<br />
Ein offener Dialog kann viel bewegen<br />
Gute Partner sind – nicht nur<br />
im Motorsport – unverzichtbar.<br />
Der DSK verfügt über eine<br />
Reihe von starken Partnern,<br />
die Europas größte<br />
Vereinigung von aktiven<br />
Motorsportlern und Fans<br />
stützen und sich mit einbringen.<br />
Zu den wichtigsten<br />
zählt die Motor Presse Stuttgart,<br />
die unter anderem für<br />
drei unserer Club-Magazine<br />
verantwortlich zeichnet:<br />
sport auto, <strong>PS</strong> und Motor<br />
Klassik.<br />
Seit Jahren ist es gute Tradition, dass die Jahresend-Präsidiumssitzungen<br />
zum Treffen mit der Motorpresse<br />
genutzt werden und im Wechsel in Forst<br />
oder in Stuttgart stattfinden. Heuer war wieder<br />
mal der große DSK-Sitzungstisch Versammlungsort.<br />
Und die Motor Presse war mit Peter Paul<br />
Pietsch, Leiter des Geschäftsbereichs Motorrad<br />
und Luftfahrt, Tim Ramms, Leiter des Geschäftsbereichs<br />
Automobil, Kai Feyerabend, stellvertretender<br />
Leiter des Geschäftsbereichs Automobil,<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
EDITORIAL<br />
Jens Katemann, Chefredakteur auto motor und sport,<br />
Marcus Schurig, Chefredakteur sport auto und Uwe Seitz,<br />
Redaktionsleiter <strong>PS</strong> stark vertreten. So kam eine kompetente<br />
Runde zusammen und es stellte sich schnell ein reger<br />
Gedankenaustausch ein. Es wurden Dinge besprochen,<br />
die im abgelaufenen Jahr sehr gut gelaufen sind,<br />
aber auch Punkte, wo Verbesserungspotenzial besteht. Ich<br />
sage Euch, liebe Mitglieder, solche Gespräche halte ich für<br />
ein sehr wichtiges Instrument. Wenn man offen über viele<br />
Dinge reden kann und Ideen dann konstruktiv und gemeinsam<br />
umgesetzt werden, dann merkt man, dass man<br />
eine Menge bewegt. Deshalb möchte ich hier die Gelegenheit<br />
nutzen, unseren Freunden von der Motor Presse Stuttgart<br />
im Namen des gesamten DSK einmal mehr sehr herzlich<br />
Danke zu sagen.<br />
Gemeinsam starten wir voller Vorfreude und Enthusiasmus<br />
in das neue Jahr und die bevorstehende Motorsport-Saison.<br />
Und einer der ersten Termine ist unsere Mitgliederversammlung<br />
am Nürburgring. Auch hier wünsche ich mir einen<br />
offenen Dialog. Egal, ob Lob oder konstruktive Kritik<br />
– berichtet uns was Euch beschäftigt, damit wir in Zukunft<br />
zusammen noch viel bewegen können.<br />
Herzlichst<br />
Euer<br />
Hinweis: Die Anmeldung ist ab dem 18. Januar <strong>2016</strong> online<br />
über www.dskev.de möglich. *vorläufig<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer Kreis<br />
e.V. die europaweit größte Vereinigung von aktiven Fahrern<br />
und Motorsport-Fans – und das mit langer Tradition. 1958<br />
wurde der DSK mit dem Ziel gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen und<br />
Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern<br />
gehört Wolfgang Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte nach der Gründung, bestimmen<br />
auch die Themengebiete Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit<br />
die Arbeit des DSK. Das elfköpfige Team rund<br />
um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 250 Jahren Motorsport – ob<br />
als Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen, im Rallye-Sport<br />
oder als Funktionär hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder<br />
kennen sich in der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in vielerlei Hinsicht von den Stärken<br />
des DSK: Regelmäßig führt der DSK das beliebte „Freie Fahren“<br />
auf deutschen Rennstrecken durch, und auf viele Eintrittskarten<br />
und die Produkte der Partner erhalten Mitglieder<br />
satte Rabatte. Zudem ist im Mitgliedsbeitrag ein Jahres-Abo<br />
der Fachzeitschriften „sport auto“, „<strong>PS</strong>“, „MotorKlassik“ oder<br />
„Motorsport XL“ enthalten.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie uns im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
ADAC Junior Cup <strong>2016</strong> in neuem Umfeld<br />
Zwar findet die kommende ADAC-Junior-Cup-<br />
Saison nicht mehr unter dem Dach der IDM<br />
statt, doch laufen die Vorbereitungen für <strong>2016</strong><br />
beim ADAC auf Hochtouren. Bereits jetzt steht<br />
fest, dass der Motorrad-Nachwuchs mindestens<br />
dreimal im Rahmen von attraktiven nationalen<br />
und internationalen Veranstaltungen an<br />
den Start geht.<br />
Los geht’s vom 15. bis 17. April mit der Superbike-WM<br />
in Assen (Niederlande). Der zweite<br />
bereits feststehende Termin ist gleichzeitig der<br />
Saisonhöhepunkt: Vom 15. bis 17. Juni dürfen<br />
die Junioren ihr Können auf dem extrem anspruchsvollen<br />
Sachsenring und vor der enormen<br />
Zuschauerkulisse des GP Deutschland<br />
zeigen. Ein weiterer Auftritt bei einem GP ist<br />
®<br />
bereits in Planung und wird veröffentlicht, sobald<br />
die Verträge unterzeichnet sind, während<br />
der dritte bereits feststehende Lauf vom 26. bis<br />
28. August in Oschersleben, im Rahmen der<br />
