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etcetera 67

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DRACHEN|März 2017<br />

Eva Riebler-Übleis<br />

Über die Ideenfindung und den Künstler Josef Winkler<br />

Idee<br />

Wieso trägt dieses Heft mit dem Heftkünstler Josef Winkler<br />

ausgerechnet den Titel DRACHEN? Wie soll das zusammenpassen?<br />

Ja, Josefs Acryl- und Mischtechnikarbeiten bewundere ich<br />

seit 10 Jahren, war auf seiner Ausstellung Art Austria (ermöglicht<br />

durch den Galeristen Anton Figl) im Rahmen der<br />

Kunstmesse im Leopoldmuseum 2015 (auch 2017 stellt<br />

Figl alleine den Künstler Josef Winkler aus) und möchte<br />

ihn schon lange in „<strong>etcetera</strong>“ präsentieren.<br />

Er ist für mich der authentischste Künstler.<br />

Seine abstrakten Werke rufen aufgrund der steten Verwandlung<br />

und der vielfach gezeichneten/gemalten<br />

Kreuze, Zeichen und Ziffern oder Kreise oder Totenköpfe<br />

die Assoziation „Metamorphose“ hervor, wie auch mehrere<br />

Ausstellungen und Kataloge diesen Titel trugen: „Josef<br />

Winkler von Alpha bis Omega. Erotische und existentielle<br />

Metamorphosen, Gesamtschau 2011: Josef Winkler. Metamorphosen<br />

und auch die Ausstellung 2016 bei Anton<br />

Figl in St. Pölten hieß: Metamorphosen. Werkschau 2016.<br />

Namen gebend war ein rötlich gehaltenes Bild mit abstraktem<br />

Totenkopf.<br />

„Metamorphose beschreibt als Ausstellungstitel vor allem<br />

auch all jene bildnerischen Um- und Verwandlungen, die<br />

der Künstler innerhalb seiner vor etwa 25 Jahren gefundenen,<br />

primär gegenstandslosen, dem Informel nahestehenden<br />

Sprache immer wieder aufs Neue vollzieht. Durch<br />

die in der Ausstellung gezeigten Werke ziehen sich somit<br />

beide Aspekte: Metamorphose im Sinne einer Umwandlung<br />

des Lebendigen in andere, uns kognitiv nicht zugängliche<br />

Zustände, und Metamorphose im Sinne eines Wandels<br />

von Form und Gestalt. - … Erstgenannter Aspekt (der<br />

der Metamorphose) läuft wie ein Basso continuo durch<br />

Josef Winklers Bild- und Gedankenwelt, indem innerhalb<br />

seiner gegenstandslos wirkenden Formulierungen Formund<br />

Gestaltelemente auftauchen können, die an menschliche<br />

Köpfe bzw. Schädel, an (Fluss-)Steine oder andere<br />

organische und anorganische Versatzstücke von Natur erinnern.<br />

Hinzu gesellen sich bisweilen skripturale Zeichen<br />

wie Kreuze, Ziffern und Buchstaben, die sich gerne zu<br />

formelartigen Inschriften vereinen oder auch Zahlenfolgen<br />

und Wörter bilden wie etwa „alpha omega“ oder eben<br />

„Metamorphose“. Anfang und Ende, Kontinuität und Abbruch,<br />

Symbole der Ratio und des Archetypischen treffen<br />

hier gleichwertig aufeinander – und hinterfragen damit<br />

die uns geläufigen Trennungen zwischen Leben und Tod,<br />

Traum und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit<br />

…“, so Lucas Gehrmann über die Arbeit Josef Winklers.<br />

Winkler selbst schreibt im Katalog Alpha bis Omega:<br />

„Man braucht ein Konzept, ohne literarisch zu sein, aus<br />

dem man schöpfen kann. Von der Geburt bis zum Tod ist<br />

alles, was Leben ausmacht – Sexualität, Leiden und Probleme<br />

– neben den Standortbestimmungen des Alters, in<br />

denen die Summe der Erfahrungen mitschwingt, in diese<br />

künstlerische Aussage integriert. Dies ist meine Spange<br />

von Alpha zu Omega: die Erotik, die sich nach Freud<br />

wie ein roter Faden durchs Leben zieht, all die kleinen<br />

Tode, die man auch in der Vereinigung erlebt. Beim Malen<br />

bin ich ein vollkommen eruptiver Mensch, der die Farbe<br />

und den Inhalt benützt, um sich in seiner Sprache auszudrücken.<br />

Viele Dinge im Leben werden geistig-seelisch<br />

erfasst und man kann nicht achtlos vorübergehen, alles<br />

hat Bedeutung, es gibt aber Schwerpunkte. Der Künstler<br />

sollte in seiner Zeit Seismograph sein, nicht politische<br />

Dinge aufsaugen und sich für einen politischen Maler<br />

ausgeben oder Psychotherapeut, der mit seinen Bildern<br />

heilen will, sondern die Inhalte sollen substantiell sein.“<br />

Das Wort „Metamorphose“ hätte also Hefttitel sein können,<br />

jedoch dachte ich an die siebenköpfigen, stets nachwachsenden<br />

Häupter der Hydra, und so wurde das Thema<br />

abstrahiert.<br />

Im Hintergrund hörte ich gleichzeitig zu meinem Denkprozess<br />

ein Rascheln. Die Drachenbauerin Elfriede Starkl<br />

hatte ein Objekt vervollständigt und probierte die Flugfähigkeit.<br />

Schon ertönte ihre Stimme: Machst Du einmal<br />

ein Drachenheft?<br />

Drachen als Thema ist für Literaten sicher ein weitläufigeres<br />

Feld der Ideenfindung und Betätigung.<br />

Außerdem las ich unvermutet das Wort „Georg“ im Bericht<br />

zu Winklers Alpha – Omega Ausstellung von Brigitte<br />

Borchhard-Biebaumer. Diese meinte, der Kampf Winklers<br />

mit seinen Bildern, bis er ihnen den letzten stimmigen<br />

Schliff gegeben habe, assoziiere den „Georgskampf“.

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