25_Jahre_Alpenkonvention
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aber letztlich bei den Inhalten der <strong>Alpenkonvention</strong> nicht berücksichtigt.<br />
Damit wurde eine wichtige Möglichkeit, die Protokoll-Inhalte sehr viel konkreter<br />
auszugestalten, nicht realisiert.<br />
3.7 Die Vielfalt der Alpenkulturen und die <strong>Alpenkonvention</strong><br />
Die <strong>Alpenkonvention</strong> stellt das politische Dach für einen Alpenraum dar, der nicht<br />
nur in wirtschaftlicher und sozio-kultureller Beziehung sehr heterogen strukturiert<br />
ist, sondern der auch im 19. und 20. Jahrhundert sehr lange Zeit durch sehr<br />
unterschiedliche staatliche Rahmenbedingungen (und durch erbitterte Kriege)<br />
geprägt wurde. Diese Erfahrungen haben sich tief in die kollektive Erinnerung<br />
eingegraben und erschweren eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit stark.<br />
Die politische Grundlage der <strong>Alpenkonvention</strong> – die heute meist nicht mehr<br />
bekannt ist – war die Annäherung der staatlichen Berggebietspolitiken in den<br />
1980er <strong>Jahre</strong>n im Alpenraum (siehe dazu Bätzing 2015, S. 342-344), die jedoch<br />
die Heterogenität nur oberflächlich etwas reduzierte – Staats- und Sprachgrenzen<br />
waren und sind weiterhin sehr stark in den Alpen ausgeprägt.<br />
Bei der Erarbeitung der Inhalte der <strong>Alpenkonvention</strong> ging es daher nicht nur darum,<br />
gemeinsame, alpenweit anerkannte Inhalte zu erarbeiten, sondern gleichzeitig<br />
auch immer darum zu verstehen, das „Le Alpi“, „Les Alpes“ oder „Die Alpen“<br />
nicht überall eine identische Bedeutung besitzen, sondern mit unterschiedlichen<br />
normativen Inhalten besetzt sind (siehe dazu grundsätzlich Bätzing 2002, S. 75-<br />
78).<br />
Am Anfang spielte das wechselseitige Verstehen fremder Gedankenwelten und<br />
Mentalitäten bei der <strong>Alpenkonvention</strong> noch eine wichtige Rolle – angeregt durch<br />
die CIPRA, bei der die Mehrsprachigkeit einen hohen Stellenwert besaß, um der<br />
alpinen Vielfalt gerecht werden zu können –, aber im Laufe der Zeit schwand<br />
dieses Interesse, was sich u.a. darin ausdrückte, dass die Arbeiten der <strong>Alpenkonvention</strong><br />
immer öfters in englischer Sprache durchgeführt wurden.<br />
Eigentlich wäre es eine wichtige Aufgabe der <strong>Alpenkonvention</strong> gewesen, das<br />
wechselseitige Verständnis der so unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten<br />
im Alpenraum im Sinne eines Kulturaustauschs aktiv zu fördern, sozusagen als<br />
kulturellen Unterbau für das politische Dach der Alpen. Aber die zuständigen<br />
Umweltminister sahen diese Notwendigkeit nicht und erteilten der <strong>Alpenkonvention</strong><br />
dafür weder einen politischen Auftrag, noch stellten sie ihr dafür Finanzmittel<br />
zur Verfügung.<br />
Aus diesem Grund stehen die einzelnen Kulturen und Mentalitäten der Alpen<br />
heute nach wie vor relativ isoliert nebeneinander, was für die Arbeit der <strong>Alpenkonvention</strong><br />
ein gewisses Hemmnis bedeutet.<br />
3.8 Zusammenfassende Bewertung<br />
Da die <strong>Alpenkonvention</strong> ein innovatives Vertragswerk mit Pioniercharakter ist,<br />
<strong>25</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Alpenkonvention</strong><br />
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