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Ombudsmann-Tätigkeitsbericht 2015

„Letztes Jahr haben wir am Abgrund gestanden, doch dieses Jahr haben wir einen großen Schritt voran gemacht“ – Richtig verstanden – bzw. gegangen – taugt der Satz durchaus als eine Überschrift des Tätigkeitsberichts 2015 des Ombudsmanns der privaten Banken.

„Letztes Jahr haben wir am Abgrund gestanden, doch dieses Jahr haben wir einen großen Schritt voran gemacht“ – Richtig verstanden – bzw. gegangen – taugt der Satz durchaus als eine Überschrift des Tätigkeitsberichts 2015 des Ombudsmanns der privaten Banken.

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ankenverband<br />

Schlichtungsspruch 12<br />

Zahlungsverkehr/Kontoführung<br />

Schlichtungsspruch: Pfändungsschutzkonto<br />

Die Beschwerdegegnerin (kurz: Bank) hat dem<br />

Pfändungsschutzkonto des Beschwerdeführers<br />

den am 1.9.<strong>2015</strong> auf das Auskehrungskonto<br />

umgebuchten Betrag von 481,02 € mit Wertstellung<br />

1.9.<strong>2015</strong> wieder gutzuschreiben und das<br />

Konto unter Wahrung des Prinzips „first-in-firstout“<br />

(erneut) abzurechnen. Dem Beschwerdeführer<br />

darf durch die Umbuchung am 1.9.<strong>2015</strong><br />

(und die mögliche Auskehrung des Betrages an<br />

den Pfändungsgläubiger des Beschwerdeführers)<br />

kein weiterer Schaden entstehen.<br />

Die Bank verkennt die Bedeutung des § 850k Abs. 1<br />

Satz 2 in Verbindung mit Satz 3 ZPO. Nach höchstrichterlicher<br />

Rechtsprechung kann gepfändetes<br />

Guthaben auf einem Pfändungsschutzkonto, das<br />

gemäß § 835 Abs. 4 Satz 1 ZPO erst nach Ablauf<br />

des auf den Zahlungseingang folgenden Kalendermonats<br />

an den Gläubiger geleistet werden darf,<br />

soweit der Schuldner hierüber in diesem Monat<br />

nicht verfügt und dabei seinen Pfändungsfreibetrag<br />

nicht ausschöpft, in den übernächsten Monat nach<br />

dem Zahlungseingang übertragen werden und<br />

erhöht dort den Pfändungsfreibetrag (vgl. Bundesgerichtshof<br />

– BGH –, Urteil vom 4.12.2014 – IX ZR<br />

115/14, WM <strong>2015</strong>, 177 Rn. 9 bis 13; zustimmend<br />

Wipperfürth, ZInsO <strong>2015</strong>, 147 f.; Ahrens, EWiR<br />

<strong>2015</strong>, 133 f.; Richter, VIA <strong>2015</strong>, 25 bis 27; BGH, Urteil<br />

vom 10.2.<strong>2015</strong> – XI ZR 187/13, WM <strong>2015</strong>, 822 Rn.<br />

24). Der nach Meinung der Bank an den Pfändungsgläubiger<br />

auszukehrende Betrag von 481,02 € (der<br />

im Februar <strong>2015</strong> auf dem Pfändungsschutzkonto<br />

eingegangene und später auf das Auskehrungskonto<br />

umgebuchte Betrag von 11,31 € wird von<br />

der Beschwerde ersichtlich nicht umfasst, vgl.<br />

Beschwerdeschrift vom 30.9.<strong>2015</strong>) beruht unstreitig<br />

(vgl. Stellungnahme der Bank vom 3.11.<strong>2015</strong>) auf<br />

Geldeingängen im Juli <strong>2015</strong>. Darüber wurde auch<br />

im August <strong>2015</strong> nicht verfügt. Gleichwohl unterfiel<br />

der Betrag nach § 850k Abs. 1 Satz 2, 3 ZPO dem<br />

Pfändungsschutz auch im Monat September <strong>2015</strong>.<br />

Deshalb hat die Bank mit der Umbuchung der<br />

481,02 € auf das Auskehrungskonto ihre vertraglichen<br />

Pflichten gegenüber dem Beschwerdeführer<br />

schuldhaft verletzt und ist gemäß § 280 Abs. 1 BGB<br />

gehalten, den Betrag dem Pfändungsschutzkonto<br />

des Beschwerdeführers mit Wertstellung 1.9.<strong>2015</strong><br />

wieder gutzuschreiben. Wären die 481,02 € über<br />

den 1.9.<strong>2015</strong> hinaus auf dem Pfändungsschutzkonto<br />

verblieben, hätte der Beschwerdeführer<br />

mit der nach seiner Aufstellung im Schreiben vom<br />

24.11.<strong>2015</strong> am 3.9.<strong>2015</strong> erfolgten Abbuchung von<br />

574,33 € nach dem maßgeblichen Prinzip „first-infirst-out“,<br />

das in der Entscheidung des BGH vom<br />

4.12.2014, a. a. O., Rn. 16 stillschweigend anerkannt<br />

wurde (vgl. Ahrens, EWiR <strong>2015</strong>, 133, 134; Festschrift<br />

für Wolfgang Schlick, Carl Heymanns Verlag <strong>2015</strong>, S.<br />

247, 255), über den Betrag verfügt, so dass danach<br />

lediglich noch Eingänge aus dem Monat August<br />

<strong>2015</strong> (und später) verblieben. Demzufolge hat die<br />

Bank das Konto unter Beachtung des Prinzips „firstin-first-out“<br />

für die Folgezeit (erneut) abzurechnen.<br />

Durch die am 1.9.<strong>2015</strong> vollzogene Umbuchung<br />

des Betrages von 481,02 € und eine mögliche<br />

Auszahlung an den Pfändungsgläubiger darf Herrn<br />

Schmidt kein weiterer Schaden entstehen.<br />

<strong>Tätigkeitsbericht</strong> <strong>2015</strong> 57

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