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keine Reaktion. Wenige Sekunden später<br />
wurde dem Piloten klar, dass es nicht<br />
reichen würde. Nach einem Notruf steuerte<br />
er das Flugzeug noch von einigen<br />
Häusern weg und löste um 13:00:28 bei<br />
275 km/h und einer Flughöhe von 80<br />
Metern den Schleudersitz aus, der einwandfrei<br />
funktionierte. Rettungskräfte<br />
waren schnell vor Ort. Sie stellten fest,<br />
dass Turner unverletzt war. Die F-16CJ<br />
schlug in normaler Fluglage um 13:00:36<br />
auf einem Feld knapp außerhalb der Basis<br />
auf.<br />
Die Unfalluntersuchungen konzentrierten<br />
sich schnell auf die Frage,<br />
warum der Schubhebel in die Abschaltposition<br />
gestellt wurde. Normalerweise<br />
muss dafür ein Sicherungshebel am<br />
Schubhebel gedrückt werden, um den<br />
Hebel dann nach außen zu stellen und<br />
über die Leerlaufposition hinaus nach<br />
hinten zu ziehen. Turner konnte sich<br />
nicht erinnern, den Hebel gedrückt zu<br />
haben. Allerdings fiel ihm bei den Wiederstartversuchen<br />
auf, dass sich der<br />
Schubhebel ohne Wider stand über den<br />
Leerlaufstopp bewegen ließ.<br />
SICHERUNGSSTIFT STECKT IN<br />
GEDRÜCKTER POSITION FEST<br />
Nach dem Ausbau der unbeschädigten<br />
Schubhebelkonsole stellten die Ermittler<br />
in der Tat fest, dass der federbelastete Sicherungsstift<br />
in der gedrückten Position<br />
feststeckte, also den Weg bis zur Cut off-<br />
Position freigab. Seit wann genau er sich<br />
in dieser Stellung befunden und wann<br />
der Pilot ihn gedrückt hatte, ließ sich<br />
nicht mehr nachvollziehen – während<br />
des ganzen Flugs wurde der Schubhebel<br />
jedenfalls 40-mal auf Leerlauf gezogen,<br />
ohne dass er weiter nach hinten ging.<br />
Weitere Versuche zeigten, dass der<br />
Hebel bei mehrmaligem Drücken die<br />
Tendenz hatte, in etwa 35 Prozent der<br />
Fälle in der gedrückten Position festzustecken<br />
oder nur sehr langsam wieder<br />
in die Ausgangsposition zurückzukehren.<br />
Bei der Demontage des Bauteils<br />
wurden dann erhebliche Verunreinigungen<br />
in der Führungsbuchse festgestellt.<br />
Zudem war der Stift etwas schief eingesetzt,<br />
und ein Teil des Schubhebels befand<br />
sich außerhalb der Toleranzen. Ein<br />
Faktor dabei war, dass die Wartungsanweisungen<br />
in mehreren Punkten offenbar<br />
etwas vage sind.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
B-2 über Libyen<br />
Die US Air Force hat erstmals seit 2011 ihren Stealth-<br />
Bomber wieder für einen Kampfeinsatz verwendet.<br />
Ziel war ein IS-Camp bei Sirte.<br />
Kaum hatte „Shatter“ im Dezember<br />
seinen Waffenlehrerkursus<br />
bei der 325th Weapons Squadron<br />
in Nellis AFB mit einer komplexen<br />
Angriffsmission beendet, da wartete<br />
auf den B-2-Piloten beim Heimatverband<br />
in Whiteman AFB schon ein<br />
realer Einsatz. Als „Flight Lead“ führte<br />
er am 18. Januar den Angriff von<br />
zwei Spirits auf ein Ausbildungscamp<br />
des sogenannten Islamischen Staats in<br />
Libyen an. Rund 34 Stunden waren<br />
die beiden Stealth-Bomber nonstop<br />
unterwegs. „Die dynamische Zielzuweisung<br />
auf dem Weg nach Libyen<br />
und die Integration mit anderen Kräften<br />
… waren etwas, das einen großen<br />
Teil des Waffenlehrerkursus ausmachte,<br />
besonders in der abschließenden<br />
WSINT-Phase“, so „Shatter“.<br />
Der Einsatz war wohl der letzte,<br />
den noch Präsident Obama freigegeben<br />
hatte, mit Zustimmung der libyschen<br />
Zentralregierung. Er erforderte<br />
den Einsatz von KC-135- und<br />
KC-10A-Tankern auf fünf Basen in<br />
drei Kontinenten. Unbemannte MQ-9<br />
Reaper waren als Beobachtungsflugzeuge<br />
in der Luft. „Wir hatten 100 Terroristen<br />
in den beiden Camps, die ein<br />
Risiko darstellten“, so Pentagon-Sprecher<br />
Per Cook. 80 von ihnen sollen bei<br />
dem Angriff getötet worden sein.<br />
Die Wahl der Northrop Grumman<br />
B-2A als bestes Mittel für den Einsatz<br />
oblag der US Air Force. Die Bomber<br />
wurden in diesem Fall aber nicht wegen<br />
ihrer Stealth-Eigenschaften benutzt,<br />
sondern wegen ihrer Waffenzuladung<br />
und ihres Radars. Seit einem<br />
Modernisierungsprogramm sind die<br />
B-2A in der Lage, bis zu 80 GBU-38<br />
(JDAM mit GPS-Steuerung, 240 kg)<br />
mitzuführen, statt nur 12 oder 15 wie<br />
die B-52H beziehungsweise die<br />
Die B-2A kann bis zu 80 GBU-<br />
38-Bomben mitführen.<br />
Start von der Whiteman AFB in<br />
Missouri. Flugzeit: 34 Stunden.<br />
B-1A. Für den Angriff wurden angeblich<br />
rund 100 der Bomben verwendet.<br />
Ganz generell bedeutete der Einsatz<br />
der Spirit aber auch eine Erinnerung,<br />
dass das Global Strike Command<br />
nach wie vor in der Lage ist, jederzeit<br />
Ziele überall auf dem Globus ins Visier<br />
zu nehmen. Damit die B-2A diese Rolle<br />
auch in Zukunft erfüllen kann, läuft<br />
derzeit ein Modernisierungsprogramm<br />
des Defensive Management System.<br />
Die momentan durchgeführten Entwicklungsarbeiten<br />
umfassen neue<br />
Empfänger (BAE Systems) und Antennen<br />
(Ball Aerospace und L-3 Randtron)<br />
sowie neue Computer für die<br />
Displays. Der Auftrag im Wert von<br />
1,84 Milliarden Dollar (1,73 Mrd. Euro)<br />
sieht die Umrüstung von zunächst<br />
drei Flugzeugen für die Tests vor. FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Fotos: US Air Force<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> April <strong>2017</strong> 55