aktuell - AGV Bau Saar
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AKTUELL<br />
232<br />
sicherheit aus. Das ist ein Investitionshemmnis<br />
erster Güte“, so Kreklau.<br />
Karl Gernandt, Vizepräsident des<br />
Bundesverbandes der Deutschen<br />
Zementindustrie, forderte eine verkehrspolitische<br />
Föderalismusreform,<br />
die eine klare Aufgabenverteilung<br />
zwischen Bund und Ländern schafft<br />
und damit <strong>Bau</strong>vorhaben beschleunigt.<br />
Hohe Verwaltungskosten durch<br />
viele Abstimmungen zwischen Bund<br />
und Ländern, mangelnder Einfluss<br />
des Bundes auf Organisation und<br />
Ablauf der Auftragsverwaltung sowie<br />
langwierige Planungsprozesse<br />
würden immer mehr zu einem<br />
Hemmnis für einen bedarfsgerechten<br />
und zeitnahen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.<br />
„Wir setzen darauf,<br />
dass sich die neue Bundesregierung<br />
nun wirklich zu einem tief<br />
greifenden Bürokratieabbau durchringt.<br />
Dr.-Ing. Klaus-Dieter Ehlers, Vizepräsident<br />
des Hauptverbandes der<br />
Deutschen <strong>Bau</strong>industrie (HDB), verwies<br />
darauf, dass sich die Anzahl<br />
staatlich-technischer Regelungen in<br />
den letzen 20 Jahren mehr als vervierfacht<br />
habe. „Insbesondere im<br />
Bereich des Umweltschutzes hat<br />
sich die Regelungstiefe derart beschleunigt,<br />
dass viele Unternehmen<br />
inzwischen den Überblick verlieren,<br />
welche Gesetze, Verordnungen und<br />
Vorschriften für sie maßgeblich<br />
sind“, so Ehlers. Dabei gehe es insbesondere<br />
um Regelungen, bei denen<br />
unter Berufung auf Prävention<br />
und Vorsorge Festlegungen getroffen<br />
werden, die in der Praxis zum<br />
Ausschluss von <strong>Bau</strong>verfahren, Arbeitsweisen<br />
oder <strong>Bau</strong>produkten<br />
führten. Die mangelnde Verfahrensbeteiligung<br />
der betroffenen Wirtschaft<br />
sowie fehlende Abschätzungen<br />
der wirtschaftlichen Folgen bei<br />
Neuregelungen veranlassten den<br />
HDB-Vizepräsidenten zu dem Fazit:<br />
„Ein fairer Interessenausgleich zwischen<br />
den Belangen des Umweltund<br />
Arbeitsschutzes einerseits und<br />
den wirtschaftlichen Interessen andererseits<br />
findet derzeit nicht statt.“<br />
Autobahnprivatisierung<br />
● <strong>Bau</strong>industrie bringt Vorschlag zur<br />
Netzkonzessionierung in die verkehrspolitische<br />
Diskussion!<br />
● Studie über „Wege zur Privatisierung<br />
des deutschen Autobahnnetzes“<br />
vorgelegt!<br />
(HV/Ha) Die deutsche <strong>Bau</strong>industrie<br />
will den <strong>Bau</strong> und Ausbau, die Unterhaltung<br />
und den Betrieb der Bundesautobahnen<br />
künftig auf privatwirtschaftlicher<br />
Grundlage vorantreiben.<br />
Dazu sollen langfristig das bestehende<br />
Autobahnnetz in Teilnetze aufgeteilt<br />
und Konzessionen für diese Teilnetze<br />
ausgeschrieben werden. Diesen<br />
Vorschlag brachten in Berlin der<br />
Präsident des Hauptverbandes der<br />
Deutschen <strong>Bau</strong>industrie, Dr.-Ing.<br />
Hans-Peter Keitel, und der Vorsitzende<br />
des Arbeitskreises „Private Finanzierung“,<br />
Dipl.-Ing. Herbert Bodner,<br />
bei der Vorstellung eines Gutachtens<br />
über „Wege zur Privatisierung des<br />
deutschen Autobahnnetzes“ in die<br />
verkehrspolitische Diskussion ein. Die<br />
Vorstellungen der <strong>Bau</strong>industrie sind<br />
in einem Memorandum zur „Privatwirtschaftlichen<br />
Neuorganisation des<br />
deutschen Autobahnsystems“ niedergelegt,<br />
mit dem sich die <strong>Bau</strong>industrie<br />
an Politik und Verwaltung richtet.<br />
„Wir wollen, dass Deutschland im internationalen<br />
