Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6<br />
DRACHEN|März 2017<br />
Idee<br />
Drachen überall<br />
Eva Riebler-Übleis<br />
Wo/wann gab es Drachen, oder gab es nie welche? Waren<br />
die Funde stets Haifisch-, Delphin-, Walfischknochen oder<br />
Reste und Erzählungen/Geschichten von Krokodilen sowie<br />
Dinosauriern?<br />
Wieso steht ein Lindwurm aus Stein gehauen am Hauptplatz<br />
Klagenfurts und sieht aus wie die Abbildung aus der<br />
„Historia animalium“ des italienischen Zoologen Ulisse Aldrovandi<br />
(1522-1605)? Ist es vielleicht der versteinerte Rhinozerosschädel,<br />
der in Klagenfurt gefunden wurde, der zur<br />
Lindwurmsage führte?<br />
Einzeln gefundene Fossilien erklären allerdings nicht die<br />
weltweite Verbreitung des Drachenglaubens und das Aussehen<br />
eines Drachen. Muss er doch ordentliche Tatzen mit<br />
Klauen, einen langen biegsamen Schwanz oder schlangenartigen<br />
Körper, eventuell Hörner und lange Barthaare – falls<br />
er ein chinesischer Drache sein soll -, auf alle Fälle Flügel<br />
und einen schuppigen Panzer haben sowie Feuer speien<br />
können und natürlich furcht-/grauenerregend auftreten<br />
und dreinschauen!<br />
Der Ausgangspunkt des Drachenglaubens könnten gefundene<br />
Saurierknochen sein, die auf Riesen-Dinos hinweisen.<br />
Heute gibt es ja noch kleinere Urenkel, z.B. die Warane, die<br />
Kragenechsen und die Flugechsen, die ja Draco volans, also<br />
fliegender Drache, heißen. Als Prototyp des Drachens gilt<br />
natürlich der Waran oder das Krokodil, falls man ihm das<br />
fehlende Feuerspeien verzeiht! Bereits in der Han-Dynastie<br />
des alten Chinas gab es vom Hof offiziell ernannte Drachenzüchter.<br />
Im Norden Chinas lebten einst Alligatoren und Krokodile,<br />
die erst ausstarben, als das Klima kälter und trockener<br />
wurde (siehe: Ditte und G. Bandini, DTV 2002: Das<br />
Drachenbuch S. 146 ff). Ebenda: laut - Dragan, Raymond<br />
Anthony: The Dragon in Early Imperial China. Unveröfftl.<br />
Diss, Toronto 1993 - heißt das Krokodil in China „Schuppendrachen“<br />
= jiaolong und der Alligator „hornloser Drachen“<br />
= chilong. Allerdings leben Krokodile und Alligatoren nicht<br />
in Berghöhlen, sondern eher im/am Wasser und werden<br />
nicht, wie auf Abbildungen zu sehen, die Kaiserlichen Kutschen<br />
gezogen haben. Außerdem besitzen diese ja keine<br />
Hörner, Bart oder Flügel, daher muss das Nebeneinander<br />
von Drachen und Alligatoren/Krokodilen offiziell bewusst<br />
gewesen sein. Geehrt werden sie ja in China immer noch<br />
durch die alljährliche Tradition der Drachen-Umzüge zu<br />
Festen und Drachenboot-Rennen! Das Rennen ist eines der<br />
drei wichtigsten Feste und nahm früher oft den Charakter<br />
einer Seeschlacht an. Die mit 50 Mann besetzten Boote sowie<br />
die Zuschauer bewarfen sich mit Steinen und anderen<br />
Projektilen, was auch tödlich enden konnte. Niemand half<br />
da einem ins Wasser Gefallenen. Schließlich soll der Flussgott<br />
ja auch seine Opfer haben! Entstanden dürfte dieses<br />
Spektakel aus Fruchtbarkeitsriten und Opferungen an die<br />
in den Seen wohnenden Drachengottheiten. Verbunden<br />
sind sie heute noch mit Weihen der Boote und religiösen<br />
Riten, durchgeführt nicht von den Ruderern, sondern von<br />
den Zusehern. Bis ins 19. Jhdt. hatten auch die Schmugglerboote<br />
und Piraten Drachenboote. Heute allerdings sind<br />
„Fernöstlicher Drache“ Das Drachenbuch S. 123<br />
diese zu auffällig! Heutzutage gibt es z.B. anlässlich eines<br />
Flößerfestes in Mecklenburg bereits Drachenbootrennen,<br />
die Boote lassen sich wunderbar gestalten und im Zuge der<br />
Fantasy-Bewegung hält die positive Besetzung des Drachens<br />
Einzug.<br />
Auch musste so manches Gebäude in China ein großes<br />
Loch als Durchblick für den in den Bergen wohnenden Drachen<br />
bekommen. Er will ja schließlich von seiner Höhle aus<br />
das Meer sehen! (z.B. sah ich in Hongkong statt des bankrott<br />
gegangenen Repulse Bay Hotels ein neues Gebäude<br />
mit großem (ca. 400 m 2 ) Loch.)<br />
In China ist der Drache der Hüter der östlichen Himmelsrichtung<br />
und eines der 12 „Jahres- und Stundentiere“. Auch<br />
die Lage der Gräber der Ming-Kaiser in Peking sind auf einer<br />
Seite mit einem Drachenberg flankiert und auf der anderen<br />
mit einem Tigerberg. Das sichert gute Energie, denn<br />
beide Tiere sind unzertrennlich wie Wind und Wasser und