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NEUE MOBILITÄT 14

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Alltagstauglichkeit der Neuen Mobilität..? - Dipl.-Kffr. Angela Hahn<br />

Kundenzufriedenheit<br />

im Fokus<br />

SWOT-Analyse als Ansatz für die Elektromobilität<br />

Der Lehrstuhl für Produktionswirtschaft an der Brandenburgisch<br />

Technischen Universität Cottbus-Senftenberg hat<br />

untersucht, welche Faktoren beachtet werden müssen, um<br />

potentielle neue Kunden für das Thema Elektromobilität<br />

zu gewinnen. Eindeutiges Ergebnis der SWOT-Analyse: für<br />

eine höhere Kundenzufriedenheit sowie eine wachsende<br />

Kaufbereitschaft von Elektrofahrzeugen müssen andere Methoden<br />

der Kundenintegration genutzt werden als bei evolutionären<br />

Technologien.<br />

Das Elektrofahrzeug kann als disruptive Technologie eingeordnet<br />

werden. Disruptive Technologien sind naturwissenschaftlich-technische<br />

Wirkungszusammenhänge zur Lösung<br />

technischer Probleme in Produkten, die das Potential haben,<br />

bestehende Marktordnungen zu zerstören und andere Leistungseigenschaften<br />

aufweisen als herkömmliche Technologien,<br />

wie beispielsweise der Verbrennungsmotor. Das spiegelt<br />

sich in der Produktqualität wider. Weil Produkte auf Basis<br />

disruptiver Technologien in wichtigen Qualitätsdimensionen<br />

unterlegen und in anderen überlegen sind, können sie zunächst<br />

nur Nischenmärkte bedienen. Nischenmärkte sind<br />

für Branchenführer jedoch oft uninteressant. Häufig weisen<br />

nur kleine Unternehmen die für disruptive Technologien nötigen<br />

Marktkompetenzen auf. Gleichzeitig laufen kleine und<br />

mittlere Unternehmen (KMU) mit einer Nischenstrategie und<br />

geringen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen eine<br />

erhöhte Gefahr, wichtige technologische Entwicklungen zu<br />

übersehen. Die zweite unabdingbare Erfolgsvoraussetzung<br />

für Unternehmen ist die Kundenorientierung. Viele große<br />

Unternehmen scheitern regelmäßig an disruptiven Technologien,<br />

weil sie nicht die notwendigen Kompetenzen, Wertesysteme<br />

und Ressourcen in der Entwicklung von Produkten<br />

auf Basis disruptiver Technologien aufweisen. Ein bekanntes<br />

Beispiel ist Kodak. Zahlreiche Umstrukturierungen, Bereichsverkäufe<br />

und Neuausrichtungen konnten es nicht verhindern,<br />

dass Kodak im Verlauf der Digitalisierung Insolvenz<br />

anmelden musste.<br />

Grundsätzlich sollten nicht der Kunde oder das Produkt, sondern<br />

die Funktionalität des Produktes Grundlage für Marktsegmentierungen<br />

sein. Die funktionelle Verbesserung von<br />

Fahrzeugen ist erforderlich, weil sich Kunden bei gleichem<br />

Preis für das Auto mit höherer Funktionalität entscheiden,<br />

selbst wenn diese nicht benötigt wird. Die Verbesserung bestimmter<br />

Produkteigenschaften kann zu einer höheren Zahlungsbereitschaft<br />

führen.<br />

Um diese Eigenschaften zu identifizieren, wurden Besucherbefragungen<br />

auf der IAA 2013 sowie auf der Agile & Mobile<br />

2013 durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Produktverbesserung<br />

der Fokus vornehmlich auf Qualität und<br />

Zuverlässigkeit sowie auf Nutzraum und Größe gelegt werden<br />

sollte. In anderen Qualitätsdimensionen, die für Kunden<br />

auf Kernmärkte nicht entscheidend sind, sollte die Priorität<br />

bei disruptiven Technologien auf »gut genug« liegen, anstatt<br />

auf funktionellen Verbesserungen, die vom Kunden nicht gefordert<br />

sind. Geringe Kundenakzeptanz für Elektrofahrzeuge<br />

folgt häufig aus der niedrigen Reichweite und der langen Ladezeiten.<br />

Das Problem der Reichweite ist jedoch nicht nur ein<br />

technisches Problem. Obwohl nur 18% aller Fahrtstrecken<br />

länger als 401 km sind, erfüllt bei 98% der Automobilnutzer<br />

die Reichweite nicht die Erwartungen der Elektroautos. Der<br />

Nutzen von Elektrofahrzeugen (einige marktreife Modelle erfüllen<br />

die Anforderung an die Reichweite von 72% der Fahrtstrecken),<br />

muss künftig sehr viel konkreter bei den Kunden<br />

herausgestellt werden.<br />

Elektroautos weisen zudem fünf Leistungsvorteile<br />

im Vergleich zum Verbrennungsmotor auf:<br />

• höherer Wirkungsgrad<br />

• Geräuscharmut<br />

• lokal weder Kohlendioxid noch Feinstaub<br />

• stufenlose Beschleunigung<br />

• Effizienzsteigerung durch Energierückgewinnung<br />

40 Neue Mobilität

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