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PS 02/2016

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03 Die Bosch-IMU sitzt bei der neuen<br />

Kawasaki ZX-10R oben auf der Airbox<br />

und liefert die Daten für die Regelung<br />

über die ECU 04 Die Optik des Displays<br />

hat sich bei der neuen ZX-10R<br />

nicht geändert. Lediglich die Anzeige<br />

der Traktionskontrolle geht jetzt bis<br />

Stufe fünf. Laut Projektleiter Matsuda<br />

hat die Entwicklung am Motor, dem<br />

Chassis und der Elektronik alle Entwicklungsreserven<br />

aufgefressen.<br />

„Wir haben kein Geld für kosmetische<br />

Upgrades ausgegeben, nicht einmal<br />

für ein neues Dashboard. Ich habe<br />

alle Ressourcen in die Rundenzeiten<br />

und die Performance gesteckt“<br />

04<br />

Preisunterschied zur Basis dann über<br />

sämtliche aktuelle Helferlein wie Traktions-,<br />

Launch- und Wheelie-Kontrolle<br />

etc. verfügen müsste.<br />

Bei Kawasaki ist da schon mehr bekannt<br />

geworden, denn ein australischer<br />

Testfahrer konnte der neuen ZX-10R im<br />

Vorfeld der internationalen Pressevorstellung<br />

bereits die Sporen geben. Der<br />

erfahrene Mann lobt das Superbike in<br />

den höchsten Tönen. Von ihm ist das<br />

Zitat „Ich kenne kein Serien-Sportmotorrad,<br />

das näher an eine WM-Maschine<br />

herankommt als dieses“ im Umlauf.<br />

Insbesondere das Zusammenspiel von<br />

Mechanik und Elektronik hat es dem<br />

Kollegen aus Down Under angetan.<br />

Gegenüber <strong>PS</strong> verriet Yoshimoto<br />

Matsuda, Projektleiter der neuen Superbike-Waffe,<br />

Kawasakis Entwicklungsansatz<br />

beim Thema Fahrassistenzen.<br />

Denn diesen galt bei der Entwicklung<br />

des neuen Motorrads natürlich ein<br />

Großteil der Aufmerksamkeit. Matsuda<br />

betont, dass die Elektronik in erster<br />

Linie Motor und Chassis dabei unterstützen<br />

muss, den mechanischen Grip<br />

der Maschine zu erhöhen. Nur so wird<br />

ein Superbike letztendlich schnell.<br />

Aber nur Piloten, die dazu noch volles<br />

Vertrauen in das Material setzen,<br />

sind ganz schnelle Piloten. Deshalb<br />

wurde die Traktionskontrolle der neuen<br />

Zehner von einem „Reaktionssystem“,<br />

wie Matsuda das nennt, hin zu<br />

einem „Feedbacksystem“ entwickelt.<br />

Zwar hat bereits die Ninja von 2011<br />

eine dreistufige Traktionskontrolle aufzuweisen.<br />

Doch hinkt dieses „Reaktionssystem“<br />

den Schlupfkontrollen aktueller<br />

Superbikes mittlerweile deutlich<br />

hinterher. Die S-KTRC (Sport Kawasaki<br />

Traction Control) des alten Modells<br />

überwacht die Raddrehzahlen und vergleicht<br />

diese unter Berücksichtigung<br />

der aktuellen Beschleunigung mit der<br />

Gasgriffstellung. Beim Überschreiten<br />

der im System hinterlegten Toleranzwerte<br />

wird über die Zündung Leistung<br />

zurückgenommen.<br />

Im Vergleich zu den aktuellsten<br />

Systemen in der BMW S 1000 RR, der<br />

Aprilia RSV4 oder der Yamaha YZF-R1<br />

mit Gyrosensortechnik greift diese Art<br />

der TC sehr grob ins Geschehen ein.<br />

Abflüge sind so wesentlich wahrscheinlicher.<br />

