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miha bodytec: Vielseitig – Effektiv – Ertragsstark!

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n social sports<br />

62<br />

winden, die von der Häme der zuvor<br />

noch verehrenden Boulevardpresse und<br />

einiger Funktionäre begleitet wurde.<br />

Beide Sportlerinnen kehrten nach Jahren<br />

erfolgreich zurück und erreichten in ihren<br />

Sportdisziplinen einen Kultstatus. Eine<br />

Wiederauferstehungsgeschichte der besonderen<br />

Art erzählte kürzlich „Gentleman“<br />

Henry Maske, der nach zehnjähriger<br />

Pause für einen einzigen<br />

Boxkampf gegen seinen damaligen<br />

Gegner, Virgil Hill, in den Ring stieg,<br />

um die Schmach der Niederlage im<br />

letzten Kampf seiner Profikarriere zeitversetzt<br />

zu tilgen. In den Läuterungs­<br />

und Wiederauferstehungsgeschichten<br />

von Sporthelden ist eine wichtige<br />

Botschaft eingespeichert, die auf Breitenwirkung<br />

und Nachvollzug ausgerichtet<br />

ist: dass es sich nämlich auch nach<br />

einer Niederlage lohnt, aufzustehen, den<br />

Herausforderungen ins Auge zu blicken<br />

und kämpferisch weiterzumachen. Die<br />

Zeitdimension wird so narrativ mit der<br />

Idee von der Selbstermächtigung des<br />

modernen Subjekts verknüpft.<br />

Auf der Grundlage der Dynamik<br />

sportlicher Karrieren werden die Geschichten<br />

vom Auf­ und Abstieg der<br />

Helden und ihrer möglichen Wiedergeburt<br />

heute in erster Linie von den<br />

Massenmedien erzählt und mit entsprechenden<br />

Bildern und Rhetoriken verstärkt.<br />

Indem die Medien außeralltägliche<br />

sportliche Leistungen verbreiten<br />

und in die kommunikative Sphäre der<br />

Gesellschaft einspeisen, ermöglichen sie<br />

eine Verzeitlichung sportiven Heldentums.<br />

Durch ihre Übertragung­ und<br />

Speicherfähigkeit lassen sie selbst diejenigen<br />

Zuschauer, die im Moment der<br />

Heldengeburt nicht dabei waren, zeitversetzt<br />

am Heldennimbus teilhaben.<br />

Dass die Medien, insbesondere das<br />

Fernsehen und die Boulevardpresse, bewusst<br />

auf Heldenverehrung und Heldentötung<br />

setzen, hat mit ihrem eigenen<br />

Dramatisierungs­ und Personalisie­<br />

rungsbedarf zu tun. Wer Leser, Zuhörer<br />

oder Zuschauer dauerhaft begeistern<br />

will, darf keine langen Geschichten über<br />

die Komplexität moderner Gesellschaften<br />

erzählen, sondern muss Informationen<br />

und Bilder liefern, die dem<br />

Unterhaltungsbedarf des Publikums<br />

entsprechen. Die Metamorphosen der<br />

Sporthelden sind in dieser Hinsicht besonders<br />

anschlussfähig.<br />

Eine markante Zäsur für die Inflationierung<br />

der Heldenverehrung fand in<br />

der Bundesrepublik Anfang der 80er<br />

Jahre des letzten Jahrhunderts mit der<br />

Zulassung der privaten Fernsehsender<br />

statt. Diese setzten ganz bewusst auf<br />

Sportstars und schufen eine Heldenindustrie,<br />

um die Aufmerksamkeit der<br />

Zuschauer von den öffentlich­rechtlichen<br />

Fernsehanstalten auf eigene Programme<br />

und Werbebotschaften zu lenken.<br />

Man kann sagen: Die Privaten<br />

gingen gezielt dazu über, ein Heldenmanagement<br />

zu betreiben. Sie informierten<br />

nicht mehr nur über sportliche<br />

Höchstleistungen, die auch ohne sie<br />

passiert wären, sondern versuchten,<br />

die Episoden sportiven Heldentums in<br />

eigener Regie herzustellen. Die Vermarktung<br />

der jungen deutschen Skispringer<br />

als „Boygroup“ durch RTL war<br />

hierfür ein erhellendes Beispiel. Die<br />

öffentlich­rechtlichen Anstalten haben<br />

sich inzwischen diesem Trend zur<br />

Inszenierung und Eventisierung von<br />

Sporthelden in gemäßigter Form angeschlossen.<br />

Die Massenmedien bedienen damit<br />

systematisch die Helden­ und Verschmelzungsphantasien<br />

eines Publikums, das<br />

selbst nicht zu außeralltäglichen Taten<br />

bereit oder fähig ist, und offerieren eine<br />

Ikonographie des Heldentums: Bilder<br />

und O­Töne von Situationen, in denen<br />

es ums Ganze geht, in denen spektakuläre<br />

Erfolge winken, aber auch dramatische<br />

Niederlagen passieren können.<br />

Die Geschichten von den diversen Ver­<br />

Karl-Heinrich Bette, Sportsoziologe<br />

von der TU Darmstadt. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

reichen von der<br />

Soziologie des Leistungssports über<br />

Abenteuer­ und Risikosport bis hin zur<br />

Dopingproblematik.<br />

wandlungen der Sporthelden werden bis<br />

ins Mythologische gesteigert und in<br />

Sportepen und ­legenden abgelegt. Man<br />

denke in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur an die mediale Rekapitulierung<br />

heroischen Handelns anlässlich sportlicher<br />

Großereignisse, sondern auch an<br />

die Inhalte von Sportbüchern und ­filmen<br />

oder an die steingewordenen Institutionen<br />

der Heldenverehrung in Gestalt<br />

von Sportmuseen oder halls of fame.<br />

Einrichtungen dieser Art richten systematisch<br />

Beobachtungsverhältnisse für<br />

die Prominenz des Sports ein. Sie legen<br />

damit fest, was erinnert und was vergessen<br />

werden soll. Vor allem sagen sie<br />

implizit, wie Menschen sein sollten.<br />

nn Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette<br />

medicalsports 06<br />

network 08

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