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Heimgekehrt<br />
Die Biber von Imst – Die Zahlen steigen stetig<br />
(IH) „Biber schauen gehen“ als Highlight des Sonntagsausfluges<br />
dürfte eher enttäuschend enden, die Tiere kommen mit menschlicher<br />
Nachbarschaft zwar recht gut zurecht, sind aber nachtaktiv.<br />
Ihren „Baustellen“ wie Burgen und Dämmen oder auch von den<br />
großen Nagern gefällten Bäumen kann man beim Wandern in<br />
den Biberrevieren des Bezirkes Imst durchaus begegnen.<br />
Der Biber war stets in Tirol beheimatet, wurde im 19. Jahrhundert aber ausgerottet.<br />
Seit etwa 1990 wandern „Bayrische Biber“ wieder Inn aufwärts. Ihre steigenden<br />
Populationen sprechen dafür, dass sich die Tiere in ihrer alten Heimat wieder wohlfühlen.<br />
Foto: Monika Eder<br />
Beim Revier im Gurgltal dürfte es<br />
sich um ein Einzeltier handeln, das<br />
sich seit drei Jahren niedergelassen hat<br />
und einen eher unauffälligen Lebenswandel<br />
führt, beim Trofana in Mils<br />
beweisen Biber hingegen erstaunliche<br />
Resistenz gegen die umtriebige Umgebung.<br />
Auch bei Mötz, Imsterberg<br />
und gleich zweimal in Mils sind Biber<br />
heimisch geworden. Mag. Monika<br />
Eder ist Biberbeauftragte des Landes<br />
Tirol. Die RUNDSCHAU bat die<br />
Biologin zum Gespräch: „Die Anzahl<br />
an Biberrevieren im Oberland ist tendenziell<br />
steigend. Nach oben ist hier<br />
noch Potential vorhanden, da sich die<br />
Biberpopulation westlich von Telfs im<br />
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Vergleich zum Unterland ausdünnt.<br />
Reviere unterscheiden sich flächenmäßig<br />
stark nach dem Nahrungsangebot<br />
und werden von den Ansässigen<br />
mit Zähnen und Klauen gegen Artgenossen<br />
verteidigt. Biber sind untereinander<br />
sehr aggressiv, Revierkämpfe<br />
können zu tiefen Wunden oder zum<br />
Tod eines Tieres führen. Eine Überbevölkerung<br />
von Flussläufen ist also<br />
nicht Thema. Natürliche Feinde wie<br />
Braunbär und Wolf sind in unseren<br />
Breiten eher theoretische Gefahren<br />
für Biber, die immerhin bei einer Körperlänge<br />
von 135 cm ein Gewicht von<br />
bis zu 35 kg erreichen können, anders<br />
sieht es mit dem Straßenverkehr aus.“<br />
DER BIBER ALS FISCH? Die<br />
Katholische Kirche erklärte den Biber<br />
wegen der an Schuppen erinnernden<br />
Hautstruktur seines abgeplatteten<br />
19./20. April 2017<br />
Schwanzes (der Kelle) rundweg zum<br />
Fisch und sicherte sich somit einen<br />
dem Wildschwein ähnlichen Braten<br />
während der Fastenzeit, exakt<br />
im Frühling sind Biberweibchen<br />
aber trächtig und somit schadete das<br />
„Fischdasein“ der Population gleich<br />
doppelt. Die Duftdrüse des Bibers<br />
sondert ein Sekret (Bibergeil) ab, das<br />
in Spuren Salizylsäure enthält und<br />
als sehr teures Schmerzmittel gehandelt<br />
wurde. Weiters trug der enorm<br />
dichte Pelz des Tieres das Seinige zur<br />
Bibervermarktung bei. Die Bestände<br />
gingen ab dem 17. Jahrhundert dramatisch<br />
zurück. Für die Ausrottung<br />
waren also nicht Umweltveränderungen,<br />
sondern die Intensivbejagung<br />
ursächlich. Der letzte Biber Tirols<br />
wurde 1813 im Bezirk Reutte gefangen.<br />
PROBLEMNAGER? An der Elbe<br />
und in Osteuropa hatten sich kleine<br />
Bestände halten können und etwa seit<br />
1990 wanderten die Tiere von Bayern<br />
aus innaufwärts und begannen ihre<br />
durchaus erfolgreiche Neubesiedelung<br />
Tirols. Die „Bayern“ betrieben<br />
also ihre „Kolonialpolitik“ selbständig,<br />
angesiedelt wurden Biber am<br />
Inn nie. Nun sind die großen Nager<br />
aber ganz schöne „Brocken her“, an<br />
die sich der Mensch erst wieder gewöhnen<br />
muss. Zu Konflikten kann<br />
es kommen, wenn Aufstauungen<br />
durch Biberdämme Flurentwässerungen<br />
massiv entgegenwirken oder<br />
durch peinliche „Holzfäll-Hoppalas“<br />
„erntereif“ genagte Bäume nicht im<br />
Wasser, sondern auf der Straße oder<br />
der Stromleitung landen. Außerdem<br />
kann der recht plumpe Biber nicht<br />
so besonders gut fliegen und Sportklettern<br />
ist auch nicht seines, also<br />
Apfelbäume niedergeholzt und lecker<br />
Die Biologin Mag. Monika Eder ist Biberbeauftragte<br />
des Landes Tirol. Die<br />
RUNDSCHAU besuchte die „Nagetierlady“<br />
in Absam. RS-Foto: Bundschuh<br />
Früchtchen verspeist. Aus Sicht des<br />
Menschen kein korrekter Stil, für Biber<br />
hingegen „hohe Schule“.<br />
WASSERBAU UND EISEN-<br />
ZAHN. Biberburgen mit ihrem trockenen<br />
und behaglichen Schlaflager<br />
können bei über 20 m 2 „Wohnfläche“<br />
bis drei Meter in der Vertikalen betragen.<br />
Der Eingang ist aus Sicherheits-<br />
gründen stets unter Wasser zu halten<br />
und um dies zu gewährleisten, bauen<br />
Biber im Falle der Notwendigkeit<br />
Staudämme von bemerkenswerter<br />
Stabilität. Dazu kommen Vorratslager<br />
für den Winter mit eingelagerten,<br />
möglichst knospenreichen Ästen und<br />
Zweigen. Außerdem brauchen sie,<br />
um ungehindert schwimmen zu können,<br />
eine Wassertiefe von mindestens<br />
60 Zentimetern. Die mächtigen Nagezähne<br />
der „pelzigen Zimmerleut“<br />
schärfen sich selbst. Der Schmelz auf<br />
der Vorderseite der Zähne weist Eiseneinlagerungen<br />
(rot-orange Schmelzfarbe)<br />
auf, die Zahninnenseite ist<br />
weicher, daraus folgt Dauerschärfung.<br />
Außerdem wachsen die „Beißerchen“<br />
stets bereitwillig nach.<br />
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RUNDSCHAU Seite 17