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BIBER 07_17 ansicht

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AUSBILDUNG<br />

SYRISCHER<br />

FLÜCHTLINGE<br />

25 % STUDIUM<br />

37 % MATURA<br />

24 % PFLICHTSCHULE<br />

12 % GRUNDSCHULE<br />

2 % KEINE SCHULBILDUNG<br />

aufscheinen. 211 Syrer sind offiziell als Selbstständige<br />

gemeldet. Sie haben den Markt in eine Preiskampfzone<br />

verwandelt. „Türken verkaufen zu Fixpreisen,<br />

wir senken die Preise, um mehr zu verkaufen“, sagt<br />

der syrische Greißler Mohamed Lababidi. Seine<br />

Landsleute bieten Falafel-Rollen plus Getränk ab<br />

1,80 Euro an, das salzige Jogurt Ayran ab 50 Cent.<br />

Polnische Eier kosten 2,40 Euro pro 30 Stück. Zuvor<br />

lag der niedrigste Preis bei ebenfalls nicht gerade<br />

hühnerfreundlichen 3,50 Euro. „Sogar Fäuste sollen<br />

einmal geflogen sein“, erzählt man sich am letzten<br />

österreichischen Würstelstand mit neuerdings<br />

arabischen Nachbarn. Ein Kellner eines türkischen<br />

Restaurants beäugt die Menschentraube vor einem<br />

der neuen Stände und schüttelt den Kopf. „Wir<br />

kamen mit nichts, haben uns das hier aufgebaut.<br />

Sie haben die Taschen voller Scheine, weil sie Geld<br />

vom Staat bekommen. Und sehen Sie sich diese<br />

Dosen-Wirtschaft an!“ Ähnlich grantig haben wohl<br />

einst österreichische Marktleute auf die Ankunft der<br />

Türken reagiert. „Syrer spielen mit Preisen. Doch gut<br />

für die Kunden“, meint Redakteur Ammar Jalali.<br />

Nicht jeder hat nach der Flucht das nötige<br />

Kleingeld für einen syrischen Imbissstand oder ein<br />

Restaurant. Manchen reicht die eigene Küche und ein<br />

Internet-Zugang. Es gibt syrische Frauen, die über<br />

„Social-Media-Restaurants“ auf Bestellung Originalgerichte<br />

in einer Qualität kochen, die man selbst in<br />

syrischen Restaurants schwer findet.<br />

MAN SPRICHT AUCH DEUTSCH?<br />

Der Verkäufer Lababidi genießt es, Einheimischen<br />

syrische Spezialitäten zu empfehlen, und hat damit<br />

Freunde gewonnen. Andere Syrer bewegen sich noch<br />

immer in einer rein arabischen Welt. Meist macht die<br />

Sprache den Unterschied aus. „Die Voraussetzungen<br />

sind heute vollkommen andere. Wir haben unser Angebot<br />

an Deutschkursen massiv ausgebaut, weil wir die<br />

Fehler von früher vermeiden wollen“, sagt Integrationsminister<br />

Sebastian Kurz (ÖVP).<br />

„Wir warteten drei Jahre auf unseren Asylstatus und<br />

fünf auf einen Deutschkurs. Der Unterschied zu früher<br />

ist wirklich gigantisch“, erzählt Redakteurin Lajla Asujeva.<br />

Die 50-jährige Tschetschenin erinnert ihre syrischen<br />

Kollegen daran, wie privilegiert sie im Vergleich zur<br />

tschetschenischen Flüchtlingswelle vor über zehn<br />

Jahren sind. Den türkischen Gastarbeitern wiederum<br />

fehlte einst das Geld oder die Zeit für Deutschkurse.<br />

Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ), die wegen ihrer<br />

palästinensischen Wurzeln mit den Redakteuren auch<br />

Arabisch smalltalkt, sagt: „Bisher haben Flüchtlinge<br />

bis zum ersten Sprachkurs viel zu viel Zeit verloren. Ab<br />

September müssen sie ein Integrationsjahr durchlaufen.“<br />

Während Redakteur Aladin sich in Richtung<br />

C1-Sprachlevel quält, gibt seine Tochter bereits<br />

Nachhilfe in Mathematik. Er ist vor fünf Jahren mit<br />

fünf Kindern nach Österreich ausgewandert. Bildung<br />

Vor dem Markt bringt Mai Nayef, die seit 2 Jahren im Land ist, ihre<br />

Kinder in den Islam-Kindergarten.<br />

74 / INSIDE AUT /

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