Geschlechtsdifferenzierung und ihre Abweichungen - oapen
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Peter Wieacker<br />
Akne ausbleiben. Aufgr<strong>und</strong> der niedrigen Östrogen- <strong>und</strong> hohen Testosteron-<br />
Konzentrationen kommt es nicht zur Brustentwicklung.<br />
AGS <strong>und</strong> 5α-Reduktase-Defekt werden autosomal-rezessiv vererbt, so dass die<br />
Wiederholungswahrscheinlichkeit bei Geschwistern von betroffenen Kindern<br />
25 % beträgt.<br />
V. Störungen der Androgenwirkung<br />
Damit Androgene wirken können, bedarf es eines entsprechenden Rezeptors, der<br />
Androgene wie Testosteron oder DHT bindet. Dieser Komplex wandert in den<br />
Zellkern <strong>und</strong> bindet an androgen responsive elements von Zielgenen, die dadurch<br />
exprimiert werden <strong>und</strong> androgenabhängige Effekte hervorrufen. Mutationen des<br />
Androgenrezeptorgens (AR) verursachen eine Androgeninsensitivität (AI). Das<br />
klinische Spektrum reicht von Frauen mit weiblichem äußerem Genitale bei der<br />
kompletten Androgeninsensitivität (CAI) über Patienten mit intersexuellem Genitale<br />
bei der partiellen Androgeninsensitivität (PAI) bis hin zu Männern mit männlichem<br />
Genitale <strong>und</strong> Infertilität bei der minimalen Androgeninsensitivität (MAI).<br />
Die Androgeninsensitivität wird X-chromosomal-rezessiv vererbt. Überträgerinnen,<br />
die in der Regel keine klinische Symptomatik aufweisen, geben die Mutation<br />
mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an <strong>ihre</strong> chromosomal männlichen Kinder<br />
weiter, die je nach Mutation entsprechende Symptome der AI aufweisen, <strong>und</strong> mit<br />
einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an die chromosomal weiblichen Kinder, die<br />
wiederum zu Überträgerinnen werden.<br />
Bei der CAI sind die Gonaden zu Hoden differenziert, die intraabdominal, im<br />
Leistenkanal oder in den Labien lokalisiert sind. Aufgr<strong>und</strong> der AMH-Produktion in<br />
den Hoden sind weder Uterus noch Eileiter vorhanden, so dass eine blind endende<br />
Vagina mit primärer Amenorrhoe resultiert. Androgene werden zwar im normalen<br />
männlichen Bereich gebildet, können aber nicht wirken, so dass Wolffsche Gänge<br />
fehlen <strong>und</strong> das äußere Genitale weiblich ist. Die fehlende Wirkung sowohl<br />
gonadaler als auch adrenaler Androgene führt zu einer spärlichen oder fehlenden<br />
Axillar- <strong>und</strong> Pubesbehaarung. Aufgr<strong>und</strong> der Umwandlung von Testosteron zu<br />
Östradiol durch die Aromatase kommt es zur Brustentwicklung. Das maligne Entartungsrisiko<br />
der Gonaden wird auf etwa 2 % geschätzt (Hughes et al., 2006). Die<br />
Geschlechtsidentität ist eindeutig weiblich.<br />
Das Spektrum der PAI ist sehr breit <strong>und</strong> reicht von einem weiblichen Phänotyp<br />
mit Klitoromegalie <strong>und</strong> geringer Fusion der Labien bis hin zu einem männlich<br />
geprägten Phänotyp mit Hypospadie. Wenn die Hoden nicht deszendiert sind,<br />
beträgt das maligne Entartungsrisiko der Gonaden etwa 50 % (Hughes et al.,<br />
2006). Die Geschlechtsidentität kann unterschiedlich sein.<br />
Eine MAI, die typischerweise mit Oligo- oder Azoospermie, Gynäkomastie<br />
<strong>und</strong> Mikropenis einhergeht, scheint unter infertilen Männern selten zu sein.