stahlmarkt 12.2015 (Dezember)

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14 K Steel International immer härter«, sagte Dr. Martin Theuringer, Leiter Geschäftsfeld Wirtschaft der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf. Das erste Mal seit 2009 wird der globale Stahleinsatz im Jahr 2015 sinken und sich erst 2016 stabilisieren. China wird allerdings auch noch im kommenden Jahr einen Rückgang verzeichnen. Die Stahlexporte dürften 2015 mit 350 Mill. t einen Rekord erreichen. Der Anteil Chinas an der Erhöhung der Ausfuhren ist überproportional, wie Theuringer zeigte. Diese Situation wird sich aller Voraussicht nach 2016 nicht ändern: Die Überkapazitäten im Reich der Mitte steigen weiter und damit auch der Druck, den die Importe auf die Europäische Gemeinschaft ausüben. Verschärft wird das Ungleichgewicht durch die liberalen Handelsvorschriften in der EU. Im Vergleich zu den USA benötigen die Europäer viel Zeit, um Anti- Dumping- Maßnahmen durchzusetzen und die heimische Industrien zu schützen. Um das Kräfteverhältnis nicht weiter zu verschieben, sollte China den Status einer Marktwirtschaft nach Einschätzung Theuringers erst dann zuerkannt bekommen, wenn alle Voraussetzungen auch tatsächlich erfüllt sind. Das sei derzeit noch nicht der Fall. China: Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage in Mill. t 718 574 144 800 e) geschätzt f) Vorhersage Marktverzerrende Maßnahmen, aber auch Subventionen müssen unterbleiben Die größten Probleme der internationalen Stahlindustrie resultieren auch in den kommenden Jahren aus den extremen Überkapazitäten. Die Exporte dürften nach Einschätzung von Anthony de Carvalho, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), künftig weiter steigen. China werde die höchsten Mengen liefern. Kurzfristig sieht die OECD nur eine Möglichkeit, die unfairen Handelspraktiken zu reduzieren. Verzerrende staatliche Anreize einiger Regierungen, um Exporte zu fördern, müssten unterbleiben, so de Carvalho. Auf lange Sicht müsste vor allem sichergestellt werden, dass staatlich geführte Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Prinzipien handeln und es allgemein gültige Regeln für Subventionen gibt. Investitionen in neue Anlagen sollten sich auch langfristig rechnen. Außerdem sollten Erfahrungen über den erfolgreichen Abbau von Überkapazitäten untereinander geteilt werden. Weitere Antidumpingmaßnahmen würden zwar unfaire Handelsbedingungen teilweise beseitigen. Das Problem der Überkapazitäten lösen sie aber nicht. Handelsschutzmaßnahmen sind unausweichlich Die Europäische Gemeinschaft muss weitere Handelsschutzmaßnahmen ergreifen, um ihre Stahlindustrie vor anhaltend hohen Importen zu schützen. Diese Einschätzung vertrat Yuriy Rudyuk, Partner der belgischen Rechtsanwaltskanzlei Van Baels & Bellis, in Rohstahlkapazität Stahlverwendung (Rohstahl) Überkapazitäten 612 188 863 668 195 960 688 272 1.073 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 e 2016 f 766 306 1.083 741 342 1.096 715 381 1.111 701 410 Quelle: worldsteel, WV Stahl, EUROMETAL Steel Trade Meeting, Okt. 2015 seinem Vortrag in Düsseldorf. Zwar gebe es bereits diverse protektionistische Maßnahmen, diese würden aber nicht ausreichen. Die europäischen Stahlverbände und andere Organisationen müssten noch aktiver werden. Wegen der anhaltend hohen Überkapazitäten und der aggressiven Exportstrategie dürfte China Mittelpunkt aller zu ergreifenden Maßnahmen bleiben. Die Europäische Gemeinschaft würde gut daran tun, die Verfahren