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SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Juni 2017

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| SCHLOSS ZWERGAPFELKERN | KUNST + KULTUR | 43<br />

Märchenschloss „en miniature“<br />

Dauerhaft zu bewundern im Buchheim Museum<br />

Dank einer großzügigen Schenkung kann das Buchheim Museum in Bernried jetzt<br />

seinen Besuchern das Lebenswerk des deutsch-amerikanischen Bühnenbildners<br />

Herbert Scherreiks präsentieren: das fantastische Schoss Zwergapfelkern.<br />

Das zauberhafte Modellschloss im<br />

Maßstab 1: 25, mit seinen unzähligen,<br />

fein ausgearbeiteten Details<br />

hat jetzt, zehn Jahre nach dem Tod<br />

seines Schöpfers, im Buchheim Museum<br />

seine Heimat gefunden. 60 Jahre lang<br />

hatte der Bühnenbildner und Kostümdesigner<br />

Herbert Scherreiks in seiner Freizeit<br />

an dem Schloss gearbeitet. 1930 in<br />

New York geboren, hatte er schon mit<br />

fünfzehn Jahren begonnen, in seiner Heimatstadt<br />

Industriedesign und Grafik zu<br />

studieren. 1951 kam er als Soldat nach<br />

Bayern. Nach seiner Entlassung nahm er<br />

ein Kunststudium an der Akademie der<br />

Bildenden Künste in München mit den<br />

Schwerpunkten Bühnenbild und Kostümdesign<br />

auf. Anschließend arbeitete er für<br />

viele deutsche und schweizerische Theater<br />

und Opernhäuser. Von 1956 bis zu seinem<br />

Tod 2016 lebte er im Künstlerhof in<br />

München-Neuhausen.<br />

Im Rahmen seines Studiums hatte Herbert<br />

Scherreiks von seinem Professor<br />

Helmut Jürgens einst die bühnenbildnerische<br />

Aufgabe erhalten, Gewölbedecken<br />

zu entwerfen. Scherreiks entwickelte<br />

das Thema am Modell – und schuf<br />

damit die ersten Fragmente seines fantastischen<br />

Lebensprojektes „Schloss<br />

Zwergapfelkern“, das die verschiedensten<br />

Gewölbeformen beherbergt. Inspirationen<br />

zur Belebung des Bauwerks<br />

empfing Scherreiks durch alte Puppenhäuser,<br />

die er immer wieder im Münchner<br />

Stadtmuseum betrachtete. Dank<br />

tiefer kunsthistorischer Kenntnisse und<br />

zügelloser Spielfreude gelang es ihm,<br />

eine miniaturisierte Wunderwelt von<br />

märchenhafter Dichte zu kreieren. Wie<br />

viele „echte“ Großbauwerke, etwa das<br />

Heidelberger Schloss, setzt sich auch<br />

das „Schloss Zwergapfelkern“ aus Bauteilen<br />

verschiedener Epochen zusammen.<br />

Es enthält eine schier unermessliche<br />

Folge von Räumen, die sich in<br />

detailverliebter Präzision in den Stilen<br />

der Romanik, der Gotik, der Renaissance,<br />

des Manierismus, des Barocks, des Rokoko<br />

und der Neorenaissance präsentieren.<br />

Relikte von Bühnenentwürfen,<br />

Fundstücke, Geschenke und kunsthistorische<br />

Kleinodien haben ihren Platz in<br />

der winzigen Wunderwelt gefunden. Die<br />

Auffahrt zum Hauptportal wird von einem<br />

imposanten Obelisken beherrscht,<br />

einem Geschenk von seinem Freund,<br />

dem Romanautoren Herbert Rosendorfer,<br />

der daher das „Rosendorfer Monument“<br />

genannt wird. Dieser trug auch<br />

zur Namensfindung bei: „Crabapple“ –<br />

die englische Bezeichnung für Zwergapfel.<br />

Doch es sollte etwas noch Kleineres<br />

sein. Ein Sohn Rosendorfers fand die<br />

Lösung: Noch kleiner als ein Zwergapfel<br />

sei ein Zwergapfelkern. So kam das<br />

„Schloss Zwergapfelkern“ zu seinem Namen.<br />

Das Buchheim Museum erhielt dieses<br />

Puppenschloss der Phantasie als Schenkung<br />

aus dem Nachlass Scherreiks. Zusammen<br />

mit Bühnenbildern, Kostümentwürfen<br />

und Bildkästen, die ihrerseits<br />

phantastische Mikrokosmen beinhalten,<br />

allesamt Leihgaben aus dem Nachlass<br />

Scherreiks, wird es nun erstmals der<br />

Öffentlichkeit gezeigt. Die Ausstellung<br />

bietet einen Querschnitt durch Scherreiks<br />

Lebenswerk – und entführt den<br />

Besucher in das poetische Paralleluniversum<br />

dieses eigensinnigen deutschamerikanischen<br />

Künstlers. #<br />

INFORMATIONEN www.buchheimmuseum.de<br />

FOTOS Buchheim Museum der Phantasie,<br />

Bernried <strong>2017</strong>, Constantia Rosendorfer

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