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16 DRACHEN|März 2017<br />

Und wer war denn dieser Dracula?<br />

Gerald Axelrod: Vlad Draculea (so der korrekte Name)<br />

kam 1431 in der transsilvanischen Stadt Schäßburg zur<br />

Welt und regierte später das benachbarte Fürstentum<br />

der Walachei. Er galt als grausamster und blutrünstigster<br />

Machthaber seiner Zeit, um den sich bis zum heutigen<br />

Tage unzählige Mythen ranken. War Draculea wirklich<br />

ein Vampir? Immerhin ließ er in den sechs Jahren seiner<br />

Schreckensherrschaft rund 100 000 Menschen auf bestialische<br />

Weise zu Tode foltern, wobei er speziell das Pfählen<br />

bevorzugte, was ihm den Spitznamen „Vlad Ţepeş“<br />

(sprich: Zepesch), also „Vlad der Pfähler“ einbrachte.<br />

Gleichzeitig kämpfte er aber auch mutig gegen die Türken,<br />

um die Freiheit seines Fürstentums zu sichern.<br />

land hängt das weltweit einzige Ganzkörper-Portrait von<br />

Fürst Dracula und man fragt sich: Wie kommt es da hin?<br />

Die Erklärung ist kurios: Adelige ließen früher ihre Stammbäume<br />

hemmungslos fälschen, um ihre Familien vornehmer<br />

erscheinen zu lassen. Die Familie Esterházy, der die<br />

Burg Forchtenstein gehört, war da keine Ausnahme. Im<br />

Jahr 1620 beauftragte Graf Nikolaus einen Geistlichen,<br />

Interview<br />

Dracul – Drache … Der historische Dracula war ja Mitglied<br />

des sogenannten Drachenordens. Was hat es<br />

denn damit auf sich?<br />

Gerald Axelrod: Kaiser Sigismund von Luxemburg gründete<br />

1408 den Drachenorden zum Kampf gegen die Türken<br />

und die Hussiten. Der Drache verkörperte das Böse<br />

schlechthin und der Drachenorden sollte – nach dem<br />

Vorbild des Hl. Georg oder des Erzengels Michael – das<br />

Böse bekämpfen und besiegen. 1431 schlug Kaiser Sigismund<br />

einen gewissen Vlad, den Sohn eines walachischen<br />

Fürsten, zum Ritter dieses Geheimbundes. Fortan durfte<br />

Vlad den Namen „Vlad Dracul“ tragen (abgeleitet vom<br />

lateinischen Draco = Drache). Im selben Jahr wurde in<br />

Transsylvanien, genauer gesagt in der Stadt Schäßburg,<br />

sein zweiter Sohn geboren, der den Namen Vlad Draculea<br />

erhielt und später als „Dracula“ in die Geschichte eingehen<br />

sollte. „Draculea“ bedeutet einfach „Sohn des Dracul“.<br />

Durch die Übersetzung in andere Sprachen entstand<br />

daraus Dracula, Dracole, Trakle etc. Anzumerken bleibt,<br />

dass „Dracul“ heute auf Rumänisch „Teufel“ heißt. Draculea<br />

wäre also der Sohn des Teufels. Auch wenn seine<br />

Taten diese Schlussfolgerung zulassen, so ist die Übersetzung<br />

dennoch falsch. Der Name stammt ohne Zweifel von<br />

Draco/Drache ab.<br />

Und was hat eigentlich das Adelsgeschlecht der<br />

Forchtensteins mit Dracula zu tun? Auf Burg Forchtenstein<br />

etwa ist Dracula Teil des Stammbaums (!)<br />

und es gibt dort auch das eine oder andere Dracula-<br />

Portrait …<br />

Gerald Axelrod: Auf der Burg Forchtenstein im Burgen-<br />

Fürst Dracula Burg Forchtenstein<br />

die gewaltigen Lücken in der Ahnenreihe mit zahlreichen<br />

frei erdachten Vorfahren zu füllen. In jener Zeit der Türkenkriege<br />

genoss Dracula ein hohes Ansehen, weil er heldenhaft<br />

gegen die Türken gekämpft hatte (erst später verwandelte<br />

ihn Bram Stoker in einen Vampir). Also fügte ihn<br />

jener Geistliche in den Stammbaum der Esterházys ein.<br />

Aber man brauchte einen Beweis. Kurzerhand ließ Graf<br />

Nikolaus ein Portrait malen und hängte es in seiner Ahnengalerie<br />

auf. Wer könnte jetzt noch zweifeln, dass die<br />

Esterházys vom ruhmreichen Dracula, dem erbittertsten<br />

Feind der Türken, abstammen?<br />

War Bram Stoker eigentlich der erste, der den Vampirmythos<br />

belletristisch nutzte? Oder gab‘s da Vorgänger?<br />

Ich denke da an Lord Byron, John Polidori<br />

(aus dem Mary Shelley-Umfeld), Alexandre Dumas …

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