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PS 08/2016

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TECHNIK<br />

LESERFRAGEN<br />

WERNER KOCH<br />

<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />

Motorrad-Flüsterer Werner „Mini“<br />

Koch tüftelt und bastelt ständig<br />

selbst in seiner eigenen Werkstatt,<br />

und kein Technik- Thema ist ihm zu<br />

verworren. Und weiß er tatsächlich<br />

mal selbst nicht weiter, weiß er<br />

genau, wo man fragen muss.<br />

Sie haben eine Technik-Frage,<br />

die Sie schon lange umtreibt?<br />

Im Forum behauptet jeder<br />

etwas anderes? Sie sind mit<br />

Ihrem Latein am Ende? Dann<br />

stellen Sie uns Ihre Frage.<br />

<strong>PS</strong> geht der Sache hier auf<br />

den Grund, erklärt die Zusammenhänge<br />

oder fragt<br />

die Experten der Industrie<br />

oder Rennteams. Fragen an:<br />

<strong>PS</strong>@motorpresse.de, bitte<br />

„Technik“ im Betreff angeben.<br />

Text: Werner Koch<br />

Fotos: fact (2), Henniges, Sdun,<br />

Wiessmann, Carbonadi.de, SW-Motech<br />

? Hallo <strong>PS</strong>-Team, sind Sturzpads in<br />

jedem Fall sinnvoll? Oder können<br />

diese die Folgen eines Sturzes sogar<br />

noch verschlimmern? Schützt die Verkleidung<br />

alleine Rahmen und Motor<br />

sogar besser? Johannes Hanfland<br />

GUTEN RUTSCH<br />

den an. Verhakte sich jedoch der<br />

Kunststoffzylinder in den Curbs oder<br />

Wasserablaufrinnen, knackte der lange<br />

Hebelarm die rahmenfeste Verschraubung<br />

mitsamt dem dahinterliegenden<br />

Motorgehäuse.<br />

Deshalb sollten Protektoren immer<br />

so dicht als möglich am Motorgehäuse<br />

oder Rahmen montiert sein. Grundsätzlich<br />

ist von Zubehör-Bauteilen abzuraten,<br />

die direkt am Motorbolzen mit langen<br />

Metallhülsen und weit abstehenden<br />

Kunststoffkappen über die Verkleidung<br />

ragen. Was auf den ersten Blick so<br />

aussieht, als ob diese ausladende Konstruktion<br />

tatsächlich die Verkleidungsseitenteile<br />

schützt, kann schon bei<br />

einem lässigen Umfaller einen teuren<br />

Schaden anrichten.<br />

Diese fehlerhaften Konstruktionen<br />

hat man heute meist durch Protektoren<br />

ersetzt, die über einen Zwischenadapter<br />

oder eine flexible Grundplatte verschraubt<br />

sind. So besteht die Möglichkeit,<br />

dass sich diese Zwischenplatten<br />

unter der Aufprallwucht verbiegen und<br />

die eingeleitete Energie vernichten.<br />

Einige Hersteller verbauen zwischen<br />

Verschraubung und Kunststoff-<br />

Protektor eine Art Stoßdämpfer aus<br />

weichem, elastischem Kunststoff, der<br />

den Aufprall abdämpfen kann. Allerdings<br />

geht der Trend derzeit auch zu<br />

eleganten, aber nicht immer sinnvollen<br />

rechteckigen Protektoren mit ausgeprägten<br />

Kanten. Schliddert das Motorrad<br />

in dem dafür vorgesehenen Winkel<br />

schön in Fahrtrichtung geradeaus,<br />

funktioniert dieses Design. Dreht sich<br />

das Motorrad aber quer zur Flugbahn –<br />

was ja in der Praxis nicht ganz unwahrscheinlich<br />

ist –, können die Kanten einhaken<br />

und über die Verschraubungspunkte<br />

Motor oder Rahmen beschädigen.<br />

Deshalb sind runde, kantenfreie<br />

<strong>PS</strong>-Antwort Tatsächlich können Sturzprotektoren<br />

massive Schäden anrichten,<br />

wenn sie zu starr am Rahmen oder<br />

Motor angeschraubt sind. Nicht selten<br />

haben solche Konstruktionen den Rahmen<br />

mitsamt Motorgehäuse irreparabel<br />

zerstört. Die früher oftmals selbst<br />

gebastelten Protektoren aus massivem<br />

Kunststoff-Rundmaterial wurden an<br />

den Motorbolzen verschraubt und ragten<br />

weit über die Silhouette des Motorrads<br />

hinaus. Solange das dann auf<br />

dem Asphalt entlang rutschte, richteten<br />

auch solche Protektoren wenig Schaund<br />

pilzförmige Schutzkappen die sinnvollere,<br />

wenn auch optisch nicht gerade<br />

elegantere Lösung.<br />

Um die Verkleidung bei einem Sturz<br />

tatsächlich vor Bodenkontakt zu<br />

schützen, müssen mindestens drei Kontaktpunkte<br />

über die Verkleidungs fläche<br />

hinausragen. Einer davon ist in den<br />

meisten Fällen ein Lenkerende, das<br />

mit elastisch eingesetzten Stahl- oder<br />

Kunststoff-Pfropfen den Aufprall dämpft<br />

und das einen ausreichenden Abstand<br />

zum Asphalt herstellt.<br />

An der Schwinge und an der Gabel<br />

schützen die an der Verlängerung der<br />

Achsen verschraubten Protektoren<br />

vor hässlichen Schleifspuren oder auch<br />

irreparablen Schäden an der Fahrwerksaufhängung.<br />

Durch den kurzen<br />

Hebel und die relativ große Auflagefläche<br />

richten solche Bauteile auch dann<br />

keinen Schaden an, wenn sie sich in<br />

der Straßenoberfläche verhaken.<br />

Bedingt durch den weit ausladenden<br />

Brückenrahmen der meisten Vierzylindermotorräder<br />

kommt man beim<br />

regelmäßigen und ernst gemeinten<br />

Einsatz auf der Rennstrecke nicht um<br />

die Rahmenschützer aus Karbon oder<br />

Kevlar/Karbon-Mix herum. Diese Ummantelung<br />

schützt den Rahmen zwar<br />

nicht vor einer Gewalteinwirkung beim<br />

Aufprall, doch beim horizontalen Ritt<br />

durchs Kiesbett bleibt die empfindliche<br />

Oberfläche der Alurahmen vom Kiesstrahlen<br />

und kleinen Dellen verschont.<br />

Bei straßenzugelassenen Maschinen<br />

ist das schon ein Totalschaden.<br />

Vor hässlichen Dellen und Macken<br />

sollte man auch die Schwinge schützen,<br />

indem in Höhe der Fußrasten kleine<br />

Protektoren aus Karbon, GFK oder Aluminium<br />

angebracht werden. Mit einer<br />

Schicht Silikon aufgeklebt, verhindert<br />

man, dass die beim Sturz nach innen<br />

62 <strong>PS</strong> 8/<strong>2016</strong>

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