stahlmarkt 12.2015 (Dezember)
Aus dem Inhalt: Steel International / Markieren & Kennzeichnen / Verzinken / Steel Art & Culture / Blechexpo & Schweisstec - Nachbericht
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Steel International K 19<br />
Die Vision vom Weg an die Spitze<br />
Erdemir will bis 2020 einer der drei weltweit führenden Stahlhersteller werden<br />
Istanbul (kibi). Er reicht offenbar nicht aus, der achtgrößte Stahlerzeuger<br />
der Welt zu sein. Ein weiteres Superlativ steht auf der Wunschliste der Türken:<br />
Sie wollen in nur vier Jahren einen der ersten drei Plätze der Weltrangliste<br />
erklimmen und in den Bereichen Finanzen, Betriebsabläufe, Personal,<br />
Unternehmenskultur und Wertschöpfung für die Aktionäre brillieren.<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>12.2015</strong><br />
Um dieses Ziel zu erreichen, krempelt<br />
der integrierte Stahlerzeuger die gesamte<br />
Gruppe um. Er will wachsen, hochwertigere<br />
Produkte erzeugen und den Exportanteil<br />
steigern. Der Startschuss für die Realisierung<br />
der in der »Vision 2020« zusammengefassten<br />
Vorhaben fiel im Jahr 2005. Seinerzeit<br />
musste der türkische Staat seine Schulden<br />
reduzieren und veräußerte die Erdemir-<br />
Mehrheitsbeteiligung an den Pensionsfonds<br />
der türkischen Streitkräfte (OYAK).<br />
Nach Einschätzung des Chairman Ali<br />
Pandir ist Erdemir auf dem Weg zum Gipfel<br />
schon sehr weit vorangekommen und profitiert<br />
vor allem von der Entscheidung, die<br />
sieben Einzelgesellschaften der Gruppe wie<br />
eine Einheit zu führen. Dank neuer IT-Systeme<br />
gelang es, die Eisen- und Stahlerzeugung<br />
der verschiedenen Standorte aufeinander<br />
abzustimmen. Nun werden die Kapazitäten<br />
besser ausgelastet. Außerdem sinken<br />
die Produktionskosten und das Unternehmen<br />
ist in der Lage, verlässliche Liefertermine<br />
zu nennen.<br />
101 neue Kunden hat dieses Angebot im<br />
Jahr 2014 überzeugt. Die knapp 13.000<br />
Beschäftigten des Konzerns hoben den<br />
Umsatz um 2 % auf umgerechnet 5,3 Mrd.<br />
USD. Der Nettogewinn kletterte sogar um<br />
51 % auf 732 Mill. USD. Das gesunde<br />
Wachstum der türkischen Wirtschaft be -<br />
günstigte den Absatz der Erzeugnisse auf<br />
dem Heimatmarkt. Trotz vieler Antidumpingmaßnahmen<br />
exportierte der Stahlerzeuger<br />
Waren im Wert von 627 Mill. USD in 40 Länder,<br />
sogar bis in den Senegal und nach Peru.<br />
In den kommenden Jahren will Erdemir<br />
das Engagement im Ausland noch weiter<br />
ausbauen. Der Stahlerzeuger, der in der Türkei<br />
einer der größten Arbeitgeber ist und<br />
gerne als Vorzeigeunternehmen bezeichnet<br />
wird, will an allen wichtigen Stahlhandelsplätzen<br />
der Welt vertreten sein. Bereits im<br />
abgelaufenen Jahr wurden Verkaufsniederlassungen<br />
in Singapur und Kanada eröffnet.<br />
Auch der Entwicklung innovativer Produkte<br />
und Anwendungen messen die Türken<br />
inzwischen mehr Bedeutung bei. Im Jahr<br />
2014 eröffneten sie im Inland das erste Forschungs-<br />
und Entwicklungszentrum der<br />
Stahlindustrie.<br />
Ganz oben auf der To-do-Liste steht zu -<br />
dem der Einstieg in neue Marktsegmente.<br />
Jüngstes Beispiel für die Umsetzung ist die<br />
gerade bei Primetals bestellte Konti-Verzinkungsanlage<br />
für das Werk Eregli. Sie soll<br />
vom zweiten Quartal 2018 an hochfestes<br />
Kaltband für die Automobilindustrie verarbeiten,<br />
das vor allem in Außenteilen zum<br />
Einsatz kommt.<br />
Das vergleichsweise junge Stahlunternehmen<br />
hat sich viel vorgenommen. Gegründet<br />
wurde es erst im Jahr 1960. Bereits sechs<br />
Jahre zuvor überlegten Vertreter der Regierung,<br />
wie sie eine heimische Eisen- und<br />
Stahlindustrie finanzieren und aufbauen<br />
können. 1961 erfolgte der erste Spatenstich<br />
für das integrierte Stahlwerk in Eregli. Nach<br />
42 Monaten Bauzeit war die Anlage fertig<br />
und ging am 15. Mai 1965 mit einer Jahreskapazität<br />
von 0,5 Mill. t Rohstahl und 0,4<br />
Mill. t Flachstahl in Betrieb. In den kommenden<br />
Jahren modernisierte Erdemir ihre Anlagen<br />
und verlängerte die Wertschöpfungskette<br />
beispielsweise um das Minenunternehmen<br />
Ermaden, den Energiedienstleister<br />
Erenco, die Service-Center Erdemir Celik<br />
Servis Merkezi und die Häfen in Eregli und<br />
Der Anlagenbauer Primetals liefert für ein<br />
Erdemir-Werk in Eregli eine schlüsselfertige<br />
Verzinkungslinie, die 350.000 t/a IF-Stähle<br />
und hochfestes Kaltband produzieren soll.<br />
Iskenderun. Größte Einheiten sind die beiden<br />
integrierten Stahlwerke in Eregli und<br />
Isdemir.<br />
Erdemir steigerte ihre Rohstahlerzeugungskapazität<br />
von einst 470.000 t auf 4 Mill. t im<br />
Jahr 2014 und ihre Fertigstahlerzeugungskapazität<br />
von 378.000 t auf 5 Mill. t. Das<br />
Produktportfolio umfasst inzwischen 412<br />
Flachstahl- und 243 Langstahlerzeugnisse.<br />
Sie sind warm- oder kaltgewalzt und teilweise<br />
mit Zinn, Chrom oder Zink beschichtet.<br />
Eingesetzt werden die Erzeugnisse in Automobilen,<br />
Haushaltsgeräten, Schiffen, landwirtschaftlichen<br />
Geräten, Energieanlagen,<br />
Maschinen, in der Elektronik, beim Bau, in<br />
der Verpackungsindustrie und bei der Rohrherstellung.<br />
Stolz ist die Geschäftsführung auch auf<br />
die Reputation in der globalen Industrie.<br />
Gegenwärtig ist Erdemir der einzige türkische<br />
Stahlerzeuger, den der internationale<br />
Brancheninformationsdienst World Steel<br />
Dynamics in den Olymp der zehntbesten<br />
Stahlerzeuger der Welt gehoben hat.<br />
www.erdemir.com<br />
K<br />
/<br />
(Foto: Primetals/Erdemir)<br />
(kibi)WS/SE/ (sm 151202696)