JB-2016
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ethnischen, kulturellen und geschlechtsspezifischen Besonderheiten<br />
ist Voraussetzung, um Jugendliche emotional<br />
und kognitiv zu erreichen“ (Landeskonzept, a.a.O.,<br />
S. 37). Darüber hinaus können Themen durchaus auch<br />
in Präventionsveranstaltungen in heterogenen Gruppen<br />
(wie Schulklassen) integriert oder exponiert platziert werden.<br />
Die Bedarfe werden jeweils in Planungsgesprächen<br />
erhoben.<br />
Youthwork will „Appetit“ und / oder „Heiß-Hunger“ machen<br />
auf präventive Kommunikation über Liebe, Sexualität<br />
& Partnerschaft – inklusive deren potentielle Risiken<br />
und Nebenwirkungen. Youthwork zielt auf sexuelle<br />
Gesundheit und auf die Befähigung, ein Schutzbedürfnis<br />
kommunizieren und durchsetzen zu können.<br />
Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung wirkt<br />
und ist zielführend im Hinblick auf eine Verankerung von<br />
Präventionswissen und die Stärkung der Handlungskompetenzen<br />
für die individuelle Gesunderhaltung sowie<br />
die Förderung eines nachhaltigen Schutzverhaltens<br />
und dessen Implementierung im persönlichen Lebensstil.<br />
Auch darüber erklärt sich gewiss zu einem nicht unwesentlichen<br />
Teil, dass Jugendliche in Deutschland und<br />
auch in unserer Region tatsächlich nicht zu den von HIV<br />
besonders riskierten Personengruppen zählen.<br />
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von AIDS-Prävention<br />
in sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen<br />
Ziel der Vermeidung von Primärinfektionen hat also<br />
nichts an Bedeutung verloren – und dass sie wirkt, beweisen<br />
nicht zuletzt die Infektions-Diagnose-Zahlen und<br />
Inzidenzannahmen des RKI (s. www.rki.de ) für das Jahr<br />
2015, wonach die Neuinfektionen (ca. 3.200) auf weitgehend<br />
stabil niedrigem Niveau geblieben sind. Dabei spielen<br />
Jugendliche generell keine exponierte Rolle. Zu beachten<br />
ist allerdings die Gruppe der 20-39-jährigen MSM,<br />
insbesondere in Großstädten. G erade hier ist auch ein<br />
signifikanter Zusammenhang mit den Syphilis-Inzidenzen<br />
bemerkenswert. Darüber bestätigt sich, dass HIV-Prävention<br />
zwingend STI-Prävention beinhalten sollte.<br />
Als Hauptgrund für den Anstieg bei jüngeren Schwulen<br />
gibt das Robert-Koch-Institut den Umstand aus, dass<br />
unter jüngeren Männern mit HIV ein höherer Anteil noch<br />
nicht unter antiretroviraler Therapie steht, so dass in dieser<br />
Gruppe eine höhere Übertragungswahrscheinlichkeit<br />
besteht. Dies wiederum korrespondiert mit der Annahme,<br />
dass ca. 50 % der Neuinfektionen von frisch Infizierten<br />
stammen, die zum Teil ihren Status noch gar nicht kennen<br />
(können – weil noch im diagnostischen Fenster befindlich).<br />
Die Berücksichtigung von anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten ist allerdings auch für Jugendliche anderer<br />
sexueller Orientierungen zunehmend bedeutungsvoll, da<br />
sich nach RKI-Angaben die Diagnosen insgesamt mehren.<br />
Auf die Erwähnung wirklich belastbarer Daten für das<br />
Berichtsjahr <strong>2016</strong> müssen wir zwar noch etwas warten,<br />
aber die bisherigen Hinweise scheinen sich einmal mehr<br />
zu verifizieren.<br />
Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten müssen<br />
eindeutig weiter enttabuisiert werden. Darüber reden zu<br />
können ist eine entscheidende Voraussetzung für Schutz<br />
und Diagnostik. Hier kommt der schulischen Arbeit eine<br />
besondere Bedeutung zu, denn über den Rahmen der<br />
Schulpflicht kann es besser als in weiteren Lebensphasen<br />
gelingen, möglichst viele Jugendliche die Erfahrung<br />
machen zu lassen, dass dies gelingen kann – dazu bedarf<br />
es guter Unterrichtsprozesse, geschulter Lehrkräfte<br />
(oder noch besser: sexualpädagogischer Fachkräfte)<br />
und am besten gezielter Projektformen in adäquaten Settings.<br />
Bei Jugendlichen tragen die Schulen (gemäß ihrem Auftrag,<br />
s. Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW vom<br />
30.09.1999, BASS 15 – 04 Nr. 1) zudem entscheidend<br />
zur spezifischen (Sach-) Informationsvermittlung bei. Sie<br />
sollen damit allerdings nicht allein gelassen werden. So<br />
wird ihnen über den –im Juli 2012- aktualisierten Runderlass<br />
zur „HIV/AIDS-Aufklärung in den Schulen“ explizit<br />
die „Zusammenarbeit mit außerschulischen Einrichtun-<br />
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