Speedweek stattfindet. Alle anderen Termine<br />
sollen in Kürze bekanntgegeben werden.<br />
Dass die Teilnahme am Junior Cup lohnenswert<br />
ist, zeigen die Beispiele Dirk Geiger und Toni<br />
Erhardt. Geiger gewann den Cup 2015, Erhardt<br />
wurde Zweiter. Beide werden dieses Jahr<br />
im ADAC Northern Europe Cup antreten. <strong>2016</strong><br />
wird Geiger 15.000 Euro Förderung vom ADAC<br />
und 25.000 Euro von KTM erhalten. Erhard,<br />
der <strong>2016</strong> ebenfalls in den Förderkader aufgenommen<br />
wird, bekommt 10.000 Euro Unterstützung<br />
vom ADAC.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
IDM stellt die Weichen für <strong>2016</strong><br />
Alles neu macht der Mai? Nee, manchmal auch schon<br />
der Dezember. So ist beispielsweise in der<br />
SUPERBIKE*IDM kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.<br />
Anfang Dezember präsentierten die Serien-<br />
Macher den Veranstaltungskalender und ein gründlich<br />
überarbeitetes Paket für die Saison <strong>2016</strong> – mit<br />
neuen, attraktiven Cups und einer günstigen Einstiegsmöglichkeit<br />
für den Nachwuchs.<br />
Erfreulich: Der Kalender für die neue Saison ist bereits<br />
fertig. So können IDM-Fahrer, Teams und Fans schon<br />
frühzeitig planen. Der Kalender umfasst neun Veranstaltungen<br />
in drei Ländern und bietet Rennen in den<br />
Stamm-Klassen Superbike/Superstock 1000, Superstock<br />
600, SuperNaked und Sidecar sowie in verschiedenen<br />
Cup-Klassen. Wie schon in den vergangenen<br />
zwei Saisons wird auch <strong>2016</strong> auf dem Lausitzring im<br />
Rahmenprogramm der DTM gefahren. Da dort aber<br />
auch das ADAC GT Masters mit zum Programm gehört,<br />
gehen dort nur die Klassen Superbike/Superstock<br />
1000 an den Start. Die Termine: Lausitzring 18.<br />
– 20. April, Auftakt-Training/22. – 24. April, Saisonauftakt;<br />
Nürburgring 06. – 08. Mai; Lausitzring 03.<br />
– 05. Juni (im Rahmenprogramm der DTM); Oschersleben<br />
24. – 26. Juni; Circuit Zolder (B) 08. – 10. Juli;<br />
Schleizer Dreieck 29. – 31. Juli; TT Circuit Assen (NL)<br />
12. – 14. August; Oschersleben 25. – 28. August (im<br />
Rahmenprogramm der German Speedweek); Hockenheimring<br />
23. – 25. September. Alle Termine müssen<br />
noch vom DMSB final genehmigt werden.<br />
Da die Teilnehmerzahl in der Superstock 1000 über<br />
die Jahre angestiegen ist und die Leistungen der teilnehmenden<br />
Teams und Fahrer angemessen honoriert<br />
werden soll, wird <strong>2016</strong> erstmals der Titel ‚Internationaler<br />
Deutscher Meister Superstock 1000’ ausgeschrieben.<br />
Darüber hinaus wird die bisherige Supersport<br />
600 künftig als Superstock 600 ausgetragen,<br />
was auch geringe Änderungen im technischen Reglement<br />
mit sich bringt.<br />
Auch auf der Cup-Ebene geht die Post ab. Neben dem<br />
seit vielen Jahren zum IDM-Programm gehörenden<br />
Yamaha R6-Dunlop-Cup werden <strong>2016</strong> weitere interessante<br />
Cups dazustoßen: Vor allem der neue Superstock<br />
300 Cup, der gemeinsam mit den Partnern Yamaha<br />
und Kawasaki ins Leben gerufen wurde. Die<br />
neue Klasse geht <strong>2016</strong> zunächst einmal national an<br />
den Start, wird aber schon 2017 im Rahmen der FIM<br />
World Superbike Championship auch international<br />
ausgeschrieben. Potenzielle Teilnehmer haben die<br />
Wahl zwischen einer Kawasaki Ninja 300 und einer<br />
Yamaha YZF-R3. Das Cup-Paket für eine Saison enthält<br />
das Leasing für eine fertig aufgebaute Rennmaschine<br />
sowie sämtliche Nenngelder für die komplette<br />
Saison. Das gesamte Paket soll für unter 10.000 Euro<br />
zu haben sein.<br />
Dazu kommt noch der ebenfalls höchst attraktive<br />
IDM-Mono Cup, ausgetragen mit identischen, reinrassigen<br />
und höchst standfesten 700-ccm-Rennmaschinem<br />
mit 80 <strong>PS</strong>, bei denen unter der Saison abgesehen<br />
von Öl- und Filterwechseln keine größeren Servicemaßnahmen<br />
zu erwarten sind.<br />
Es gibt aber auch Unerfreuliches zu berichten: Der<br />
ADAC und die IDM gehen zukünftig getrennte Wege.<br />
Die bisherigen Partner konnten sich nicht auf einen<br />
gemeinsamen Weg zur Weiterentwicklung einigen,<br />
worauf der ADAC seinen Ausstieg erklärte. So wird<br />
die IDM im kommenden Jahr ohne die Moto3-Standard-Meisterschaft<br />
auskommen müssen. Dieser Titel<br />
wird <strong>2016</strong> im Rahmenprogramm diverser nationaler<br />
und internationaler Meisterschaften ausgefahren.<br />
Einladung zur Mitgliederversammlung<br />
Den 27. Februar <strong>2016</strong> sollten sich alle DSK-<br />
Mitglieder vormerken: Denn dann findet<br />
am Nürburgring die Mitgliederversammlung<br />
statt.<br />
Einladung und Tagesordnung<br />
1. Begrüßung und Rechenschaftsbericht<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Präsident<br />
2. Finanzbericht<br />
Reinhard Michel, Schatzmeister<br />
3. Bericht der Finanzprüfer<br />
4. Aussprache<br />
5. Feststellung der Anwesenheit<br />
6. Entlastung des Präsidiums<br />
