PS 02/2016
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Ein Kalex-Chassis kostet 65 000<br />
Euro. Da muss bei Baumgärtel mittlerweile<br />
ganz schön der Rubel rollen?<br />
Doch der verneint. „Ich habe mein<br />
ganzes Geld in das Moto2-Projekt investiert.<br />
Wirklich alles. Aber heute<br />
habe ich weniger auf der Bank als in<br />
der Zeit, bevor ich dem Motorrad-Virus<br />
verfallen bin. Im Autosport entsprechen<br />
die Gehälter einem Industriestandard.<br />
Hier sind die Zahlungen kleiner.<br />
Aber das gleicht sich aus, wenn man<br />
Leidenschaft dafür empfindet. Als unsere<br />
Dominanz Form annahm, war ich<br />
eigentlich dagegen, denn du brauchst<br />
die Motivation, mit deinen Konkurrenten<br />
zu kämpfen. Wir sind nicht dabei,<br />
um einfach reich zu werden. Wäre das<br />
der Fall, würden wir andere Jobs machen.<br />
Außerdem wissen wir nicht, wie<br />
lange das anhält. Man ist schnell drin,<br />
aber auch schnell wieder draußen.<br />
Dazu muss ich mir nur die Mitbewerber<br />
anschauen.“<br />
Baumgärtel hat recht, und ein gutes<br />
Beispiel dafür finden wir bei den Fahrwerken.<br />
Bis vor Kurzem dominierte<br />
Öhlins dieses Thema komplett in der<br />
Moto2, ähnlich wie im MotoGP. Aber in<br />
der Moto2 gab es ab 2014 eine regelrechte<br />
Abwanderung der Top-Fahrer<br />
zur KTM-Tochter WP, womit Zarco,<br />
Alex Rins und auch Tom Lüthi fahren.<br />
Erstaunlicherweise fuhr Zarco 2015<br />
als Kalex-Neukunde seinen WM-Titel<br />
auf einem Chassis von 2014 ein. Was<br />
belegt, dass Kalex schon seit einiger<br />
Zeit sehr gut funktioniert. Tatsächlich<br />
gab es in den ersten Jahren eine Menge<br />
Updates am Rahmen, aber in letzter<br />
Zeit so gut wie keine mehr. „Jetzt haben<br />
wir immer weniger“, bestätigt Baumgärtel.<br />
„Letzte Saison hatten wir zum<br />
Auftakt zwei Schwingen. Da aber alle<br />
in der Vorsaison das richtige Feeling<br />
aufbauen wollten, testete kaum jemand<br />
damit, bis Takaaki Nakagami damit<br />
Dritter in Misano wurde. Sein weicher<br />
Hinterreifen war im Ziel noch in sehr<br />
gutem Zustand. Da sagten alle plötzlich,<br />
okay, vielleicht sollten wir die Schwinge<br />
doch probieren.“ Lemminge!<br />
Die Reifen sind alles<br />
Paradoxerweise sorgen Einheitsreifen<br />
dafür, dass es in den Rennen primär<br />
um die Reifen geht. Nicht wie früher,<br />
als die Teams frei wählen konnten, welcher<br />
Reifen für sie funktioniert. Als es<br />
noch einen offenen Wettbewerb unter<br />
den Reifenherstellern gab, wurden die<br />
Pellen so entwickelt, dass sie zu den<br />
einzelnen Bikes passten. Heute müssen<br />
„DUNLOP HAT HEUTE HÄRTERE MISCHUNGEN,<br />
DIE AUF DER KALEX EINFACH BESSER FUNK-<br />
TIONIEREN ALS AUF ANDEREN MOTO2-BIKES“<br />
Johann Zarco<br />
Durch das Kalex-Chassis, die Dunlop-Einheitsreifen und die WP-Gabel<br />
gehören die wilden Rodeo-Einlagen à la Marc Márquez in der Moto2 heute<br />
der Vergangenheit an. Johann Zarcos präziser Fahrstil dominiert<br />
92 <strong>PS</strong> 2/<strong>2016</strong>