Der australische Kollege<br />

berichtet beim neuen Modell dagegen<br />

von extrem unauffälligem Regelverhalten,<br />

auch in Vollgaspassagen. Was ist<br />

also geschehen? Auch in der neuen<br />

ZX-10R steckt nun Sensortechnik von<br />

Bosch. Die IMU (Inertial Measurement<br />

Unit) misst die Beschleunigung entlang<br />

der Längs-, Quer- und Vertikalachsen.<br />

Außerdem erfasst das 40 Gramm leichte<br />

Bauteil Roll- und Nickrate. Die Gierrate<br />

(Schlingern, Driften, Ausbrechen<br />

des Hinterrads) wird dagegen vom<br />

Steuergerät mit einer von Kawasaki<br />

selbst geschriebenen Software berechnet.<br />

Der Hersteller selbst spricht von<br />

der „sechsten Achse“ seiner neuen TC.<br />

Kawasaki verfolgt damit einen ähnlichen<br />

Ansatz wie schon Yamaha bei<br />

der aktuellen R1: Die Hardware stammt<br />

vom Zulieferer, aber die Feinabstimmung<br />

und ein weiterer Regelwert sind<br />

hausgemacht.<br />

Alle fünf Millisekunden fragt das<br />

System relevante Daten zum Fahrzustand<br />

ab und reguliert das Fahrverhalten<br />

über die Zündung und die elektronischen<br />

Drosselklappen. Es arbeitet in<br />

fünf Stufen und ist abschaltbar. Damit<br />

sollte Kawasaki nun mindestens auf<br />

dem Niveau der Konkurrenz angekommen<br />

sein.<br />

Kein echtes Racing-ABS in<br />

Sicht<br />

Beim ABS ist Matsuda wesentlich konservativer,<br />

was seine Einschätzung in<br />

Sachen Racing speziell bei Kawasaki<br />

angeht. „Ein Sportmotorrad wird niemals<br />

ohne Fahrer fahren“, so der Techniker.<br />

„Bremsen bedeutet bei einem<br />

Sportler nicht nur Anhalten, sondern<br />

mit der Bremse kreiert der Fahrer auch<br />

die Lenkbarkeit mit progressiver und<br />

degressiver Kontrolle des Bremsdrucks<br />

und dem initialen Bremsen. Deshalb ist<br />

der Fahrer ein fundamentaler Teil. Er<br />

muss das Limit der Reifen verstehen:<br />

beim Einlenken, in der Kurvenmitte und<br />

am Ausgang. Und er muss diese Möglichkeiten<br />

wie auch die des Motorrads<br />

maximal ausschöpfen. Das alles in einer<br />

komplexen Rennsituation – ich denke<br />

deshalb nicht, dass die gegenwärtige<br />

ABS-Technologie für jegliche Form von<br />

Racing geeignet ist,“ sagt Matsuda in<br />

Bezug auf die aktuelle Kawasaki ZX-<br />

10R. Diese wird zwar ein ABS haben,<br />

das sich im Gegensatz zur bisherigen<br />

Zehner jedoch abschalten lässt. Das<br />

System wird sicher beim einen oder<br />

anderen Regeneinsatz auf der Rennstrecke<br />

gute Dienste leisten, ist aber für<br />

echte Rennsituationen nicht gedacht.<br />

Dennoch ist am neuen Kawasaki-<br />

Superbike sehr viel passiert und es<br />

spricht einiges dafür, dass die neue<br />

ZX-10R mit den vielen Verbesserungen<br />

an Elektronik, Motor und Chassis wieder<br />

einen Treffer im Herzen der Hobby-<br />

Racing-Szene landet. <strong>PS</strong> tritt Ende Januar<br />

für Heft 03/<strong>2016</strong> zum Testride auf<br />

der GP-Strecke in Sepang an – dann<br />

gibt es die endgültige Auflösung.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong> 37

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