7. Ehrungen<br />
Pause<br />
Gastvortrag<br />
8. Wahlen<br />
Pos. 2 Vizepräsident<br />
Pos. 4 Schatzmeister<br />
Pos. 6 Präsidiumsmitglied zbV<br />
Pos. 8 Beisitzer<br />
Pos. 10 Beisitzer<br />
Wahl eines Finanzprüfers<br />
9. Anträge<br />
10. Verschiedenes<br />
11. Ehrungen<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
3<strong>02</strong>84-0, Telefax 07251-3<strong>02</strong>84-19 Internet: http://www.dskev.de<br />
E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich Ziegahn Vizepräsidenten:<br />
Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel Schatzmeister:<br />
Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter Kling Präsidialmitglied<br />
zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid Heger, Johannes Scheid, Ralf<br />
Waldmann, Peter Bonk, Sabine Fischer Redaktion: Nicolaus C.<br />
Koretzky, Patrik Koziolek, Thorsten Schlottmann Fotografen: ADAC,<br />
IDM*Superbike, Miguel Villa
SPORT<br />
MOTO2-WM<br />
2015 verwandelte der deutsche<br />
Konstrukteur Kalex die Moto2-<br />
Klasse in eine Monopol-Weltmeisterschaft.<br />
Kalex selbst hatte es dabei<br />
nie auf eine Alleinherrschaft angelegt.<br />
<strong>PS</strong> ging den Ursachen auf den Grund.<br />
Text: Mat Oxley, Uwe Seitz; Fotos: 2snap (11), photo<strong>PS</strong>P.com (7)<br />
MONO<br />
POLY<br />
86 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 87
Als der GP-Promoter Dorna<br />
2010 die Moto2 als neue<br />
Klasse schuf, ging es darum,<br />
den hungrigen Nachwuchsfahrern<br />
gleiche Bedingungen zu schaffen<br />
– mit Einheitsmotoren der Honda<br />
CBR 600, Einheitsreifen von Dunlop sowie<br />
Elektronik, Sprit und sogar Kupplungen<br />
wie aus einem Guss. Das einzige<br />
Schlachtfeld für Ingenieure bot sich<br />
noch bei den Chassis. Und so machten<br />
sich vor der Premierensaison acht Hersteller<br />
daran, Rahmen und Schwingen<br />
für die mittlere Grand Prix-Klasse zu<br />
bauen. In diesem ersten Jahr war der<br />
Wettbewerb um das beste Chassis<br />
extrem hart. Fünf verschiedene Hersteller<br />
waren in den Top Ten vertreten:<br />
Moriwaki, Suter, Speed Up, Motobi<br />
und FTR – aber keine einzige Kalex.<br />
Wie sich die Zeiten doch ändern.<br />
Denn 2015 präsentierte sich die Moto2<br />
quasi als Kalex-Cup. Der deutsche<br />
Chassis-Hersteller beherrschte die Serie.<br />
Nur einer der besten 14 Fahrer fuhr<br />
ein anderes Fabrikat, und nur ein einziger<br />
Nicht-Kalex-Pilot konnte wenigstens<br />
eines der 18 Rennen gewinnen:<br />
Sam Lowes mit seiner Speed Up-Moto2.<br />
<strong>2016</strong> steigt auch er auf Kalex um.<br />
Wie konnte das passieren? Ist das<br />
Kalex-Paket tatsächlich so dominant<br />
oder sind andere Mächte am Werk? Die<br />
Kalex-Geschichte ist beeindruckend.<br />
Die in Bobingen bei Augsburg beheimatete<br />
Konstruktionsfirma entstand<br />
aus der Holzer-Gruppe heraus, die sehr<br />
erfolgreich im Autorennsport unterwegs<br />
ist. Die Mitarbeiter Alex Baumgärtel<br />
und Klaus Hirsekorn aber waren<br />
auch Motorrad-Enthusiasten. 2008 bauten<br />
die beiden ihr erstes Chassis für<br />
ein Motorrad, das von einem RSV Mille-<br />
Twin befeuert wurde, und stellten es in<br />
jenem Jahr beim <strong>PS</strong>-TunerGP erstmals<br />
einer breiten Öffentlichkeit vor. Das<br />
zweite Chassis war dann gleich für die<br />
Moto2, im Premierenjahr 2010. Nur<br />
das Sito Pons-Team traute sich damals,<br />
mit einem völlig unbeschriebenen Blatt<br />
im Grand Prix an den Start zu gehen.<br />
In dem Jahr holte Kalex keinen einzigen<br />
Punkt. Doch schon in der folgenden<br />
Saison gewannen sie mit Stefan<br />
Bradl den WM-Titel. Dieser Erfolg veränderte<br />
alles. 2012 hatte Kalex schon<br />
12 Fahrer, die Punkte holten, im Jahr<br />
darauf 13, dann 14 und in der vergangenen<br />
Saison 19. Zwei Drittel des Moto2-Feldes<br />
fuhren Kalex. Suter hingegen,<br />
Sieger des ersten Moto2-Rennens<br />
2010 in Katar, ging den Weg in entgegengesetzter<br />
Richtung. 14 Punktefahrer<br />
waren es 2010 für die Schweizer, 2015<br />
gerade mal noch einer. <strong>2016</strong> wird es<br />
keinen mehr geben, denn Suter hat den<br />
Moto2-Kampf jetzt gegen Kalex aufgegeben.<br />
Bei den anderen Konstrukteuren<br />
ist die Sache ähnlich. Immer weniger<br />
Fahrer steigen auf Speed Up, während<br />
die ersten Weltmeister Moriwaki<br />
wie auch Motobi, FTR und Harris längst<br />
schon unter dem Vormarsch von Kalex<br />
ausgestiegen sind. Die Bobinger gewannen<br />
schließlich vier der letzten<br />
fünf Moto2-WM-Kronen.<br />
Suters treuester Fahrer war der<br />
Schweizer Tom Lüthi, der für die Marke<br />
von 2011 bis 2014 vier Rennen gewinnen<br />
konnte. Danach traf er aber auch<br />
eine Entscheidung pro Kalex. Nach<br />
dem Motto: Wenn du sie nicht schlagen<br />
kannst, musst du bei denen mitmachen.<br />
„Ich glaube nicht, dass man eine<br />
Kalex braucht, um gewinnen zu können.<br />
Man kann immer noch mit einer<br />
Suter oder Speed Up siegen“, meint<br />
