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PS 02/2016

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ventempo ist es also egal, ob der Pilot<br />

unterhalb des Bikes hängt oder selbiges<br />

in die Ecken drückt. Dennoch<br />

bringt Drücken bei Sumos Vorteile.<br />

Der Pilot kann das Bike besser kontrollieren<br />

und es beispielsweise bei Slides<br />

leichter abfangen. Die Fotoserie auf<br />

Seite 40 zeigt die unterschiedlichen<br />

Fahrstile.<br />

Sonderfall Cruiser & Co.<br />

Weiter oben haben wir gelernt, dass<br />

bei sportlichen Bikes der Grip die<br />

Schräglage begrenzt. Bei Maschinen<br />

mit geringer Bodenfreiheit bestimmen<br />

dagegen aufsetzende Teile das Limit.<br />

Ein gutes Beispiel hierfür bildet die<br />

Ducati Diavel. Bei rund 41 Grad schleifen<br />

die Fußrasten über den Asphalt.<br />

Da dieser Wert bei allen drei Fahrstilen<br />

identisch ist, können wir die Kurventempi<br />

wunderbar vergleichen. Aufrecht:<br />

50 km/h, Drücken: 47 km/h, Hanging-off:<br />

53 km/h. Warum unterschiedliche<br />

Geschwindigkeiten? Das liegt am<br />

(Gesamt-) Schwerpunkt. Beim Hangingoff<br />

sitzt er am tiefsten, wodurch günstigere<br />

Hebel wirken, die höhere Tempi<br />

ermöglichen. Nun wissen wir auch,<br />

warum Profi-Racer in Kurven so tief<br />

neben ihrem Bike hängen: alles eine<br />

Frage größtmöglicher Kurvenspeeds.<br />

Diese physikalische Begebenheit<br />

ermöglicht MotoGP-Piloten auch, am<br />

Kurvenausgang stärker zu beschleunigen<br />

als auf der Geraden. Auf ebener<br />

Strecke entspricht die maximale Beschleunigung<br />

ungefähr der Erdanziehungskraft<br />

(= 9,81 m/s² = 1 g). Insider<br />

sprechen bei einer Schräglage von 45<br />

Grad von Beschleunigungen bis zu 1,2<br />

g. Ein unfassbarer Wert! Wir erinnern<br />

uns: 45 Grad auf der Landstraße sind<br />

nur im Rollmodus, also ohne Beschleu-<br />

REIBWERTE UND SCHRÄGLAGEN<br />

REIBWERT*<br />

FAHRZEUG-<br />

SCHRÄGLAGE<br />

Rennstrecke/MotoGP-Reifen ~1,9 62°<br />

Rennstrecke/Hypersportreifen ~1,4 55°<br />

Landstraße rau/Straßenreifen ~1,0 45°<br />

Landstraße normal/Straßenreifen ~0,8 39°<br />

Nasse Landstraße/Straßenreifen ~0,5 27°<br />

Nasser Zebrastreifen/Straßenreifen ~0,3 17°<br />

Eis/Straßenreifen ~0,08 4,5°<br />

Die Höhe der<br />

Haftreibung<br />

(„Grip“) wird mit<br />

dem Reibwertkoeffizient<br />

µ bezeichnet.<br />

Je höher<br />

sie ausfällt,<br />

desto größere<br />

Kräfte können<br />

übertragen werden.<br />

Das gilt für<br />

die Umfangskraft<br />

(beschleunigen und bremsen) genauso wie für die Seitenführungskraft, die für Schräglagen<br />

nötig ist. Der Reibwert auf Landstraßen beträgt ungefähr µ = 1. Daraus errechnet sich<br />

eine Schräglage von 45 Grad. Auf nasser Straße liegen die Werte bei µ = 0,5 und 27 Grad.<br />

Die obere Grenze markiert die Rennstrecke mit µ = 1,9, auf der maximal 62 Grad Fahrzeugschräglage<br />

möglich sind. Auf Eis (µ = 0,08 ) geht fast nichts: Bei 4,5 Grad ist Sense.<br />

53°<br />

65 km/h<br />

*Berechnungsgrundlage neutrale Schräglage<br />

Zweimal Honda, zweimal Nummer 93, aber deutlich unterschiedliche Schräglagen.<br />

Während sich der Hobbyist oben tapfer um einen schrägen Auftritt bemüht,<br />

zimmern Cracks wie Marc Márquez atemberaubende Schräglagen auf den Asphalt<br />

ging-off genauso schnell wie im typischen<br />

Sumo-Stil (Drücken): 62 km/h. Folgerichtig<br />

sind auch die kombinierten Schräglagen<br />

(Fahrer mit Bike) identisch.<br />

HUSQVARNA 701 SUPERMOTO<br />

Fahrzeugschräglage/kombinierte<br />

Schräglage<br />

Geschwindigkeit<br />

62°<br />

47°/47° 57 km/h<br />

57°/51° 62 km/h<br />

46°/51° 62 km/h<br />

– –<br />

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