Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8<br />
DRACHEN|März 2017<br />
Josef Winkler<br />
Der Kampf mit dem Bild<br />
Eva Riebler führte im Atelier der Schupfengalerie Herzogenburg<br />
2016, anlässlich eines seiner jährlichen Workshops vorot<br />
ein Interview mit dem Wiener Maler Josef Winkler. 15.11.<br />
1925 Skorpion/Aszendent Löwe, Fotos Eva Riebler-übleis<br />
Unabhängigkeit, nicht nur von Malmitteln und diversen<br />
Techniken?<br />
Das liegt in meiner Natur. Ich bin nicht der Typ, der sich unterordnen<br />
kann. Höchstens dem Bild ordne ich mich unter!<br />
Liegt Deinen Bildern ein Thema zugrunde? (kompositorischer<br />
Prozess)<br />
Grundsätzlich nein, ich habe aber zwei Stoßrichtungen, das<br />
ist Alpha und Omega, Anfang und Ende und das Thema Metamorphose.<br />
Dein Lieblingsthema ist Metamorphose: So hieß in der<br />
Landhaus-Brücke Deine Solo-Ausstellung 2016, und<br />
auch Deine Papierarbeiten hatten im Katalog von 1999<br />
den Übertitel: Von Alpha bis Omega, Erotische und existentielle<br />
Metamorphose.<br />
Was bedeutet Metamorphose für Dich?<br />
Nicht Lieblingsthema sondern Grundthema! Das ganze Leben<br />
ist Verwandlung, auch der Geschlechtsverkehr ist Verwandlung.<br />
Auch die Zeugung ist Metamorphose. Die Jahreszeiten<br />
sind ständiger Prozess…<br />
Interview<br />
Du bist mit 90 Jahren ein Kämpfer, so auch in der Malerei<br />
– kann man das so sagen?<br />
Ja! Ich arbeite ohne Waffe!<br />
Kämpfst Du mit der Malerei wie mit dem Drachen?<br />
Wenn Malerei als Kampf bezeichnet wird, als seelische Resonanz<br />
des Künstlers, dann geht’s nur so. Weil man sich voll<br />
und ganz einbringt. Es ist die Auseinandersetzung zwischen<br />
Bild und mir. Meistens gewinnt das Bild! Und so soll es ja<br />
auch sein!<br />
Du bezeichnest Dein Atelier als „Folterkammer“, wieso?<br />
Ja, wenn die Gestaltung eines Bildes nicht die dekorative<br />
Auseinandersetzung ist, dann ist es ein Kampf. Wenn ich<br />
das Atelier aufsperre, dann bin ich für niemanden zu sprechen.<br />
Es gibt nur mehr das Bild und mich!<br />
Wie wichtig ist für Dich die persönliche Freiheit und<br />
Du malst expressiv gestisch.<br />
Nicht immer! Ich höre auf den Resonanzboden meines Inneren.<br />
Es ist abhängig von der Tagesverfassung. Ich hasse<br />
Wiederholungen, ich habe eine panische Angst davor! Das<br />
Expressive im missverstandenen Sinn geht in das Dekorative!<br />
Wie sehr sammelst Du Dein Inneres beim Malprozess?<br />
Fast 100-prozentig. Wenn ich male bin ich einem zeitlosen<br />
Zustand! Ich weiß nicht wie lange ich male, wenn ich dabei<br />
bin….<br />
Deine Malerei wurde seit den 90ern immer mehr abstrakt.<br />
Hie und da tauchen Köpfe, meist Totenschädel,<br />
und Schriftzeichen oder Zahlen auf. Gehören diese zum<br />
Gestischen oder zum Informellen?<br />
Für mich ist es eigentlich ein Gestaltungsprozess, der Totenkopf<br />
taucht einfach auf. Er ist nicht Dekoration. Also eher<br />
Informelle Malerei. Das Gestische überschneidet sich mit<br />
dem Formellen. Die informelle Malerei hat sich erweitert.<br />
Beim Abstrakten gibt es immer Formen. Beim Informellen<br />
nicht.<br />
Als Surrogat kommt wieder Alpha und Omega oder Metamorphose<br />
heraus.