Wettbewerb der Investitionsstandorte<br />
besser wird. Dies<br />
gilt auch für unsere Verkehrssysteme,<br />
auch für die Bundesautobahnen,“<br />
begründete Präsident Keitel die<br />
<strong>Bau</strong>industrieinitiative. Für den Verkehrsbereich<br />
wünscht sich Keitel<br />
mehr Verwaltungseffizienz, d.h. eine<br />
klarere Aufgabenteilung zwischen<br />
Bund und Ländern bei der Verwaltung<br />
der Bundesautobahnen, aber<br />
auch mehr Verfahrenseffizienz, d.h.<br />
kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren.<br />
Darüber hinaus seien<br />
mehr Ausführungseffizienz durch<br />
eine stärkere Einbindung privaten Kapitals<br />
und privaten Know-hows sowie<br />
eine effizientere Verteilung der Wegekosten,<br />
insbesondere eine stärkere<br />
Beteiligung der Nutzer, notwendig.<br />
Ein so umfassender Reformprozess<br />
müsse jedoch sorgfältig vorbereitet<br />
werden, stellte Bodner fest. Die deutsche<br />
<strong>Bau</strong>industrie rege deshalb die<br />
Einsetzung einer interministeriellen<br />
Arbeitsgruppe zur Neuorganisation<br />
des deutschen Autobahnsystems auf<br />
privatwirtschaftlicher Grundlage an.<br />
Der Bund solle dabei die positiven Erfahrungen<br />
mit dem ÖPP-Beschleunigungsgesetz<br />
nutzen und von vornherein<br />
auch die Experten der deutschen<br />
Verkehrs-, <strong>Bau</strong>- und Kreditwirtschaft<br />
in den Meinungsbildungsprozess<br />
einbeziehen. Voraussetzung für<br />
die Umsetzung eines solchen Konzepts<br />
sei jedoch auch, dass die Mauteinnahmen<br />
in vollem Umfang für<br />
<strong>Bau</strong> und Ausbau, Betrieb und Unterhaltung<br />
des Autobahnnetzes zur Verfügung<br />
gestellt würden. Die <strong>Bau</strong>industrie<br />
schlage daher vor, die Einnahmen<br />
aus der Lkw-Gebühr schon 2006<br />
unmittelbar der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />
(VIFG)<br />
zuzuleiten. Darüber hinaus müssten<br />
weitere PPP-Erfahrungen im Verkehrswegebau<br />
gesammelt werden;<br />
die <strong>Bau</strong>industrie plädiere deshalb<br />
dafür, alle Betreiberprojekte nach<br />
dem privatwirtschaftlichen Ausbauprogramm<br />
der Bundesregierung (A-<br />
Modell) und nach dem Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz(F-Modell)<br />
wie geplant umzusetzen. Allerdings<br />
sollten die Konzessionsverträge<br />
vorsorglich eine Revisionsklausel<br />
für den Fall einer Autobahnprivatisierung<br />
enthalten. Bei ihren Vorschlägen<br />
stützt sich die deutsche <strong>Bau</strong>industrie<br />
auf eine Studie, die die Beratungsunternehmen<br />
Alfen-Consult GmbH und<br />
PSPC Private Sector Participation Consult<br />
GmbH zum Thema „Wege der<br />
Privatisierung des deutschen Autobahnnetzes“<br />
vorgelegt haben. Darin<br />
sprechen sich die Gutachter für eine<br />
evolutorische Weiterentwicklung der<br />
A- und F-Modelle in Richtung einer<br />
Netzkonzessionierung bzw. funktionalen<br />
Privatisierung aus. Gegenüber<br />
der formellen Privatisierung durch<br />
bloße rechtliche Verselbständigung<br />
erwarten die Gutachter von einer Einschaltung<br />
Privater über Teilnetzkonzessionen<br />
zusätzliche Effizienzgewinne.<br />
Zu dem in den letzten Wochen<br />
verstärkt diskutierten Verkauf von Autobahnen,<br />
also einer materiellen Privatisierung,<br />
äußern sich die Gutachter<br />
skeptisch, da selbst bei einer Pkw-<br />
Maut von 1,9 und einer Lkw-Maut von<br />
19,8 Eurocent pro Kilometer nur ein<br />
Kaufpreis erzielt werden könnte, der<br />
mit 54 Mrd. Euro deutlich unter dem<br />
augenblicklichen Substanzwert des<br />
Netzes von 105 Mrd. Euro liege.