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Eine Ergänzung zur Anti-Ageing-Hormontherapie ist das so<br />
genannte «Dinner Cancelling», eine bestechend einfache Methode,<br />
die propagiert, das Abendessen ausfallen zu lassen – wenn auch<br />
nicht täglich, so doch ab und zu. Die Idee dahinter greift wiederum<br />
auf den Hormonspiegel zurück: Je weniger Kalorien der Körper zur<br />
Verfügung hat, desto mehr Hormone schüttet er aus. Eines der<br />
wichtigsten, Melatonin, produziert er hauptsächlich nachts. Eine<br />
angemessene körperliche Ruhephase ist also Voraussetzung für eine<br />
ausreichende Hormonversorgung. Wer das Abendessen ausfallen<br />
lässt, tut demnach nicht nur etwas für seine schlanke Linie, sondern<br />
verpasst seinem Körper einen eigentlichen Hormonkick. Und was wir<br />
uns schon immer erhofft haben, wird Wirklichkeit, nämlich im Schlaf<br />
jung und schön zu werden!<br />
Wer sich beim Abendessen zurückhält, soll dafür das Frühstück<br />
mehr gewichten, und auch das Mittagessen darf ruhig ausgiebiger<br />
als das immer gleiche Sandwich sein. Hauptsache<br />
abwechslungsreich. Das bestätigt auch<br />
Catharina Garbers, diplomierte Ernährungsberaterin<br />
am Universitätsspital Zürich. Sie kennt<br />
die Zusammenhänge zwischen richtiger Ernährung<br />
und «ewiger <strong>Jugend</strong>»: «Das lässt sich<br />
nicht auf ein einziges Nahrungsmittel reduzieren.<br />
Aber es ist unbestritten, dass eine gesunde<br />
Ernährung zu einem guten Lebensgefühl beiträgt und die Schönheit<br />
unterstützt.» Täglich frisches Obst, Gemüse und Salat versorge den<br />
Körper reichlich mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen.<br />
Ebenso wichtig sei es, ausreichend zu trinken. Wasser ist tatsächlich<br />
der Quell des Lebens; erstens braucht der Körper viel Wasser und zweitens<br />
sorgt es in der Kosmetik für reine, straffe, also jugendliche Haut.<br />
Legendärer Beweis dafür, dass sich dank gesunder Ernährung ein<br />
hohes Alter in «<strong>Jugend</strong>lichkeit» erreichen lässt, sind die Hunza. Das<br />
Volk im Norden des heutigen Pakistan, auf einem Hochplateau des<br />
Himalaya, hatte schon immer einen überdurchschnittlich hohen<br />
Anteil an über 100-Jährigen. Das Geheimnis dieser jung gebliebenen<br />
Alten scheint, zumindest zum Teil, in ihrer Ernährung zu liegen.<br />
Abgesehen davon, dass Essen nie in rauen Mengen vorhanden war,<br />
ernährten sich die Hunza hauptsächlich von getrockneten Aprikosen,<br />
Walnüssen, Mandeln und Haferflocken, aus heutiger Sicht eine<br />
geradezu ideale Zusammensetzung: leicht, mit genügend Vitaminen<br />
und Ballaststoffen. Die Hunza haben im Lauf des letzten Jahrhunderts<br />
zahlreiche Forscher fasziniert. Unter ihnen auch einen jungen<br />
Schweizer Arzt, Maximilian Bircher. Die Idee zu seinem damals<br />
revolutionären «Birchermüesli» stammt von den Hunza und ihren<br />
Knabbereien, über die Bircher in einem Bericht gelesen hatte.<br />
Während ein gesunder Lebenswandel die wohl harmloseste Form<br />
des Strebens nach ewiger <strong>Jugend</strong> ist, gehen Hormonbehandlungen,<br />
Botoxinjektionen und Fettabsaugen bereits ein paar Schritte weiter;<br />
Langzeitstudien über Wirksamkeit und Nebenwirkungen liegen<br />
jedoch noch nicht vor. Richtig handfest wird der <strong>Jugend</strong>wahn dann<br />
auf dem Operationstisch. Vom einfachen Lidstraffen bis zur Neuerfindung<br />
des eigenen Körpers ist alles zu haben. Eines der extremsten<br />
Beispiele ist Cindy Jackson. Die Amerikanerin hat unzählige Operationen<br />
über sich ergehen lassen, um ihrem Vorbild, der Barbiepuppe,<br />
nachzueifern. Das Resultat ist in der Tat verblüffend und unter<br />
www.cindyjackson.com zu bewundern. Einen anderen Zweck als<br />
«Über kosmetische<br />
Korrekturen wird heute<br />
offener gesprochen.»<br />
Dr. Jan Poëll<br />
banale jugendliche Schönheit verfolgt die französische Künstlerin<br />
Orlan. In mehreren Operationen, die sie als eigentliche Kunsthappenings<br />
inszeniert, lässt sie ihr Gesicht und ihren Körper nach<br />
Schönheitsidealen aus der Renaissancezeit ummodeln, wobei nicht<br />
die Harmonie im Zentrum steht, sondern jede Operation einen bestimmten<br />
Körperteil transformieren soll. Als Vorbilder dienten bis jetzt<br />
die Stirnpartie der Mona Lisa, die Nase einer Dianaskulptur aus der<br />
Schule von Fontainebleau und das Kinn von Botticellis Venus.<br />
«Ewige <strong>Jugend</strong>» ist also weder schmerzfrei und billig zu haben,<br />
noch ist sie ewig. Was bleibt da noch? Entweder das Altern zu<br />
ignorieren oder, noch besser, es nach Lust und Laune zu geniessen.<br />
www.fragensiefraudoktor.de hat auch schon die passenden, nicht<br />
ganz ernst gemeinten Vorschläge zur Hand: Vergessen Sie Ihr Geburtsdatum<br />
und verheimlichen Sie es vor anderen. Oder: Umgeben<br />
Sie sich nur noch mit Menschen, die mindestens zehn Jahre älter<br />
sind als Sie. Und am besten: Meiden Sie Menschen,<br />
die Ihnen ewige <strong>Jugend</strong> versprechen,<br />
denn durch den täglichen Kampf gegen den<br />
eigenen Alterungsprozess vergessen diese<br />
allzu gern das Leben.<br />
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24 Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong>