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18 DRACHEN|März 2017<br />

gnetisch an. Wahrscheinlich war mir die gespensterlose<br />

Wirklichkeit einfach zu langweilig.<br />

Mit Deiner Gattin Liane Angelico beschäftigst du dich<br />

auch – nicht nur in einigen deiner Bücher – mit dem<br />

Phänomen „Engel“. Prinzipiell erscheinst Du mir aber<br />

als ein sehr rationaler Mensch. Erinnert beinahe ein<br />

wenig an Arthur Conan Doyle, den „Erfinder“ von Sherlock<br />

Holmes, der mit dem Meisterdetektiv vor genau<br />

130 Jahren einen rationalen Felsen in der Brandung<br />

irrlichternden Wahnsinns geschaffen hat, selbst aber<br />

spiritistischen und okkulten Machenschaften nicht<br />

ganz abgeneigt war … Nein, ernsthaft: Was hat es damit<br />

auf sich?<br />

Gerald Axelrod: Ich bin aufgrund unzähliger persönlicher<br />

Erlebnisse felsenfest von der Existenz der Engel überzeugt.<br />

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich jeden<br />

Quatsch glaube. In meinen Büchern gehe ich den Mythen<br />

und Legenden auf den Grund und komme häufig zum gleichen<br />

Schluss wie Sherlock Holmes: Es gibt in den meisten<br />

Fällen eine rationale Erklärung für scheinbar übernatürliche<br />

Phänomene.<br />

Interview<br />

kten Interesse an Werwölfen und Zombies. Die Vampire<br />

eroberten dank der „Biss zum…“-Bücher und Filme ein<br />

paar Jahre lang Platz 1 der Bestsellerlisten und Filmcharts.<br />

Aber Robert Pattinson schaffte das bestimmt nicht wegen<br />

seines furchteinflößenden Auftretens, sondern wegen<br />

seiner unvampirischen Rolle als Traumprinz. Ich denke, in<br />

der Verwandlungsfähigkeit der Vampire liegt ihr Erfolgsgeheimnis.<br />

Sie sind heute eher Objekte der Begierde von<br />

pubertierenden Teenagern als furchteinflößende Adelige.<br />

Da diese ETCETERA-Ausgabe ja den Titel „Drachen“<br />

trägt: Du hast dich ja auch eingehend mit dem Nibe-<br />

Nyirbator Ungarn<br />

lungenlied beschäftigt, in dem ein Drache vorkommt.<br />

War das der „erste“ Drache der europäischen Mythologie?<br />

Gerald Axelrod: Nein, die Vorstellung von Drachen reicht<br />

viel weiter ins Altertum zurück. In der Bibel, genauer gesagt<br />

in der Apokalypse, wird Satan als Drache bezeichnet.<br />

So gesehen ist die Vorstellung von Drachen weit älter als<br />

das Nibelungenlied, das um das Jahr 1197 erstmals niedergeschrieben<br />

wurde. Siegfrieds Kampf mit dem Drachen<br />

ist allerdings bis heute die berühmteste deutsche Sage<br />

geblieben, weshalb das Nibelungenlied sicher maßgeblich<br />

zur Popularität der Drachen beigetragen hat – zumindest<br />

im deutschsprachigen und skandinavischen Raum.<br />

In deinen bisherigen Büchern hast Du dich auch schon<br />

eingehend mit Dracula, Frankenstein oder der Blutgräfin<br />

Báthory beschäftigt. Woher kommt Dein Faible für<br />

die diversen Schattenwelten?<br />

Gerald Axelrod: Sagen, Geistergeschichten und vor sich<br />

hin bröckelnde Burgruinen zogen mich schon als Kind ma-<br />

War es für Dich immer schon klar, die Fotografie als<br />

Beruf(ung) zu wählen? Kannst Du uns kurz ein bisschen<br />

was zu deiner Biografie sagen?<br />

Gerald Axelrod.: Die Geburtsstunde meiner Leidenschaften<br />

zur Fotografie schlug, als ich 13 war. Damals<br />

zeigte uns der Chemielehrer, wie man Fotos entwickelt.<br />

Mich hat das Ganze nicht sonderlich interessiert und deshalb<br />

stand ich abseits, während sich meine Mitschüler<br />

um den Vergrößerungsapparat drängten. Plötzlich kam<br />

der Lehrer zu mir herüber und legte ein weißes Blatt in<br />

den Entwickler. Direkt vor meinen Augen tauchten langsam<br />

wie aus dem Nichts die Konturen auf, bis das Bild<br />

fertig entwickelt war. Ein Wunder, dachte ich. So etwas<br />

will ich auch machen! Fortan verbrachte ich meine ganze<br />

Freizeit mit Fotografieren und Entwickeln. Ich bin auf<br />

diesem Gebiet ein reiner Autodidakt und habe nie eine<br />

Fotografenlehre gemacht. Nach der Matura studierte ich<br />

Betriebswirtschaft, wandte mich danach aber wieder der<br />

Fotografie zu. 1997 gelang es mir, mein erstes Fotobuch<br />

„… als lebten die Engel auf Erden“ zu veröffentlichen, das<br />

bald zu einem Kultbuch aufstieg. Bis heute habe ich insgesamt<br />

17 Bücher publiziert, viele davon gemeinsam mit<br />

meiner Frau Liane Angelico.

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