Lüthi, der 2005 auf einer 125er Weltmeister<br />
wurde. „Aber 2014 haben ich<br />
und mein Team beschlossen, mit dem<br />
Bike weiterzumachen, das auch die anderen<br />
fahren. So kannst du eine Variable<br />
in deinem Kopf ausklammern und<br />
dich auf deinen Job konzentrieren.“<br />
Der amtierende Moto2-Weltmeister<br />
Johann Zarco ging einen ähnlichen<br />
Weg wie Lüthi. Nach zwei erfolglosen<br />
Jahren auf Suter wechselte er 2015 auf<br />
Kalex und gewann acht Rennen. „Erstens<br />
wollte ich auf einem Siegerbike<br />
sitzen und zweitens haben wir gemerkt,<br />
dass Dunlop härtere Mischungen in die<br />
Reifen packte – die Kalex funktioniert<br />
mit härteren Reifen viel besser“, erklärt<br />
der Moto2-Champ, der seinen Titel<br />
<strong>2016</strong> verteidigen will. „Der dritte Grund<br />
ist, dass die Kalex das beste Motorrad<br />
ist, denn man fühlt sich darauf auf jeder<br />
Strecke gut. Das Bike funktioniert<br />
einfach über einen größeren Einstellbereich.<br />
Selbst wenn es nicht hundertprozentig<br />
passt, kannst du damit immer<br />
noch schnell sein und kämpfst nicht<br />
so sehr mit dem Grip. Dein Kopf ist viel<br />
01 <strong>02</strong><br />
01 Rahmenspezialist Eskil Suter (links)<br />
hat schon viele Chassis gebaut, unter<br />
anderem das Moto2-Weltmeister-Motorrad<br />
von Marc Márquez 2012<br />
<strong>02</strong> Die Kalex-Übermacht hat auch Einfluss<br />
auf die Dunlop-Einheitsreifen. Das<br />
meiste Feedback kommt von Kalex-Fahrern<br />
– und die haben andere Ansprüche<br />
als die anderen Piloten
Der Brite Sam Lowes konnte 2015 mit der Speed Up-Moto2 in Austin einen Grand Prix<br />
gewinnen. Allerdings kämpfte er bei anderen Rennen dagegen nur noch um die letzten<br />
Punkteplätze. <strong>2016</strong> steigt auch Lowes auf eine Kalex um<br />
„DIE FAHRER SIND DOCH SELBST<br />
SCHULD DARAN, DASS JETZT FAST NUR NOCH<br />
KALEX FÜR SIEGE IN FRAGE KOMMT“<br />
Sam Lowes<br />
freier. Wir meinen, dass ein sensibleres<br />
Bike mit dem richtigen Setup besser<br />
funktioniert, aber du musst an die ganze<br />
Meisterschaft denken, du brauchst<br />
ein Bike, das immer gut ist.“<br />
So lautet die Theorie der letzten<br />
Jahre: Eine perfekt eingestellte Suter ist<br />
das schnellste Moto2-Bike überhaupt,<br />
aber der Kalex-Rahmen ist weicher<br />
und verzeiht mehr. Deshalb funktioniert<br />
er auch bei den meisten Fahrstilen,<br />
Streckenführungen und Grip-Verhältnissen.<br />
Natürlich gibt Kalex keine<br />
Details preis, aber wahrscheinlich hat<br />
der Rahmen ein bisschen mehr Flex.<br />
Außerdem ist es überflüssig zu erwähnen,<br />
dass jeder halbwegs intelligente<br />
Fahrer ein Motorrad wählen wird, das<br />
mit 90-prozentiger Effektivität auf allen<br />
Strecken unterwegs ist als eines, das<br />
nur auf drei oder vier Pisten zu 100<br />
Prozent passt und dafür nur mit 80 auf<br />
den anderen.<br />
„Wenn du mit der Suter ein perfektes<br />
Setup gefunden hast“, erläutert<br />
Lüthi, „ist das Bike viel präziser, mehr<br />
wie ein richtiges GP-Bike. Aber genau<br />
dieses Setup zu finden, ist verdammt<br />
schwer. Die Kalex ist nicht so präzise<br />
und sie bewegt sich mehr, aber man<br />
kann damit immer noch sehr schnell<br />
unterwegs sein.“<br />
Kalex-Mitbegründer Alex Baumgärtel<br />
ist der Siegeszug seiner Firma fast<br />
peinlich. „Wir fühlen uns immer noch<br />
wie Rookies in diesem Geschäft, denn<br />
wir haben vor gerade einmal sechs<br />
Jahren ganz klein angefangen“, gibt er<br />
sich über den Erfolg erstaunt. „In dieser<br />
Klasse geht es so eng zu, dass es<br />
ganz schwer zu erklären ist, warum<br />
gerade unser Chassis das bessere ist.<br />
Die meisten Fahrer sagen, dass unseres<br />
weicher ist als das von Suter, andere<br />
wiederum sagen genau das Gegen-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 89
„MAN<br />
BRAUCHT<br />
KEINE KALEX,<br />
ABER DU<br />
KANNST<br />
DAMIT EINE<br />
VARIABLE<br />
IM KOPF<br />
LÖSCHEN“<br />
Tom Lüthi<br />
Tom Lüthi 2013 auf einer Suter beim Grand Prix in Silverstone. Der Schweizer fuhr vier<br />
Jahre mit dem Chassis aus dem eidgenössischen Turbenthal und gewann vier Rennen.<br />
Mit der Kalex gelang ihm 2015 ein Sieg beim französischen Grand Prix in Le Mans<br />
teil, was wir kaum glauben können. Wir<br />
haben die Suter nie auf Steifigkeit oder<br />
Geometrie untersucht, denn du musst<br />
einfach deinen eigenen Weg gehen.“<br />
„Wir hatten Glück mit Stefan Bradl.<br />
Das war unser Turboantrieb“, so Baumgärtel.<br />
„Glücklicherweise haben wir mit<br />
ihm die richtige Richtung gefunden.<br />
Hast du nicht den richtigen Fahrer zur<br />
richtigen Zeit, verrennst du dich. Besonders<br />
in der Moto2, wo die Unterschiede<br />
so gering sind. Das ist wie<br />
Bobfahren; jeder hat den gleichen Antrieb,<br />
also gibt es keinen Leistungsunterschied.<br />
So, als hätte man gar keinen<br />
Motor. Die ersten drei trennen immer<br />
nur Hundertstel. Wenn die Verkleidung<br />
