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O+P Fluidtechnik 5/2016

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SIMULATION<br />

Der Druckverlauf in der Flüssigkeit in der Blasenumgebung kann<br />

durch die Impulserhaltungsgleichung ermittelt werden.<br />

Aus der Energieerhaltungsgleichung ergibt sich unter der Vernachlässigung<br />

des viskositätsabhängigen Energieterms der Temperaturverlauf<br />

in der Blasenumgebung, Gl. 3-7.<br />

3.3 EINBINDUNG DES STOFFAUSTAUSCHES<br />

ZWISCHEN BLASE UND FLÜSSIGKEIT<br />

In Abhängigkeit des partiellen Drucks des Dampfs einer Flüssigkeit<br />

in der darüber liegenden Gasphase, verdampft ein Teil der Flüssigkeit<br />

oder kondensiert der Dampf. Ein Stoffaustausch findet so lange<br />

statt, bis der partielle Dampfdruck in der Gasphase dem Sättigungsdampfdruck<br />

entspricht und sich ein Gleichgewichtszustand einstellt.<br />

Der Sättigungsdampfdruck eines Stoffes lässt sich mit Hilfe<br />

der Antoine-Gleichung [Kne13] berechnen oder experimentell bestimmen.<br />

In diesem Zusammenhang ist es nützlich die relative Feuchte ϕ<br />

einzuführen, die den partiellen Dampfdruck p d<br />

mit dem Sättigungsdampfdruck<br />

p sat<br />

ins Verhältnis setzt, Gl. 3-8. Ist die relative Feuchte<br />

größer als eins, so findet Kondensation statt, ist sie kleiner als eins<br />

verdampft Öl. Im Gleichgewichtszustand gilt ϕ=1.<br />

Die Berücksichtigung des Phasenübergangs in der Blasendynamik<br />

hat drei Folgen. Zum einen ändert sich die Geschwindigkeit an der<br />

Wand der Blase und an der Phasengrenze kommt bei der Energiebilanz<br />

der Term der Verdampfungs- bzw. Kondensationsenthalpie<br />

hinzu. Des Weiteren muss die Temperaturgleichung innerhalb der<br />

Blase für ein Stoffgemisch betrachtet werden.<br />

Die Geschwindigkeit der Verdampfung bzw. der Kondensation<br />

kann mit der Hertz-Knudsen Gleichung /Pic98/ berechnet werden.<br />

Im Folgenden wird von quasistationären Zuständen ausgegangen<br />

und die Zeitabhängigkeit des Phasenwechsels aufgrund der geringen<br />

Dimensionen vernachlässigt.<br />

3.4 RANDBEDINGUNGEN UND<br />

KOPPLUNG DER GLEICHUNGEN<br />

Gekoppelt werden die oben vorgestellten Gleichungen durch die Bedingungen<br />

am Blasenrand, der Massenbilanz, der Impulsbilanz und<br />

der Energiebilanz. Der in die Blase eintretende Massenstrom aufgrund<br />

von Verdampfung ist gleich dem austretenden Massenstrom<br />

der Flüssigkeit. Findet Kondensation statt, ist der aus der Blase austretende<br />

Massenstrom gleich dem Zugewinn an Masse in der Flüssigkeit.<br />

Wird die Impulsbilanz an der Blasenoberfläche aufgestellt, so ergibt<br />

sich die Rayleigh-Plesset-Gleichung [Sto00], Gl. 3-9, unter Vernachlässigung<br />

der Viskosität der Flüssigkeit. Sie beschreibt die Geschwindigkeit<br />

und Beschleunigung der Blasenwand in Abhängigkeit<br />

des Flüssigkeitsdrucks und der Oberflächenspannung.<br />

Während der Kompression und dem damit verbundenen Temperaturanstieg<br />

innerhalb der Blase fließt ein flächenspezifischer Wärmestrom<br />

aus der Blase in die Flüssigkeit hinein und wird innerhalb<br />

der Flüssigkeit als Wärmestrom von der Wand abgeführt. Diese<br />

Wärmeströme lassen sich mit Hilfe des Fourierschen Gesetzes als<br />

Funktion der Wärmeleitfähigkeit des Gases und der Flüssigkeit beschreiben.<br />

An der Oberfläche der Blase tritt entweder Verdampfung<br />

oder Kondensation auf, sodass die Verdampfungsenthalpie bzw.<br />

die Kondensationsenthalpie Δ hVer/Kond<br />

berücksichtigt werden muss.<br />

Mit der Clausius-Clapeyron-Gleichung kann die Verdampfungsenthalpie<br />

zwischen zwei Wertepaaren, bestehend aus Sättigungsdampfdruck<br />

und der dazugehörigen Temperatur, berechnet werden<br />

[Bre96].<br />

Zur Berechnung der Temperaturverteilung innerhalb der Blase,<br />

ausgehend von einer Druckerhöhung in der Flüssigkeit, müssen die<br />

zuvor aufgestellten partiellen Differentialgleichungen nach der Zeit<br />

und dem Ort gelöst werden. Eine Schwierigkeit hierbei ist, dass der<br />

Druck in der Gasblase nicht dem Flüssigkeitsdruck entspricht, sondern<br />

sich aufgrund der Blasendynamik in Abhängigkeit von der<br />

Druckänderungsgeschwindigkeit in der Flüssigkeit träger verhält.<br />

Die Änderungsrate ist abhängig von dem unbekannten Polytropenexponent<br />

der Zustandsänderung.<br />

4 IMPLEMENTIERUNG DER GLEICHUNGEN IN<br />

MATLAB UND AUFBAU DER SIMULATION<br />

Durch die Abhängigkeit des Blasendrucks und der Blasentemperatur<br />

von der unbekannten Art der Zustandsänderung ist eine analytische<br />

Lösung der Gleichungen nicht möglich und ein iteratives<br />

Vorgehen zur Lösung der partiellen Differentialgleichungen muss<br />

gewählt werden. Zur Implementierung der Gleichungen in Matlab<br />

müssen diese zunächst nach der Zeit und dem Ort diskretisiert werden.<br />

Dies geschieht mit Hilfe des impliziten Verfahrens.<br />

Der Anfangsblasenradius R 0 wird in ein Gitter mit r Abschnitten<br />

aufgeteilt, wobei die Länge jedes Abschnitts Δr beträgt und sich somit<br />

r+1 Gitterpunkte ergeben, siehe Bild 04-1 links. Die betrachtete<br />

Zeitspanne wird in h Abschnitte unterteilt, die jeweils eine individuelle<br />

Dauer von Δt n haben. An einem Gitterpunkt i hat die Blase<br />

zu einem Zeitpunkt n einen Temperaturwert T in<br />

. Im nächsten Zeitschritt<br />

hat die Temperatur an dem gleichen Punkt i den Wert T i<br />

n+1<br />

,<br />

siehe Bild 04-1.<br />

Mit den zuvor hergeleiteten Beziehungen kann Gl. 3-9 in Gl. 3-10<br />

umgeschrieben werden, mit der gemittelten Blasentemperatur<br />

und der Wandtemperatur T W<br />

.<br />

04-1 Zeitschrittabhängige Diskretisierung der Radiuskoordinate<br />

<strong>O+P</strong> – Ölhydraulik und Pneumatik 5/<strong>2016</strong> 71

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