08.12.2012 Aufrufe

Geschlechtsdifferenzierung und ihre Abweichungen - oapen

Geschlechtsdifferenzierung und ihre Abweichungen - oapen

Geschlechtsdifferenzierung und ihre Abweichungen - oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48<br />

5. Integrative Erklärungsmodelle<br />

Andreas Hill<br />

Letztlich gehen mittlerweile auch viele Theorien über die psychologischen <strong>und</strong><br />

sozialen Einflüsse auf die Entwicklung der sexuellen Orientierung davon aus, dass<br />

es eine biologisch – z.B. genetisch – bedingte Disposition dafür gibt, die dann zu<br />

weiteren Interaktionen zwischen dem Individuum <strong>und</strong> seiner Umwelt führt <strong>und</strong><br />

dadurch gefördert oder abgeschwächt wird. So gehen Sexualwissenschaftler wie<br />

Isay (1989) <strong>und</strong> Dannecker (2006) von folgendem Entwicklungsmodell – exemplarisch<br />

für homosexuelle Männer bzw. Jungen – aus (Abb. 4): Ein – wie auch immer<br />

– biologisch verankertes homosexuelles Begehren richtet sich zunächst auf die<br />

primäre männliche Bezugsperson, i.d.R. also auf den Vater. Der (prä-<br />

)homosexuelle Sohn entwickelt ein geschlechtsrollenatypisches, feminines Verhalten,<br />

um den (in der Regel) heterosexuellen Vater im Sinne der ödipalen Entwicklung<br />

„zu verführen“. Der Vater (<strong>und</strong> oft ein Großteil der Umwelt) reagieren darauf<br />

mit Ablehnung oder zumindest Distanzierung; zudem tritt der Junge in Rivalität<br />

mit der Mutter. Aus dieser Konstellation resultiert ein oft tiefgreifendes Gefühl des<br />

Andersseins – im Vergleich zu anderen Jungen bzw. Männern.<br />

Abbildung 4: Modell der psychischen Entwicklung (prä-)homosexueller Jungen<br />

(nach Isay 1990 <strong>und</strong> Dannecker 1996)<br />

Auch ein weiteres sozial-psychologisches Entwicklungsmodell der Homosexualität<br />

rekurriert auf zugr<strong>und</strong>eliegende biologische Dispositionen. Bem (1996, vgl. Abb. 5)<br />

sah biologische Faktoren als Gr<strong>und</strong>lage eines bestimmten kindlichen Temperaments,<br />

das wiederum zu einer Geschlechts-Nonkonformität führt <strong>und</strong> schließlich<br />

ein Gefühl der Fremdheit gegenüber den gleichgeschlechtlichen Peers erzeugt<br />

(diese wurden für den prä-homosexuellen Jungen damit „exotisch“). Dieses<br />

Fremdheitsgefühl resultiere laut Bem in einer nicht-spezifischen Erregung <strong>und</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!