fliegenfrei ist, holst du vielleicht ein<br />
Tausendstel mehr auf der Geraden.“<br />
Wenn sich aber die Chassis so ähnlich<br />
sind, woher kommt dann die Kalex-<br />
Dominanz? Vielleicht funktioniert das<br />
Bike auf den meisten Strecken besser,<br />
aber da gibt es noch mehr Aspekte.<br />
Die meisten Motorrad-Rennfahrer sind<br />
keine normalen Menschen. Sie besitzen<br />
einen übermenschlichen Glauben an<br />
sich selbst. Wenn also ein Konkurrent<br />
auf einem anderen Bike gewinnt, glauben<br />
sie sofort, dass sie mit diesem Bike<br />
auch gewinnen würden. Dass der andere<br />
besser sein könnte, fällt ihnen gar<br />
nicht ein. Würden sie das denken,<br />
könnten sie gleich aufhören.<br />
Als Kalex nun begann, Rennen zu<br />
gewinnen, wollten immer mehr Fahrer<br />
den Rahmen haben. Und so gewann<br />
Kalex wiederum noch mehr Rennen.<br />
Obwohl mit der Zeit natürlich auch<br />
immer mehr Fahrer auf Kalex kein<br />
Rennen gewannen. „Das ist wie bei den<br />
Lemmingen“, lacht Baumgärtel über<br />
das Phänomen. Jetzt wechselt auch<br />
Sam Lowes die Seiten, obwohl er Gewissensbisse<br />
spürt. „Die Fahrer sind<br />
doch schuld daran, dass es so gekommen<br />
ist“, lächelt der Austin GP-Sieger,<br />
der <strong>2016</strong> auf Gresini-Kalex fährt, bevor<br />
er im Jahr danach mit Aprilia in den<br />
MotoGP geht. „Wenn unser Setting gepasst<br />
hat, war die Speed Up genauso<br />
gut wie die Kalex. Aber 99,9 Prozent<br />
der Saison war es kein Vorteil auf dem<br />
Motorrad zu sitzen, denn unser Setup-<br />
Fenster war viel enger als das von Kalex.<br />
Die ist nicht unbedingt besser, aber<br />
wenn du nicht so viel probieren musst,<br />
ist das für dein Selbstvertrauen viel<br />
besser und du kannst freier an dir arbeiten.<br />
Ein Wochenende war mein Bike<br />
einfach geil und am nächsten hatte<br />
ich überhaupt keine Chance.“<br />
So war das aber schon häufig im<br />
Rennsport. In den 1990ern wollte jeder<br />
eine Honda NSR 500 auf Michelin-Reifen<br />
haben – das war die Siegerkombination.<br />
Doch wenn einer das Glück<br />
hatte, so etwas in die Finger zu bekommen,<br />
gab es natürlich trotzdem keine<br />
Erfolgsgarantie.<br />
Es ist natürlich von Vorteil für einen<br />
Hersteller, wenn so viele schnelle<br />
Jungs dein Produkt benutzen: Die Ingenieure<br />
bekommen eine ganze Menge<br />
Feedback von allen möglichen Fahrern<br />
mit unterschiedlichen Fahrtechniken<br />
und -stilen. Damit können sie ihr Bike<br />
viel schneller und effektiver entwickeln.<br />
Suter musste mit dem Gegenteil<br />
klarkommen: Sie hatten 2015 keinen<br />
Piloten in den Top 20. Woher sollte also<br />
das dezidierte Feedback kommen?<br />
„Speed Up hatte zu kämpfen, denn<br />
das einzige Feedback kam von mir“, erzählt<br />
Lowes. „Viele gute Fahrer sitzen<br />
auf Kalex und damit haben die die besten<br />
Infos. Außerdem entwickelt Dunlop<br />
auch noch in deren Richtung, weil dort<br />
die meisten Fahrer sind. Die Dunlop-Ingenieure<br />
hören immer deren Kommentare.<br />
Darüber hinaus hängt viel von<br />
den Teams und deren Arbeitsweise ab.<br />
2014 war Mika Kallio auf der Marc VDS<br />
Kalex so verdammt schnell, und 2015<br />
auf der Italtrans-Kalex hat er gar nichts<br />
mehr gerissen.“<br />
90 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
Ein Kalex-Chassis kostet 65 000<br />
Euro. Da muss bei Baumgärtel mittlerweile<br />
ganz schön der Rubel rollen?<br />
Doch der verneint. „Ich habe mein<br />
ganzes Geld in das Moto2-Projekt investiert.<br />
Wirklich alles. Aber heute<br />
habe ich weniger auf der Bank als in<br />
der Zeit, bevor ich dem Motorrad-Virus<br />
verfallen bin. Im Autosport entsprechen<br />
die Gehälter einem Industriestandard.<br />
Hier sind die Zahlungen kleiner.<br />
Aber das gleicht sich aus, wenn man<br />
Leidenschaft dafür empfindet. Als unsere<br />
Dominanz Form annahm, war ich<br />
eigentlich dagegen, denn du brauchst<br />
die Motivation, mit deinen Konkurrenten<br />
zu kämpfen. Wir sind nicht dabei,<br />
um einfach reich zu werden. Wäre das<br />
der Fall, würden wir andere Jobs machen.<br />
Außerdem wissen wir nicht, wie<br />
lange das anhält. Man ist schnell drin,<br />
aber auch schnell wieder draußen.<br />
Dazu muss ich mir nur die Mitbewerber<br />
anschauen.“<br />
Baumgärtel hat recht, und ein gutes<br />
Beispiel dafür finden wir bei den Fahrwerken.<br />
Bis vor Kurzem dominierte<br />
Öhlins dieses Thema komplett in der<br />
Moto2, ähnlich wie im MotoGP. Aber in<br />
der Moto2 gab es ab 2014 eine regelrechte<br />
Abwanderung der Top-Fahrer<br />
zur KTM-Tochter WP, womit Zarco,<br />
Alex Rins und auch Tom Lüthi fahren.<br />
Erstaunlicherweise fuhr Zarco 2015<br />
als Kalex-Neukunde seinen WM-Titel<br />
auf einem Chassis von 2014 ein. Was<br />
belegt, dass Kalex schon seit einiger<br />
Zeit sehr gut funktioniert. Tatsächlich<br />
gab es in den ersten Jahren eine Menge<br />
Updates am Rahmen, aber in letzter<br />
Zeit so gut wie keine mehr. „Jetzt haben<br />
