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22 DRACHEN|März 2017<br />
Július Koller<br />
Ein U.F.O.-naut spielt Pingpong<br />
Gertraud Artner über Július Kollers Werkschau „One<br />
Man Anti Show“ im Wiener mumok<br />
Show, mit der – als Gemeinschaftsprojekt mit dem Museum<br />
moderner Kunst in Warschau in Kooperation mit der slowakischen<br />
Nationalgalerie in Bratislava – eine neue Annäherung<br />
an das Werk von Július Koller (1939 – 2007), einem<br />
der international bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten<br />
Osteuropas in der Neoavantgarde, unternommen wird. Hier<br />
wird schnell klar, dass sich Kollers Werk nicht nur in<br />
Als der slowakische Künstler Július Koller im März 1970 zu<br />
einer Einzelausstellung in der Galerie der Jugend in Bratislava<br />
eingeladen wurde, verwandelte er die Räumlichkeiten<br />
in einen Sportklub mit Pingpongtisch, Wimpel und einem<br />
Aushang seiner Spiel- und Fair-Play-Regeln. Die Ausstellung<br />
nannte er J.K. Ping-Pong Club und die BesucherInnen waren<br />
eingeladen mit ihm Tischtennis zu spielen.<br />
Nach dem Prager Frühling 1968 in der Zeit der „Normalisierung“,<br />
die sich wie eine bleierne Decke über das Kulturleben<br />
press-ufo-naut -jk 1980<br />
Bericht<br />
press -jk pingpong-klub 1970<br />
auch in Bratislava legte, verwischte Koller bewusst die Grenzen<br />
zwischen Kunst und nichtkünstlerischen Aktivitäten, um<br />
damit einen Aktionsraum zu schaffen, in dem nach den Regeln<br />
des Fair-Play eine gleiche Teilhabe aller Menschen möglich<br />
wurde. Der J.K. Ping-Pong Club war eine von Kollers<br />
Anti -Shows.<br />
So heißt auch die Ausstellung im mumok One Man Anti<br />
kritischer Distanz zur realsozialistischen Herrschaft und deren<br />
offizieller Kunst entwickelte, sondern auch Konventionen<br />
des westlichen Kunstbetriebes infrage stellte. Seit Mitte der<br />
1960er Jahre gestaltete er mit Antihappenings und Antibildern<br />
ein von spielerischer Ironie geprägtes Werk. Ebenfalls<br />
in Bratislava richtete er 1969 (mit Peter Bartos) im Schaufenster<br />
einer kommunalen Kunststopferei für Nylonstrümpfe<br />
eine Antigalerie ein. Auch die Galeria Ganku, die er bei einem<br />
abgelegenen Bergsteigerziel in der HohenTatra ansiedelte<br />
und die dementsprechend kaum bis gar nicht von Kunstinteressierten<br />
frequentiert wurde, ist typisch für sein humoristisches<br />
Herangehen..<br />
Koller war akademisch ausgebildeter Maler, verzichtete aber<br />
bewusst auf jede malerische oder stilistische Bravour. Viele<br />
seiner Arbeiten sind von einem amateurhaften Stil geprägt.<br />
„Das Proletarische, das Einfache, ja sogar das Primitive waren<br />
mir nahe“, sagte er.