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gangart 08

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Ein Mönch, der vom<br />

HIMMEL fiel<br />

Seit Anfang Februar haben die Gemeinden Abtenau, Annaberg und Lungötz<br />

einen neuen Pfarrer. Einen Benediktinermönch vom Stift Sankt Peter in Salzburg<br />

– jung, nachdenklich, wortgewandt und lebenslustig. Wir sprachen mit<br />

Pater Virgil über seine Mission.<br />

Die Fragen stellten Wolfgang Tonninger und Manfred Wallinger<br />

Pater Virgil, du hast gewusst, worauf du dich<br />

da einlässt?<br />

Pater Virgil: Ich hatte eine Ahnung, weil ich<br />

von St. Peter aus immer wieder ins Lammertal<br />

gerufen worden bin – als Aushilfe und Vertretung<br />

bei Gottesdiensten. Das heißt, ich konnte es<br />

erahnen. Aber wissen? Nein. Manches kann man<br />

nur im Tun erfahren – wie so oft im Leben.<br />

Im Stift Sankt Peter warst du Prior von Erzabt<br />

Korbinian. Also so etwas wie Stellvertreter und<br />

Generalsekretär in Personalunion. Wie groß ist<br />

der Schritt zum Pfarrer einer Gemeinde?<br />

Pater Virgil: Die Arbeit ist anders, ruhiger,<br />

wenn auch nicht weniger. Ich bin mehr mit den<br />

Menschen und spüre jetzt schon, dass da etwas<br />

zu wachsen beginnt. Natürlich habe ich auch<br />

in der Stadt schon als Seelsorger gearbeitet,<br />

aber da kamen die Menschen von überall. Jetzt<br />

habe ich einen festen Pfarrverband, für den<br />

ich verantwortlich bin. Da helfen mir meine<br />

Organisationserfahrung und auch der Dialog<br />

mit Pater Rupert. Er war vor 50 Jahren schon<br />

einmal in Abtenau und übernimmt auch noch<br />

mit 78 den einen oder anderen Gottesdienst.<br />

Aber noch wichtiger ist mir, dass ich nicht allein<br />

im Pfarrhof bin und dass es diesen Raum gibt<br />

für das Miteinanderbeten und -essen.<br />

Das bedeutet, dass der Mönch mitgekommen<br />

ist nach Abtenau?<br />

Pater Virgil: Genau. Ich bin hier als Mönch<br />

von St. Peter. Und ich versuche, die Werte des<br />

heiligen Benedikt zu leben. Diesen gesunden<br />

Rhythmus aus Gebet und Arbeit, das Gemeinschaftliche<br />

und auch die Gastfreundschaft.<br />

Diese Pfarre soll ein offenes Haus sein, ein<br />

Begegnungsort. Deshalb habe ich auch bei meinen Begrüßungsgottesdiensten<br />

betont, dass hier in der Pfarre immer ein Bier<br />

eingekühlt ist.<br />

Wird das von den Menschen angenommen?<br />

Pater Virgil: Ich merke schon, dass eine Bereitschaft da ist, ein<br />

paar Dinge anders zu machen. Das heißt bitte nicht, dass das<br />

Alte schlecht war, sondern nur, dass neue Impulse jeder Gemeinschaft<br />

guttun. Ich sehe mich als Motivator und will gemeinsam<br />

mit dem Pfarrgemeinderat, den Freiwilligen und Ehrenamtlichen<br />

überlegen, wie wir unsere Aufgaben bestmöglich schaffen. Zumal<br />

es hier nicht nur um Gottesdienste, Hochzeiten, Begräbnisse und<br />

Trauungen geht, sondern auch viel um den konkreten Dialog mit<br />

Menschen, um aktive Teilnahme bis hin zur Trauerbegleitung.<br />

Man kann dich also anrufen und vorbeischauen, wenn man Hilfe<br />

oder ein Gespräch sucht?<br />

Pater Virgil: Genau. Meine Handynummer ist bekannt. Ich bin<br />

aber auch über Mail erreichbar. Wie gesagt, wir sind ein offenes<br />

Haus hier, aber einen Termin zu vereinbaren, wäre nicht schlecht,<br />

weil ich doch viel unterwegs bin.<br />

Und was genau können sich die Menschen von dir erwarten?<br />

Pater Virgil: Ich bin natürlich kein ausgebildeter Lebensberater<br />

oder Psychologe. Aber ich kann zuhören, ich habe einen Hausverstand<br />

und kann im Gespräch das anbieten, was ich für mich aus<br />

dem Glauben heraus verinnerlicht habe.<br />

Also neben dem Kommunikativen auch das Spirituelle ....<br />

Pater Virgil: Natürlich! Wahrnehmung und Deutung der Wirklichkeit<br />

passieren auf mehreren Ebenen. Wenn wir sie auf neurobiologische<br />

Funktionen herunterbrechen, werden wir der Welt nicht<br />

gerecht. Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch nicht nur ein<br />

Beziehungswesen, sondern auch ein transzendentes Wesen ist,<br />

das über sich hinaussteigen und hinausdenken kann. Auf der Suche<br />

ist. Das lässt den Menschen erst aufrecht stehen und gehen.<br />

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