wir immer weniger“, bestätigt Baumgärtel.<br />
„Letzte Saison hatten wir zum<br />
Auftakt zwei Schwingen. Da aber alle<br />
in der Vorsaison das richtige Feeling<br />
aufbauen wollten, testete kaum jemand<br />
damit, bis Takaaki Nakagami damit<br />
Dritter in Misano wurde. Sein weicher<br />
Hinterreifen war im Ziel noch in sehr<br />
gutem Zustand. Da sagten alle plötzlich,<br />
okay, vielleicht sollten wir die Schwinge<br />
doch probieren.“ Lemminge!<br />
Die Reifen sind alles<br />
Paradoxerweise sorgen Einheitsreifen<br />
dafür, dass es in den Rennen primär<br />
um die Reifen geht. Nicht wie früher,<br />
als die Teams frei wählen konnten, welcher<br />
Reifen für sie funktioniert. Als es<br />
noch einen offenen Wettbewerb unter<br />
den Reifenherstellern gab, wurden die<br />
Pellen so entwickelt, dass sie zu den<br />
einzelnen Bikes passten. Heute müssen<br />
„DUNLOP HAT HEUTE HÄRTERE MISCHUNGEN,<br />
DIE AUF DER KALEX EINFACH BESSER FUNK-<br />
TIONIEREN ALS AUF ANDEREN MOTO2-BIKES“<br />
Johann Zarco<br />
Durch das Kalex-Chassis, die Dunlop-Einheitsreifen und die WP-Gabel<br />
gehören die wilden Rodeo-Einlagen à la Marc Márquez in der Moto2 heute<br />
der Vergangenheit an. Johann Zarcos präziser Fahrstil dominiert<br />
92 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
die Bikes für den Einheitsreifen entwickelt<br />
werden, also für Dunlop in<br />
der Moto2 und Moto3, bis 2015 für<br />
Bridgestone im MotoGP, ab jetzt dort<br />
für Michelin. Das kann einfach oder<br />
schwierig sein, abhängig vom Bike,<br />
dem Fahrer und den Ingenieuren. Aber<br />
auch die Reifen sind keine Konstante,<br />
denn sie ändern sich von Jahr zu Jahr<br />
und oft von Rennen zu Rennen.<br />
Dunlops Moto2-Reifen machte 2015<br />
einen Wandel bei der Balance der Motorräder,<br />
beim Fahrstil und dem Setup<br />
nötig. „2015 hatte der Hinterreifen offensichtlich<br />
mehr Grip, während vorne<br />
weniger Grip da war“, sagt Kalex-Boss<br />
Alex Baumgärtel. „Die Grip-Balance<br />
wanderte deutlich nach hinten, aber<br />
die Fahrer pushten dadurch noch mehr<br />
über die Font.“<br />
Viele Fahrer hatten dann das Gefühl,<br />
dass die WP-Gabel besser mit<br />
dem 2015er-Vorderreifen funktionierte,<br />
und schon wollten alle diese Gabel<br />
haben. Dieses Paket verlangte von den<br />
Fahrern aber, dass sie viel präziser in<br />
die Kurven einbogen. Und das wiederum<br />
erklärt, warum der Moto2-Stil heute<br />
viel smoother ist als zu Marc Márquez’<br />
Zeiten. Der Zarco-Stil ist Beleg dafür.<br />
Statt dem wilden, schlingernden Rodeo<br />
von Márquez 2012 geht es jetzt um<br />
zentimetergenaue Smoothness.<br />
Suter steigt <strong>2016</strong> aus<br />
2015 war der Schlusspunkt für Suter.<br />
Die Marke, die 2012 mit Márquez<br />
den Titel gewann, holte in der letzten<br />
Saison nur 20 Konstrukteurspunkte<br />
( Kalex: 445). Dabei gab es große Pläne,<br />
<strong>2016</strong> zurückzuschlagen – mit einem<br />
völlig neuen Bike mit Umlenkung<br />
(eine Art auf den Kopf gestelltes CBR<br />
600-System) und größerem Einstellbereich<br />
am Chassis. Damit sollte das Bike<br />
in allen Situationen besser auf die<br />
Dunlops abgestimmt werden können.<br />
Trotzdem hat Suter sein Moto2-Engagement<br />
jetzt für <strong>2016</strong> abgesagt, weil<br />
es nicht gelang, einen der Top-Fahrer<br />
für das Motorrad zu begeistern. Das<br />
Problem war simpel: Kein Fahrer wollte<br />
von Kalex zu Suter wechseln, bevor<br />
das Motorrad belegen kann, dass es<br />
besser ist. Wenn aber Suter keinen<br />
Top-Fahrer bekommt, wird daraus auch<br />
nichts werden. Lemminge!<br />
Suter-Ingenieur Dominique Langouet<br />
ist über die Firmenentscheidung<br />
entsetzt, das Motorrad einfach in die<br />
Ecke zu stellen. „70 Prozent an dem<br />
Bike sind komplett neu“, sagt er. „Bei<br />
unserem 2015er-Motorrad konnten wir<br />
15 Millimeter am Radstand variieren.<br />
Bei der neuen Suter sind es 30 Millime-<br />
Die Kalex ist das einzige Moto2-Bike, das nicht von einem ehemaligen<br />
GP-Fahrer gebaut wurde. Sie gilt als „freundlichstes“ Bike in der Klasse<br />
Die Speed Up ist eine Art Weiterentwicklung der FTR und noch steifer<br />
als die Suter. Sie funktioniert am besten auf Strecken mit gutem Grip<br />
Der Einstellbereich der Suter ist recht schmal und macht es enorm<br />
schwierig, das Bike auf die jeweilige Strecke abzustimmen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 93
Stefan Bradl 2011 mit Alex Baumgärtel. Für die Oberschwaben von Kalex war<br />
die Zusammenarbeit mit dem Bayer aus Zahling in dessen Weltmeister-Jahr der<br />
Durchbruch als Chassis-Bauer in der Moto2-WM<br />
„UNSERE<br />
DOMINANZ<br />
WUNDERT<br />
MICH UND IST<br />
NICHT GUT,<br />
DENN KON-<br />
KURRENZ<br />
MOTIVIERT“<br />
Alex Baumgärtel<br />
ter. Wir haben das Motorrad mit Dominique<br />
Aegerter getestet, und die Ergebnisse<br />
waren sehr gut. Die Traktion hinten<br />
hat sich gewaltig verbessert. Mit<br />
der größeren Radstandsvariablen sollten<br />