in den USA zu beobachten und ebenfalls einzuleiten. Dort würden die In - dustrieverbände wesentlich schneller auf unfaire Handelspraktiken reagieren. Wichtig sei, dass die Europäische Kommission die Bedürfnisse aller Beteiligten ausbalanciert. Auf der einen Seite müssten die heimischen Stahlerzeuger geschützt und auf der anderen Seite müsse den Importeuren ein freier Handel ermöglicht werden. Es gebe bereits Gerüchte in Brüssel über neue Antidumpingverfahren. Betroffen seien Stahldrahtseile aus Korea und nichtrostende Flansche aus Taiwan und China. Aber auch Quartobleche und warmgewalzte Bänder dürften in den Fokus geraten. Bangemachen gilt nicht Es gab aber auch warnende Stimmen vor weiteren Antidumpingverfahren. Eine davon ist Tony Singer, Präsident des vor allem in Großbritannien tätigen internationalen Stahlverbands ISTA. Er riet zur Vorsicht bei weiteren Handelsbeschränkungen und forderte die europäische Industrie auf, von den Stahlerzeugern aus China und vielen anderen Schwellenländern zu lernen. Verbote für die Einfuhr von günstigen Stahlprodukten können seiner Einschätzung zufolge die verarbeitenden Industrien in Europa auch schädigen. Ohne die billigen Einfuhren seien diese nicht mehr in der Lage, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. In der Folge müssten diese Unternehmen schließen. Dies würde sich zum einen negativ auf den Absatz der heimischen Stahlerzeuger auswirken und zum anderen den Import von Fertigprodukten begünstigen. Singer forderte Fairness von allen Beteiligten. Die Qualität von Importstählen sei nicht unbedingt so minderwertig, wie manchmal dargestellt. Es gebe gegenwärtig eine sehr importfeindliche Grundstimmung. stahlmarkt 12.2015
Steel International K 15 Chinas Stahlexporte (in Mill. t) 2005 2010 2015 7,1 61,9 5,1 3,8 1,4 1,4 1,6 0,2 GUS 23,7 20,0 3,1 1,5 NAFTA 0,1 0,5 2,8 Andere in Europa EU-28 9,5 China Exporte 2015 p : 105 Mill. t 8,5 0,7 3,4 Andere in Asien 8,4 2,3 Naher und Mittlerer Osten 0,2 4,2 Lateinamerika 0,4 Afrika 0,4 0,9 0,8 Australien/Ozeanien Stahlprodukte: Walzstahl, Halbfertigerzeugnisse, Stahlrohre, kaltgewalzte und geschmiedete Stahlprodukte p) Prognose Quelle: Amtliche Außenhandelsstatistik, WV Stahl, EUROMETAL Steel Trade Meeting, Okt. 2015 Der Stahlverband ISTA empfiehlt vielmehr Gespräche mit den exportierenden Ländern, wie beispielsweise China. Zur Vermeidung weiterer Antidumpingverfahren könnten sie möglicherweise zu freiwilligen Exportlimits angehalten werden. Globaler Handel ist und bleibt unverzichtbar Über die schwierige Situation der unabhängigen Stahlhändler sprach Alexander Julius. Der Geschäftsführende Gesellschafter des Hamburger Stahlhandelshauses Macrometals wies darauf hin, dass immer mehr Stahlerzeuger die Weiterverarbeitung der Stähle selbst in die Hand nehmen und eigene Verkaufsniederlassungen und Service-Center aufbauen würden. Um überleben zu können, müssten die unabhängigen Händler Stähle aus Nicht-EU-Ländern importieren. Die steigende Zahl von Antidumpingverfahren würde das Geschäft zusätzlich erschweren. Aus diesem Grund plädieren die unabhängigen Händler für freiwillige Exportbeschränkungen der Länder. Sie sollten Ge - genstand für künftige Handelsabkommen sein. Der freie und faire Handel müsse bewahrt werden. www.eurometal.net K / Zum Download (sm 151202770-EUROMETAL-SteelTradeDay) Die Grafiken dieses Artikels finden Sie auch auf unserer Website. / www.stahlmarkt-magazin.de/ crossmedia stahlmarkt 12.2015
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