Zermatt Magazin 2015
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78 <strong>Zermatt</strong> <strong>Magazin</strong> | Täsch<br />
Werden die Zonen verändert?<br />
Die Wildruhezone «Täschwang» in<br />
meinem Einzugsgebiet ist mit seinen<br />
3,2 km² stationär. Involviert<br />
sind die beiden Gemeinden Täsch<br />
und <strong>Zermatt</strong>, die ihre Vormeinungen<br />
abgeben konnten. Auch das<br />
Wild gewöhnt sich an eine solche<br />
Zone und zieht sich in die geschützten<br />
Gebiete zurück. Solange Bedarf<br />
bleiben die Wildruhezonen auch<br />
bestehen.<br />
«Jeder will sich<br />
in der Natur<br />
frei bewegen, aber keine<br />
Rücksicht auf die<br />
Tierwelt nehmen.»<br />
Sind die <strong>Zermatt</strong> Bergbahnen in die<br />
Wildschutzprojekte involviert und wie<br />
funktioniert die Zusammenarbeit?<br />
Die Zusammenarbeit funktioniert<br />
gut. Die <strong>Zermatt</strong> Bergbahnen erarbeiten<br />
in dieser Frage auch eigene<br />
und gute Konzepte. Sie leisten damit<br />
Pionierarbeit und nehmen eine<br />
aktive Vorreiterrolle ein. Sie erarbeiteten<br />
zusammen mit der Wildhut<br />
und dem Forst vor einigen Jahren<br />
ein Konzept für sogenannte Wildund<br />
Waldschongebiete im Umkreis<br />
der Skigebiete. Dieses Konzept<br />
wurde dann umgesetzt und seither<br />
in Absprache mit Vertretern der<br />
Bergführer und Skilehrern revidiert<br />
und angepasst.<br />
Diese Schongebiete ermöglichen<br />
dem Wild in unmittelbarer Nähe<br />
der Skipisten zu überwintern und<br />
Skitouristen und Wanderfreunde<br />
bekommen dadurch auch vermehrt<br />
Wild zu Gesicht.<br />
Wer kontrolliert, wer bestraft?<br />
Die Kontrolle über die Wild-Waldschongebiete<br />
im touristischen Einzugsgebiet<br />
übernehmen die Bergbahnen<br />
gleich selber. Fehlbare<br />
kommen nicht vor den Richter wie<br />
bei den polizeilichen Massnahmen<br />
der Wildhüter in der Wildruhezone<br />
Täschwang, sondern werden von<br />
den Bahnen vor Ort gebüsst. Federlesen<br />
gibt es dabei nicht: Wer ein<br />
verbotenes Wild- und Waldschongebiet<br />
durchfährt, wird von den Bergbahnen<br />
mit der Abnahme des Skiabonnements<br />
sofort bestraft.<br />
Arbeiten die Wildhüter mit dem Forst<br />
zusammen?<br />
Die Wildhut arbeitet sehr eng mit<br />
dem Forst zusammen. Der Wald hat<br />
in unseren Tälern klare Schutzfunktionen.<br />
Der Forst informiert über<br />
Wildschäden an Jungverwuchs. Ziel<br />
unserer Zusammenarbeit ist, dass<br />
der Jungwuchs aufkommt und auch<br />
das Wild Platz hat. Auch werden<br />
Biodiversität- Massnahmen zusammen<br />
getroffen um Wild und Wald zu<br />
fördern.<br />
Wer kontrolliert die Winter-Wildruhe?<br />
Das gehört zu den Aufgaben und<br />
Pflichten des Wildhüters. Er kontrolliert<br />
die Bestände, den Gesundheitszustand<br />
der Wildtiere so wie<br />
das Einhalten der Wildruhezonen.<br />
Wildhüter sind dafür da, um dem<br />
Wild als schwächstes Glied in der<br />
Kette neue Stärke zu geben.<br />
Zeigen Wanderer und Variantenskifahrer<br />
Verständnis für die ausgeschiedenen<br />
Wildruhezonen in ihrem<br />
Sportgebiet?<br />
Das Problem, das wir alle kennen,<br />
ist, dass sich der Mensch heute –<br />
und gerade in der Freizeit – nicht<br />
mehr einzwängen lassen will. Alles<br />
was mit Verboten, Vorschriften und<br />
Gesetzen zu tun hat, führt zwangsläufig<br />
zu Konflikten. Dazu kommt,<br />
dass es sich bei manchen Wildruhezonen<br />
um Gebiete handelt, die früher<br />
für sportliche Aktivitäten genutzt<br />
wurden.<br />
Wildhüter Bruno Tscherrig steht in treuer Pflichterfüllung<br />
rund um die Uhr im vielfältigen Einsatz.<br />
Die Zeiten ändern sich . . .<br />
. . . und wie! Die Ausrüstung hat<br />
sich ebenfalls geändert. Variantenskifahren<br />
und zeitlich unbegrenztes<br />
Schneeschuhlaufen sind dank des<br />
neuen Materials kein Problem<br />
mehr. Ich erinnere auch nur daran,<br />
dass die Tourenskifahrer einst erst<br />
im Frühjahr ihrem Sport frönten;<br />
heute sind sie schon mit dem ersten<br />
Schnee unterwegs.<br />
Zudem: Vor einem Jahrzehnt wurden<br />
in etwa 50’000 Schneeschuhe<br />
verkauft. Heute ist es pro Jahr über<br />
eine Viertelmillion.<br />
Fehlt der Bezug zur Natur?<br />
Bestimmt. Früher war der Bezug<br />
zur Natur eindeutig höher. Vor allem<br />
bei unserer Jugend sind das Verständnis<br />
und der Respekt vor der<br />
Natur nicht mehr genügend vorhanden.<br />
Jeder will sich in der Natur<br />
frei bewegen, aber keine Rücksicht<br />
auf die Tierwelt nehmen.<br />
Was sind die Konsequenzen?<br />
Das Wild hat keine Ruhe mehr.<br />
Das beste Beispiel ist der Rothirsch,<br />
der nur mehr nachts aktiv<br />
ist. Das ist auf die gesteigerten<br />
Aktivitäten der Menschen in der<br />
Natur zurückzuführen.<br />
Werden Verstösse gegen das<br />
Betretungsverbot auch geahndet?<br />
Zwangsläufig, sonst würden die<br />
Verbote auch keinen Sinn machen.