wir außerdem die Gewichtsverteilung<br />
für jeden Fahrertyp, jede Strecke<br />
und die Reifen perfekt hinbekommen.“<br />
Langouet gibt aber auch zu, dass<br />
Suter viele Piloten an Kalex verloren hat,<br />
weil sie zu viel Politik bei den Fahrern<br />
gemacht haben, indem nur ein paar ausgewählte<br />
Teams gute Teile bekommen<br />
haben, andere dafür nicht. „Vielleicht<br />
waren wir nicht fair genug“, so Langouet.<br />
Aber er stimmt auch Baumgärtels<br />
Lemming-Theorie zu: „In der Moto3 ist<br />
es doch das gleiche. Erst war Honda auf<br />
keinem guten Level und jeder wollte<br />
eine KTM. Jetzt ist Honda voll dabei und<br />
jeder will plötzlich eine haben – obwohl<br />
man mit beiden Modellen gewinnen<br />
kann.“ Gut für Kalex, schlecht für Suter –<br />
momentan zumindest.<br />
01<br />
<strong>02</strong><br />
01 Die Suter für <strong>2016</strong> ist eigentlich fertig und bietet mit der Umlenkung mehr<br />
Möglichkeiten am Fahrwerk <strong>02</strong> Gleiches gilt für die Front. Damit sollte die<br />
Suter besser mit den Dunlops klarkommen. Aber aus Mangel an Nachfrage<br />
steigen die Schweizer jetzt aus der Moto2-Klasse aus<br />
94 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>
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SPORT<br />
NEWS<br />
Wer folgt Markus<br />
Reiterberger (#21)?<br />
Schafft Max Neukirchner<br />
(#76) den Sprung zum<br />
Superbike-IDM-Titel?<br />
NEU GEMISCHT<br />
SUPERBIKE-IDM Seit nunmehr drei<br />
Jahren versucht die Firma MotorEvents,<br />
als Promoter den Ende 2012 auf der<br />
Kippe stehenden Fortbestand der deutschen<br />
Motorrad-Straßenmeisterschaft<br />
zu sichern. Noch schreiben die Macher<br />
keine schwarzen Zahlen, dennoch sahen<br />
sich Josef Hofmann, Josef Meier und<br />
Bert Poensgen beim IDM-Finale 2015 in<br />
Hockenheim auf einem guten Weg. Doch<br />
jetzt hat der ADAC die Karten neu gemischt.<br />
Schon im vergangenen Jahr hatte<br />
der übermächtige Autoclub die Betreuung<br />
der kleinsten IDM-Klasse Moto3<br />
übernommen, die nicht nur in Deutschland<br />
als ideale Umgebung für Nachwuchsförderung<br />
gilt. Für die IDM-Promoter<br />
war sie ein Sorgenkind, weil sich<br />
zuletzt nicht einmal zehn Fahrer dafür<br />
Für Moto3-IDM-Standard-Meister<br />
Tim Georgi wäre der neue ADAC-<br />
Cup interessant, doch einige<br />
Termine kollidieren mit der für ihn<br />
wichtigeren Moto3-Junior-WM<br />
96 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong><br />
interessierten. Jetzt zieht sich der ADAC<br />
aus der IDM zurück und stellt in Eigenregie<br />
eine Serie auf die Beine, die im<br />
Rahmen großer internationaler Veranstaltungen<br />
möglichst auf Grand Prix-<br />
Pisten wie beim Sachsenring-GP starten<br />
soll – den Northern Europe Cup. Den<br />
seit vielen Jahren zum IDM-Standardprogramm<br />
gehörenden Junior-Cup<br />
nimmt der ADAC gleich mit. Damit verliert<br />
die IDM auch die bisherige finanzielle<br />
Unterstützung durch den ADAC.<br />
Ein Tiefschlag für die IDM, wenn auch<br />
kein existenzbedrohender. Wie zum<br />
Beweis dafür hat MotorEvents sehr<br />
frühzeitig den Terminkalender für <strong>2016</strong><br />
veröffentlicht (rechts). Dazu wurden einige<br />
Reglementsänderungen bekanntgemacht.<br />
So wird der Gesamtsieger der<br />
Foto: ADAC<br />
Superstock 1000-IDM künftig mit einem<br />
vollwertigen Meistertitel dekoriert.<br />
Die Supersport 600-Klasse erhält zur<br />
Kostenreduzierung ein seriennäheres<br />
Technikreglement und die Bezeichnung<br />
Superstock 600. Neu ins Programm<br />
kommt die Superstock 300-Kategorie.<br />
Für diese Nachwuchsserie rüsten Kawasaki<br />
und Yamaha Motorräder mit einem<br />
Rennkit aus. Die sollen für weniger<br />
als 10 000 Euro angeboten werden.<br />
SUPERBIKE-IDM: TERMINE <strong>2016</strong> 1<br />
18.–20. April Lausitzring<br />
(Auftakttraining)<br />
22.–24. April Lausitzring<br />
06.–08. Mai Nürburgring<br />
03.–05. Juni Lausitzring 2<br />
24.–26. Juni Oschersleben<br />
08.–10. Juli Zolder/B<br />
29.–31. Juli Schleizer Dreieck<br />
12.–14. August Assen/NL<br />
25.–28. August Oschersleben 3<br />
23.–25. September Hockenheim<br />
1<br />
alle Termine vorbehaltlich DMSB-Genehmigung;<br />
2<br />
nur Superbike/Superstock 1000 im Rahmen der DTM;<br />
3<br />
im Rahmen der German Speedweek
SUPERPRESTIGIO IN BARCELONA<br />
KAMPF DER KONTINENTE<br />
Dirt Track-Rennen sind ein amerikanischer<br />
Sport, doch seit knapp<br />
zwei Jahren machen die Besten der<br />
Szene einen Abstecher nach Europa.<br />
Nach Barcelona, um genau zu<br />
sein, wo sich die US-Drift-Stars in<br />
einer Art Kampf der Systeme mit<br />
den besten Asphalt-Helden aus der<br />
Motorrad-Straßen-WM messen –<br />
allen voran der frisch entthronte<br />
MotoGP-Champion Marc Márquez.<br />
Für den Spanier ist der Event im<br />
Palau Sant Jordi, dem ehemaligen<br />
Olympiastadion im Montjuïch-Park,<br />
ein Heimspiel, doch auf der in die<br />
Arena gewalzten Dreckpiste fühlten<br />
