Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Bauer Unser“<br />
Film über Wandel in der Landwirtschaft in Haiming gezeigt<br />
(ado) „Ein Liter Milch ist billiger als ein Liter Mineralwasser“<br />
– schon der erste Satz des kürzlich im Oberlandsaal Haiming gezeigten<br />
Dokumentarfilms des österreichischen Regisseurs Robert<br />
Schabus lässt ZuschauerInnen nachdenklich werden. Dass die Abschaffung<br />
der Milchquote nicht der einzige Grund für die schlechte<br />
wirtschaftliche Lage vieler Großbauern in Österreich ist und es<br />
durchaus Wege aus der Sackgasse der Lebensmittelindustrie gibt,<br />
zeigt der Film des Produzenten von „We feed the world“.<br />
Vermittlung | Bewertung | Beratung | Parifizierung<br />
Wir suchen Häuser, Wohnungen und Grundstücke für<br />
vorgemerkte Kunden.<br />
+43 (0)5442 6 40<strong>16</strong> | info@immo-auer.at | www.immo-auer.at<br />
Die Haiminger Grünen gemeinsam mit Regisseur Robert Schabus (4.v.l.) und Koordinatorin<br />
Barbara Czerny (2.v.r.).<br />
RS-Fotos: Dorn<br />
Drei großbäuerliche Betriebe, die<br />
den konventionellen Weg innerhalb<br />
der neoliberalen Lebensmittelindustrie<br />
gehen und drei kleinere, die<br />
jeweils einen ganz eigenen Weg gefunden<br />
haben, den Preiskampf am<br />
globalen Markt nicht ausfechten zu<br />
müssen, sind die österreichischen<br />
Drehorte des 20<strong>16</strong> ins Kino gekommenen<br />
Films „Bauer Unser“, der<br />
kürzlich im Oberlandsaal Haiming<br />
gezeigt wurde. Zur Vorführung eingeladen<br />
hatten die Grünen Tiroler<br />
Bauern, denen es auch gelungen war,<br />
Regisseur Robert Schabus nach Tirol<br />
zu bringen. „Ich habe bei meiner<br />
Recherche ständig den Satz gehört,<br />
in den freien Markt darf man nicht<br />
eingreifen. Dabei wird aber völlig<br />
19./20. April 2017<br />
verschwiegen, dass es schon lange<br />
keine Kostenwahrheit mehr gibt“,<br />
zeigt Schabus auf, dass die kapitalistisch<br />
geführte Landwirtschaft in der<br />
heutigen Lebensmittelindustrie nur<br />
äußerst geringe Überlebenschancen<br />
hat. So wurden beispielsweise auch<br />
die Eigenmarken der Lebensmittelhändler<br />
erfunden, „damit der Preis<br />
ausschlaggebend ist und nicht mehr<br />
der Lieferant“, so einer der Kritiken<br />
im Film. Und wenn man dann den<br />
Bauer mit seinen 1300 Schweinen<br />
im Film sagen hört, „Wir drehen an<br />
allen Schrauben, es kommt aber unterm<br />
Strich nicht mehr raus“ und als<br />
Gegenkonzepte jene Betriebe besichtigt,<br />
die durch ein breites Spektrum<br />
an biologisch produzierten bäuer-<br />
Die Filmvorstellung im Haiminger Oberlandsaal war durchaus gut besucht.<br />
lichen Produkten ein gutes Auslangen<br />
finden, wird einem die Absurdität<br />
jener Lebensmittelindustrie vor Augen<br />
geführt, die behauptet, dass ein<br />
Mehr an Produktion den Preis retten<br />
könnte. Diesen Widerspruch wollte<br />
auch Schabus mit seinem Film aufzeigen,<br />
denn: „Man kann nach dem<br />
Film nicht mehr sagen, die Größe<br />
bringt’s“, so der Regisseur.<br />
ALTERNATIVE MODELLE.<br />
Und so wie er die Probleme der Massentierhaltung<br />
aufzeigt, so präsentiert<br />
der Filmemacher auch Lösungen<br />
und Modelle, die den Weg aus dem<br />
Teufelskreis der Billigproduktion zu<br />
brechen imstande sind. Wie auch Benedikt<br />
Haerlin, Aufsichtsrat des Weltagrarberichts<br />
im Film zeigt, bleibt „die<br />
effizienteste Form, aus dem Boden<br />
die beste Verbindung der meisten Kalorien<br />
zu holen, der Gartenbau“. Dass<br />
in Europa der Boden nicht besonders<br />
vorteilhaft genutzt wird, sondern im<br />
Gegenteil noch riesige landwirtschaftliche<br />
Flächen zusätzlich aus Südamerika<br />
„importiert“ werden müssen, um<br />
den europäischen Bedarf an Soja zu<br />
decken, ist dabei eine der Kehrseiten<br />
der globalen Arbeitsteilung, wie<br />
sie auch Haerlin kritisiert. Ganz anders<br />
dagegen zeigt sich im Film die<br />
Welt der noch auf Vielfalt bauenden<br />
Kleinbetriebe. Ob jener Vorarlberger<br />
Biobauer, der vom Anbau bis zum<br />
Direktverkauf seiner zahlreichen Gemüsesorten<br />
alles selbst in der Hand<br />
hält oder das ostösterreichische Ehepaar,<br />
das sogar noch die Schafe selbst<br />
schlachtet und ausnimmt – die Beispiele<br />
geben Hoffnung. Auch wenn<br />
die Auswahl der Betriebe mit einem<br />
gewissen Fokus vorgenommen wurde,<br />
lässt sich wohl nicht bestreiten,<br />
dass die Vielfalt und die hohe Qualität<br />
des gesamten Produktionsablaufs<br />
mehr Sicherheit geben, am Markt zu<br />
bestehen, als das ständige Erhöhen<br />
der Quantität zulasten der Qualität.<br />
Den Konsumenten und den bäuerlichen<br />
Produzenten allein will Scha-<br />
bus jedoch nicht die Verantwortung<br />
geben, denn wie er meint: „Man kann<br />
nicht von jedem, der einkauft, verlangen,<br />
dass er alles weiß. Das ist Aufgabe<br />
der Politik.“ Und auf die Frage<br />
von Barbara Czerny, Koordinatorin<br />
der Grünen Bäuerinnen und Bauern<br />
Tirols, wieviel Diskurs es denn noch<br />
brauche, antwortet Schabus: „Auf jeden<br />
Fall noch mehr Diskurs zwischen<br />
Konsumenten und Bauern und auch<br />
politischen Diskurs, denn Baustellen<br />
gibt es noch viele, sowohl in der Gastronomie,<br />
als auch im Handel und<br />
durch den Druck von außen auch in<br />
der bäuerlichen Welt.“<br />
Ankauf von<br />
Gold &<br />
Silber<br />
jeden Donnerstag & Freitag (ausg.<br />
Feiertage) von 9.30 – 12.00 Uhr und<br />
13.00 – 18.00 Uhr<br />
A-6460 Imst, Ing.-Baller-Straße 4<br />
Tel.: + 43 (0) 676/9<strong>16</strong> 22 22<br />
info@goldwaage.biz<br />
www.goldwaage.biz<br />
Foto: JoLin/Shutterstock.com<br />
RUNDSCHAU Seite 29