13.07.2017 Aufrufe

BIBER 07_17 ansicht

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3<br />

minuten<br />

mit<br />

Dem<br />

Refugee-Cop<br />

Sein Name ist Kammerer,<br />

Manfred Kammerer. Als<br />

Refugee-Contact-Officer sorgt<br />

er dafür, dass in Ottakring<br />

Flüchtlinge und Anrainer<br />

friedlich zusammenleben.<br />

Von Melisa Erkurt<br />

Foto: Marko Mestrović<br />

<strong>BIBER</strong>: Sie sind seit 2015 Refugee-Contact-Officer.<br />

Was kann man sich unter dieser Berufsbezeichnung<br />

vorstellen?<br />

MANFRED KAMMERER: Ich bin seit 15 Jahren in<br />

der Jugendprävention an Schulen tätig. Mit der<br />

Flüchtlingswelle 2015 wurde ich zum Refugee-<br />

Contact-Officer ernannt und betreue die Flüchtlingsunterkunft<br />

des Arbeitersamariterbunds bei uns in<br />

Ottakring. Ich stehe in regem Kontakt mit der Leitung<br />

dort, halte Vorträge vor den 300 Flüchtlingen,<br />

kläre sie über strafrechtliche Folgen, sexuelle Belästigung<br />

und die Rechte der Frauen auf. Ich versuche<br />

auch den Anrainern die Ängste zu nehmen.<br />

Gab es denn schon Probleme mit den Flüchtlingen?<br />

Nur Scharmützel, nie etwas Gröberes. Höchstens<br />

eben ein paar Raufereien zwischen den jugendlichen<br />

Flüchtlingen, Personen von außen waren<br />

aber nie beteiligt. Es ist auch kein einziges Mal zu<br />

sexueller Belästigung gekommen.<br />

Das hat man wahrscheinlich auch zum Teil Ihrer<br />

Arbeit zu verdanken.<br />

Ich erkläre den Jugendlichen was sexuelle Belästigung<br />

in Österreich bedeutet. Ich habe auch die<br />

Badeordnung auf ihre Muttersprachen übersetzen<br />

lassen und mithilfe von Dolmetschern erklärt, dass<br />

Frauen nicht ihnen gehören.<br />

Und trotzdem gibt es Anrainer, die sich vor den<br />

Flüchtlingen fürchten?<br />

Ja, manche trauen sich nicht durch den Park zu<br />

gehen, weil die Flüchtlinge dort sitzen. Denen sage<br />

ich dann, dass es noch nie zu Problemen gekommen<br />

ist. Die Leute sind durch die Medien verunsichert,<br />

aber ich führe die Statistiken zum Teil ja<br />

selbst und kann ihnen versichern, dass das ganz<br />

normale Jugendliche sind, die einfach nur im Park<br />

Fußball spielen wollen.<br />

Begegnen die Flüchtlinge Ihnen mit Vorurteilen, weil<br />

Sie Polizist sind?<br />

Viele hatten anfangs Angst vor der Polizei. In ihren<br />

Heimatländern kommt die Polizei, wenn wer tot ist.<br />

Sie haben auf der Flucht auch nicht immer positive<br />

Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Sie merken<br />

aber schnell, dass die österreichische Polizei anders<br />

ist.<br />

Was machen Sie, um die Flüchtlinge besser zu<br />

verstehen?<br />

Ich schule mich im Umgang mit Flüchtlingen und<br />

erweitere in Kursen der MA<strong>17</strong> mein Wissen über<br />

den Islam. Wenn sie dann sagen: „Im Koran steht<br />

das und jenes“, dann kann ich sagen: „Na, Moment<br />

mal, im Koran steht aber auch, dass...“.<br />

Ist die Integration der Flüchtlinge gelungen?<br />

Mir taugt das voll, dass die geflüchteten Kinder<br />

und Jugendlichen so brav zur Schule gehen und<br />

Deutsch lernen. Wenn sie mich mit „Guten Tag, Herr<br />

Kammerer“ grüßen und wir plaudern, ist das schon<br />

toll.<br />

Name: Manfred Kammerer<br />

Alter: 54<br />

Wurzeln: Wien Ottakring<br />

Besonderes: Erhielt 2015 den Award für "Besondere Verdienste auf dem<br />

Gebiet der Prävention, der Menschenrechte und des Opferschutzes".<br />

/ 3 MINUTEN / 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!