sich naturgemäß die Drifter wie<br />
zu Hause. Wie Brad Baker (#6), der<br />
den ersten Superprestigio Anfang<br />
2014 gewonnen hatte, oder Jared<br />
Mees, der aktuelle US-Meister. Tatsächlich<br />
kam es zum großen Showdown<br />
zwischen Baker und Vorjahressieger<br />
Márquez (#93), zwischen<br />
Amerika und Europa. Baker siegte,<br />
jetzt steht‘s 2:1 für die USA.<br />
Foto: 2snap<br />
SUPERBIKE-WM<br />
Der 21-jährige<br />
Schweizer Dominic<br />
Schmitter wird <strong>2016</strong><br />
im italienischen<br />
Grillini-Team seine<br />
erste Saison in der<br />
Superbike-Weltmeisterschaft<br />
in Angriff nehmen.<br />
Schmitter war 2015 auf einer 600er-<br />
Kawasaki in der Supersport-WM unterwegs<br />
und hatte Rang 14 erreicht.<br />
„Ich bin der erste Schweizer, der eine<br />
komplette Superbike-WM fährt“, ist<br />
sich Schmitter der Aufgabe bewusst.<br />
Foto: Wiessmann<br />
SUPERBIKE-WM<br />
BMW VERDOPPELT DEN EINSATZ<br />
Dass der bayerische Superbike-IDM-<br />
Champion Markus Reiterberger und<br />
der Spanier Jordi Torres <strong>2016</strong> mit ihrem<br />
Althea-Team BMW in der Superbike-WM<br />
repräsentieren werden,<br />
war bekannt. Jetzt hat der Münchner<br />
Motorradhersteller einem weiteren<br />
Team mit prominenter Besetzung<br />
Adieu MotoGP: Karel<br />
Abraham<br />
(rechts) kommt zu<br />
den Superbikes.<br />
Hallo BMW: Josh<br />
Brookes (ganz<br />
rechts) probierte<br />
schon mal eine<br />
S 1000 RR aus<br />
Unterstützung zugesagt. Der Australier<br />
Josh Brookes, Gesamtsieger der britischen<br />
Superbike-Meisterschaft, ist mit<br />
dem Milwaukee-Team von Yamaha zu<br />
BMW und in die WM gewechselt. Sein<br />
Teamkollege wird der Tscheche Karel<br />
Abraham, der nach einer punktelosen<br />
Saison die MotoGP-WM verlässt.<br />
Foto: Börner<br />
Foto: Beretta<br />
Foto: 2snap<br />
MOTOGP-WM<br />
Nach dem<br />
nervenzehrenden<br />
Finale<br />
der MotoGP-<br />
Saison 2015<br />
sucht Beinahe-Weltmeister Valentino<br />
Rossi beim Auto-Rallyesport Ablenkung.<br />
Bei der Monza-Rallye, einer<br />
Mischung zwischen Jahresabschlussparty<br />
und Motorsport-Event, siegten<br />
Rossi und Copilot Carlo Cassina nach<br />
2006, 2007 und 2012 bereits zum<br />
vierten Mal. Am Start waren auch<br />
Moto3-GP-Sieger Romano Fenati und<br />
Cross-Multiweltmeister Toni Cairoli.<br />
SUPERSPORT-WM<br />
Nach einer Saison<br />
in der spanischen<br />
Moto2-Meisterschaft<br />
sah es für<br />
Toni Finsterbusch<br />
Anfang 2015 düster<br />
aus. Erst Anfang<br />
Juni ergab sich die Chance, in die Superstock<br />
600-EM einzusteigen. Die<br />
wird <strong>2016</strong> nicht mehr gefahren, doch<br />
Finsterbusch erhielt einen Job für die<br />
Europarennen der Supersport-WM<br />
beim Heilbronner BCC-Team.<br />
SUPERSPORT-WM Zwei zehnte Plätze<br />
als beste Rennresultate – mit der<br />
Moto2-GP-Saison 2015 konnte der<br />
Schweizer Randy Krummenacher nicht<br />
zufrieden sein. <strong>2016</strong> startet der 25-<br />
Jährige in der<br />
Supersport-<br />
WM im Team<br />
des viermaligen<br />
Weltmeisters<br />
Kenan<br />
Sofuoglu.<br />
Foto: mpafoto/Finsterbusch<br />
Foto: 2snap<br />
Foto: Brookes<br />
<strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 97
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 3/<strong>2016</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH, 10. FEBRUAR <strong>2016</strong><br />
DIE NEUE SUPER-<br />
SPORT-KLASSE<br />
Die Ducati 959 Panigale tritt gegen die bärenstarke MV Agusta F3 800<br />
und die Evergreen-Sportlerin Suzuki GSX-R 750 an. Wer trägt <strong>2016</strong> die<br />
Krone unter 1000 Kubik?<br />
PREMIERE: NEUE SPEEDY<br />
Lange hielt Triumph im sportlichen<br />
Segment die Füße still, doch jetzt<br />
kommt eine mächtig überarbeitete<br />
Speed Triple. <strong>PS</strong> testete die neueste<br />
Auflage der Queen of Naked Bikes<br />
WEITERE THEMEN<br />
TUNE-UP:<br />
Jetzt gibt es handfeste<br />
Tipps für den Kauf und<br />
den Aufbau eines echten<br />
Hobby-Racers –<br />
alles aus der Praxis<br />
ATTACKE:<br />
Zonko begibt sich in<br />
echte Gefahr und berichtet<br />
über die Kunst<br />
zur Galerie, sprich:<br />
Wie man richtig wheelt<br />
PREMIERE: ZX-10R<br />
Auf der Grand Prix-Strecke von<br />
Sepang schwang sich <strong>PS</strong> erstmals<br />
in den Sattel der neuen<br />
Superbike-Waffe von Kawasaki:<br />
mehr Dampf, mehr Elektronik,<br />
mehr Fahrbarkeit?<br />
SPORT:<br />
Was erwartet uns<br />
im MotoGP <strong>2016</strong>?<br />
<strong>PS</strong>-Sportreporter Mat<br />
Oxley war bei den<br />
Winter-Tests in Sepang<br />
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Helme: m AGV m Ai roh m Arai m Ban dit m Bay ard m Blau er m BMW<br />
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m ganz besonders m auch, aber nicht so sehr m kaum, gar nicht<br />
mmm Rei fen mmm Fahrwerks-Tuning mmm Öle-/Schmiers tof fe mmm Rückenprotektoren<br />
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